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Tageblatt p,tU,»U« fü« »nz«Ir»M ,u» n« UM» Um,«,««» « «»lepfia»!»«, ««— »a«ti„ »n,,ig,n « »,l»pf«m>i,^ «mtttch« A,ll, « «»löpfiaal,«. » tgramm«, lag.biatt flurkrzgibiro«, Enthalten- -le amtlichen Bekanntmachungen -es Kates -er Eta-t UN- -es Amtsgerichts -lue. Poftscheck-Konto: Nmt Leipzig n». leer. -MM Anzeiger für -as Erzgebirge Nr. ISS Montag, äen 11. klugust 1924 19. Jahrgang offnung auf Einigung in London. Der französische Kabinettsrat billigt Herriots Politik. Herriots Erfolg in Paris. Paris, 10. August- Das offizielle Kommunique, das früh 1 Uhr 30 Minuten ei Schluß des Ministerrates ausgegeben wurde, hat folgenden üortlaut: Der Ministerpräsident und seine Kollegen Clemente! und General Rollet, die heute die auf der Londoner Konferenz zur Debatte stehenden Probleme in ihren verschiedenen Elementen übersehen, haben den Mtnisterrat davon unterrichtet, unter welchen Bedingungen die Verhandlungen ihren Fortgang nehmen. Der Ministerrat hat ihnen einmütig seine volle Zu stimmung erteilt. Herriot, Clemente! und General Rollet reisen heute, Sonntag, nach London zurück. O vis Vorgänge in der Nachtsitzung. Paris, 10- August. Zu dem Ministerrat von heute nacht veröffentlicht Havas eine offiziöse Auslegung, in der zu der durch das gestrige Communiquö bereits bekannten Be- gründung der Reise Herriots und seiner Mitarbeiter nach Parts u. a. gesagt wird: Was die Frage der militärischen Räumung des Ruhr gebietes anbelangt, steht die französische Negierung im Ein vernehmen mit den Delegierten der alliierten, in London ver tretenen Mächte auf dem Standpunkt, daß diese Frage nicht unter die Kompetenzen der Konferenz fällt und von ihr nicht zur Sprache gebracht werden kann. Herriot hat zu wieder holten Malen erklärt, daß die Räumung einer der Konse quenzen der Inkraftsetzung des Sachversländigenplanes sei und sich unter gewissen Bedingungen vollziehen werde. Die französische Negierung bleibt ihrer Verpflichtung getreu. Es liegt völlig auf der Hand, daß bei deren Verwirklichung die Sicherheitsgarantien Berücksichtigung fmden werden, die Frank reich und Belgien zu fordern berechtigt sind. Marschall Fach hat sich dieser Auffassung völlig angeschlossen. Die Havaserklärung bestätigt, daß der Mtnisterrat nach kurzem Meinungsaustausch seine Zustimmung zu den Aus führungen des Ministerpräsidenten, des Finanz- und Kriegs- Ministers gegeben habe. Herriot habe die Nachricht bestätigt, daß"" beschlossen worden sei, daß» auf die Londoner Konferenz eine weitere Konferenz folgen werde, die die Regelung der interalliierten Schulden zum Gegenstand haben soll. Sie werde erst in der zweiten Novemberhälfte, d. h. nach den amerikanischen Wahlen einberufen werden, so daß die Vereinigten Staaten daran teilnchmen können Es sei aber zu erwarten, daß die wirtschaftlichen Fragen, sowie die Fragen im Zusammenhang mit der Abrüstung und dem Unter stützungspakt auf Gegenseitigkeit ohnehin Gegenstand späterer Unterhandlungen zwischen den beteiligten Regierungen sein würden, jedoch stehe in diesen verschiedenen Punkten noch nichts endgültiges fest. Vie erste Unterschrift kn Lonüon. Paris, 9- Aug. Die Agence Havas berichtet aus London, Reichsfinanzminister Dr. Luther habe kurz vor Mitternacht der Reparationskommission mitgeteilt, die deutsche Delegation werde das Protokoll über die Durchsührungsmaßnahmen des Dawesplanes unterzeichnen- Paris, 10. August. Nach dem Londoner Sonderbericht erstatter von Havas enthält das gestern von der Reparations kommission und Deutschland unterzeichnete Protokoll 1. die Verpflichtung der deutschen Negierung, die dem Reichstag zu unterbreitenden Organisationsgesctze, betr. die Notenbank, die Industrie- und Eisenbahn-Obligationen, sowie ferner die Verpflichtung der Kontrolle der verpfändeten Einnahmen durchzuführen, 2. die Verpflichtung der Reparationskommission, die 800-Millionen-Goldmarkanleihe zu fördern und den für die Ausführung des Sachverständigenplanes erforderlichen finan ziellen Ausgleich vorzunehmen (Zahlungsvorschriften für die Uebergangszeit, Besatzungskosten usw.), 3. eine Bestimmung, auf Grund deren die Vertrags parteien sich verpflichten, sämtliche Streitigkeiten über die Aus legung des Protokolls vom 9. August, sowie das Sachver ständigenplanes einer schiedsrichterlichen Entscheidung zu unter ziehen, 4. einen allgemeinen Vorbehalt des Inhaltes, daß jede Partei ihre Verhandlungsfreiheit wieder erhält, falls die 800- Millionen-Goldmark-Anleihe nicht zustande kommt- Berlin, 11. August. Der Chef der iStaatskanzlei, Staatssekretär Bracht, der der Londoner Delegation angehört, mar am Sonntag in Berlin und wird sich heute vormittag im Flugzeug wieder nach London begeben. Der Zweck seiner Reise war dem Montag zufolge eine persönliche Information der in Berlin zurückgebliebenen Kabinettemitglieder und des Reichspräsidenten über den bisherigen Verlauf der Londoner Konferenz. Begeisterter Empfang Herriot» in Pari». Parts, lO. Aug. Gestern abend kam Ministerpräsident Herriot in Begleitung von Clemente! und General Rollet auf dem Nordbahnhof in Paris an. Eine ungeheure Menschen menge hatte sich vor dem Bahnhof angesammelt, die beim Erscheinen Herriots in begeisterte Hochrufe ausbrach. Die Menge unterbrach die Absperrlinien der Polizei und drang bls zum Auto Herriots vor unter ständigen Rufen: „Es lebe Herriot, es lebe der Friede-" Einige Demonstranten brachen aus in den Ruf: „Es lebe Rollet". Paris, 10 August. Herriot betonte Pressevertretern gegenüber, das die deutsche Delegation in London sich voll kommen korrekt verhalten habe. Er fügte hinzu, daß nach seiner Ansicht noch vor Ende nächster Woche sich alle Dele gationen über sämtliche Punkte einigen würden. gum Verfassungslag äer äeutschen Republik. . » Der Reichsvorstand des Deutschen Republikanischen Reichsbundes erläßt zum Verfassungstag folgenden Aufruf: Für Republik und R«ich»«inheit! Zum 6. Male jährt sich der Tag, an dem Deutschland sich durch seine Weimarer Nationalversammlung die republi kanische Verfassung gab. Und 10 Jahre sind verflossen, seit- dem das furchtbare Geschehen des Weltkrieqes seinen Anfang nahm. In dem hastenden Treiben unserer Zeit müssen wir uns doch besinnen auf die Merksteine deutscher Geschichte, die durch jene beiden Erinnerungen gekennzeichnet sind. Aus dem furchtbarsten nationalen Zusammenbruch, den jemals ein Volk durch die Schuld seiner Führer erdulden mußte, ward in langsamer und zäher Arbeit die Grundlage geschaffen, um die Einheit des Deutschen Volke« zu retten und seine Freiheit wieder zu gewinnen. Aber eben nur die Grundlagen sind bisher gelegt; nur die Voraussetzungen für da» Gelingen der Rettung und Befreiung sind bisher geschaffen. «och lft viel»« I« tun. Noch muß sich dir junge Deutsche Republik Achtung und Anerkennung im Innern und im Ausland erringen. Aber das schwer« Werk der staatlichen Neugestaltung des Deutschen Reiche», der geistig kulturellen Umbildung und Wandlung des Deutschen Volkes muß vollendet werden. Wir müssen heraus au» der geistlosen Atmosphäre de» bloßen Machtdünkel», und wir müssen uns erfüllen mit dem Gedanken der Freiheit und Gerechtigkeit. Wir müssen der Welt und dem eigenen Volke zeigen, daß der Gedanke der Republik in Deutschland lebendig ist. Der 5. Jahrestag der deutschen Reichsverfassung muß in allen Teilen Deutschlands von den deutschen Republikanern festlich begangen werden. Kein überflüssiges, uns volksfremdes Gepränge vereine uns In diesen Stunden, sondern der Gedanke, daß der 11. August für die Deutschen Republikaner ein Tag des Erinnerns und des Gelobens sein müsse. Ein Tag der Erinnerung an die schon geleistete Arbeit beim Neubau unseres Staates, ein Tag des Gelobens, in unerschütterlicher Treu« zusammenzustehen, um das Werk von Weimar — die deutsche Republik und die Einheit des Reiches — der Vollendung und Größe entgegenzuführen. Republikaner, schließt die Rethen! Auf zum Festtag der Deutschen Republikl Dr- Konrad Harnisch, Staatsminister a- D., Wiesbaden- Dr. Hugo Preuß, Reichsminister a- D., Berlin. Dr. Luppe, Oberbürgermeister, Nürnberg. Deutschlanä 1924. So hebt die schwarz-rot-goldenen Fahnen Und laßt sie durch die Lande wehen, So gebt den Fahnen Eurer Ahnen Ein glorreich neue» Auferstehen! Nicht sechsunddretßtgfach gespalten, Steht mehr in Eurer Wappen Sold! Da» Banner, dran wir einzig halten, Ist unser heilig „Schwarz-Rot-Goldl" Pstttisetze Arrirbsetzarr. Di« verfassung»f«ier in Münster. Münster, 10. August. Bet dem Festmahle.,da- iM Anschluß an die BerfassungSfeier tm althistortschen Rat» Haussaal stattfand, ergriff in Vertretung deÄ Reichs kanzlers der ReichSmtnister für die beseHten Gebiete Höfle das Wort, üm über den gegenwärtigen Stand de« Londoner Konferenz zu berichten. Er überbrachte,de« Versammlung die Grüße de- Reichskanzlers und er klärte u. a.r DaS endgültige Ergebnis! der Londoner Konferenz liegt nock nicht vor. Nach allem, wa» wir Non ihr hören, 'scheint die Möglichkeit zu bestehen, datz eine Lösung gefunden wird. Zu übertriebenem Optimis mus liegt keine Veranlassung vor, aber die Atmosphäre ist Immerhin eine ganz andere als die bei den voran» aegangenen Konferenzen. Während de- Empfange« 4M Schloß hielt Reichspräsident Ebert vom Balkon eine wiederholt von lebhaften Beifallskundgebungen unter brochene.Rede, in der er betonte, daß der heutige Tag ein Bekenntnis Wr Republik sein müsse. Er brachte auf die deutsche Republik ein von der Menge begeistert guf- aienommeneS Hoch au8. Ein« verboten« v«rsassung»sei«r. Frankfurt a. M., 9. August. Die vom Ausschuß der vaterländischen Verbände für Sonntag nachmittag hier beab sichtigte Verfassungsfeier, die auf eine anttrepubltkanische Kundgebung hinauslaufen sollte, ist vom stellvertretenden Regierungspräsidenten verboten worden.^ Wichtig« R«ich»ratbeschlüss«. Der Reichsrat nahm in seiner gestrigen öffentlichen Voll sitzung einen Gesetzentwurf zur Aenderung des Postgesetzes an. Im Falle des Verlustes oder der Beschädigung eines Paketes ohne Wertangabe sollen künftig für das Pfund 3 Mark Entschädigung gewährt werden, für eine eingeschriebene Sendung, die verloren geht, 40 Mark. Weiter stand auf der Tagesordnung der Gesetzentwurf über Zölle und Umsatzsteuer. Artikel 1 hebt die Verordnung auf, die am 4- August 1914 bet Krtegsbeginn erlassen wurde. Nunmehr sollen die land wirtschaftlichen Zölle zunächst in der autonomen Höhe wieder etngeführt werden für Roggen, Welzen, Spelz, Gerste, Hafer, frische Kartoffeln, Rindvieh, Schafe, Schweine, Speck und einfach zuberettetes Schweinefleisch. Sodann wird das Gesetz über die vorübergehende Aufhebung und Herabsetzung von Zöllen vom 19. Juni 1921 verlängert. Dieses sah vor, daß nach Aufhebung der Handelsverträge durch den Frtedensschluß die Retchsregierung die Ermächtigung hatte, in allen Fällen dringenden wirtschaftlichen Bedürfnissen von sich aus auf Grund der Ermächtigung die autonomen Zollsätze wieder her abzusetzen auf die Vertragssätze. Die Ermächtigung soll jetzt für einige Positionen derart erweitert werden, daß für diese eine Herabsetzung auch unter den Vertragstarif möglich ist Nach dem Negierungsvorschlag sollte diese Bestimmung gelten für Gefrierfleisch, Büchsenfleisch und Butter. Die Ermächtigung soll nur mit der Maßgabe gelten, daß der Zollsatz für Gerste nur auf 4 Mark für den Doppelzentner herabgesetzt werden kann. Nach Einführung der Agrarzölle soll auch das Ein- fuhrschetnsystem wieder in Kraft treten- Die Ausschüsse de« Neichsrates haben die von der Negierung erbetene Ermäch- ttgung zur Herabsetzung der Zölle nur bis Ende Juni 1925 erteilt. Ferner wurde beschlossen, daß auch für Speck unter die Sätze des Vertragstarifes herunter gegangen werden darf In der Abstimmung wurde die Vorlage nach den Be schlüssen der Ausschüsse mit 35 gegen 26 Stimmen angenommen. Dagegen stimmten das preußische Slaatsministerium, die Vertreter von Berlin und der Provinz Grenzmark Westpreußen- Posen, ferner von den Ländern Sachsen, Schaumburg-Lipp« und die Vertreter der Hansastädte- Die Vertreter von Baden und Braunschweig enthielten sich der Abstimmung. Auch die Entschließung zum Umsahsteuergesetz wurde angenommen. Truppenübungen tm Ruhrgebiet. Aus dem Ruhrgebiet, 8. August. Die französische Be satzungsbehörde hat von der Stadtverwaltung Essen den Bau eines Benzintanks verlangt. Die Kosten dürften sich auf etwa 135 000 Goldmark stellen. Die Stadtverwaltung ist natürlich nicht in der Lage, den Bau auszuführen, da vom Reich Mittel nicht zur Verfügung gestellt werden. Die Stadt- Verwaltung in Werden hat den Auftrag erhalten, eine neu« Kaserne auszuführen, ebenso die Stadtverwaltung in Reck linghausen. Diese Forderung hängt mit großen Truppenübungen zu sammen, die seit einiger Zett tm nördlichen Ruhrgebiet im Gange sind. Frankreich hat nämlich kürzlich die neuen französischen Nekruten-Jahrgänge in» Ruhrgebiet geschafft, und diese werden hier weiter ausgebildet. Schwee« Krawall« in Leipzig. Leipzig 10. August. Die kommunistischen Organisationen hatten für heute vormittag nach dem Schloßkeller tm Stadt teil Reudnitz Versammlungen «tnbemfen, in denen die Partei funktionär« di« versammelten aufforderten, auf di« Straße