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"V" ' .-77— - /luer Tageblatt - ^Ffp M. M F' DWI««W>WII »UDOweMaM« /inZttger fm oas vrMevlrAr ZZZM E-H-I-A- »I V<-OOMMtch»AiO An NMN An GNDA --- DnIMANANiHtA Mn« -ißMick-Iott» AM ln. IHM Nr. los Sonnabenä» äeu 10. Mal 1S24 IS. Jahrgang Dolkswille, Reichstag unä Reichsregierung. SSvn Nr. Külö ,M. d. R. Bet den Erörterungen über daS Ergebnis de« SeßchStagswahlen pflegt man eS als Selbstverständlich, kett Ku unterstellen, daß die Wahlen das Spiegel, bild des PolkSwNlenS »eien. Leider ist Ibisse Auffassung irrig. Große Teile des deutschen Volkes vermögen »ich infolge der jahrzehntelangen politischen Unmündigkeit auch heute noch zu keiner klaren festen vo- ltttichen WtllenSbtldung durchzuringen, auch! nicht bei der ReichStagSwahl. Nicht willensmäßiges sondern st i m- muniaSmäßtge's Handeln ist für viele die Wahl und daS Wahlergebnis ist deswegen nicht sv sehr Pro dukt des Volkswillens als der BolkSstimmung hezw. der Volksmißstimmung. Wer auf die an sich- sehr verständ liche MiWimnrunig des deutschen Wählers reflektiert, wird b:S auf weiteres auf stärkeren Erfolg rechnen kön- nrn als dersenige, der an den Verstand appelliert. Dis fetzt vollzogene Reichstagswahl ist hierzu ein besonde rs sinnfälliges Beispiel. Drei große Sammelbecken für die Mißvergnügten N'ben sich diesmal aufmetan; auf Her Rechten zwei, aus dcr Linken eins. Links haben die Kommunisten alle die sozialistisch eingestellten Wähler an sich gezogen, de nen die staatsbefahende Haltung Her Sozialdemokratie ein Dorn im Auge war,, die sich nach wie vor wohl füh len in der alten.Gewohnheit der Staatsverneinung, .weil Opposition und Kritik immer bequemer ist als positives Handeln.' Es zeigt sich- jetzt, dach die Verschmelzung der Unabhängigen mit der Mehrheitssozialdemokratie kein GesundungSprvzetz, .sondern ein widernatürlicher Vor gang gewesen ist; .sie war lediglich! ein Uebergang der Nüihrer. aber keine Verschmelzung der. Massen. Tas Bros der auf mehr als 60 .Sitze angewachsenen kom munistischen Partei stammt zweifellos aus dem Lager der früheren Unabhängigen. Und str ist auf -er Linken die Linie der Entwicklung klar erkennbar ? die Wahlen ha b'^ dis Sozialdemokratie unter Schwächung ihres Ge- stuutbestandes dorthin zurückgeworsen, . wo Mehrheits- sozialdemvkratie und Unabhängige getrennt bestanden, nur Mit dem Unterschied, daß sich die Unabhängigen ih rer besonnenen Führer entledigt und M Kommunisten gewandelt haben. Also: Rückschlag in stärksten Radi kalismus/ MkS entscheidende Frage für die Praxis des StaatslebenS ergibt fuhr wird sich die von den radii kalen Massen befreite Sozialdemokratie als eine zu verlässige Partei der StaatSbejalhung bewähren, oder wird sie nunmehr auch, im Reiche, wie seinerzeit in Sachsen und in Thüringen, Anlehnung an die kommu nistische Linke suchen und aufrecht erhalten? — Auf der Rechten find die Deutschnationalen und die D'eUtschvölkisch.en zum Heerlager aller de rer geworden, die durch die nationale Not unserer Zett nur sttmMung!smäbig und nicht zugleich verstandsnMig beeinflußt worden sind. Soll man dabei die Deutsch völkischen zur Rechten zählen? Vielleicht wissen sie selbst nicht, ob sie zur Linken oder Rechten halten sollen. Ihre wirtschaftlichen Ideen duften statt nach links nach Marxismus, in ihren hohlen nationalistischen Phrasen und Gesten.sind sie die Mischen Vertreter eines ent arteten Rechtsradikalismus. Wie die Kommunisten, .so scheiden auch sie bewußt und gewollt bet der Praktischen Mitarbeit für den deutschen Staat, wie er ist, aus. Auch! der Zuwachs der Deutschnationalen beruht auf den gleichen stimmungSmiäßigen Faktoren, die vor vier Jahren die Deutsch« Bolkspartei parlamentarisch groß gemacht hatten. Die entscheidende Frage ist auch hier: werden sich! di? Deutschnattonalen. die im Wahlkampf schroff „ein zweites Versailles" ablehnten, .sich im Reichs tag zu einer Politik der realen Staatsnotwendigkeiten bekennen und di« Sachverständigengutachten als geeig nete Grundlag« zu einer erträglichen Lösung des Re- varationsproblemS anerkennen oder sie mit hohler Gest« ab lohnen? Was der FraktionSviorfitzende Herat bts^ her über die künftige Haltung seiner Partei in die Oef- sentlMkeit hat gelangen lassen, gibt kein festumrissenes Btldr es zeigt lediglich den dem Eingeweihten längst be kannten glühenden persönlichen Ehrgeiz Hergt» zur po- litischen Macht und seine erstaunliche Wandlung-fähig- kett. Gin politisches Programm sind die Kundgebungen Heygt» nicht. > Die MtzhrhettSverVältniUe im Reichstag liegen nach den Wahlen wesentlich ungünstig.«» als vorher. Theoretisch! ist zwar sowohl eine Regierung der großen Koalition, von der deutschen Bolkspartei ÄS ein schließlich Sozialdemokratie. al» auch eine Regierung des vürgerblock» denkbar? in der Praxi- de» parlamentari schen staatlichen Leben» würden dies« Regierungen tedoch auf hoffnungslos schwacher Grundlage ruhen. Di« Si tuation wird dadurch.noch bedeutend «rschwerb» daß di« Verfassungsändernd« Gesetze, also nur mit Zweidrittel mehrheit gelöst werden können. Eine solche Mehrheit ist.schlechterdings nicht ander« zu haben, alS durch! ein Zusammenwirken aller politischen Strömungen von den Deutschnattonalen bi« M den Sozialdemokraten. Ob die Möglichkeit hierzu besteht, hängt lediglich von der Haltung der Deutschnationalen ab. Die „Times" trifft hier den Nagel auf den Kopf, wenn sie sagt: „es ist Sache der Deutschnationalen, als der Partei, die im neuen Reichstag die Entscheidung in Händen hat, klar und unzweideutig,zu erklären, ob sie den Sachverstän digenvorschlag annehmen oder ablehnen wollen." .Aufgabe der jetzigen Regierung ist ,eS, möglichst schnell eine klar« Situation zu schaffen. Zur Neubil dung der Rctchsregierung liegt zunächst gar kein Anlaß vor. Das Gebot der Stunde liegt.für die ReichSregte- rung offen zutage. Die setzt zur Entscheidung drängen de Lebensfrage für das deutsche Volk ist die Auseinan dersetzung ,mit unseren Feinden von gestern. Will sie der Reichstag auf Grund der Sachverständigengutachten. ,! oder will er sie nicht — das ist die sehr einfache Frage, die sofort vom Reichstag zu beantworten ist.' Tie Reichs-! rogierung hat mit kurzen klaren Worten ihre Absichten. Stimmen und Mandaten an erster Stell« mit rund 40 Prozent, dann folgt der sozialistische Alte Verband, de« sein« überragende Stellung von 46 auf 30 Prozent ein gebüßt hat. An drttteer Stell« hat »ich der Gewerk verein Christlicher Bergarbeiter mit rund,20 Prozent «Ut gehalten. Kleinere Vevbandsgruppen mache« «och nicht ein Prozent der Stimmen und Mandat« aus. Setrkebsstillegungen. Auf den Krupp-Werkes in Essen wird durch Anschlag der Direktion bekanntgegeben, .daß voraussicht lich! vom 11. d. M. ab infolge Kahllenmangels Kurz- und Feierschichten mit Berdtenstausfall eingelegt werden Müjsen. AUch! die „Gii'tv Hoffnungshütte" in Ober häufen Mt bekannt, daß infolge Gas- und Strmmnan- gels die Anlage bereits im Laufe de» gestrigen TageS zum größten Teil zum Erliegen gekommen fei und nur noch für einen geringen Teil der Belegschaft Arbeit«- Möglichkeit vorhanden kein dürfte. Durch die Stillegung der Kokereien auf den Ruhr zeche» ist die Ferngasversorgung für .Benrath und sein« ausgedehnten Industrieanlagen unterbrochen. darzulegen, .und dann wird sich! sehr schnell zeigen, ob sie auf den: Wege zu einer Verständigung hie erfor derliche Mehrheit hinter sich bekommt oder nicht. Ver sagt shr der Reichstag die Gefolgschaft, so mag sie han deln. Tie große Mehrheit des denGhen Volkes, auch hunderttausende von denen, die bei der Wahl im Sam^ melbecken der Mißgestimmten gelandet sind, wollen in Wirklichkeit die befreiende Tat der Verständigung? will sie der neue Reichstaa nicht, .so spricht er sich selbst sein Todesurteil. Je schneller und je eindringlicher der/ Reichstaa von einer tatentschlossenen Regierung vor die' schicksalsschweren Entscheidungen der Stunde gestellt ! wird, umso größer ist dis Aussicht, daß die Demagogie des Wahlkampfes der politischen Einsicht und Vernunft! weicht. Der WirLschaftskampf im Westen, ßür -ie Kommunisten ist -er Streik ein^politisches Kampfmittel Daß für die Kommunisten der Streik keine Wtrt- schaftSwafse — was er seiner eigentlichen Bedeutung nach' sein sollte — mehr ist, sondern nur ein Mittel zur Er reichung Mer politischen Ziele wurde, geht wieder ein mal deutlich aus einem Aufruf der „Roten Fahne" dem sie fast die ganze erste Seite widmet, hervor. In dem Aufruf werden die Berg- und Transportarbeiter" der ganzen Welt aufgefordert, Solidarität zu üben. Vor allem liegt den Jüngern Moskaus daran, durch Ver hetzung, der Transportarbeiter auch die Kohleneinfuhr nach Deutschland lahmzulegen, um dann aus dem dar-: aus notwendig entstehenden WirtschaftSchaoÄ ihren Po litischen Vorteil zu ziehen. Es ist selbstverständlich, daß , die Gewerkschaften, wie die der Transportarbeiter, gar keinen Grund haben, sich! in die Lohn- und ArbettSzett- kampfbewegung der Bergarbeiter yineinziehen zu Jassen! und den in dem kommunistischen Aufruf versteckten vv- - litischen Zielen Vorschub leisten. Besonders bezeichnend i für die kommunistische Kampfesweise ist der Slppell an die französische und englische Arbeiterschaft, chte sicher-! lich besseres zu tun wissen, als aus „Sympathie" für! ihre deutschen „Genossen" Brot und Stelluns zu ris kieren. ' ' ! . Kommunistische Richtlinien für -en Ruhrkampf. Dem „Vorwärts" wird au» dem Ruhvrevier ein Schriftstück „Richtlinien für den Ruhvkamps" Mr Ver fügung gestellt, in dem es «. a. Mßtr Den Zechende- sttzern ist ein Ultimatum von zwei bis drei Tagen zu! stellen: Nach Ablauf des Ultimatums müssen auS innen-! und außenpolitischen Gründen die Betriebe von der Ar- . Terrorakt«. Von der Gesamtbelegschaft im RuhrbergbaU sind bei der -gestrigen Frühschicht 93,70 Prozent nicht Mr Ao- beit erschienen/ Von mehreren Zechen wird gemeldet, daß Belegschaftsmitglieder,, die, zur Arbeit gehen woll ten. tätlich angegriffen und bedroht worden sind. Nm Essener Bezirk sind eine Reihe Streikposten aufgestellt. Von der Zeche Dahlbusch.wird gemeldet, daß «in großer Teil der Belegschaft arbeiten würde, wenn er nicht durch Streikposten an der Einfährt behindert würde. Auf der Zeche Zollern 2 in Kastrop drang vor gestern die auLgesperrte Belegschaft gewaltsam auf den Zechenplatz And zwang die die NotstandSarbetten ver richtenden Zechenbeamten. Men Platz zu verlasse». Vle öergarbektev beharre« auf Ser Ablehnung -es Schie-sspruchs. Den große» Nedterkonferenzen der Bergarbeiterver bände sind am Donnerstag im gesamten Ruhrrevier die Belegschaftsversammlungen gefolgt, deren Zahl aus über 300 geschätzt wird, Soweit Meldungen vorltegen. ha ben sie alle ruhigen Verlauf genommen. In allen Ver sammlungen die überfüllt waren Md teilweise unter freiem Himmel stattfanden, wurde daS Vorgehen der Grubenbesitzer auf das schärfste verurteilt, der Will» der Bergarbeiter Mr Arbeit entschieden betont und jede Stretkparvle nachdrücklich abgelshnt. Aufforderungen zum Generalstreik, die in einigen Versammlungen von Anhängern der Union erhoben wurden, fanden bet dem Gros der Teilnehmer entschiedene Ablehnung, ES wurde gefordert, daß die Bergarbeiter nicht allein die Träger der Reparationslasten » ein dürsten, diese Lasten seien vielmehr gleichmäßig auf olle Schultern des Volke« M legen. Mn der Forderung der Beibehaltung per Sieben- stundenMicht unter Tage und der Achtstundenschicht über Tage werde die Ruhvbergarbetterichaft feMalte«. Tie Beschlüsse der Revierkonferenzen wurden einmütig! gebilligt? da» Angebot de« Schiedsspruch« in der Lohn- und ArbeitSzeitfrage sei Mr die Bergleute unannehmbar. Thyssen Ssfn«1 seine Betrieb« wieder. Die Gewerkschaft Friedrich Dhhffsft in Hämborn aibt durch Anschlag folgendes bekannt? Nachdem viele Arbeiter und Arbeitervertreter an Ä« Gewerkschaft Wv- angetreten sjnd mit der Bitte, den Betrieb wieder zu eröffnen, und sich! bereit erklärt haben, die Arbett ord nungsgemäß wiederaufzunehmen, -ei einer Schichtzeit von acht Stunden unter und 12 Stunden über Tage einschließlich zwei Stunden Pause, werden persönliche Meldungen zur Arbeitsaufnahme unter dielen Bedin gungen entgeaengenounnen. beiter« und Angestelltenschaft übernommen werden. Nach! Uebernahme der Betriebe sofortige Fühlungnahme mit' der französischen, belgischen und englischen Regierung bezw. deren Vertretern in Düsseldorf und Koblenz.bei gleichzeitiger Anrufung per Arbeiterparteien in den ge nannten Länder» zweck» allgemeiner Verständigung, Finanzierung durch die Besatzungsmächte Vzw. Alliier ten (Atnanzgarantten genügt), Sicherheit durch alliiert« Leitung bzw. Kontrolle, Vorschlag einer sofortigen Bild»«- d«» unabhängigen Ruhr, »nb Wlrtschafwstaaw« unter Kontrolle einer Betriebsvertretung, .als Leitung ein Wohlfahrtsdirektorium, letztere« auch besonders Mr die Verhandlung Mit den aMierten Vertretern. 40 P«or«n1 townmnistisch« vetrleberäii auf bin K«br»«chm. Da» nustmehr endlich vorliegende Gesamter««bni« d« BetriebsrätewaLlen auf den Zechen de» Ruhrkohlen- «MMR »IHM MKr Die Nnvm stM «m Vir Strriklage in Gbrrfchlrstrn. Breslau, 6. 8. Et» Teil der Bergarbeiter 80t »ich bereit- wieder zur Arbett gemeldet. SS ist jedoch ei»q Wiederaufnahme der Betriebe über Da« noch nicht mäst- ltch. Die Förderung hat bereit- wieder in beschränktem Umfange eingesetzt. Die Hüttenarbeiter haben auch zum Teil wieder Äs Arbett «»«treten, .so bet den Deichsel- Werken, dagegen haben sich! andere Belegschaften, .so von der Julien-Hütte und von der RedeuHütt», -em Streik anqeichloffen. Auch die chemische Fabrik der Rüttlers Werk« in Hindenburg ist in den Ausstand getreten. Vk verhan-lungerr mit -e« MetaUakbÄtrro gescheitert. Dortmund, ü. ö. Vie gestern weitergeMrten ve» Handlungen mit den Metallarbeiterverbänden hab« wiederum M keiner Einigung geführt. Nach stunden- V«handvmg«n wurde von dem Schlichter erklärt.