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Huer Tageblatt IS. Jahrgang Ireitag, cken 3. Oktober 1S24 Nr. 23t EM Mnzttger fm -as Erzgebirge ZZM ^«sprech - stnfihluß Nr. SS. e ,«Mch, z.il»« .gramme: Lagrdiatt fiurrrrorbirg». Enthalten- -le amtllchen öekannrmachungrn -es Nates -er Gta-t UN- -es Dmtsgerlchts ^lue. poMeck-Ksnt»! ftmt »ttpz«- Nr. Reichskanzler Marx zur Regierungsfrage. Verhandlungen mit Sozialdemokraten und Deutschnationalen. Berlin. 2. Oktober. Der Reichskanzler wird heut«; onnerStap mit den Parteiführern der Regierungspar teien eine Besprechung über die durch Hie Entschließun gen des Vorstandes der Deutschen Volk-Partei und de:: Teutschnattonalen Meder aufgeworfene Frage der Re gierungsumbildung haben. Einige Lage Mter Wir1> ger Reichskanzler dann die Parteiführer der Sozial demokratie und der Deutschnationalen empfangen. Dar aus ergibt sich, .daß der Reichskanzler auf dem (Stand punkt bleibt daß er die Verhandlungen nicht im Sinn; des Bürgerblocks sondern im Sinne der Volk-gemein schäft also nur gleichzeitig .nach! rechts und nach Jink" sichren kann. Trotz der ablehnenden Stellungnahme, die die So laldemokraten gestern im „Vorwärts" zum AuSdru.' grachten. werden sie der Einladung zur Besprechung Folge leisten. Reichskanzler Marx batte ein Interview mit de „Germania". wobei der Kanzler u. a. ausführte r „Daß «ine Erweiterung der RegierungSkoalttion i Erwägung gezogen werden mußte sobald die.dringen den Aufgaben der finanziellen und wirtschaftlichen Ge 'undung im Innern etngelettet und eine vorläufige Re aelung der Reparationsfrage erzielt war, ist.für mir stet- selbstverständlich gewesen. Die Aufgabe, die eS letz im Innern zu lösen gilt, um die wirtschaftliche Gefun düng nicht erneut zu gefährden, erfordert unbeding di« Zusammenfassung aller nationalen, wirtschaftliche, und gesellschaftlichen Kräfte. Ich bin daher entfchlossen mich sowohl mit der Sozialdemokratischen wie auch mi der Teutschnattonalen Partei in Verbindung zu seher um von ihnen zu erfahren, .ob sie entschlossen sind, .di Lösung der wichtigen, in den kommenden Monaten zi erledigenden Aufgaben gemeinsam mit den bisherigen Koalition-Parteien durch bätige Mithilfe an der Reich»« regterung mit durchzuführen. Mich leitet dabet der Ge danke der Volksgemeinschaft, die alle die Kräfte und Kreise des deutschen Volke- umfassen soll hie durch die Tat bewiesen haben, daß ihnen die Rettung des deutschen Volkes und der Wiederaufbau unsere- Vater landes auf dem Boden der bestehenden staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung Aufgabe und Pflicht ist. Man kann nicht verkennen, daß es in den letzten Jahren ohne die entschiedene Unterstützung der.sozial demokratischen Fraktion nicht möglich! gewesen wäre durch die der Regierung gegebene Ermächtigung auf Hem Verordnungswege Deutschland vor dem wirtschaftlichen und sozialen Chaos zu bewahren und ferner /die von der Regierung geführte Politik hinsichtlich HeS Sachver ständigengutachtens und der Londoner Abmachungen zu sichern. Ich erachte es darum als meine Pflichte an die Sozialdemokratie heranzutreten und sie zur Mit arbeit an der Reichsregierung aufzufordern. Andererseits liegt es aber auch im dringenden va terländischen Interesse daß die starken nationalen uni wirtschaftlichen Kräfte, die in der Teutschnattonalen Volkspartei geborgen sind, .für die positive Regierungs arbeit fruchtbar gemacht werden. Ich verstehe, .daß au' manchen Seiten starke Hemmungen und heftiges Wider streben überwunden werden muß um diese Durch führuni des Gedankens der Volksgemeinschaft gutzuheitzen. Eiw andere Art vaterländischer Volksgemeinschaft ist aber für mich nicht denkbar, und ich heg« das Lertrauen daß es angesichts der zwingenden Anforderungen de, Stunde möglich sein muß, .alle Kräfte de» deutscher Volkes zusammenzufassen, wm Deutschland wieder gros und frei zu machen.- Die Pariser Wirtschaftsbesprechungen. -erriot bezeichnet die Verhandlungen als wettere Etappe zum Frieden. Parts, .1. Okt. Die deutsch-französischen Handel» Vertrag-Verhandlungen wurden heute nachmittag L Nht mit einer formellen Sitzung im Uhrensaal des Mintste rtumS für Auswärtig« Angelegenheiten eröffnet. Her riot begrüßte die deutsche Delegation und erklärte ir seiner Ansprache, daß er die fetzt beginnenden Verband lungen als eine wettere Etappe auf dem Wege zun Frieden auffasfe. Botschafter v. Hoesch erwiderte hier auf ^md erklärte, daß die Verhandlungen deutscherseits mit dem aufrichtigen Wunsche, zu einem Einverständnis mit der französischen Regterung zu gelangen geführt würden, in der Hoffnung, daß.dadurch die normaler Beziehungen zwischen Frankreich .und Deutschland, in« besondere aber der Warenaustausch, gefördert werden Rach Beendtgung Her Sitzung.fand eine.Unterredung Mischen de» beiden Delegationsführern, Handel-Minister Rehnoldh und Staatssekretär Lr. Trendelenburg statt um sich! über die Arbeitsmethoden zu verständigen. Die sächsischen Handelskammern haben der Reichs regierung gngesicht» der nunmehr in Parts beginnender Verhandlungen über einen deutsch-französischen Han delsvertrag Hie nachstehende Erklärung zugehen lallen: Gelegentlich der Rundreise, di« der französisch« Han- delsmintster zur Prüfung der Wirtschaftslage in Elsaß. Lothringen unternommen Hat ist beim! Besuch der ver sthtedenen Handelskammern des Lande» immer Wiede- die Forderung Hufgestellt worden, daß mit Deutschland nur dann ein Handelsvertrag abgeschlossen werde > wem e» auch über den 10. Januar 1925 hinaus in di« zollfreie Einfuhr elsaß-lothringischer Waren willige. Dc in Elsaß-Lo Ihringen der Standort wichtiger Industrie zweige ist die auch in Sachsen mit 'vielen namhafter Unternehmungen vertreten sind würde die weitere zoll freie Einfuhr ihrer Erzeugnisse auch für die künftig, Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Industrie von ein schneidender Bedeutung sein. Schon in den nun Hali vergangenen 5 Jahren seit der Unterzeichnung He» so genannten FrledenSvertrage» haben die elsaß-lothringi schen Waren Lausenden von deutschen Arbeitern ein« zu ihrem Lebensunterhalt ausreichende Beschäftigum genommen, und die deutsche Industrie ist an chrem Wie deraufbau durch Pen erzwungenen Wettbewerb dies« Waren behindert worden. Die sächsischen Handelskammern erwarten daher do» der ReichSregterung daß.sie einen Handelsvertrag mi Frankreich nur unter der Bedingung gbschlietzt. daß HP zollfrei« Einfuhr von elsaß-lothringischen Waren mi dem 10. Januar 1925 unter allen lünständen ein End< findet. > Kittkelse Ser 2. ff lll voraurstchtllcd sm 7. Mobec. Bnftntsi I» Laiehurst am lü Oktober «ewachM. Washington, 1. Okt. Dem Marinedepartement wur de heut« mitgeteilt, .die «merikafahrt des neuen Zeppe linkreuzer» werd« voraussichtlich am 7. Oktob«r ange- trete« w«rd«n, di« Ankunft d«S Luftschiffe« Hn.Wua- hafen Lakehurst wäre demgemäß am 10. oder 11. Oktober bu ««warten. All« erforderlich«« Vorbereitungen sind »t«r getroffen. E» steht bereit« .fest daß da» Luftschiff schon am «st«n Lage nach seiner Ankunft verschieden« Probefahrten auf dem amerikantfchen Kontinent sinter- mchnwn soll auch Abstecher nach Rewpork und Wa shington sind vorgesehen. , Bbstmz de« schnellste« FW««»« de» Wett. Der ichneNst, »«oplan der Wett ,«e «urttdd Ravh Ra«r" ist. wie au» MewhoiB gemeldet wird »ab- gestürzt. De» Pilot,.Leutnant Wkegande» Piarfon. fand den Lod, -l- er fetzt seine« eigenen Rekord zu brach« deoftichte. pariser öückrrlä-en gestürmt. Genf 1. Ott. Rach Meldungen aus Part» fand«, am Montag mittag in St. Antonia Demonstration« gegen di« erhöhten LebenSMtttelpreife statt. Dm .Journal" zufolge wurden zw«i Bäckerläden gestürm und demoliert. Dl« Brotpreis« werden Mittwoch un weitere ö Sou» erhöht. Auch die OmnibuSbahnen.er Höhe« di« Tarif« ab 5. Oktober um 10 SouSHro Fahpt Und de» Franken stürzt . . . Rotterdam. I Ott. Der „Evurant" meldet am Rewtzork t Seit gestern ist wieder ein andauernd« Rück gang d»» französischen Franken zu verzeichnen^ nach börslich fiel derftlb« bi» auf 5,18. Di« „World" nennt al» Ursach« de» neu« Franken- stürze» da» Scheitern b« Verhandlung« über einer neuen Morgankredit. S-uch«» Beeline» Betschest», k Part», ,1. Oft. Ver ,«L-mpd" meldet, daß der ftü- , Here Minister Loucheur »um Botschafter in v«ltn s» l nannt w«d« soll. Mensel. Okt. In der RachmittagSsitzungHer Völker bund-Versammlung erklärte der Führe« der französischen Delegation, .Frankreich tret« dem Protokoll hei. All!« wetteren Delegierten (auch der japanische) erklärt« in der wetteren Nachmittag»- und in der ^späten Racht- sttzung ihre Zustimmung zum Protokoll»,einig« Horb«- haltltch der Entscheidungen ihrer Regierung«». Die Rachtsttzung ging um 1.12 Uhr zu Ende. Man Hofft daß in der morgigen Vormittag-sitzung Hi« Abstimmung über da» Protokoll erfolgen kann. Mm Rachmtttag wird dann die Wahl der sechs nichtständig« RaMmttglteder vorgenommen werden, worauf .Präsident Motta die Schlußrede halten und die Völkerbund-Versammlung ihre diesjährige Laguna abschließ« wird. / Das Genfer Protokoll. Genf, 1/Oktober. Da» heut« nacht endgültig redigierte Protokoll, da» bet Beginn der heutigen Versammlung allen Delegiert« über reicht wurde, hat den Titel „Protokoll Mr die friedliche Re gelung bet internationalen Konflikten-. Der endgültige Tert enthält «in« Präambel und 21 Artikel. Die Präambel laulet: „Die Unterzeichneten sind beseelt von dem festen willen den allgemeinen Frieden und die Sicherheit der Völker, deren Tristen,, Unabhängigkeit oder Gebiet, dedroht sein könnten, ,n sichern. Sie anerkennen di« Solidarität, die all« Mitglieder der internattonalen Gemeinschaft vereinigt, erklären, daß der «greifend« Staat ein« Brach dies,» Soli darität «nd «in internationale» »«brechen begeht, und wünschen die volle Anwendung de, völkerbnndpakte» für die sriediiche Regelung der Streitfälle d«, ,wischen den SMaten vorgesehenen System, zu erleichtern, di« vekämpsnng d«, internationalen verbrechen sicherzustillen und nach Betitel 8 de» völkerbnndpakte» die national« «üstimgm «ns da, Mindestmaß,u beschränken, wie « «U der natlmmt« Sicher heit und der «u»sührung der durch eia« gmaeinsa«, ktttwn notwendig geworden« international« Verpflichtung« vereinbar ist." Arlttel 1 bestimmt, bah bi, Protokollverpfltchtungen fllr alle Signatarmächt« bindend sind. .... Artikel 2 erklärt, baß alle «ttege derbvtenflnd, anher im Falle bw Widerstand«, a««n Angriff»»«« in Urbereinstimmnng mit den Bestim mungen des Pakte» und de, Protokoll». 8n Artikel 3 wird die Gerichtsbarkeit vom vnternattonalrn Ständigen Gerichwhok unter gewissen Vorbehalten al» obligatorisch erklärt. Art»« - enthalt di» Einzelheiten über da» Schlichtungsverfahren durch Rat und Schlichtungskommisflvn. » . Artikel 5 behandelt mit dem gestern angenommenen Zusatz bl» Sachlage bei Streitfälle«, di, der eigene« Zuständigkeit der Staat« unterliegt. . ... . ... Artikel 6 bekifft bi» Roll« der Välkrrbuadvrrsammlung bei der Schlichtung von Streitfall«. Artikel 7 regelt die Präventivmahnahme«, bi« brr Rat bei elnmn Konflikt ergreift zur Klärung de» Konflikte, und Aufrechterhaltung de» ststus quo wahrend des Verfahren». Rach Artikel 8 verpflichten sich alle Staate«, sich feder Handlung ,u enthalten, die »ine Angriffsdrohung bedeutet. Artikel S empfiehlt zur Verhinderung von Kriegesällen bi« Er richtung entmilitarisierter Zonen. Artikel 10 definiert den Angrriferstaat. Artikel 11 stellt die Sanktion,pflichten der Eianatarstaate« aus. Artikel 12 behandelt die Vorbereitung der wirtschaftliche« und finanziellen Sanktionen. gn Artikel 13 wird die vorherige Milteilung militärischer Ver pflichtungen an den Rat und das Recht der Sondrrabkommtn geregelt. Artikel 14 verleibt dem Rat da» Recht der Aushebung brr Sanktionen. Artikel 15 legt den Angreiserstaalen di« Reparation»koste» auf, garantiert aber ihre Unabhängigkeit. Artikel 16 bebandelt das Verhältnis der Slgnotarmächte mit den Nichtsignatarmächlen. Artikel 17 enthält die Verpflichtung zur Teilnahme an der Ab rüstungskonferenz Artikel 18 regelt die Abstimmungsverhältnisse im Rat bei feinen Entscheidungen. Nach Ariikel 19 verändert das Protokoll keine au» dem DSlkrr- bunbpakt erwachsenen Verpflichtungen und Rechte. Artikel 20 verweist jeden Streitsall über die Auslegung de» Protokoll» an den Internationalen Ständigen Gerichtshof. Artikel 21 enthält die Bestimmungen über di« Ratifizierung, ba» Inkrafttreten de, Protokoll» und bi« Abrüstungskonferenz. Schachts verhanülungru. London.-1. Ott. Wi« Reuter «rstchrt ^Hab«n dt« vertret«« d«r Morgangesellfchaft und der Bank von England ihr« Unterhandlungen über dw deutsch« Gold» anleihe so aut wt« abgesthlvsftn, dt« Recht-sachverstän- dtg«n der Bank von England hab«» bestätigt.daß dt» Bedingungen der Anleihe mit dem DMvöbbericht und dem Londoner Ueberetnkvmmen tn Einklang, swhen. Der amerikanisch« Anteil an der «nlech» ist änd- gültig auf 100 Millionen Dollar festgesetzt worden. Lio Anleihe wird wahrscheinlich Mitt« Oktober .in allen Ländern zu gleich«, Zeit au-gegeben werden. , Der «ndgülttge PerteilunM-lüLsel ist noch-nicht be stimmt, di« brichch» Quote werd» wahrüstnlich äwi»