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eilen l '.«Lapulv«» »rom,ll»c»i Iw 0«dr»uet> 1«» «u lud«. » l.eut«o cd mit äer enteren. i velü 0 ^estlclc« - kill. lipitre a ^llc. ^nann erles ner . T. 87V' l. erbeten. Mr ««««. Belohna. merstr. 5. M» Mpil k ll-wtt lslgtt. Tageblatt Mzetger für Sas Erz-ebirge r.«v«», LngMa« Enthawns st» «Mr- a-»»«««ach«-« s« ««« s« «ast «s s« MM-»chcht» Fu». «« Nr. SS Sonnnbenkl» äeu S. Miez 1924 19. Zahrgnng Die Umgestaltung cler MMtLrkontrolle. vlötzlich «d ««warte» »ft am autzenpvlitischen -immer, an dem Herr Dr. Vtresemamr schon Stlber- streifen zu fetzen gSaubw, eine duntte prchwnde wolle neu auspetaucht. Vie besteht in dem Verlangen d« Botfchafterkonferens. .die tn ihrer Kote de» Vorwurf ev> HM. daß Deutschland die Zwischenzeit dazu benutzt habe, feine Rüstungen über die irrt Versailler Vertrag vorge- fchrichenen Grenzen hinaus zu vergröbern, die interalli ierte MtlitärkoNtvvZle durch ein Garantwkvmitee zu ersetzen bevor später der Völkerbund Mit der im Versailler Vertrag vorgesehenen Kontrolle beauftrag- wird. kV« Urheber dieser bösen llederraschung ist zwei fellos Poinearc. Er beweist sich hier wieder einmal als ein vortrefflicher Ränkeschmied und ein tn allen Sätteln gerechter Advokat. Macdonakd hatte mit der Forde rung einer baldigen Verständigung über die Repara- tionsfrage dem französischen Ministerpräsidenten in letzter Zeit.st» stark zuWsetzt« datz dieser irgendein Ab lenkungsmanöver dringend nötig Lu habe» glaubte. Er holte also di« alte Vogelscheuche der angeblich bedrohten Sicherheit Frankreich» aus seinem Laden hervor, putzte sie ne« auf.und empfahl sw seinem Kollegen an der Themse mit der Erklärung., daß eine Regelung per Re- parattonSschwterigkeiten für Frankreich weniger dring lich ^ei. als eine Sicherung gegen deutsche Revanchege lüste. Die interalliierte MilitSrkdntvolle, die in den letzten Monaten unterbrochen worden sei, well die deut sche Regierung dw Verantwortung für die persönliche Sicherheit der kontrollierenden Beamten und Offiziere nicht habe übernehmen wollen, .müsse schleunigst wieder durchgeführt werden, wenn Frankreich nicht über heim lich« deutsche Rüstungen in ständiger Unruhe bleiben sdlle. Natürlich war nicht das geringste geschehen, das >Moincare einen Vorwand zu dieser Darstellung der Lage gegeben hätte. Aber datz da» französische Manöver trotzdem tiefen Eindruck auf die englische Regierung machte, geht aus dem ganzen weiteren Verlauf, dieses diplomatischen Zwischenspiele» hervor. Maedonald wies den Anspruch der Franzosen auf erneute umfangreiche Militärkvntrvlle nicht grundsätzlich zurück, sondern er begann mit Versuchen, das französische Verlangen zu Mildern. DaN Ergebnis war dann der Beschluß der Bvt- schafterkvnferenz, die bisherige Milttärkontrolle zwar ihrem Umfang.nach abzubauen, aber eine neue Kontroll instanz einzurichten, die dw Aufsicht über PW mtlttä- risch« Entwicklung Deutschlands solange führen sollte bis später einmal der Völkerbund auf Grützd des Ver sailler Vertrages die Kontrolle übernehme. Also ein ganz richtiger Kompromiß zwischen englischer und fran zösischer Politik. Englisch« Blätter sind doll Erstaunen dar über, dqtz Deutschland nicht gewillt scheint, freudig.Und dankbar die Milderung der bisherigen Mtlttärkontrvlle «Ntgegenzunehmen. Selbst deutschfreundlich« Blätter be haupten, daß es sich Hier doch nur um Fragen zweiten Range» Handke, Aber dw man nicht streite« dürfe ange sichts de» großen AentrakproiblemS der Befriedung Euro- paS Die Welt werde es nicht verstehen, daß.Deutsch land in einem Augenblick, .in dem es zweifellos auf den guten Willen aller Völker für dw Sicherung seiner Er nährung und für die Unterbringung, seiner Gvldanleihe angewiesen sei, sich darin gefalle, in Nebenfragen eine Hartnäckigkeit zu beweisen, dw sich nur eine Großmacht infolge ihrer militärischen und politischen Rechte zu einem Zeitpunkt leisten könne, wo sie in keiner Weise auf die Unterstützung, anderer Länder angewiesen sei. Ma« droht auch! bereit» damit. Paß.sich England nicht läng« dagegen sträuben werde, patz per bisherig« Kon- twllapparat. Per so kostspielig war und Anlaß zu so dielen Reibungen gegeben habe, in Zukunft auch wei terhin seine volle Tätigkeit auSüben solle. AN« diese Darlegungen zeugen von wenig Ver ständnis für die Lage Deutschlands. VW übersehen vor allem dw feststehenden Tatsachen, PW diegefordert« Neuregelung M einer schreienden Ungerechtigkeit gegen über Deutschland stempeln. Der RotchSaußenminister Vr. Stresemann hat diese Tatsachen am Donnerstag in, Reichstag wieder au» der Vergessenheit hervorgezogen. Danach war die deutsche Abrüstung jm Frühjahr 1922 tatsächlich beendet. Velbst im englischen Unterhaus ist da» in aller Form amtlich und wiederholt bestätigt worden. Auch General Rollet hat im Schoße seiner Kommission zugegeben, ww der amerikanisch« General Ma« in feinem bekannten Tagebuch bezeugt, daß Pie deutsch« Abrüstung so gut wie durchgeflchrt sei. -kur einige Maßnahmen sollten nach einer tnteralliwrten Not» vom April 1S"S noch getroffen werden, um da« wer» ?» Vollender lieber dies« Maßnahmen ist dann verhandelt worden und die Schuld dafür, daß sie noch nicht durchgesühr» ,ind, trägt nicht di« deutsch« Regie« rung. fondern die Entent«. Unter diesen Umständen ist «S eine ganz unbegründete und unberechtigte Zumutung, wenn letzt mit einem Mal eine wenn auch in ihrem Umfang verminderte neue Kontrolle eingerichtet wer den soll. Rach den klaren Bestimmungen des Artikels 21S de» Versailler Vertrage» hat die Interalliierte Kontrollkommission de» Generals Rollet, wenn sie ihre Ausgaben erfüllt hat, wenn also die deutsche Abrüstung unter ihrer Ueberwachung durchgesührt ist« ohne weite re- dem Völkerbund zu Weichen. Die Einrichtung einer neuen Ueberwachungsbehörde widerspricht also Durchaus dem Versailler Vertrag, dessen Rechte für Deutschland ebenso von den Alliierten respektiert werden müssen wie die Pflichten. > . > ES ist auch nicht richtig, wenn in England behaup tet wird, die erforderte Neueinrichtung bedeute eine gro ße Ersparnis für Deutschland. An Wirklichkeit bestimmt der Versailler Vertrag, . daß. die vom Völkerbundsrat vvrzunehmende stichprosbenmäßige Ueberwachung der deutschen MilitärverMtnisse kostenlos für Deutsch land erfolgt. Obwohl da- alle- nach! der rechtlichen und nach der tatsächlichen Seite so klar wie irgend mög lich offen zutage liegt, wird sich dw verantwortliche Lei tung der deutschen Außenpolitik doch hüten, die von völkischen Gewaltpolitikern vorgeschlagenen Wege S» be schreiten und mit gefühlsmäßiger Entrüstung,sedes Ein gehen auf -ie Abrüstung-Note abzulehnen. .Sie wird vielmehr den Wortlaut und Inhalt der Note genau zu prüfen und dann erst ihre Entscheidungen mit kühlem Kopf zu treffen Haven. Weitere geugen im Hitler-Prozeß. Die Verhandlung am Freitag. Im GerichtHwbäude herrscht Leute starke Nervosi tät. Die Absperrung ist schärfer alS ft. Erster Staats anwalt Stenglein hat sich, wie gemeldet, bereit erklärt die Anklage weiter zu vertreten. UM 9 Uh« erscheint Justizrat v. Zetzschwitz, der als Vorsitzender der An- waltSkammer die Verhandlungen um dw Beilegung de- KonfltktS geführt Hatte, im Saal und teilt den Mttver- teidtgern mit, daß der Frieds endgültig geschlossen sei. Nach ihm erscheinen die Vertreter de« Anklage und das Gericht. Sofort erhebt sich Justizrat Kohl und sagt- er habe Aeutzerungen getan, durch die der Herr Staats anwalt sich beleidigt fühlte. „Ich stehe nicht an, zu er klären. Hatz ich diese Äscherungen bedauere und den Herrn Staatsanwalt um Entschuldigung Mw." — Der Erste Staatsanwalt verneigt sich. Justizrat Schramm erklärt im Namen der Ge. samtverteidigung, daß die Verteidiger bestrebt sein wer den, d.w Verhandlung ihrerseits Möglichst ruhig, vor nehm und sachlich zu gestalten. — Der Vorsitzende, LandgerichtSdtrektor Netdhardt, beendet den Zwischenfall mit folgender Erklärung : „Es ist sehr bedauerlich!, Paß gestern hier Vorwürfe erhöben worden sind, die die Würde des Gericht« zu beeinträchtigen und zu schädigen geeignet waren Sollten derartige Vorfälle sich wie derhole«. wird daS Gericht dw Verhandlung gegen den in Frage kommenden Angeklagten abtrennen. Als tn die Zeugenvernehmung etngetreten werden sollte^regt dw Verteidigung! an, aus Gründen der Zeit ersparnis tn erster Ltnw die auch! von der Anklage als Hauptzeugen bezeichneten Herren v. Kahr, v. Lossow und v. Geißer darüber zu vernehmen, Pb sw wirklich! nur MM Schein ihre Erklärungen Abgegeben Hätten oder, ob sie damals den ernsten Willen zur Beteiligung an dem Unternehmen gehabt hätten, Der Vorsitzende geht auf diese Anregung.jedoch nicht ein. Zunächst wird der frühere Pressechef Kahr», Haupt schriftleiter Schiebt von der „Münchener Zeitung" vernommen. Seiner Vereidigung wird von der Ver teidigung widersprochen, her darauf htnweiL daß Schiebt al» Hauvtmttarbeiter Kahr» von allem Kennt nis gehabt Habe, infolgedessen doM rechtliche« Gesichts punkt aw Mitbeteiligter an dem ganzen Unternehmen tn Frag« kommt. Infolgedessen unterbleibt zunächst die Vereidigung de» Zeugen. HaUptsthrtftletterSchiebt äußert sich zunächst über dw Versammlung M Bürger- bräukeller, die Herrn v. Kahr Habe Gelegerchett geben sollen, seinen bi» dahin nur theoretisch vorgetragenen Kampf.gegen den Marxismus öffentlich zu vertreten und dem negativen Ziel ein positives, nämlich die Bil dung einer nationalen Regierung in Berlin, .an die Seite zu stellen. Ueber Kahr« Erklärung.nach dem Ein dringen Hitler» und «ach der Vespvechum im Neben zimmer sagt der Zeuge folgende» au«: Ich Hatw den Eindruck einer sehr vorsichtigen Formulierung. E« sagt« «ngefllhrr ,Hch habe die Statthalterschaft in Bayern übernommen". Dabei hab« ich mir überlegt, daß die Statthalterschaft der Monarchie wohl eine Ide« fein fknne. da.ß man d!cfe Aeußprung.sehr gut so verstehen könne, daß Kahr letpe ganz« politische Arbeit in diese* Richtung aufsaßte. Ich war, _WW dw ga«S» vefftnGtG keit genau davon unterrichtet, daß Kahr Monarchist ist. Da ich al» Pressechef Kahr» dw großen Polltischen Gr» bleme gut kannte und genau wußte, .von welch schwere« Sorgen Herr v. Kahr über dw Haltung Hitler» erfüllt war_H» wurde mir der Charakter diese« Erklärungen, dieser scheinbaren Einigung. Aar. Ach sagt» mir..ein Diktator, der sich mit de« Pistole zu einer an deren Auffassung drängen läßt, .ist für mich eLwdtgt. Er kann dem Bott nicht das sein, .was er wollte: näm lich ein Führer aus eigenem Entschluß- Ich war wer das Geschehene sehr bedrückt, .weil e» mit der Auffassung Kahrs von dessen Pflicht überhaupt nicht überetnsttonnw. Ich hatte nicht dw Ueberzeugung daß es sich um ein« Komödie handelte penn däzu war der Vorgang zu ernst. Mit dieser Unklarheit über da» Vorgefallene verließ ich dann den Saal, Ich konnte Mr die Vorgänge, ge rade weil ich Kahr kannte, absolut nicht zusammen reimen. Ich bin dann tn die Maximilianstvaye t« Mge» Amt gefahren und traf dort um 12 Uhr Herrn d. Beiße» der gerade aus dem BeratungSzimmer herauSkam. Ich sagte: „Soll ich gratulieren. Herr Oberst?" Und er ant wortete: „Nm Gottes willen! Die Sach« ist,sa gang ander»." Dann besprach ich Mit Oberregierung-rat Stauffer die Situation. Wir waren uw» vollkommen klar,.daß Exz. Kahr nicht freiwillig dws geta« ha be. was uns allen als schrecklich und tzbonßllch erschien. Wir waren glücklich, als wir in Vte Kasern« de» Infanterie-Regiments 19 sichren ldnnten. wo Wir Etz». Kahr selbst sprechen wollten. Bors.: Habe« SW den Besprechungen zwischen Herrn V. «aht. Lvgpw und Seißer in der Jnfanteriekaserne vetgewohnt? Zeuger Nur zum Teil. Herr v. Kahr fand öS unbegreiflich, daß nationale Männer ihm so entgegengetrewn sind. Bors, r Bestanden zwischen den drei Herren Meinungs verschiedenheiten ? Zeuge: Nein. Ich möchte auch MH zum Zeitungsdevbot erklären, daß Herr v. Kahr , dw Morgenblätter nicht etwa als eine Strafmaßregel ver bot, .sondern nur aus deM Grunde, um eine ungeheure Verwirrung in der Stadt und im Lande zu verhüte«. Staatsanwalt Eha«dtr Hatten SW den Eindruck, .daß die Herren tn der Kaserne de« Reichswehr sich al» Ge fangene bewachten mußten oder tn ihren Beschlüssen be hindert wurden. Zeuge: Keineswegs. DaS Gegenteil ist der Fall. Wir waren ja froh, in dieser Umgebung bleiben zu können« die dw Freiheit deS Entschlüsse» Ge währleistete. Staatsanwalt Ehardt: Hatten SW den Eindruck, datz die Herren Kahr, Lossow und Seißer dal Unternehmen nicht mitmachen wollten? Zeuge: Selbst verständlich, sonst hätte doch bet allen Herren eine voll ständige Sinnesänderung innerhalb einer Stund« ein getreten sein müssen. RechtSanw. Holl: Wann und mit wem Haven Sie darüber gesprochen« daß Exz. Kahr im Bürgerbräukel- ler eine programmatische Rede über den Marxismus halten wollte? Zeuge (nach einigem Zögern): Ich hafte nur Lio Genehmigung, mich über dw äußeren Lor» aäng« zu äußern. (Unruhe im Zutzürerraum.) RechtSanw. Hott: Ist Ihnen bekannt, wer da» Frei bier für die Versammlung gestiftet hat? Zeuge: G» ist la kein Freibier gestiftet worden. Her« Kommerzienrat Zentz war nämlich! der irrigen Ansicht, daß dieser Vor trag des Herrn v. Kahr im KünftlerhauS in einem ganz kleinen Kreise zustande kommen sollte. RechtSanw. Holl: Die Rede de» Herrn d. Kahr hatw folgenden Schlußsatz: „Heute vor fünf Jahren ist da» Deutsch« Reich zufammengebrvchen. An dem heutigen Tage soll es wieder auferstehen." Wer hat verfügt, .daß dieser Schlußsatz bei den Veröffentlichungen in de« Zeitungen fvrtfiel? Leuge (noch einigem UeVerlegen): M wenigstens nicht. RechtSanw. Roder: Der Zeuge hat eben dw Be antwortung einer wichtigen Frage verweigert. Ich möchte wissen, pb der Herr Zeuge überhaupt ein Beamter ist, eine Schweigepflicht hat und oh er von diese« Schweige pflicht entbunden werden Mutz, Vors.r Herr Zeuge ^ha be« SW einen Vertrag mW dem GeneralftaatSkommisfa- rtat? Zeuger Nein, F« war auch nicht nötig. RechtSanw. Holl: Wenn ich nicht irre. Hat doch Herr von Kahr sämtliche Beamten der Behörden der Verschwiegenheit entbunden. Ich möchte dem Zeugen )te Frage vorlege«, ob und mit wem er sich! vor dem 8. November in Verbindung gesetzt hat, um die prparam» natische Rede de» Herrn v. Kahr vorzuberetten? Zeuger Ich leyn« die Antwort zunächst ab. da ich nicht ander« mir nahestehend« Herren in dies« Sach« hinein ziehen möchw. Am übrigen können über diese Punkte ta auch and««« Zeugen befragt werden. Vvrs.r Waren SW verpflichtet, Herr Zeuge,, da» Amtsgeheimnis zu ! vahren? Zeug,: Ich Hab« da» jedenfalls solange ich m Generalstaat-tommtfsariat tätig,war, , stets getan. iLa» GenkralstaatSstmmissartat war doch «ine AUV» ... ...