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So wenig erfreulich ist. >atz die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse zu einer internationalen Prüfung unserer Lage führten, so mutz man den Mitgliedern der Kommission für ihre mühe volle Arbeit danken. Nach wie vor gilt das Wort, daß «ins gute Innenpolitik die beste Außenpolitik ist. Wir haben alle Anstrengungen gemacht, um zu einer Stabi lität im Innern zu gelangen. Zum mindesten ist be reicht» insofern ein Erfolg zu verzeichnen, als das Ge rede vom schlechten Willen Deutschland, vom betrügeri schen Bankrott aufgehört hat Lille Parteien der be setzten Gebiete waren sich darin einig, .datz die Bevölke rung dieser Gebiete vor der Exekution der Besatzungs armee geschützt werden müsse. Infolgedessen waren wir zur Weiterzahlung der Besatzungskosten gezwungen. Aber für absehbare Zeit können wir aus eigener Kraft an Reparationszahlungen nicht denken. Wir müssen vielmehr alle Kräfte zusammennehmen, um überhaupt unsere Währung zu halten. Jetzt ist ein Moratorium für uns notwendig, ebenso aber während dieser Zeit eine internationale Anleihe insbesondere für Frank reich als Ersatz für die Ausfälle deutscher Zahlungen. Der Minister polemisierte dann gegen die Aus führungen des „TemPS". die dieser kürzlich gegen den bedanken der Wiederherstellung der deutschen Retchs- etsenbahneinheit gemacht hat. Die Abtrennung der Rhein-Ruhr-Bähnen von der Reichsbahn hat mit aller Deutlichkeit gezeigt -zu welchen katastrophalen wirtschaft lichen und finanziellen Folgen eine Zersplitterung des deutschen Eisenbahnwesen» führen mutz. Mir erscheint die Frage der internationalen Anleihe als untrennbar verbunden mit der Befreiung von Ruhr und Rhein. Die Kreditnot von Industrie und Landwirtschaft ist so stark datz wir mit starken Minderungen der Pro duktivität zu rechnen haben, wenn ihr nicht abgeholfen wird. Deshalb dürfen wir an ausländischem Kapital nicht vorübergehen, wenn »vir es erhalten können. Eine schleunige Verständigung in diesen Fragen ist.notwen dig. Eine Einigung kann nicht erfolgen auf der Grund lage der Schaffung xiner deutschen Reparationsprovinz Grundlage muh sein, eine internationale Regelung -er Reparationsfrage. Wir sind zur Diskussion der Re parationsfragen bereit, wollen aber die gegenwärtigen Verhandlungen der Sachverständigenausschüsse nicht stö ren. Wir können mit Genugtuung feststellen, datz sich auch in weiten Kreisen Frankreichs die Stimmung ge ändert hat. Man empfindet anscheinend doch mehr als einst, daß Frankreich in gewisser Beziehung trotz aNer politischen Differenzen in einer wirtschaftlichen Schick- saksgem einsHaft mit Deutschland steht. .Wir können keinen Sonderfrieden mit Frankreich! schließen,, denn wir sind al» Schuldner den vereinigten Gläubigerstaaten verpflichtet-Wohl aber können »vir es von deutscher Seite au» nur begrüßen, wenn seitens der Witterten Mittel und Wege -gesucht werden, UM Frankreichs besonderen finanziellen Bedürfnissen bei der Regelung per Repa rationsfragen gerecht zu werden. Vielleicht scheitert der Versuch der RevarativnSlösung auch diesmal. .Trotz dem ist es unsere Pflicht, .alles zu unternehmen, um den Versuch erfolgreich zu gestalten. Damit, datz wir un sererseits den Versailler Vertrag als zerrissen erklären, kann, man nicht Realpolitik machen. Feder vernünftige Deutsch« wird bereit sein, sich mit Frankreich zu ver ständigen. Wir haben unser« Leistungen aufgezähltr sie haben 42 Milliarden Gvldmark betragen. Mögen ander« Schätzungen geringer , sein, aber auch sie errei chen eine Höhe von 28 Milliarden Gvldmark. Es ist doch unmöglich, davon zu sprechen, datz Deutschland seit vier Jahren nicht» , geleistet habe. Wenn man eine na- tionalradkkals Entwicklung in Deutschland fürchtet, .so möge man sich! in Frankreich daran erinnern, daß bi», her au« Politiker in Deutschland, Pie ein« Aerständi- gunft mit Frankreich angestrebt haben, an der französi schen Politik gescheitert sind. Ich! mutz darauf Hinweisen, patz, die Politik de» Ge neral» de Metz geeignet ist, da» vfältzifch« Volk in Verzweiflung zu bringen. Gegenüber der Kritik einer von mir gehaltenen Red«, in der ich bet einem geschicht lich«» Rückblick in den letzten 80 Jahren auch davon sprach, datz wir mit Stolz auf -»ufere alte Armee und unsere Flotte denken werden und in der ich mich da gegen wandte, patz man das deutsche Volk für unfähig hinstellen wollte, koloniale Arbeiten zu leisten, mutz ich betonen, datz un» die Erinnerung.an die strotze Zeit un seres deutschen Vaterlandes und des deutschen Volke» durch! keinen FrtedenSvertrag genommen werden kann. An der Sachverständtgenkonferenz sind auch die Vereinigten Staaten von Amerika durch hervorragende Vertreter beteiligt. Wir begrüßen mit Genugtuung Pas Eintreten diese» großen Landes in der Regelung euro päischer Fragen. Wir begrüßen ebenso mit Genugtu ung die Unterzeichnung pes deutsch-amerikanischen Han delsvertrages. Wir haben nicht alle» erreicht« was »vir erreichen wollten, aber bei näheren Prüfung wird man doch zu der Überzeugung kommen, daß es sich 'M einen Vertrag handelt, der die zukünftigen Beziehungen der beiden Länder auf eine gesunde und feste Grundlage fiel, len wird. Hiller-Prozeß. Acußerungen des Oberstleutnants Kriebel. Als die Vernehmung der Angeklagten fortgesetzt wird, äußert sich zunächst Oberstleutnant a. D. Kriebel, der mili tärische Führer des Deutschen Kampfbundes, teils in öffent licher, tefls in geschlossener Sitzung, über seine Tätigkeit und über Vie Beweggründe seines Handelns. Der Angeklagte leitete seine Rede mit einer Schilderung seiner Tätigkeit bei der Waffenstillstandskommission in Spaa ein und. erklärte: Wir standen vor einem rücksichslosen Feind, während im Rücken Verbrecherbanden das einzige Bollwerk, was wir noch hatten, zerstörten. Als ich noch in der Pfalz war, mußte ich mir von General de Metz eine Behandlung gefallen lassen, gegen Vic sich mein Innerstes ausbänmte. Als unser Zug von Spaa abfuhr, rief ich am offenen Fenster mit geballter Faust den Belgiern zu: Auf Wiedersehen in einigen Jahren! Enl- rüstungssturm, Steinhagel und Revolverschüsse auf uns waren die Antwort. Kriebel schildert hierauf seine Tätigkeit bei der Einwoh nerwehr und erklärt, er habe sich auch an der politischen Be wegung im März 1920 beteiligt und sich damals seine Staats streichsporen verdient. Me Schuld an der Auflösung der Einwohnerwehren trage allein Herr v. Kahr, der es seinerzeit ausdrück, ltch abgelehnt habe, sich hinter die Einwohnerwehren zu stellen. Er habe damals v. Kahr als einen Mann der offenen Hinter tür erkannt. Kriebel teilt dann Wetter mit, daß seine Tätigkeit bei Organisation Escherich im Herbst 1921 ihr Ende farid, weil man ihm nachsagte, er wolle eine Donau monarchie errichten. Wettere Aussagen erfolgten unter Aus schluß der Oeffentlichkett. Die Deichswehr in Thüringen. Die Zustände in Thüringen waren unter Duldung der kommunistisch-sozialdemokratischen Regierung im Herbst .1923 immer unhaltbarer geworden., Minister forderten öffentlich! zum Umsturz auf, brachten ein Hoch auf die deutsche rote Armee aus und forderten trotz Ver bote» zum Eintritt in die kommunistischen Hundertschaf ten auf. Tie Reichsregierung konnte diese Machenschaf ten nicht länger dulden und beauftragte daher den Ge neral Hasse, mit einer Truppenabteilung!, die Ruhe und Ordnung.in Thüringen wieder herzustellen, den Anord nungen der Reichsregierung und der vollziehenden Ge walt Geltung zu verschaffen und die kommunistischen Hundertschaften ausMheben. Das gelang in verhältnis mäßig kurzer Zeit. DaS bei den Haussuchungen gefun dene reiche Material bewies klar, daß die rote Armee Thüringens fix und fertig war? und zwar auf allen Gebieten, auf.dem der Versorgung, der Verwundeten fürsorge und der Bereitstellung von Nachrichtenmitteln. Am 9. November sollte losgeschlagen werden. Wenn auch die kommunistische Partei noch! verboten ist. so darf.man sich nicht darüber täuschen, datz im ge heimen eifrig gn dem Neuaufbau der Hundertschaften gearbeitet wird. In da» .Verfahren gegen den Minister .Her mann hat der BefMchabcr nicht eingegriffen. ES wurde auf Grund von Feststellungen einer Reich Skom- mission von dem zuständigen Staatsanwalt ohne jedes Zutun des LMlitärbefehlShaberS eröffnet und schwebt noch heut«. Allerdings wurde eine Reitze kommunisti scher Lehrer, die übrigen» auch teilweise al» Führer der Hundertschaften entlarvt worden waren, «ihre» Amte» enthoben, weil sie sich, .staatsfeindlich betätigten. Miß handlungen durch Retchswehrangehvrige sind fast gar nicht vorgekommen. Die Fälle, Pie eingeflagt worden waren, haben sich ziemlich alle al» erdichtet bet der Untersuchung herauSgestellt. Ein einzige» Mal ist ein Reiter fristlos entlafsen und dem Staatsanwalt über geben worden. Stellt man sich, die Stimmung in den unteren Schichten der Thüringer Bevölkerung vor, so sieht man einen Beweis für die innere Tüchtigkeit der Reichswehr vor sich, wie er nicht besser gewünscht wer- den kann Den Gedanken der Volksgemeinschaft und VSoHS- kameradschaft hat die Reichswehr in Thüringen bekun det. wo sie nur konnte. 31 Notstandsküchen wur den von ihr eingerichtet, die noch heute täglich 18 000 Bedürftige speisen. Tie Militärkapellen gaben zahl reiche Konzerte, deren Erlös vollständig, den Notleiden den zukam. Das Braunkohlenrevter stiftete 38 00V Zentner Kohlen, die durch die Reichswehr an Arme ver teilt wurden. Sammlungen wurden etngeleitet und durch Fuhren, die die Reichswehr stellte, verteilt. Heben, all in Thüringen hört man den Wunsch, daß die Reichs wehr noch möglichst lange in Thüringen bleiben möge. Sollte sie aber das Land verlassen, so» wird die über wältigende Mehrheit der Bevölkerung dankbar itzre se gensreich« Tätigkeit anerkennen. Vas waffenstarrenöe Frankreich. Angriffe im englischen Oberhaus. Im Oberhaus fragte Lord Cecil, welche Schritte die Regierung in der Frage der Einschränkung der Rüstun gen zu unternehmen beabsichtige. Der Redner bezeich net« es als notwendig, daß die britisch« Regierung.ein Programm beretthalte,. um es der VölkerbundSvrv» sammlung jm September Vorzulegen. Lord Parmoor erwiderte, die Regierung erwäge die Schaffung eines Ausschusses und werde ihre Beschlüsse zum frühest mög lichen Zeitpunkt mitteilen. Die Initiative in der AV- rüstungsfrage müsse jedoch von der Völkerbund-Ver sammlung und nicht von der britischen Regierung ko-ms. men.' Auch, Lord Greh erklärt«, bevor die Völkerbunds versammlung nächsten September zusammentrete, müsse dis Regierung zu Entschlüssen gelangen. Lord Birkenhead sagte, .man habe jetzt mit einem einzigen Land in Europa zu rechnen, und da» sei Frankreich. Alle Engländer hätten den aufrichtigen Wunsch freundschaftliche Beziehungen Mit Frankreich aufrechtzuerhalten, aber habe man in Frankreich ei» Bestreben gesehen, Abrüstungen durchSuMren, hab« Frankreich, sein Heer demobilisiert? Neue Verträge der Micum. Nach einer Meldung dxr Agenee HavaS au» Düssel dorf hat die Micum dieser Tage ein Abkommen mit der dortige« Industrie für Haushaltung-gegenstände, Auto, mobile Fahrräder, Emaillewaren und Mumiuiumge- genstände geschloffen. Vie belgische Mknisterkrksts. Die belgische Kammer lehnte mit 95 gegen 79 Stim men den Entwurf xines Wirt sch gftsvertrageO zwischen Frankreich und Belgien ab. Nach , der Abstimmung erklärte Theunis, daß -ie Regierung, da sie anläßlich diefcr Abstimmung die Vertrauensfrage gestellt hätte -dem König ihre Demission einreichen werde. Dl« belgische Mintsterkrtfe, . die durch! den Rücktritt des Kabinetts TheuniS entstan den ist, wird wohl nicht so schnell beigelegt werden. Man spricht davon daß die Führer der beiden Gruppen, die die parlamentarische Niederlage von Theunts herbeige- führt haben, also der Sozialdemokraten und der Flamen, nacheinander vom König behufs Bildung Lines Kabi netts empfangen werden sollen. Beide werden voraus sichtlich ablehnen, da für sie eine Mehrheitsbildung In der Kammer unmöglich ist, und so wird dann, da Theu niS seinen Rücktritt angeblich aufrecht erhält, .ein ande res Mitglied der bisherigen Mehrheit mit der! Schaffung eines Kabinetts betraut werden. Für Deutschland wird die Personenfrage dabei eine geringe Rolle spie^ len: überhaupt hat Deutschland an der Demission von Theunis kein besonderes Interesse, da es fraglos ist, datz Belgien in seiner auswärtigen Politik auf.dem jetzt zu letzt beschrittenen Wege zwangsläufig weiterschreiten muß. GS zeigt sich eben, datz die wirtschaftlichen Inter essen eines Landes auf die Dauer nicht außer Acht ge lassen werden können zugunsten von irgendwelchen außenpolitischen Ideen, die nicht in den Notwendigkei ten de- Landes selbst begründet sind. Die Frag«, .über die Theunis gestolpert ist, ist gn und für sich, eine rein wirtschaftliche: aber Vie französische Presse hat Won recht-wenn st» darauf hinweist, datz die belgische Kam mer mit ihrer Verwerfung des Zo.Nvertmge» mit Frank reich auch ihr Votum gegen eine Politik abgegeben hat. die Belgien schlechterdings in ein Hörtgjkeit»v«rhältnt» zu Frankreich bringen will. Wie Wetter gemeldet wird, .nehmen die belgischen Blätter an, daß Vanderveld« wahrscheinlich die Auf« gäbe der Kabinettsbildung ablehnen wird. M» weiter« Kandidaten werden genannt Vandevtzvere, Nenqutn und Baron Houtard.