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/luer Tageblatt M» Ml §«»fp»«ch - a>. «. Anzeiger für das Erzgebirge PMM» D, »»» B» E» VMWHO AßßlG DA OGtAPfchRlßDI» »V««, «olhaU««» tt, a«1Us-4» v,!„ot»a»a>b-- ti- icatt- t« vt«M «B t« H». „,,2, Nr. <3 Mittwoch» cken 20. Februar IS24 »W—E, IS. Jahrgang Der Nnteil äer Braunkohle an unserer Aohlenversorgung. Durch die Abtretung des -nichtigen Kohlenüber. schussgebtete» Ost-Oberschlesien, die Entziehung der Saar, kohle und di« Reparationslieferungen an die Entente wurde die deutsch« Kohlenwirtschaft grundlegend umge« staltet. Vor dem Krieg« tonnte nicht nur der hei mische Bedarf mit hochwertiger Kohle gedeckt werden, sondern darüber hinaus war noch ein sehr erheblicher Kvhlenaussuhr.Ueberschutz möglich. Im Jahre 19 2 2 lieferten wir insgesamt 12 022 205 Donnen Nepara- tionskohle an Frankreich und Luxemburg. Im Jahre 1920 erreichte infolge der Nnhrbesetznng trotz aller französischer Bemühungen die Gesamtlieferuna nur 4 882100 Tonnen Urennstofs, die ungefähr 28 Prozent der Kommtlstonsforderung ausmachteu. Unter diesen Umstünden ist es erklärlich, dass wir unser Interesse in verstärktem Mähe der Braunkohle znwenden muss- ten. So hatte die deutsche Kohlenwirischaft des Jahres 1 91 8 im Monatsdurchschnitt eine Stetickvhlcnfördernng von 15,8 Millionen Tonnen und eine Brannkohlensür- derung von 1,0 Millionen Tonnen, während der Mo natsdurchschnitt des Jahre» 10 2 2 nur eine. Steinkvh- lenfvrderung von 1,2 Millionen Tonnen, dagegen be reit« eine Braunkohlensvrderiing von 2,0 Millionen Tonnen ergab, wobei hier Braunkohle und Presskohlen nach den mit der Neonrntlonskoinlnissivn vereinbarten Güs>en auf Steinkohle umgerechnet sind. Die Förde rung von Braunkohlen nahm im Lanse der letzten Jahr zehnte eitlen grossen Aufschwung. Noch im Jahre 1895 wurden nur 25 Millionen Tonnen nvgebaut. Bereits 191.8 stieg die Fvrderzlffer auf 87 Millionen Tonnen und erreichte im Jahre 1922 die stattliche Höhe von 107 Millionen Tonnen. Die Briketterzengnng allein be lief sich im Nechnnngsfahr 1022 auf 29 Millionen Ton nen. Pie der Nohbraunkvhle kür Jndustriezwecke im glei chen Jahre auf.85 Millionen Tonnen. Neben der durch technische Vervollkommnuna im mer rationeller gestalteten Teer au »beute und neben dem aus diesem Produkte nuskristalltsterten Paraffin spielt neuerdings eine Anzahl weiterer ebenfalls ans dem Braunkohlcntcer gewonnenen Oele eine grosse Nolle, da diese Schweröle als Brennstoff.für die zu immer grösserer Verbreitung gelangten Motoren dienen. End lich sei noch auf die durch besonderes Verfahren aus der Kohle gewonnenen Heizstoffe in Form von Grude ko ks btngewtescn, der in letzter Zett im HauÄhaltuugSbedarf einen bevorzugten Platz erobert hat. Die gesamten Braunkohlenvorrüte des deutschen Reichsgebietes werden im ganzen auf 8,27 Billionen Kilowattstunden geschützt, wobei ein Kilogramm Braun kohle ---- 0,28 Kilowattstunde gesetzt wird. .Mit Rücksicht auf die Reparationslieferungen an Frankreich — wir lieferten im Jabre 192.8 insgesamt 150 800 Tonnen Braunkohlenbriketts dorthin — mv'ge endlich noch er wähnt werden, dass die Förderung Frankreichs im Jahre 1018 noch etwa 1,4 Millionen Tonnen, 1022 jedoch nur noch .0,8 Millionen Tonnen, also durchschnittlich! nur 0,8 Prozent der deutschen Förderung erreichte. Von den aualitütSnMig.schlechteren Kohlen, .die bei den hohen Ansprüchen für die Zwangslieferungcn der Deutschen Wirtschaft verbleiben, werden zur Erzie lung he« gleichen Heizwertes z. Zt. viel grössere Men gen verbraucht wie etwa vor dem Kriege an Oualltüts« brennstvsfen. Ludern sind wir aus SparsamkettSrücksich- ten gezwungen, die Einfuhr teurer ausländischer Qua- lttätSbrennstvffe nach Möglichkeit einzuschrünken. Es erscheint somit durchaus gerechtfertigt, wenn in immer stärkerem Masse die Produktion von Braunkohle und die Verwendung Dieser selbst bezw. der au« ihnen ge wonnenen hochwertigen Hetzstoffe in industriellen Kret. sen gefördert wird. Veichstattauflöfunn 'm Sicht! Der Kanzler lässt an die Notverordnungen nicht rühren. Zn der Besprechung mit den Parteiführern erklärte der Reichskanzler, dass die Regierung nicht in der Lag« sei . eine kritische Besprechung oder gar einen Antrag irgendeiner Fraktion auf Aufhebung der Notverord nungen, fei e» im Plenum, sei es in den Kommissionen zuzulassen. Die Regierung sei vielmehr entschlossen, .den Bestand der auf Grund des Ermächtigungsgesetze» er, lassenen Verordnungen unbedingt zu sichern und ihr Er, gebnts nicht durch Kritik beeinträchtigen zu lassen. Di« sozialdemokratischen Vertreter erklär ten, .dass st« sich diesem Entschluss der RetchSregierung nicht küren könnten, vielmehr auf eine eingehende Be sprechung der Notverordnungen vor der Oeffentltchkeit bestehen müssten. Im übrigen verwiesen die Sozial- demokraken darauf ^>ass bereit« em deutschnationaker Antrag auf Aufhebung der Beamtenabbauverordnuno liegen dass sie also mit ihrer Forderung auf .Besprechung nicht allein daständen. '. Angesicht» dieser Ausführung«» der Sozialdemo kraten erklärte der Reichskanzler, dass dann die Negie rung sich gezwunacn sehe, zu dem äussersten Mittel zu greifen und den Reichstag in kurzer Frist aus- zulös.en. I» Parlamentarischen Kreisen erwartet man, dass diese Auslösung im Lause der nächsten Woche auvgesprv, chen werden wird. Die Neuwahlen de» Reichstages dürf ten in den Anfang .April fallen. Schwere Erregung in äer Pfalz. Unerhörte Drangsalierungen. Man ist in der Pfalz allgemein der Auffassung dass die Person des Generals de Metz das Haupthtndev nis für eine Wiederkehr normaler und geordneter Zu- stünde ist. Au» sämtlichen Städten der Pfalz kommen übereinstimmende Nachrichten von brutalen Repressa lien der französischen Ztvtldelegterten. Besonders be drohlich hat sich aber die Lage in Pirmasens zugespiht Tie unerhörten Strafmassnahmen der BesatzungSbehvr. de, die zahlreichen Verhaftungen angesehener Bürger Misshandlungen von Gefangenen usw. haben bet der Be völkeruug eine ausserordentliche Erregung hervorgeru fcn. Infolge der Verhaltung von fünf Fabrikanten sind die bedeutendsten Betriebe ohne jede Leitung. Gestern Ist.ein allgemeiner Streik als Protest gegen das Ver halten der französischen Besatzungsbehörde angeordnet. Sämtliche Betriebe und Geschäfte sind geschlossen. Rettet Pirmasens! Die Einwohnerschaft von Plrmasen» hat durch dir Funkstation Nauen folgenden Hilferuf an die Welt ge- sandt: „S. O. S. Wübrcnd die Separatisten monate lang die Bevölkerung ungestraft plündern, rauben und unterdrücken durften, werden jetzt in Pirmasens altt angesehene Bürger von der französischen Kriminal polizei in» Gefängnis geworfen und misshandelt. Hun- derte fliehen aus Furcht vor Rache. Dies alles nUri weil die Bevölkerung aus Notwehr und in der Ver. zwetflung sich des Separatistengestndels entledigte. Dir Erregung ist ungeheuer. Rettet Pirmasens!" (Was wird Herr Arbeiterführer Macdonald da- zu sagen? — Er wird sein Augenmerk auf »die steigende militärische Gesinnung gewisser deutscher Kreise kon zentrieren. um nichts Anderes zu sehen.) Elkve über Sie Pfalzkämpfe. Botschaftsrat Cltve^dcm die Pfälzer für seinen of fenen Blick und sein zutreffendes Urteil überaus dank bar sind hat sich, Ivie der Demokratische Zeitungsdienst erführt, in diplomatischen Kreisen dahin ausgesprochen, dass er die Angriffe aus die Separatisten zwar begreife aber doch bedauere, weil anzunehmen sei, dass man diese Selbsthilfe zum Anlass nehmen werde, die nicht aus sichtslose Entwicklung der Tinge zum Bessern wieder zu hemmen. ES sei zu erwarten gewesen, dass die Se paratisten unter dem Drucke der Meinung Englands ohnehin bald verschwunden wären. Dass Herr Clive, der, obwohl Angehöriger eines Ententestaates bet der Untersuchung der Vorgänge in der Pfalz eine hervorragende Neutralität bewahrt hat! solche Acusserunaen nuS Uebelwollen tut, ist selbstver ständlich gänzlich ausgeschlossen. In diesem Ginne wer den also seine Bemerkungen als! da» Urteil eine» unbe fangenen Ausländers Beachtung finden müssen. Aber man wird berechtigt sein binzuzufttgen, dass Herr Clive doch zu wenig Rücksicht nimmt auf die psychologische Einstellung eine» Volkes, das durch die Gewalttaten und Bedrückungen der Separatisten, über die wir- eine kurze Ncbersicht gestern zum Abdruck brachten, bis zum äusser, sten erbittert war, so dass der Ausbruch der Volksleiden« schäft eine unentrinnbare Folge de» GchreckenSregimeutS sein mutzte. vlr Kosten Ser Mllktärkontrolle. Neben der Tatsache, dass nach dem FrtedenSvertrag die Militärkvntrolle nicht mehr die leiseste Berechtigung hat, spielt auch die Kostenfrag« eine wichtige Rolle. Hier sind folgende Zahlenergebntssv von Interesse: Für den Monat Dezember 1028 betrugen di« sachlichen Ausgaben für den Unterhalt de» UeberwachungSauSschusse», ,d. h. die Kosten für Unterbringung. 128 löO Goldmark, für Kraftwagcrtbetrteb 181VOO Goldmark, für GeschäftSztm- merbedürfntsfe Heizung, ' Beleuchtung, . Fernsprecher sanitäre Zwecke usw. 75 950 Goldmark und für Reise ¬ kosten 6000 Goldmark. DaV ergibt ein« Summe von 885 800 .Goldmark. Die Persönlichen Ausgaben betru gen für die besonderen Tienstzulagen 28000 Goldmark r für die Hctinatgehälter, deren Erstattung von un» ge fordert wird, rund 600 000 Goldmark. Daß ergibt eine Gesamtausgabe von 1 215 600 Goldmark. Diese Sum me erhält ihre besondere Bedeutung^ wenn man ihr den Betrag der Gehälter nebst OrtSzuschlägen sämtlicher Offi ziere der Reichswehr gegenüberstellt, der nur 688 600 Goldmark auSmacht. > die neue Eol-notenbank. „Newhvrk Herald" gibt folgende Darstellung per Grundlagen, auf »denen die Finanzsachverständigen !ih- ren Bericht aufzubauen gedächten: !, 1. Tie neue Goldnotenbank, .die al» einzige» oer artige« Institut funktionieren, die Rentenmark! und Idte Paptermnrk absorbieren und über genügende Goldreser ven verfügen sowie internationaler Kontrolle unterste hen solle werde die Goldreserven der RetchSbank und da» in .Deutschland noch oufzutreibende .Kapital über nehmen. Hinzukommen solle ausländisches Kapital. 2. Ein deutsche» Budget, .da« auf.Goldgrundlage hinsichtlich der ordentlichen Lasten absolut ausgeglichen sei glcicki^ittg gber voraussehte, dass da» Ruhrgebiet wirtschaftlich wieder Deutschland einverletbt werde. Da neben soll ein dreijährige» Moratorium für Repma- ttonSzal'lungen, vorgeschlagen werden. 8. Eine internationale Anleihe alÄ wetteren Sra- bilisierungsfaktor zu garantieren durch- die deutschen Eisenbahnen. Gin Teil der Anleihe soll für den so fortigen Bedarf der Länder Verwendung finden, die wie Frankreich in nächster Zeit von gewissen deutschen Zah. lungen abhängig.seien. Ter Betrag per Anleihe werde sich- wahrscheinlich in der annähernden Höhe der von der Presse bereit» genannten 10 Milliarden Goldmk. halten. Der „Newyork Herald" hält e» für wenig wahr scheinlich dass Über die grundlegenden Prinzipien unter den Sachverständigen Meinungsverschiedenheiten be ständen. Nach den vorliegenden Anzeichen zu schliesse«, würden die Sachverständigen empfehlen, dass die wirt schaftliche Kontrolle de»,Ruhrgebiets» an Deutschland zurückginge. ' ' - ' > > > - - polncarrs Rücktritt verlangt. Aufregung über den Frankensturz. Die starken Kursstürze des französischen Franken veranlassen die Blätter selbst so entgegengesetzter poli tischer Richtung wie „L'Oeuvre" und „Bictoire" zu dem-^ selben Schreckensruf. Pass nämlich da» Kabinett Poincare sich sofort zurückziehen solle. Die „Bictoire" erklärt, dass per Fall des französischen Franken da» Werk der ohnmächtigen Negierung sei. Durch ihren Mangel an Voraussicht und Entschlussfähigkeit habe sie Frankreich dorthin geführt, wo eö jetzt stehe. Die Deutschen Hüt ten unrecht zu illuminieren, wenn man das Kabinett stürze. Gerade wenn man da» Kabinett behielte, könn ten sie Feuerwerk anzünden, weil der Franken weiter siele. Nun folgt eine schwere Anklage Millerand». Seit einem Jahre habe die Regierung im Innern nichts ge tan. Als die Angriffe aus den französischen Franken erfolgten habe sie der französischen Nation den Ernst der Lage nicht geschildert und keine Vollmachten ver langt, sondern sie habe ein parlamentarische« Geschwätz zugelassen. Die „Bictoire" erklärt ausdrücklich, Ma in diesem Augenblick da« Ministerium Poincare leisten könne, sei sein Rücktritt. Da» Blatt fordert selbstver ständlich die Einführung der Diktatur. Auch Pertinar., sonst der getreueste Lobredner Poin- ! cares kommt zu den schmerzlichsten Geständnissen und vor allem zu dem, dass Frankreich dasselbe begehe, wa» i e» Deutschland immer vorgeworfen habe, nämlich eine unbeschränkte Inflation, die allerdings in Frankreich nicht in Form von Banknoten, sondern in der von An leihen vvrgenommen werde. Aber Mr Entwertung der französischen Devisen habe auch die Unklugheit der fran zösischen Vertreter legenüber dem deutschen Separatis mus betaetragen Frankreichs Stellung sei nicht nur gegenüber Deutschland geschwächt worden, sondern Eng land und Amerika beurteilten e» wegen der separati stischen Vorkommnisse übelwollend Um die Situation zu verbessern, .sei e» notwendig, vor allem mit der Aus gabe neuer Anleihen Schluss zu machen. Ferner müssten die Micnmverträge sofort erneuert werden, und sie müh ten durch Abmachungen über daS lothringische Erz, über Halbfertigwaren und Standards ergänzt werden. Vor allem aber sfi e» notwendig, di« französischen Agenten, die in den Rheinland«» den Beweis, ihrer Unfähigkeit ablegten, sofort abzuberufen.