Volltext Seite (XML)
Sonnabenä, äen 2. klugust 1S24 IS. Jahrgang Nr. 17» Änreiaer für Has Er^aebirae >„,»M, ->«««»». Enthalten- -I, amtlich»« L.kannlmachung.n tu Natu tu Glatt uot tu flmtsguichls Nut. p»l>t»<«.«»»>»> t»a u»t, «t. ><« rrotenklage. Stunde« gonefnsmner Rot und gemeinsamen Leiden» gerbinden. Leber da» Schicksal de» Einzelnen hinweg wird di« Ration zur Trägerin eine» Gesamtschtcksal», da» alle bin» det. So ist auch sie berufen, die Lotenklage zu erheben, die Totrnklaae um alle, die für die Wahrung heimischer Erde, für die Freiheit deutscher Scholle, für Deutschlands Gröhe gefallen find. Auch da» bitter-schmerzliche Ende des Weltkrieges, der «och mit anderen Mitteln fortgesetzt wird, können das deutsche voll nicht seiner Pflicht entheben, den Toten die Treue zu wrchren. Ueberflüssi« Fragen nach der Verkettung von GlMd und Schicksal haben zu schweigen, wenn es diese El' tnnerungen gilt. Die in fremder Erde gebettet liegen, starben Pir ein Deutschland, an da» sie glaubten. Kein Partetunier- schied, keine Zerklüftung nach Religion und Stand kann sie nachträglich berühren. Sie liegen vereint, wie sie vereint ge» storben sind, und jeder versuch, heute Parteihader zu ein fachen, ist ein schwere» Unrecht an ihnen, dse nur von den, einen Gedanken beherrscht, Haus und Hof vor Zerstörung zu beschützen, willig ihre Leiber den tödlichen Geschossen dar. Voten. Starben sie wirklich vergeben», weil ihr grosses, leuch tendes Ziel nicht erreicht wurde, weil Deutschland unter der Lebermacht verbündeter feindlicher Staaten zusaminenbrach und einen Frieden unterschreiben muhte, der ihm kerndeutsche Landesteile entriß und auf unabsehbare Zeit hinaus uner trägliche Bedingungen auferlegte? Törichte Frage. Ideale bleiben unvermindert bestehen, auch wenn sie sich nicht ver wirklichen lasten. Der grohe Gedanke der Augusttage 1914 war die über alle» Trennende hinweg einigende Vaterlands, liebe. Sie ist auch das Vermächtnis der Helden, die das Höchste erreichen, was Menschen überhaupt erreichen können, als Opfer für andere zu fallen. Gerade das Unpersönliche dieses Schicksals ist auch das Persönliche an ihnen. Wie da» Leben nur dann einen Sinn hat, wenn es in den Dienst der anderen gestellt wird und Licht und Wänne ausstrahlt, so be kommt auch der Tod erst dann seine alles adelnde Bedeutung, wenn er nicht mehr das Erlöschen eines Einzelnen ist, sondern zu einem Symbol erhoben wird. Die Jahrzehnte vor Ausbruch de- Weltkrieges waren rein äußerlich betrachtet die glücklichsten in der deutschen Ge» schichte. Niemals stand dar Reich so in sich geschlossen und 1 achtunggebietend im Rate der Völker dar, niemals haben Han del und Industrie. Landwirtschaft und Gewerbe eine solch» glückverheißende Blüte entfaltet, wie nach 1870. Und doch ist es kaum ein Zufall, daß jene Zeit von einem starken Pessi mismus erfüllt nmr. Ihre Philosophen waren Schopenhauer, Eduard v. Hartmann oder gar Büchner und Vogt. Nichts vom deutschen Idealismus der Kant und Fichte war mehr verspür bar. Das war mehr als eine Sache der Fachwissenschaft, es war im letzten Grunde der sichtbare Ausdruck einer inneren Verarmung, über die der äußere Glanz nicht mehr hinweg, täuschen konnte. Trotz einiger Ansätze a>ü allen Gebieten des geistigen Lebens loird man die Vorkriegszeit doch immer als eine Periode des Epigonentums bezeichnen müssen. Was sie an großen Namen anfwies, nnd es gab ihrer immer schon etliche, das ragte nur noch in sie hinein. Die Träger waren alt und gingen bald zur Ruhe. Die Jugend aber rührte sich nicht. Wir sind vergeßlich, sonst wüßten wir noch, daß diese Jugend in eine Gedankenleere hineinwuchs, daß sie dem Materialismus zu verfallen drohte. Und da kam der Krieg. Wir dürfen heute nicht ungerecht sein, dürfen weder nach seiner Ursache noch nach seinem Aus gang unser Urteil bemesscm wollen. Der Krieg brachte wenig, steuo eines hervor, eine flammende Begeisterung der Jugend, nicht als Ausfluß törichter Abenteuerlust, sondern als BeweiS ehrlicher Vaterlandsliebe. WaS sich damals regte und für einige Wochen das Bild eines geeinten Deutschland wie eine Fata morgana vortäuschte, das war wieder der alte deutsche «Idealismus, der uns schon einmal aus tiefster Erniedrigung heraus geführt hat, der die Sehnsucht nach einer Einigung der denlschen Stämme zwei Menschenalter hindurch lebendig er hielt und der sich setzt »nieder offenbarte. Z»vet Millionen Kriegsfreiwillige. Schon dies allein hätte genügt, um einen völligen Stimmungswechsel zu zeigen. Denn von diesen zwei Millionen waren sich nur wenige darüber im Unklaren, daß Krieg nicht mehr wie im vergangenen Jahrhundert die Summ« von einzelnen Ruhmestaten bedeutete, sondern daß der Tod Mastenernte halten würde. Und trotzdem gingen sie, blieben auch fest im Trommelfeuer und in dem ermüdenden Einerlei de» Schützengrabenkampfe». Wenn vier deutsche Regimenter, wie es bet Dtxmutden der Fall war, mit dem Gesang des „Deutschland über alles" in den Tod gingen, fo können wir das nur als eine jener Großtaten de» deutsch« Idealismus verzeichnen. Diese Jugend lehrte, wie man da» Leben überwindet, indem man es htnaibt für die Gesamtheit. Am 8. August hält das deutsche Volk seine Gedenkfeiern ab. Für einen Augenblick hat man versucht, dm Parteihade» zum Schweigen zu brtngm. Leider regt er sich doch. Und dabei gehören die Toten keiner Partei, sondern der ganz« Nation, sonst hätte ihre Selbstaufopferung dm Sinn ver loren. Etnzelleth gesellt sich zu Einzelleid. und wird zum Leid der Millionen. In die Tiefe der deutschen Seele aber dringt an diesem dritten August vielleicht doch das Gefühl der Zu» sammengehörigkeit, regt sich vielleicht doch die Erkenntnt» von der SchtcksalSgemetnschaft, für die blühende Jugend verdorr« Mußte. So stark war sie, und wir sollten an ihr verzweifeln, sollten nicht aus dem Gedenken die Kraft schöpfen, uns wieder auf das große Ganze zu besinnen, das man im Mittelalter so hübsch das gemeine Beste nannte. Erst wenn wir un» zu die» ser Gesinnung wieder zurückftnden, haben wir den Tot« de» Weltkrieges den Zoll entrichtet, auf dm sie Anspruch erheben können. Dann erst sind sie uns zurückgewonnen. Die ein« Mahnung klingt e» aus dm Worten düs Dichters: Seele, vergiß sie nicht, Seele, vergiß nicht die Toten! Sieh, sie umschweben dich, Schauernd, verlassen, Und in den heiligen Gluten, Die den Armen die Liebe schürt, Atmen sie auf und erwärmen. Und genießen zum letzt« Mal Ihr verglimmendes Leben. Seele, vergiß sie nicht, Seele, vergiß nskcht ms Toten! Runägebung äer Deutschen Demokratischen Partei anläßlich de» zehnten Kriegegedenktag«. Die Demokratische Partei veröffentlich« einen Auf ruf, in dem e» u. a. heißt» Das Vaterland gedenkt mit Trauer und Stolz in diesen Tagen der Männer und Jünglinge, die Mr Le den Hingaben, um den Boden der Heimat vor KriegSnot »U schützen, gedenkt der namenlosen LWstr. die in diesen Jahren der Entbehrung ^rnd Sorge von dem ganzen Volke gebracht worden sind, blickt klagend auf da- Gleich, da» diesem Krieg gefolgt ist, klagend, daß Leine Armut ihm die Fülle de- Dankes wehrt. Wir deutschen Demokraten wollen und wünschen, daß da» dankend« und ehrende Gedenken an unsere Ge fallenen und verstümmelten, da» Mitsorgen für ver witwete und verwaiste, nicht ohnmächtige Trauer -leib« sondern fruchtbare Kraft werd«. Wohl hat da» Krieg»- ende nicht die Mot beendet, sondern Bedrückung über Be drückung Hat sie vermehrt. Wohl stehen die Parteien und WirtschaftSgruptzen im Kampf.UM die Gestaltung de» vaterländischen Staate», um die Verteilung von Arbeitsertrag,und Lasten — solcher Kampf.blecht, er ist in die Natur des öffentlichen Machtrtngen» «inge- schlossen. Aber Sinn, Recht und Weihe empfängt er nur durch den Gedanken an das Vaterland. Da» Gedächtnis de» Kriegsausbruches jährt sich in einem Augenblick, der die Mühen der Welt steht, da» Chaos zu ordnen, in da» die Versailler Paragraphen- reihe hineingezwungen hat. Wird der Versuch, so ost unternommen, diesmal gelingen? wird er Deutschland «in Mehr an Gerechtigkeit bringen, sein« Lebensunter- lagen sichern? wird er ein Fortschritt sein in dem Suchen der Menschheit nach! Formen, in denen da» nachbarliche Lebe« von Staaten und Völkern nicht bloß "»hemmte Kriegsgefahr ist. sondern Achtung und Lul- duna,s«in kann? viel Schutt ist.in den letzten Jahren aus.solchen weg geworfen worden; wird diese» Geschlecht, da» noch in der Srinneruna grausamen Kämpfen! g» kanien ist, ihn abtragen können? wir wissen «» nicht. Die Zukunft schweigt, wie immer sie ihr Dunkel entfaltet, ein schwacher und ver armter Staat steht vor schweren Jahren. Er wird seine Bürd« tragen können und seine Frei heit wiedevgewinnen, wenn da» Bewußtsein de« Volke», über Varteigegensatz und Wirtschastsstreit hinweg, sich finden wird in dem »nzerstörbaren Gefühl der staatlichen Einheit, di« jeden einzelnen al» mittragenden Pfeiler weist. Dan» wird un» auch di» Freiheit nicht verloren »leibe«. Die» füll da» Vermächtnis der Toten sein. Die konäoner Aonferenz. Deutschland» Einladung im Vordergrund. London, 1. August. Die unerwartete Wendung zum Besseren ist.einge treten. Für morgen vormittag «M 11 Uhr ist ein« Vollsitzung anberaumt worden, und man ist In allen Kreisen der Konferenz durchaus zuversichtlich. Auch die Frage der deutschen Einladung soll morgen zur .Er ledigung kommen. Nur da» dritte Komitee tagt noch und soll bisher zu keiner Einigung gekommen sein. Im Anschluß un die NachMittagSsitzung wurde eine Pause eingelegt, jedoch werden die Verhandlungen nach dem Abendessen fortgesetzt werden. Man wird sich vor allem wieder mit der Stellung per Ueberweisungskorw- Mission beschäftige«, man hofft aber. daß man wieder zu einer Einigung kommen wird, da keinerlei grundsätz liche Schwierigkeiten mehr bestehen. ES Handelt sich vielmehr nur noch um die Erledigung einzelner techni scher Arbeiten. Wenn keine unerwarteten Zwischenfälle eintreten, kann man annehmen, daß der zweite Abschnitt der Konferenz beendet ist, und daß nunmehr ein neuer Abschnitt der Konferenz beginnt, in welchem die beut» scheu Mitglieder al» gleichberechtigte Mit glieder an der Londoner Konferenz teilnehmen werden Ueber die Form, in welcher di« Einladung an Deutschland erfolgen wird, ist.genaue» nicht .bekannt. Man nimmt jedoch an. daß.Macdonald al» Präsident der Konferenz di« Einladung wahrscheinlich durch Ver mittlung de» deutschen Botschafter» aus dem schnellsten Wege nach Berlin gelangen lassen wird. Mach der Vollsitzung wird eine Arbeitspause ein treten, so daß für Sonntag keine Sitzungen vorgesehen sind. Nur die juristisch« KoMmtsfion wird wahrscheinlich, heute eingehend mit der Lage. Der allgemein von der Konferenz erreichte Fortschritt, wurde für so befriedigend angesehen, d aß Macdonald sich entschloß, .heute abend nach CheauerS zu .fahren? er wird morgen zur Voll sitzung, die um 11 Uhr stattstnden soll, wieder zurück sein. Man erklärt, es bestehe alle Hoffnung, daß der dritte Ausschuß einen Bericht zur Unterbrettungin die ser Vollsitzung bereit haben werde. Die Frage der Uebertragungen der Reparationszahlungen, mit der sich der Ausschuß befaßte, sei technischer Art und sehr ver wickelt. ES verlautet, daß die allgemeine Ansicht der Mitglieder de» dritten Ausschuss«» dahin gehe, e» werde möglich sein, ein UebereinkvMmen zu erzielen. In die sem Fall werde die Bollkonferenz den Berichten der anderen Ausschüsse entgegensetzen. Man erwartet, daß auch der juristisch« Ausschuß seine Berichte vorlegen wird. Al» ziemlich sicher wird angenommen, daß die Einladung an Deutschland morgen »-gesandt wird. London. 1. August. Die gestrigen Beschlüsse der Kommission müssen natürlich erst von der Konferenz He- stätiat werden, was wahrscheinlich in der heutigen Sit zung geschehen wird. E» verlautet, daß auch die Zu stimmung der Bankier» bereit» gesichert ist. Zn der Frage der militärischen Räumung ist.keine neu« Wendung eingetreten. Selbst auf englischer Seite wird zugegeben, daß die stanzösisch-belgischen Forderungen unerfüllbar seien. Go sagt die «Limes", daß.«O für Deutschland unmöglich sein dürft«, di« verlangten 1H Milliarden aufzubringen und daß per ganze Plan in der Praxi» also nicht» andere» bedeut«, »l» daß die Be setzung noch zwei volle Jahre andauern solle. Le» veweeplan bleibt «neeründett Di« Londoner „Morgenpost" meldet: Vie Zusam menkunft der Chef» der Delegationen am Mittwoch habe da» wichtiae Zugeständnis gebracht, daß Minderungen an dem Tawe»plan an di, Zustimmung Deutschland» gebunden sein müssen. Auch Herriot hab« dieser For mel zugesttmmt, die wahrscheinlich hi« bevorstehende An- tzörung -er Deutschen sehr Vereinsachen werd«. wie immer, inoffiziell« Sitzungen abhalten. wie da» Reuterbüro erführt, erklärten nach der zweistündigen Sitzung de» dritten Ausschuss» - einige Deleaation»mitgli«der, daß eine vereinbar»«« so aut wie sicher sei, und daß nur noch der Entwurf gewisser Schriftstücke in Frage komme. Der Bericht diese» Aus schuss«» .werde den anderen Ausschüssen morgen in der vollkonserenz unterbreitet werden. G» sei daher mög lich, daß die Einladung an di« Deutschen so rechtzeitig «geht. Paß ihr« Anwesenheit am Montag vormittag in London «folgen könne. Vie verlautet, bsfaßte ft- die britjs-e Delegation Berlin, L. August. Mehrere »Atter melden au» Pari», di« französische sozialistisch« Partei habe be schlossen, rin« «bordnuno na- London zu entsenden..«» sich mit der englischen Arbeiterpartei über alle mit dem Nevarationsproblem -ufammenhüngenden Fragen zu dem stündigen. Di« Abordnung wird bereit» Hutt« na- London abreise«.