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/lmr Tageblatt IS. Jahrgang Dienstag, äen 2S. März IS24 Nr. 72 sagen, die Freisprechung ist politisch unmöglich, so be streite ich da». Die Revolution Kat die Eigenstaatlich keit Bayerns nicht verwehren können. Datz Bayern nicht — und zwar mit Recht — gegen die Weimarer Ver fassung Protestierte, .beruht aus Pen allgemeinen Ver hältnissen von 1918. Diese Duldung.der Weimarer Ver fassung rSber bestand zur Zeit der Tat der Angeklagten nicht mehr. Ich verweise auf die Jnpflichtnahme der bayrischen Truppen. Man Netz das Reichswehrministe den Staatsgerichtshof.nicht an. Tine Verfassung, .die Bayern nicht anerkennt, kann für Bayern kein« „Reichs- ! in einer gewaltsam aufoktroyierten Verfassung.keine Um stellung «der Rechtsverhältnisse, sondern eine Rechtsbeu gung prblickt. Die Wahlen zur Nationalversammlung waren nicht frei, sie wurden unter dem Truck des Fein des und der Soldatenräte abgehalten. Ein Rechtsbruch , seien auch die Schaffung des Republik-Schutzgesetzes und die Verlängerung der Amtsdauer des Reichspräsidenten gewesen. Wir haben, so fuhr RechtSanw. Meyer, fort heute den schlimmsten Parlamentsabsolutismus gegen den ein Jahrtausend deutscher Rechtsgeschichte steht. Tie Angeklagten wollten den RechtSzustand der Vergangen -»»f«, «»«»««««> - kernspnch - ftasitztuS Ui. 1» kelegramm», Lag,SIatt S«1haltev- -iit IMUlicha« Hek«««tMacha«AUO «K- -»» ^MEEADDichiO MIT- » fwU leiPZis >»-ssIs Hitler und Dr. Weber, hätten versucht. eine stttltch« Wtedererneuerung de» Volke» herbeizufÜHrm und hätten in diesem Sinn im Bund Oberland wertvoll sittliche Erziehungsarbeit (Hitler» sittliche GrziÄhUnMätigkeit durch hysterische Phrasen ist Mt!) geleistet. .Da» Land erwartet klopfenden Herzen» Ihren Freispruch, Dann sprach RechtSanw: GadeMstnn Mr Oberst leutnant Krtebel: Als gerader tapferer Offizier ist er — und das ist die Tragödie in feinen« Schicksal — in die Netze unaufrichtiger Staatsmänner gefallen^ und Sie, .meine Herren sitzen ja Mr Hier scheinbar über di« Besten des Volkes zu Gericht, .in Wirklichkeit aber rich ten Sie die bayrische Politik. Ich erinnere an die Zett der Etnwohnerwchren, deren Zerschlagung Mich Herrn v. Kahr zur Last fällt. Schon damals ist durch Kahr an dem gutgläubigen Krtebel und Escherich der erste Be trug verübt worden. Bors.: Den Ausdruck „Betrug" mutz ich! zurückwetsen. RechtSanw. Gademannr Unter Hitler vertraute Krtebel gutgläubig wieder der KaWchen Politik, und heute hat derselbe Kahr diesek Mann aus die Anklagebank gebracht. Wer der wahrhaft Schuldige ist, wissen wir wohl alle hier. RechtSanw. Gademann behandelte nunmehr Kiner» seit» die Vorgeschichte de» Putsche» und bat für diesen Teil die Öffentlichkeit auszuschlietzen. Da» Gericht be- schlotz demgemäß, und der Gaal wurde für die weiteren Ausführungen des Verteidiger» auf einige Zeit geräumt. Nach, Wiederherstellung der Oeffentltchtett fuhr der RechtSanw. Gademann fort: Ich habe nachzuweisen. datz ein Waffengana Nach deut Norden vorbereitet und geplant war. Das haben die Leuge» klar und.deutlich bestätigt und das Hat auch! Kapitän Kautter unzwei deutig bekundet. Wie Haben sich nun die drei Haupt belastungszeugen hierzu gestellt? Herr v. Geitzer er klärt er Habe durch seine Reis« nach Berlin diese» Ge rücht ausdrücklich dementieren wollen, und er hab» Herr» v. Seeckt bestätigt, .man denke gar nicht an eine» Vormarsch nach Berlin, Uns Hätte e» Hier interessier» ob der Friedensbote seinen Auftrag auch! richtig Inter pretiert hat. Der Zeuge v. Lossow Hat ja leider durch den Zwischenfall mit Herrn Hitler jäh Pie Flucht er griffen. Bors, (unterbrechend)» Bon einer Flucht kann keine Rede sein. Herr v. Lossow Hat sich förmlich ver» aüschiedet. RechtSanw. Gademannr Da» ist durchaus An sichtssache. Herr v. Kahr litt unter einer bedauerlichen Gedächtnisschwäche, sobald e» sich um entscheidende Fra gen handelte. Was nun die Teilnahme de» Oberstleutnant» Krie- bel an dem Unternehme» betrifft-so steht fest, datz Krte bel als militärischer Letter nur die Befehle von Hitler ausgeführt hat. Die militärischen Verdienst« de» Oberst leutnants Krtebel sowohl für die Pfalz wie auch für Oberschlesien und das Reich werden allgemein anerkannt. Die Anklage wirft Oberstleutnant Kriebel Hochverrat vor. Tie Angeklagten Haben sich! jedoch gegen den 8 81 StGB, nicht vergangen, denn sie wollten la nicht da» Volk Fk» seiner Souveränität verdrängen. Die Angeklagten Hatte« nicht einmal den Vorsatz!, Pie Verfassung, zu ändern. Da» Vorgehen der Angeklagten kann nicht bestraft werde», denn, .wenn die Hauptpersonen Kahr, Lossow und Sei her nicht zur Verantwortung Gesogen sind, so könne» ihre Helfer doch unmöglich bestraft werde». Die An geklagten haben bis -um 9. November den guten Glau ben gehabt, .sie handelten im Verein mit der legalen Regierung. Weshalb Hat Herr v. Kahr, ihnen diesen guten Glauben nicht zerstört, wenn er falsch gewesen ist? Es gibt darauf nur eine Antwort r Weil Kahr, Lossow und Geitzer sich bei dem Geschäft eine Hintertür offen halten wollten. Ich betrachte e» al» ganz selbstverständ lich, daß Has Gericht -um Freispruch meine» Klienten kommt. Hierauf nahm Staatsanwalt Shardt da» Wort zu einer kurzen Erklärung und antwortete auf die An griffe des Verteidiger» folgendermaßen! „Ich stehe hi« als Vertreter eine» Amte», nicht al» Privatperson. An wahrhaftigkeit Habe ich' Oberstleutnant Krtebel nicht vor geworfen. Ich möchte aber auch betonen, datz weder in öffentlicher noch in geheimer Sitzung hier vor GeS richt der Beweis erbracht worden ist, datz „ein Waffe» gang nach dem Norden vorbereitet worden ist. Erster Staatsanwalt Stengletnr Man scheint Hier einen bewußten Widerspruch! »wischen den beide» Ver tretern der Anklage konstruieren zu wolle«. Da» Welfe ich Lnrück und erklär«, dal» die Verantwortung für di« Voruntersuchung und für die -auptverhandlung ilür ich allein trage. — Hierauf trat eine längere Paus« ein. Mzeiger für das Erzgebirge Der Aufmarsch zur Wahl. Von unserem Berliner Mitarbeiter. Der vergangene Sonntag Hat zwei bedeutungsvolle Kundgebungen hervorragender Mitglieder der ReichSre- qierung gebracht, .die von entscheidender Bedeutung für den Aufmarsch der Regierungsparteien in dem gegen wärtigen Wahlkampfe sind. Reichskanzler Dr. Marx Kat in einer großen Rede in Elberfeld die Stellung des Zentrums zu den großen Fragen dargelegt, die der Mäkler beim Gang an die Urne sich vorzülegen hat, und Dr. Stresemann Kat in Darmstadt vom Standpunkt der Deutschen Volkspartet zu dem gleichen Gegenstand Stelluna genommen. Wenn sich auch in beiden Reden gewisse Abweichungen bei genauerer Be trachtung zeigen, so mutz man doch die wichtige und er freuliche Tatsache feststellen, datz in den entscheidenden Punkten beide Staatsmänner weitgehend übereinstim- meu unk> datz sich ihre Gedanken und Anschauungen im wesentlichen auch-mtt denen decken, die von der dritten Regierungspartei, der Deutsch-Demokratischen vertreten werden. Da kaum an'unehmen ist, datz die Haltung der Dluifcheu Volkspartei noch durch den bevorstehenden Parteitag in Hannover etwa im Sinne der . National liberalen Vereinigung" .geändert werden könnte, so wer den ^lso die drei Parteien, auf die sich die gegenwärtige Regierung hauptsächlich stützt, Zentrum, Demokraten und Deutsche Volkspartei, im Wahlkampf . eine ziemlich ge schlossene Front bilden Das ist von großer Bedeutung für die Aussichten in der Wahl,.weil dadurch die Stoß kraft der drei genannten Parteien wesentlich erhöht und ihre Siegeschanecn vermehrt werden, Tie Reichstag»- Wahl wird sich dadurch ganz wesentlich von den jüngsten Wahlkämpfen in verschiedenen Ländern, besonders in Mecklenburg,und Thürinacn, .unterscheiden, wo die Wahl schlacht in einer ganz andern Frontlinie geschlagen wurde WährenP in Mecklenburg bei den Landtagswahlen ein fürchterliches Durcheinander herrschte und in Thü ringen eine Einheitsfront aller bürgerlichen Parteien gegen Sozialdemokraten und Kommunisten sich gebildet hatte, um deren bisherige Herrschaft zu stürzen, werden bet der Netchstagswahl die drei bürgerlichen Mittelpar- teien in doppelter Front gegen die Radikalen von rechts und links zu kämpfen haben. Es ist der Kampf der inne ren Verantwortung vor der Nation und.vor der Ge schichte, der Bewußten gegen die Verantwortungslosen, der nüchternen Realpolitiker gegen die Ueberschwengli- j Er berief sich auf den StrasrechtSlehrer BtndtnL-der chen. der national Handelnden gegen die national Reden den der Staatserhaltenden gegen die Staatszerstörer. Das Ziel hat Dr. Marx mit klaren Worten umschrie ben: „Tie Aufrechterhaltung der Einheit des Reiches und die Wiederaufrichtung unseres infolge des Krieges und der Wirren der Revolution zu Boden geworfenen Volkes." Das Mittel zur Erreichung dieses Zieles ist Karte entsagungsvolle Arbeit, durch' die allein das deut» sche Volk Schritt für Schritt au» dem gegenwärtigen Elend wieder einer besseren Zukunft entgegengeführt werden kann. Beide Redner haben mit erfreulicher Deutlichkeit ausgeführt, datz es keinen Stein der Weisen , Helt mit dem der Gegenwart verknüpfen, um einen gibt, der uns plötzlich wieder in den Zustand der Macht j dauernden Rechtsfrteden zu erzielen. Tie Angeklagten und des Wohlstandes wie vor dem Kriege zurücksühren erstrebten nicht die Auflösung des Staates. Wenn Sie könnte. Beide haben sich dagegen gewandt, .datz »ehr geizige Demagogen oder verirrte Schwärmer das Volk mit berauschenden Phrasen verwirren und ihm den Glau ben betbrtnzen. daß es nur eines mutigen Entschlüsse» bedürfe um dem deutschen Volke die verlorene Grütze und Freiheit wiederzugeben. Mit Recht weist Dr. Marx auf die bitteren Erfahrungen hin, die wir mit dem passiven Widerstand im vergangenen Jahr gemacht ha ben. Sie allein sollten genügen, um zu zeigen, daß ein» Trutzpoltttk Frankreich nicht etnschüchtert, sondern im , rium weiter Kommandos geben, die ungefährlich! waren, Gegenteil zu immer neuen Drangsalierungen Deutsch- da man selbst die Befehlsgewalt Hatte. Man erkannte land» anreizt, .und daß es niemand in der Welt gibt, der ' bereit ist, unter solchen Verhältnissen ihm in den Arm zu fallen. ! einem Jeden gezeigt haben, daß Deutschland nur dann auf.Unterstützung Insbesondere von England und Ame rika rechnen kann, wenn es sich bereit zeigt, den Ver sailler Vertrag soweit zu erfüllen, wie er überhaupt durchführbar ist und an Reparationen soviel Lu zahlen als seiner Leistungsfähigkeit entspricht. Wer dem deut schen Volk etwas andere» einzureden sucht, der belügt entweder sich selbst oder die anderen. E» ist Ftn uner hörtes Verbrechen, wie Dr. Stresemann richtig, ^«»ge führt hat. d.em ^deutschen Volke Illusionen zu machen, und von einem Marsch über den Rhein zu frechen, ob wohl unsere Wafkcnrttstung zertrkimmert tst.und nirgend» Hilfe und Unterstützung gegen da» wafsenstarrende Frank reich in Aussicht steht. La» ist por allen Dingen ein fluchwürdige» verbrechen an der deutschen Jugend - de ren erfreulicher und berechtigter Patriotismus leider durch gewissenlose Demagogen irregeleitet Wird und die . _. dadurch t» eine Gegnerschaft -Um gegenwärtigen Staat ! chunp der Angeklagten. Die Angeklagte«, .besonder» >wiesen, datz gebracht wird. Hie nicht nur für die Republik, sondern auch für da» Volk al» Ganze« verhängnisvoll werden muh. Erfreulich ist es auch, daß Reichskanzler Dr. Marx in seiner Rede ein so Kares Bekenntnis zur Wei marer Verfassung abgelegt hat. E» war,dteS dringend nötig angesichts der von dem Httler-Ludendorff- Kretse ausgehenden Hetze gegen die staatsrechtliche Grundlage der deutschen Republik. Nr. Mars hat zwei felsfrei nachgewtesen, daß die Weimarer Verfassung, in rechtsgültiger Weise zustande gekommen ist, da sie von einer vom Volke in voller Freiheit gewählten verfas sunggebenden Körperschaft beschlossen worden ist. Hof fentlich wird man auch in München die Feststellung^des Reichskanzlers beachten, datz jeder Versuch!, aus.nicht gesetzmäßigem Wege die gegenwärtige Staatsform zu ändern das Verbrechen des Hochverrat» darstellt. Nicht Putsche, .nicht Bürgerkrieg!, nicht Umstuvz.kann uns retten, sondern nur die Zusammenfassung aller Kräfte der Na tion. die Dr. Stresemann mit so beredten Worten ge fordert Kat. Nur dann, wenn wir einmütig zusammen stehen..wenn der Geist der Zwietracht, der ganze Volks teile verfehmen und ächten will, .ausgerottet wird, und da» Volk sich zu einer wirklichen Schicksalsgemeinschaft zusammenschlietzt werden wir unser Schicksal wenden können und in der Lage sein., die Zukunftsmöglichkeiten, die sich anbahnende Besserung unserer außenpolitischen Lage auszunützen. Wir haben lange vergeblich auf.Dev« ständnis und Unterstützung von außen gehofft und die Enttäuschung über das Fehlschlägen dieser Hoffnungen ist es vor allem, aus der die Radikalen von recht» und links ihre Kraft saugen. Es wäre der Untergang de» deutschen Volkes, wenn es sich jetzt der Verzweiflung hingäbc wo die erste wirkliche Aussicht auf Besserung heraufsteigt. Die letzten Plääoyers im Münchener Prozeß. Mm Montag nahm RechtSanw. Meyer-Würzburg der zweite Verteidiger des Angeklagten Dr. Weber das Wort und beleuchtete die juristische Sette der Anklage gegen den Oberlandführer. Er untersuchte zunächst die RechtSgültigkeit der Weimarer Verfassung, und wendete sich grundsätzlich gegen die vom Ersten Staatsanwalt ausgestellte Theorie von der „gelungenen Revolution". Die letzten fünf Jahre sollten in der Tat > Verfassung" .sein, und folglich kann der Staat auch je- i gezeigt haben, daß Deutschland nur dann mand nicht verfolgen, der gegen die von Bayern nicht anerkannt« ReichSverfassung verstötzt. Die Angeklagten !haben die Diktatur gewollt, die ja kein staatsrechtlicher ! Begriff ist. Sie wollten ein Direktorium — die beiden Begriffe decken sich hier —, und diese» Direktorium ist ja straflos von anderer Sette auf.Grund de» Artikel» 48 auch angestrebt worden. Von Verfassungsänderung kann hier keine Rede sein, und ich vernein« sogar Ge waltsanwendung. Herr v. Kahr war unumschränkter Diktator .in Bayern. Er hatte mehrfach geäußert, er lass« sich nicht absetzen und da» Gesamtmintsterium, der Landtag, wa ren nicht mehr die Träger der Souveränität, die vo- Verlängerung -er Nlieumverträg? unmöglich. Mischen Maßregeln der Angeklagten richteten sich, nicht Entgegen den aus Essen etntttffenden Meldungen, die gegen den Inhaber der legitimen Gewalt in Bayern- wegen der Verzögerung der Sachverständtgenbertchte von sondern gegen Berlin. ^ner kurMttaen Verlängerung der Mtcum-Vertrh, spr» Rechwanw. Meyer forderte dann die Fr etspre- chen, wird in Berliner unterrichteten Kreisen darauf hin«, atz «ch «im folk^ kurzfristige VMtigerwtg « mr