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Mer Tageblatt Mzeiger für -as erzsebtrse WM »«ackwa fvmSWMW. Eathaltraö Kitz OWEEchisK-GkuuKtmuchuKEgK ß»s KMO ßg» Eiußk »aß Ho MKtssttzRcht» Mm. P»MU«KK»«1», WM «Up^a «,.r««e Nr. S4 vieastag. äeu 4. WLrz IS24 lS. Zahrgang Nrbetter unck Ariegsfolgea. De» entzNW HftWrikN und FvationaWmwM Prvf^wr Harr veröfsentticht tn den ^Foreign AffatrS" einen bemerkenswerten Aufsatz: ^.Kann die britische Arbettevregierung di« arbeitenden Klassen Deutschlands rette»?", uu» dem Mir yoAMbaend« Litte««. Ich find« Sei und tn England einen erstaunlichen Mangel an Kenntnis und Berftärwnis für die wirk- lichs Struktur und di« ftösndigo Organisation des Vor- kriegEeutschlano. welches bei all seinen Kehlern viele «rotze Lugenden hatte, und welches eine verirrte briti sch« Diplomatie zugunsten des französischen Rationalis mus und des russischen Zarismus hat zerstören lassen. Der hauptsächlichste Faktor im Leben einer.Ration ist seine wirtschaftliche Struktur. 'Die innere Struktur d«S deutschen wirtschaftlichen Lebens hatte eine solche Bedeutung für die Welt der arbeitenden Klassen, datz sein Umsturz durch die überwältigende Masse der geg nerischen Kräfte eine Tragödie darstellt, .größer und ebenso brutal als die Unterdrückung der Bauern zur Zett Luther». Deutschland» RetchSregisrung war, selbst redend .nicht demokratisch. ES gibt überhaupt auf der ganzen Welt keine demokratische Regierung! Selbst die Schweiz ist keine reine Demokratie, denn die Vorausset zung Hür fede reine Demokratie wäre etwas wie wirt schaftliche Gleichgestelltheit aller einzelnen, was es nir gends gibt. So kam e», datz tn Deutschland alle Klas sen auf.den Staat, .als den gegebenen Vermittler zwi schen allen streitenden Interessen blickten; und feder den kend« Deutsch« wußte, datz nur auf einer gesunden Ba- sis des Kompromisses ein gesundes nationales Leben von dem so diel abhing, möglich war. Was die briti sche« Arbeiter verlangen, hatten di« deutschen Arbeiter erreicht. Darüber hinaus, trotz vieler Fehler, . war ^Deutschland im allgemeinen in WirÄtchkett der demokratischste Staat, außer der Schweiz, in wirtschaftlicher' Hinsicht. Die Verteilung des Eigen tums, obgleich auch nicht ideal, war meilenweit ande ren Ländern, wie England, Amerika oder Frankreich, voraus. Auch politisch war die Verteilung -er Macht genügend gleichmäßig und gesund. Der gegenwärtige Triumph des französischen Ka- Vitalismus'"bedroht alle», was die Arbeiter der ganzen Welt in zwei Generationen errungen haben. Auch da» Messer de» englischen Industrialismus ist schon Dir den Konflikt mit der Arbeiterregierung geschärft. Ihre Hoff, nun» ist Vielleicht nicht vergebens, datz die billige Mr- beitSkrast «ine» desorganisierten Deutschland sehr nütz, lich werden kann, um die Lebensbedingungen de» engli sche« und amerikanischen Arbeiters herabzudrücken. Am schwerste« täuschte sich di« deutsche Sozialdemo kratie selbst. ES gibt auch.heut« noch in Deutschland Leut« sv Unwissend, so dumm, so weltfremd, datz sie im mer noch versuchen zu glauben, -er Krieg sei für die Demokratie gemachten. MaS heißt, Hall bezweifelt, datz demokratisch«, besser vielleicht sozialistische Tendenzen durch den Krieg im tiefsten Grunde einen wirkliche« Gewinn davongetrage« haben. Red.) Daß Arbeiter in Amerika und England gelegentlich noch st» denken, ist sa erstaunlich genug, aber es ist -och fqst Mglaublich, datz so umnebelte Personen auch heut« noch in Deutschland zu finden sind. Was di« Sozialdemokratie betrifft, so ist sie tn der Auflösung. Auf.sie schiebt man die Schuld aller niedrigen Handlungen, -ie die siegreichen Rationen be gangen Haven. Man verwünscht sie im Haufe ihrer früheren Freund« wegen ihrer Einfalt. Diese sagen.' ,Lvr Habt uns mit falschen Hoffnungen auf internatio nale Gerechtigkeit betrogen. Hhr habt die Ehr« der Ra tion wegprzeichnet. Ihr seid dem amerikanischen und britischen Kapitalismus mit seinen vierzehn Punkten in» Garn gegangen. Auf Euch fällt di« Schuld unserer VÄringungSlosen Unterwerfung.- Und diese Vorwürfe Vommen nicht von Junkern und Reaktionären, sondern von Handwerkern. Arbeitern, Tagelöhnern, welch« sich in bitterer Verzweiflung von den sozialen Reformpro blemen abwenden. E» wird Generationen dauer», bi» die Sozialdemokratie wieder da steht, .wo ft« stand — wen« sie überhaupt fe wieder den verwrenen Bade« gewinnt I Im Unterhaus «Märte Macdonald, .der gegenwär tig« Augenblick fei Tür Schritt» zur Einberufung.einer internationalen Abrüstungskonferenz nicht geeignet. Der Dollar notierte gestern nachbörslich in Part» S4.4S. Ha» PfUnd 1V4.SS. Di» Rationalversammlung in Angora ha» de» Ge setzentwurf -stressend Absetzung do» Kalifen und Ab schaffung de« Kalifate» angenommen. DieNeäe SesNelchsprSsickentea zur Pfalzkunägebung in Mannheim. Au» den Ansprachen v. Knllling» und -oestes. Lur Mannheimer Prefsetagung, .wo Chefredakteur Scheel-Mannheim die Begrüßungsrede hielt,.ergriff auch der Reichspräsident Ebert da» Wort, wie wir schon gestern kurz berichteten. Der Reichspräsident dankt« zunächst für die freundlichen Worte des MMchmnen» und fuhr dann fort: Di« Augen Deutschlands, sa — ich kann «s mit Genugtuung sagen — die Augen der gesamten Kultur welt. soweit ihr Völkergewissen und Menschenrechte mehr sind al» Wvrtgebilde. .ruhen seit Wochen auf -en deutschen Landen am Rhein« .insbesondere auf -er Pfalz, die unter dem Druck fremder militärischer Besatzung Mr Erreichung glter machtpolitiMer Ziel« einem bewaffne ten und gedungenen Gesindel überlassen worden ist. von dessen Gemeinschaft und Gesellschaft sich! Leder anständige Pfälzer fernhielt. Die Hoffnung, datz es gelingen werde, durch! «ine Handvoll übelbeleumdeter, zum erheblichen Teile landfremder, ja ausländischer Elemente, die bis aufs Blut gequälte Bevölkerung zur Absage an Heimat und Reich zur Lösung tausendjähriger Bande der.Ge schichte und Kultur zu zwingen, ist an der bewunderungs werten Widerstandskraft der Bevölkerung und an ihrem unerschütterlichen deutschen Fühlen und Denken ge scheitert. Die Pfalk ist deutsch ^kerndeutsch. und will «8 auch bleiben! Mit besonders herzlichem Mitgefühl gepenken wir tn dieser Stunde unserer Brüder und Schwestern, die fremder Gewalt und Riedertracht entarteter Volksge nossen zum Opfer gefallen sind. Hunderte sind -er Freibeit beraubt worden und noch Letzt im Kerker und und viele Tausende sind Unter der Separattstenherr- schaft aus der Pfälzischen Heimat vertagt worden. Ich kann auch hier nur von neuem bekräftigen, daß di« ReichSreglerung. wie bischer, auch ferner all«, Ma in ihren Kräften liegt tun wird, um da» Los dieser Opfer der Gewalt zu lindern, um den Gefangenen Frei heit und Heimat wiederzugeben, um zu helfen, wo ge holfen werden kann. Die ReichSregterung wird auch alles daran fetzen, um der Bevölkerung der Pfalk Le- VenSbedtngungen wieder zu erringen, wie sie Manschen» rechte und Menschensitte gebieten. Dis deutsche Regie rung wird alle» tun, flm der Wett den Beweis zu er- bringen, daß es sich nicht um eine LoslösuntzSvewegUno der Bevölkerung -er Pfalz handelt, sondern um den Versuch!, mit unlauteren und zum größten Teil gekauft ten Subjekten einen deutschen DollSstamm gegen seinen Willen im Gegensatz zu seiner Heimat und dem Bolls- ganzen zu bringen. Ohne fremd« Hilf« und bewaffnete Unterstützung gibt es keinen Separatismus und keine Separatisten. GM e» ein Weltgewlssen, dann müssen unsere Bemühungen um Erlangung menschenwürdiger Verhältnisse in der Pfalz und der Wiederherstellung der Rechte der pfälzischen Bevölkerung zum Erfolge führen. i Sv weit die deutsche Geschichte reicht, ist der Mein umkämpft obgleich kein Zweifel bestehen kann, datz da» Stromgebiet de» Rheins und seine Bevölkerung nach! Geschichte und Wesensart urdeutM und nur deutsch sind. Hier am Rhein wurzelt fest unser Nationalbe- wutztsetn: solange da» deutsche Volk lebt und.atmet, wird e» ausharren im Kampfe um den deutschen Rhein! Bestehen werden wir diesen Kamps! aber nur,, wenn wir in Opfermut und Ovferwillen in allen großen Fragen unseres Volke» in Gemeinschaft und Treue zusammen stehen. ' j ! l !' So soll der heutige Abend unseren Mitbürgern an» der Pfatz und vom Rhein die Gewißheit geben, datz, ungeachtet verschiedener politischer Meinungen, da ganz« deutsch« Volk mit ihnen fühlt, zu ihnen steht und entschlossen ist, ihnen zu helfen. Möge dieser Geist der Schicksalsgemeinschaft und de» Ausammenstehen» Bei spiel und Mahnung für alle Deutschen und für alle Tage sein, möge er für seine Zukunft daS Zeichen sein, in dem Recht und Freiheit siegen! Rach dem Reichspräsidenten sprach der'bayrische Ministerpräsident v. Knilling der zunächst -ft Greuel und Schrecknisse schilderte« unter denen die Pfäl zer zu leiden hatten, und der sodann Zwn Ausdruck brachte, daß Bayern auf feine Pfälzer Landsleute stolz fei. Auch di« Pfälzer Presse habe mit unerschütterlichem Mute die deutsche Sache duvchgefochftn; noch aber sei der Kampf nickt entschieden. Hvesle der Minister für die besetzten Gebiet», versprach dann, seine Bemühungen um die Bevölkerung der besetzten Gebiete noch mehr all bisher zu verstärken. 140000 Lrutsch« seien au-g-wtesen. 1S00 schmachteten noch immer tn den Gefängntllen. Wer alle Mittel der Franzosen. -uM Gewillt die Pfälzer mr ihre» Deutschtum irre zu machen, sind vergeben» angewendet worden. Der Minister Motz mit fohlenden Worten: «Ich» lehne den Ta« herbet, der unseren Volksgenossen am Rhein und an de» Ruhr, in Hessen, in Baden und tn der Pfalz di« Befreiung von Leide» und Bedrückun gen bringt und ihnen Ordnung und Sicherheit sowft neues Glück beschert!" Der S. Verhanälungstag im Hitlsr-Prozeß. Di« »estrige Verhandlung leitete Ludendorff mit der Feststellung ein, daß er bet der Erwähnung -e» Gra fen Bothmer nicht von dem Generalobersten Grafen Bothmer gesprochen habe. Dann gab der Angeklagte Hauptmann Rühm gegenüber Angriffen in der Press« eine Erklärung ab, d^r zufolge er in vollem Bewußtsein der Tragweite gegen einzelne Offiziere der Reichswehr schwere Vorwürfe erhüben habe. Zu einem absprechen- den Urteil über Unteroffiziere und Mannschaften habe keine Veranlassung Vorgelegen, Nachdem teilte Tustizrat Kohl zunächst -ie Vor schriften der alten königlich bayrischen Armee über den Waffengebrauch mit. Danach sei in erster Linie von der blanken Waffe Gebrauch zu machen, und erst wenn sich diese als unzulänglich erweise, zur Schußwaffe übe» zugLhen. In dem Falle sind drei Signale abzugeben. Neben dem Signal hat die Aufforderung, agseinander- zugehen, yar und verständlich zu erfolgen. Nach der letzten Aufforderung sei der Menge Zeit LU lallen. Ml zu zerstreuen. Diese Vorschriften scheinen aber im vor liegenden Fall« nicht in Erinnerung gebracht oder we nigstens nicht augewenkrt zu sein. Ein Offizier.sagt« mir. -ie RegftrunpStruppen hätten wenigstens die Ver pflichtung gehabt ^ausgiebigen Gebrauch von Parlamen tären mit Weitzer Flagge zu machen« Aber auch da» lei unterlassen worden. Justizrat Kohl weist -an« weiter darauf hin MH nach -er Einteilung -er LandeSpoltzzet Lede Hundert- schaft drei Ztvllspäher habe,, die über hie Dauer eine» Zuges, über se.tne Führer ustv. M unterrichten habe«. Man müßte also gewußt habe», daß der Zug feine An griff« beabsichtige, .datz Ludendorsf und Hitler sich an der Spitze befanden. Außerdem befinden sich bei der Hundertschaft Tafeln mit der Aufschrift Halt! Wer wei- tergeht. wird erschossen! Weshalb sind diese Tafeln nicht aufgestellt worden? Nach all diesen Dtittettun- gen ist kein Zweifel, datz das Blutvergießen am OdeonS- platz auf das Konto der Herren Kahr, Lossow und Set- Her fällt. Auf das Konto Kahr deswegen, wett ihm di« gesamte vollziehende Gewalt übertragen war. Ich bin der Auffassung datz die Staatsanwaltschaft, di« Vie ob jektivste Behörde der Welt ist, -ie sofortige Verhaftung der Herren Kahr. Lossow und Seitzer veranlassen müßt«. Der erste Staatsanwalt erklärt«, datz ein strafrecht liches Verschulden dieser Herren nicht vorltege. Rach längere« Erörterungen über gewisse Presseangrifte schritt man zur Vernehmung des Leutnant» Robert Magner. Der Angeklagte führte aus, wie « M feiner poli tischen Einstellung gekommen sei und erzählt folgende Geschichte: Am 2. November ISIS forderte bei Balen- ciennes im Regiment Wagner» der damalige Feldwebel Ebert im Zivilberus fozialdemÄkratischer Parteisekre tär.. Mannschaften zur Meuterei auf und sammelt« sie hinter der Front. Wagner eilt hin, man wirft ihm ein« Handgranate nach, ein Mann setzt ihm daS Gewehr auf die Brust. Der Leutnant Wagner schlägt sich durch bi» MM Feldwebel Ebert, stellt ihn und fragt, wa» er treibe. — ,Zck fordere zum Abbruch des Kriege» ^aufl In Deutschland bricht tn diesen Tagen die Revolution au»!" — „Woher wissen Tie das?" — ,DaS Weitz ich von mei nem Onkel dem sozialdemokratischen ReichStagSabgeord- neten Fritz Ebert!" — .Mer Reichspräsident Evert hat übrigens dazu erklären lassen.. datz dieser Feldwebel Ebert nicht sxjn Refft sei und datz auch sonst keinerlei persönliche veztehungen zwischen-Heiden bestehen.) wygner gin>* -ann dazu über, die Stellungnahme der Reichswehr und der Jnfanterieschutt zu den politi sch«» Fragen zu schildern ünd sagte: Mestize Tage vor dem Staatsstreich Netz Lossow öffentlich am Schwar zen Brett der Schule die Mitteilung anschlagen, datz -ft Zeit der Rehabilitation der schwarz-wettz-ryftn Kokarde unmittelbar bevorstehe. Sewstderftändlich Mette die Jnfanterteschule dem Umschwung Zu, nannte den Ge neral v. Lossow einen neuen Pork und meldete im lugendlichen Feuer ihrem Kommandeur. General von Ttechowttz, .Ne stehe geschlossen hinter d», 7. Division und-ihrem Führer von Lüssow und sei M.MW bereit. Al» daun am S. November Roßvach «WWll, alar miert« und den Befehl »um AbmarW. ftB Vürg-rbrä»