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. - . ?!V» Mittwoch, cken S. August 1S24 Nr. 1S2 IS. Jahrgang ft-»U,»-,»>s« »I« p«tttM, w« ftn»,«,,- «u» ft». Iw» Um«,,,«» »» «,t»,f,««l„, «u— »!»«„ ftn>,I,,« I» »,l»»f«ml„, «,rlani,-p,Ut>,Il, <» *,l»pf«»nt„ «mtltch, -,1t, »» »,l»,f,»»>,«. gramm», La,«bla« Nu»»r,g»b>rg». Enthalten- -le amtlichen Bekanntmachungen -es Kates -er Eta-t UN- -es Amtsgerichts Hue. poMtck.ftoni»! stmt L»ipzi» Nr.ISS». -E- Mzeiger für -as Erzgebirge Die erste Sitzung mit den Deutschen. Die Ueberreichung des Protokolls an die deutschen Vertreter. Ansprachen Macdonalds und Marx'. London. 5. MuMst. Lite erste Baukonferenz mit den Deutschen wurde wenige Minuten nach .12 Uhr eröffnet. Di: deutschen Vertreter wurden von Maedonald an der Tür empfangen und dann an ihre Plätze geführt, die an dem Vierecktisch der französischen und.englischen - legation gegenüberlagen. Maedonald hielt dann seine Ansprache, die ins .ranzösische übersetzt wurde. Er begrüßte die deutschen V rtreter, die gekommen seien, um die Mittel für die Verwirklichung des Sachverständigengutachtens mit den Vertretern der alliierten Staaten zu erörtern. Er ev> klärte, daß jeder der Anwesenden die ihm auserlegte Ver antwortung annehmen müsse, nicht weil er es müsse, andern aus Gründen deS allgemeinen Wunsches, einen -rnsthaften und ehrenhaften Versuch zu unternehmen, die Verpflichtungen zu erfüllen .zu denen man sich durch Unterschrift bekenne, daß diese Unterschrift aber erftcholl- ogev werden dürfe, wenn sede Partei loyal anaehört worden sei. ' st. 1 " Die Alliierten wünschten, der deutschen Regierung verschiedene Vereinbarungen bekanntzugeben, die sie un ter sich selbst getroffen Kütten und, soweit diese Vereine barungcn der Zustimmung der deutschen Regierung be dürften, wünschten sie darüber in eine gemeinsame Dis kussion einzutreten. Der Zweck der Konferenz sei der, die Anwendung des DaweSgutachtenS zu regeln. Er huldige der Hoffnung, daß der Geist der Verständigung und der "Zusammenarbeit eine schnelle Einigung ermög lichen werde zum Vorteil der freundschaftlichen Bezie hungen zwischen allen europäischen Mächten. Darauf bat der Reichskanzler um» Wort und hielt in deutscher Sprache seine Erwiderung, die durch den deutschen Dolmetscher Dr. Michael zunächst.ins Eng lische,.dann ins Französische übersetzt wurde. Der Reichs kanzler dankte in kurzen Ausführungen im Namen der deutschen Delegation für die freundlichen Begrüßungs worte und bemerkte weiter, die Aufgabe, der sie sich gegenüber befinde sei von entscheidender und historischer Bedeutung. Die deutschen Vertreter seien davon über zeugt .daß haS Schicksal Deutschlands und Europas von der Lösuna dieser Aufgabe abhänge, und diese könne nur erreicht werden, wenn der Geist friedlicher Verstän digung und unbeirrbaren RechtSstnneÄ obwalteten. In diesem Geiste beabsichtige die deutsch« Delegation zu ver handeln. Die Wiederherstellung des gegenseitigen Vertrauen sei ein lebenswichtiger Faktor für die erforderliche Zu sammenarbeit der Nationen. Die deutschen Vertreter erblickten in dem Sachverständigengutachten die Methode, die das deutsche Volk zur Freiheit führen könne und müsse und, sobald die restlichen Vorkehrungen für seine freie wirtschaftliche Entfaltung.geschaffen seien, werde das deutsche Volk seine ganze Kraft daran, setzen, die von jihm geforderten schweren Verpflichtungen auszu führen. Dr Marx bestätigte daraufhin nochmals die Erklä rung,der deutschen Regierung, daß sie den.Plan der Sachverständigen als eine annehmbare Grundlage für die Lösuna Her ReparattonSfrage anerkenne, und fügte hinzu, daß seine Regierung in Erwartung xiner Eini gung guf dieser Konferenz ihre Zustimmung zu den von den Organisationskommissionen auf Grund deS Sach verständigenberichtes beschlossenen Vertragsentwürfen «eben werde. < i Im wetteren Verlaufe schlug Maedonald einen ab sichtlich jovialen Ton an und verwies darauf, daß, die Deutschen die Nacht hindurch gefahren und infolgedessen übermüdet seien, und daß. xs deshalb gut wäre, keine längere Sitzung abzuhalten. Er überreichte alle Beschlüsse, die die Konferenz ge faßt hat, den Deutschen mit der Bitte, bis.zuM Dienstag abend, spätestens Mittwoch früh.ihre Antwort zu über mitteln. st st ! ! Der Reichskanzler entgegnete, daß er sich! bemühen werde, innerhalb dieser FMst die deutsche Antwort der Konferenz zu übermitteln. Zum Schlüsse machte Mac- donald, um einen behaglichen Ton anzuschlagen, .dar auf aufmerksam, daß es erfreulich wäre, wenn die Kon ferenz am Freitag beendet wäre, da er an diesem Tage gern abreisen Möchte. lieber den wetteren Verlauf der Konferenz sollen noch besondere Dispositionen getroffen werden. .ES ist anzunehmen, daß deutsche Vertreter den einzelnen Kom missionen zugewiesen werden, und zwar wird Ministe rialdirektor Gauß in die erste Kommission gehen, Ge sandter Ritter in die zweite und Staatssekretär Fischer in dis dritte. London, 5. Auoust. Die deutsche Delegation ist heute nachmittag uM ^6 Uhr zu einer Beratung zusammen getreten, um die Antwort auf daS in der heutigen Voll sitzung Überreichte Protokoll der Alliierten fertigzu stellen. Man rechnet damit, daß sich die Beratungen bis in die Nacht htnetnziehen werden, zumal hie Ant wort schriftlich erteilt werden soll. Die Beratungen der Delegation haben jedoch unterbrochen werden müs sen, da einige wichtige Fragen an die Sachverständigen der Delegation zur Begutachtung verwiesen werden mußten. Nach dieser Pause werden die Verhandlungen heute noch fortgesetzt, da man hofft. Haß.die Sachver ständigen gegen 11 Uhr abend» zu einem Ergebnis .ge langt sein werden. Darauf wird in einer Vollsitzung der deutschen De legation der Sachverständigenbericht und der Antwort entwurf durch gesproch en und die endgültige Form her Antwort serti«gestellt werden. Vielleicht ist LS möglich, noch heilte nacht Maedonald die Antwort zu überreichen. lieber das Programm deS morgigen Tages verlautet noch nichts Bestimmte», .man rechnet aber mit einer Vollsitzung und ferner mit der Hinzuziehung der Deut schen DelegattonSfübrer zum Rate der Sieben. Man hofft, daß.KommissionSberatungen nicht notwendig sein werden, da, wie bereits gemeldet, .jeweils zu den ,Be^ sprech ungen ein Sachverständiger für die betreffende Frage hinzu gezogen werden soll. Amerika« Haltung gegenüber Deutschland. London, 6. August. Mister Morrow von der Mor- ganbanl erklärte, die amerikanische öffentliche Meinung über Europa sei durch die fortgesetzt auftauchenden Nach!» richten über Unruhen, politische Unordnung und soziale Kämpfe beeinflußt. Amerika könne nichts für Deutsch land tun. wenn sich diese Zustände nicht besserten. Wirtschaftskrise unä Export entwicklung Deutschlands. A,uß»r«ng«n d«> N«lch»wlrtschast«minis'«r«. ReichSwirtschaftsminister Hammi gewährte Hem Ber liner Korrespondenten der „Morning.Post" eine Unter red.ng. in der sich der Minister eingehend über die deutsche Wirtschaftsnot auSlioß Gr erklärte u. a.r .Die deutsche M«ftschast«kris» greif« weiter um sich. Täglich würden Stillegungen auch großer und namhafter Werke gemeldet.. Die Zahl der unterstützten Erwerbslosen sei in der ersten Hälfte de» Juli um 1ü Prozent gestiegen r die Zahl der Kurz arbeiter betrage in manchen Zweigen mehr als die Hälfte de» Arbeiterschaft. An Hand statistischer Zahlen polemisierte der Minister gegen die im Ausland« viel fach verbreitet« Ansicht, daß trotz aller Verluste der deutschen Industrie eine erweitert« Kohlenbasi» , zur Verfügung stände und eine Kohlenmeng« zulteße, di« 117 Prozent de» gesamten d«utsch«n Kohlenv«rbrauch«s de» Hahr«» 1918 -«trag«. Noch unerfindlicher sei die Behauptung, daß di« Mteumlasten notwendig leien zu» Kürzung der deutschen Kohlendecke und zur Unterdrük- kuna der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Ausland. Aehnltch liegen die Dinge bet der Eisenindustrie. Frank reich« Einfluß auf den Welteisenmarkt sei immer größer, der Deutschlands immer geringer geworden. Frankreich, das auf doppelte VorkrtsgSerzeugung gekommen lei, dürfe demnach am wenigsten von einer Bedrohung de» Weltetsenmarkte» durch Deutschland sprechen, da» seine Etsengrundlage großenteils zugunsten Frankreich» ver loren hat. - ! ! > Auf Pie Frage de» Korrespondenten, wie L» Hann mit der gesamten > ! «,port»»twicklung Dwtfchland» . stehe, erwiderte der Retchsministerr Auch hier sind wieder die innerwirtschaftlichen deut schen Verhältnisse zu betrachten. Di« Kapitalkrast Deutschlands und damit seine inländisch« Konfumkrast sind auf» tiefste gesunken. Ausfuhr und JnlandSabsatz aber stehen zueinander seit alter»her in einem gewissen Verhältnis. Ausfuhrfähiakeit fordert Weltmarktpreise, diese aber sind in Deutschland, da» aus Menschenalter hinau» höchste Steuerlast tragen muß» nur Möglich bei ! wirtschaftlicher Ausnutzung per Betrieb« und dies« wie- > der nur bei stark« heimischer Kaufkraft. GS steht auch Mit der gegenwärtigen UnterbeschäK tigung.so vieler Betriebe in Zusammenhang, wenn die deutsche Ausfuhr des unbesetzten Gebietes im ersten Halb jahr 1924 nur 45 Prozent von 1913 betrug, ktzr, Ein fuhrüberschuß aber vom Januar bi» , einschließlich Juni 1924 1,6 Prozent betrug und die deutsche Ferttgwaren- auSknhr im Monat Juni erneut 8 Prozent tzurüchging. Solanae Deutschland nicht im Innern wieder eine stär kere Verbrauchskraft gewinnt, wird auch seine Aus fuhrleistungsfähigkeit geschwächt bleiben. Darum hat es auch wirtschaftlich einen guten Sinn, wenn da» Sach verständigengutachten sich dazu bekennt, daß die Lebens haltung pes deutschen Volkes nicht unter den Stand herabsinken soll, der sich dem der alliierten Länder und ihrer europäischen Nachbarn vergleichen läßt. Wie das aber auch kommen mag, bis dahin, daß die deutsche Kon kurrenz zu einer Bedrohung der anderen Handelsvölker werden würde, ist ein langer, langer Weg und keines der starken anderen Wirtschaftsvölker, da» auf .viel breite rem Boden als Deutschland mit einer viel weniger ge schwächten Kapitalkraft arbeitet, sollte diese Gefahr be fürchten. > ! ! Die Umgruppierung äer Preise. Wiederholt wurde in der Oeffentljchkeit auf Hie Anomalie hingewiesen, die sich an den Warenmärkten seit der Stabilisierung der Mark ergeben Hatter Stei gerung -er Preise für Jndustrieprpdukte > über Welt marktpreisniveau, wodurch die Konkurrenzfähigkeit -er Industrie auf ein Minimum eingeschränkt wird, dem» gegenüber eine Senkung der Getreidepreise unter Welt- marktstand,.ja unter den der Vorkriegszeit. Diese schwal che Haltung der Getretdepreise war auf.ganz^außerge wöhnliche Umstände zurückzusühren. Die Betriebsmit telknappheit der Landwirtschaft, die durch die Kredit not und den Steuerdruck noch verschärft wurde, trieb zu Notverkäufen. Das an den Markt kommende Mate rial, das zudem durch den Verkauf von Beständen, .die in der letzten Zett der Inflation als Geldersatz aufge häuft waren, noch vermehrt wurde, .fand wenig. Abneh mer, weil der Getreidehandel und die Mühlen wegen ihrer eigenen BetriebSmittelknapphett und mangelnder Kredite das drängende Angebot nur teilweise aufnehmen konnten und ein Verkauf nach dem Auslande wegen Ausfuhrverbotes unmöglich war. So kam ein Druck zustande, der die Preise geradezu um ein Drittel gegen über Vorkriegsstand ermäßigte, während die Getreide preise am Weltmarkt über FrtedenShöhe standen. In den letzten Wochen hat sich! das Bild gewendet. Tie Preise für Jndustrieprodukte sind stark zurückgegan- aen. Industrie und Handel bekommen jetzt die Stabilt- sierungswellen gründlich zu spüren, die vor einigen Monaten die Landwirtschaft arg bedrohten. Dagegen ziehen die Getreidepreise gn, Wohl nicht zuletzt infolge der Aufhebung des GetretdeauUuhrverboteS und der Ankündigung Hon Agrarschutzzöllen, Maßnahmen, die zu allen Zeiten in allen Industrieländern hart umstrit ten waren. Allerdings haben die Börsennotierungen für Getreide die langsam anziehenden Weltmarktpreise noch nicht erreicht. Das Ergebnis ist, daß die Preise der beiden Waren gruppen sich der gemeinsamen Basis wieder nähern oder — bildlich nach einem von den Russen viel gebrauchten Vergleich gesprochen — die beiden Arme der Preisschere, auf Hie man sich die Preise der beiden Warengieuppen übertragen denken muß, nähern sich wieder einem ge meinsamen Schnittpunkt. Nach einer Aufstellung der „Frankfurter Zeitung" erreichte der Roggenpreis Anfang dS. IS. 80 Prozent des Vorkriegsstände«, Mn Ende Januar auf 65 Prozent zurückzugehen, während die Warenvreise der industriellen Waren, über Weltmarkt preis stehend, von 140 auf 13h wichen. Der Roggen preis hielt sich in den Monaten April, Mat und Juni ziemlich konstant zwischen 70 und 75 Prozent de» Vor- kriegSpretseS ^m Mitte Juli sich in einer scharfen Kurve aufwärts zu bewegen. Anfang Juli wurden beispiels weise für eine Tonne märkischen Roggen 130 Mark be zahlt. Mitte Juli dagegen 150 Mark. Die Hreise der Jndustricwaren schnellten März bi» April guf 145, um dann von Ende Mat ab bi» jetzt langsam auf,130 zu« rückzugcken. Am Anfang de« Jahre» macht« die Diffe renz zwischen den Preisen der beiden Warengruppen 65 Punkte au», im Mai 75» Anfang Juli nur noch 40, verglichen mit einem für landwirtschaftliche und indu striell« Produkte gleichen Preisstand. Damit dürft« di« Preisentwicklung noch nicht abgeschlossen fein, weil «ine ganze Reihe industrieller Produkt« noch über Weltmarkt steht, also über dem Marktpret», Her letzten Ende» auch die Preise der deutschen Waren bestimmt, und weil sich die Kohlenvret»ermMgung erst.allmählich auSsuwirken beginnt. . ' Welch« ungerechtfertigten PreiAmwrschied« heut« noch beyeden, zeig»» di» HLuteauktionen d« , lstzt«