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/luer Tageblatt 0,sI«Uun,«n n«h»»a »I, Mu»lr»,«r un» fllr ou.wärtig» »I« postanstaltin >>>!g«a«n. — erscheint werktäattch. jernsprech -finschluA Nr. LZ. Anzeiger für öas Erzgebirge Mn^I^n,r»>f»! vli ft,»»n,,spntt»n« p«tttz«ll» fi», Mnz«I,,n «u, Mu» un» Um,,g,n» t» «»»»»sinnige, «u— w«rtig» Mn,»I,»n »» «o>»ps«noi,,, N,klam«.p«tltz,tt» <» ch»I»ps»anlg«, «mNIch, Aili« »» «»ltpftnnlg«. r-iegrammrr Tag,blatt flu»»r,g»b>rgr. Enthalten- -ke amtlichen Sekanntmachungen -es Nates -er Sta-t UN- -es Amtsgerichts )lue. v»stsch»«-tz»nt», ßmt L«ip,ig «». wer. Nr. 21S Ireitag, cken iS. September »S24 IS. Jahrgang Nevolverpolitik. „In der Not frißt der TeusÄ Flieger:," sagt das Sprichrvort. Warum also soll Hergt nicht in der Not, in dem verzweifelten Kampf.um.Ministersessel - der zu- aleich ein Kampf um seine Existenz als Parteivorsitzen- ier ist gleichfalls zu den gewagtesten Mitteln greisen'? Und so setzte er sich hin und verfasste ftir die deut sch- nationale Korrespondenz eine „Parole der Teutschna- tionalen" die aber in Wirklichkeit eine.Aufforderung an die Negierung und die Regierungsparteien ist mit dem Leitmotiv: „Und willst du nicht mein Bruder sein so schlag ich dir dein Schädel ein." Hergt lasst sich nämlich, kurzgefasst dahin vernehmen, „Lasst uns in die -Ncichsregierung hinein, oder wir treiben schärfste Opposition mit allen verfügbaren Mitteln!" Das heisst aus deutsch : Wir sind bereits mit euch den Londoner Pakt durchzuführen, .wollt ihr uns aber nicht aufnehmen-so werden wir die Durchführung, eben dieses Paktes >rnf jede Weise zu verhindern suchen. Gibt es eine unmahr- l.aftigere gewissenlosere Politik als diese'? .Bisher Hat doch die Rechte wenigstens den Schein zu wahren ge- suast.. al.' ob sie sachliche Lppostlivn triebe, so unglaub haft das auch im Hinblick auf die verschiedenen Wen dungen und Schwankungen deutschnationaler Politik von vornherein war. Jetzt aber wird mühsam verhüllt er klärt hast für die Haltung der Teutschnationalen-ob sie bei der Turchführung der DaweSgesetze mit ja oder mit nein stimmen werden, einzig und allein der Umstand maßgebend ist..ob iistder Negierung pinige deutschnatio nale Minister sitzen werden oder nicht. So brutal hat sich der Egoismus der Reaktion noch niemals bloßgestellt Und was für Männer sind es, die der fetzigen Ro- gierungskoalition derartig den Revolver auf die Brust zu setzen wagen'? Sind es Politiker- die unter der Wucht der tatsächlichen Entwicklung ihre frühere Mei nung zu ändern gezwungen sind, die ihre bisherige Ueberzeugung zwar schweren Herzens anfgegeben ha ben sich.nun aber mit männlicher OfseiOeit zn.ihrem neuen Glauben bekennen? Nichts von alledem! Der Urheber der Kundgebnng in der deutschnationalen Kor respondenz ist ohne Zweifel Hergt selbst, derselbe Hergt der am 29. August gegen das Eisenbahngesetz und da mit gegen den Londoner Pakt stimmte zusammen mit dem Grafen Westarp und den sonstigen Hauptführern der Partei- Und diesem Hergt und Westarp, die das Abkommen noch mit dem Stimmzettel in der Hand be kämpft haben, sollen nunmehr Regierungssitze einge- räumt werden zu dem Zweck einer loyalen Durchführung des Pakte»? . >. I ES hieße doch wohl die Naivität auf die Spitze trei ben wollte man bei der Ausführung der DaweSgesetze diesen Bock zum Gärtner machen. Dabei ist es durch aus nicht Hergt allein, der daS eigentümliche Verlan gen stellt die Deutsch nationalen möchten in die Re gierung ausgenommen werden, uM desto bequemer dem Londoner Pakt das Garaus machen zu können. Dieser Gedanke kehrt in einer großen Reihe von Entschließun gen deutschnationaler Landesorganisaiionen wieder ebenso wie in der Parteipresse und nicht minder in der neuesten „Parole"- die vermutlich den Parteien, die für den Londoner Pakt gestimmt haben und bemüht find nach Möglichkeit und ohne geheimen Vorbehalt seinen Inhalt zu erfüllen, den Eintritt der Dentschnativnalen in das NetchSkabtnett damit besonders schmackhaft ma chen will. Im Vergleich mit dem heuchlerischen Ansin nen der Dentschnativnalen Korrespondenz, erscheinen die Thüringer Deutschnnttonnlen denn doch durchaus sym pathisch, .die die Nebernahme von Mnisterportefeuilles durch Mitglieder der Rechten nur dann für möglich er achten, wenn die ganze Negierung sich auf den Boden deutschnationaler und völkischer Gesinnung stellt, und die deshalb, -a hiervon auf absehbare Zett nicht die Rede sein kann, .dem Eintritt in die Negierung wider sprechen. ! ! Die Antwort Stres e m a n n S auf die deutsch nationale Parole läßt denn auch an Deutlichkeit nichts zu wünsche»: übrig und fordert als eine unerläßliche Voraussetzung.eii:en entschiedenen Kurswechsel der Deutschuationalen. „Die Zusage der Deutschen Volks partei," so .schreibt die „Zett", das Organ StresemannS. „geht von der Bereitschaft der Tetttschnattonalen aus die Verantwortung Mr die Londoner Abmachungen mit zu übernehmen. Es ist ganz, selbstverständlich, daß diese Uebernabme der Verantwortung nun auch die Grund lage sein muß auf der allein die Anteilnahme der Deutschuationalen an der Negierung zustande kommen kann. Mit der Annahme der Londoner Abmachungen hat der Reichstag und haben die Deutschnattonalen selbst anerkannt, daß die Durchführung,de» Sach - der standifgeNgutachten» nunmehr die Richt schnur unserer Pplttiksetn soll. LieDeutsch- nationalen werden sich allo zu diesem Kurs bekennen müssen, wenn sie an der Rekte- Verhaftung nationalsozialistischer Führer. Neue Putschärohungen? D a s B n r e a » de« L nd e,»do r ff s ch en ffr o ntb an»:« in München geschlossen. München, 17. September. Ans Veranlassung der Stnnisanwnltschast wurde die Geschäsissirlle des vom General Ludcndorss begründeten und geleiteten Bundes „Frontbnn::" polizeilich geschlossen «nd der GeschästSsührer, Leutnant Os wald, verhaftet. Gegen die Organisation „Frontbaun" ist 'von der Staatsanwaltschaft ein Verfahren eingeleitet worden, ns die Auflösung und das Verbot dieses Bundes bezweckt. Im Zusammenhang damit nahm die Polizei an verschie denen Stellen Haussuchungen vor, bei denen schriftliches Ma terial beschlagnahmt wurde, und verhaftete verschiedene Per sönlichkeiten der völkischen Bewegung, darunter Dr. Meiding, Dr. Frank und Oberleutnant Brückner. Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft wird mit dem Versuch der Verhafteten be. aründct, die nach dem Hitler-Putsch aufgelösten und verbotenen Organisationen sortzusühren. Dr. Meiding ist beschuldigt, an Stelle des inhastierten Dr. Webers den verbotenen Bund „Oberland" zu leiten. Dr. Schramm, ein Sohn des Ver teidigers im Hitler-Prozeß Justizrat Schramm, ist inzwischen wieder aus der Hast entlassen worden. Der nationalsozialistische Stoßtruppsührer, Oberleutnant Brückner, einer der Verurteilten im Hitler-Prozeß, wird be ¬ schuldigt, mit einer gewaltsamen Aktion gedroht zu haben, kalls Hitler, »riebet und Dr. Weber nicht nach sechsmonatiger Strafverbüßung sreigelasfen werden. Man sah ln den letzte« Tagen denn auch schon wieder uniformierte Hakenkreuzler ans Lastautos demonstrativ durch die Stadt fahren. Nach der milde» Beurteilung die die Putschisten des Bürgerbräukellers einschlteßlich des Oberleutnant- Brückner vor dem Volksgericht gefunden haben-können die neuerlichen Putschdrohungen nicht Wundernehmen. Hoffentlich wird jetzt durch dps Eingreifen der.Staats anwaltschaft .das zweifellos im Einvernehmen mit/der bayrischen Negierung erfolgt, diesem verspäteten And unzeitgenräßen Spuk ein Ende gemacht. Die fünf Führer des Frontringes. München, 17. Sept. Außer Oberleutnant Brückner, Leutnant Oswald und Dr. Meiding sind üuch Hauptmann v. Kraußer und Oberleutnant v. Prosch in Haft be halten worden. Tie Verhafteten werden nach Abschluß ihrer Vernehmung durch L>te Staatsanwaltschaft dem Gericht zur Entscheidung der Haftsrage vorgeführt.. Alle fünf sind führende Persönlichkeiten des „FrontringeS" in dein die Organisationen „Frontbann", „Frontkrieger bund" und „Frontjugend" zusammengesaßt Lind. . rung Anteil haben wollen. Es ist selbstverständ lich. daß wir auch im.Nahmen der Londoner Abmachun gen uns das Recht nicht nehmen lassen, für Milderun gen und Abänderungen zu kämpfen. Aber ebenso selbst verständlich ist es auch, .daß eine Kartei, die an der Regierungsverantwortung teilnehmen will Mundsätz- lich diejenige Negierungspolitik anerkennt, Vie sich gus der Unterzeichnung der Londoner Abmachungen und der Zustimmung des Reichstages von selbst ergibt. An einer solche»: klaren Zustimmung haben es die Deutschnatio nalei» als Gesamtpartei bisher fehlen lassen. Der Ver such, durch Drohungen cinzuschüchtern, wird fehlschla- gen." . ' ' > I ! Werden Hergt und seine Gesinnungsgenossen diesen geforderter: Kurswechsel vornehmen? Nachdem .Hergt erst kürzlich ii: einer Rede in Gleiwitz die Verantwor tung die die Deutschnationalen durch ihren Eintritt in die Negierung an der Verwirklichung per Dawes- gefetze übernehmen wollen, dahin umschrieben hat daß er es als die Aufgabe seiner Partei bezeichnete, diese Gesetze zu sabotieren, ist.ein derartiger scharfer Kurs wechsel »vie ihi: Stresemann fordert, von der: Deutsch nationalen kann: zu erwarten. Das wäre der Gipfel der Politischen Gewissenlosigkeit. Vie Kriegsfthul-frage bei Sen Men. Berlin. 17. Sept. Nach den mehrfache,: Erklär««- nen des Nrichsaußenministers Dr. Stresemann und nach den offiziösen Verlautbarungen durch das Wolfsbüro besteht so gut wie gar kein Zweifel mehr daß die Sit zung des NeichSkabinettS am 22. September unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten Ebert die Notifizierung der Kriegsschuldnvte »richt beschließen wird. Sehr zutreffend bemerkt der „Berliner Bövsen- Kurler": Einstweilen wird nichts erfolgen,die Frage ist erledigt. Tie Nollfizierungsanlündigung durch Strese- imann mit samt den innerpolitische»: Verabredungen,aus denen sie entstanden ist, liegt bet den Akten. Lor- parmoor unü Vr. Stresemann. EI» Mißvkrsiiindiii«? Berlin 17. Sept. Als Entgegnung pnf Pie Erklä rungen Lord ParmoorS gegenüber den: Genfer Korre spondenten des „Sozialdemokratischen Parlainentsdien- stes" wurde am Dienstag folgende amtUche Mitteilung veröffentlicht» < „In einem Telegramm des „Sozialdemokratischen Porlamentsdiensteö" werden Aeußernnger» vor: Lord Parmoor verbreitet, die sich auf.Verhandlungen mit dem Reichskanzler und dem Außenminister.über die Frage des Eintritts in den Völkerbund beziehen. Mir »visfe»: nicht, ob die Aenßcrnnge»: Lord ParmoorS tat sächlich gefalle»: und vom „Sozialdemokratischen Par- lamentsdtcnst" richtig wiedergegeben find., Tatsächlich hat aber Lord Parmoor, anläßlich der Anwesenheit pes Reichskanzlers des Außenministers und des Finanzmt- nisters T-r. Luther, am Sonntag IN. August-in Henley mit keinem der deutschen Delegierten über die Frage des Eintritt» Deutschlands in den Völkerbund gesprochen." Hierzu schreibt de« „Soz. Parlamentsdtenst" r Mr haben sofort Gelegenheit genommen, unseren Genfer Korrespondenten auf telegraphischen» Wege um eine Ge generklärung Lord ParmoorS zu bitten. Die Einigung in Genf. Anerkennung der obligatorischen Schiedsgerichtsbarkeit in politischen und juristischen Streitfällen. Zwischen der englischen und französischen Delega tion ist es jetzt zu einer Einigung über die Abrüstungs frage gekommen und zwar in folgenden Punkten: Mr erkennung der obligatorischen Schiedsgerichtsbarkeit für alle politischen und juristischen Streitfälle. Alle bisher noch bestehenden Paragraphen des Völkerbundpaktes die die Möglichkeiten für Kriegsfälle offenlassen-sollen ausgeschaltet werden. England hält.seine Flotte dem Völkerbunde für möglichwerdende Sanktionen gegen Angreifer zur Verfügung? Ferner.ist grundsätzlich aner kannt worden, daß die Probleme Abrüstung und Sicher heit nicht voneinander zu trennen sind? Bet dieser über aus wichtigen Einigung hat Minister Benesch erfolgreich vermittelt. Lord Parmoor und Loucheur erklärten Ku Journalisten Paß es auf feinen Fall am guten Willen Englands und Frankreichs liege, wenn es jetzt nicht sehr bald zu einer allgemeinen Einigung und zur baldigen Einberufung einer internationalen Abrüstungskonferenz komme»: würde. ° ! t Genf-.17. Sept. Die Kommissionsarbeiten -werden noch diese Woche ausfüllen. An: Freitag findet die letzte! Vollversammlung.statt. Die ganze nächste, Woche Hin durch werden die Ergebnisse der Kommissionsberatungen in zwei Pollverhandlungen täglich behandelt und die von den Kommissionen vorgeschlägenen Resolutionen er ledigt werden. Die vierte Untersuchungskommission der Abrüstungskommission beriet heute vormittag, den Ent- ckvurk des neuen „Sicherheit»-, SanktionS- und Waran- ticabkominenS" weiter. Owen tzoungs Serkcht vor -er Reparation-- kommWon. Paris, 17. Sept. Ueber de»: gestrigen Vortrag de- Generalagenten für die Reparationszahlungen Owen Romig vor der ReparatlonSkoininisston wissen die in Poris erscheinenden amerikanischen Zeitungen einig« be merkenswerte Einzelheiter: mitznteilen. DeM „Newyork Herold" zufolge erklärte Uonng, daß.die deutsche Re- oierung Lei der Durchführung -es DaweNplane» keiner lei Schwierigkeiten bereiten werde, im Gegenteil habe er In Deutschland unerwartete Bereitwilligkeit gefun den mit der »reue»: Organisation in jeder Weise zustrm- menznorbeiten. Tie Zahlungsfristen seien ohne Ver- zvgrruna etngehalten worden. In Deutschland wachs« das Vertrauen .daß der TaweSplan Deutschland- Ret tung bedeute. Insbesondere werde die Anleihe von 8ttt» Millionen Goldmark im nächsten Monat Mühelos zustande kommen und auch die Industrie- und Eisenbahn obligationen würde»» gezeichnet werden. Uoung.stellte den Antrag, Paß da- Personal, .da» den TaweSplan durchführen soll .möglichst billig bezahlt werde.weil Ersparnisse gemacht werden sollen, und weil «ine un geheure Anzahl von Beamte»» ernannt werden müsse was zu Reibungen Anlaß geben wlivde- wenn allzu hoho Gehälter gezahlt würden. Der Präsident der Re- varationskommissivn Barthou drückt« Vounk seinen Dank für seine bisherige Tätigkeit au-,, insbesondere da für, daß er feine BermittlungStätigkett »wisch«« Deutsch land und den Alliierten ohne Schwierigkeiten verrichtet habe. Es feien ausgezeichnet« Resultate erreicht wvr-