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andere» al» dte Beunruhigung Frankreichs darüber, daß die Sachverständtgcnberatungen eine Besserung der autzervoltttschen Lage Deutschland« bringen könnten. Man scheut nicht davor zurück, zu den verwerflichsten Mitteln zu greifen, um durch einen neuen Inflations wirbel jede Besserung der Lage Deutschlands zu ver hindern. In den Mittelpunkt dieser Bemühungen hat man dte.Arbeiten der Sachverständigen gestellt. DaS ganze Manöver ist ganz hinfällig!, da die Sachverständigenkommission eben nicht gescheitert ist sondern erfolgreich wetterarbeitet und in bestem Ein vernehmen, wie sie eben in ihrem Kommunique allen feindlichen Verleumdungen entgegen erklärt hat. Ferner! dte internationale Spekulation hat keinen Einfluß auf die Rentenmark: .die Goldanleihe ist ganz unverändert ge blieben: Steuern endlich werden jetzt wieder mehr ein gehen wegen der fälligen Vorauszahlungen für die Ein kommensteuer. Was dte höheren Anforderungen an De visen betrifft, .so wird mttgeteilt, daß es sich hierbei vor allem um Anforderungen der Leder- und Textilindu strie handelt, die nach langer Stockung endlich wieder in Schwung kommen. Die Fälschung äes Versailler Vertrages. Orlando und Lloyd George wurden geprellt. Die englischen Enthüllungen Llohd Georges Meint die „B. Z." durch einige bisher unbekannte Einzelhei ten ergänzen zu wollen, und diese zeigen, daß in der Tat die Schicksalsfragen Deutschlands in den Artikeln 428 und 432 des Friedensvertrages durch höchst anfecht bare Tricks Clemenceaus entschied-n worden sind. Vor allem sei bei den in Frage stehenden Verhandlungen der Italiener Orlando nicht Hinzuge?,ogen worden.' ES sei aber gerade das Wichtigste, daß nach Vorlage des Textes sich von vier Beteiligten drei dagegen erklärten und zwar die Herren Wilson. .Orlando und Llohd Ge orge. Ten Beweis für diese Tatsachen erbringen fol gende Feststellungen r 1. Orlando hat den Text nicht unterschrieben und Italien hat keine Besatzungtruppen zur Verfügunp gestellt. 2. Llohd George hat — und insoweit sind seine längsten Enthüllungen durchaus Tatsache — nach seiner Rückkehr aus Paris am 21. April sein Befremden dar über ausgedrückt, daß Clemenceau unter Protest der für dte Konferenz sestgestellten Sähe durch! Wilson den Text der Rheinlandbesetzung! hatte unterschreiben lassen entgegen dem Empfinden der anderen. Orlando war in den kritischen Tagen nach Italien abgereist. Er mutzte zu Hause einen merkwürdigen und höchst ungewöhnlichen Appell Wilsons an das italienische Volk wegen Fiume bekämpfen. Gleichzeitig mutzte Llohd George nach Lon don fahren, um sich! dem Oberhause zu stellen. Ein merk, würdiger Zufall. Mn jenem Tage, am 20. April, legte Clemenceau Wilson die Telegramme vor, die aus Ita lien in Beantwortung von Wilsons Botschaft eingelau fen waren und gleichzeitig den Text für die Rheinland besetzung. Er beseitigte den Widerstand Wilsons gegen den letzteren mit dem Argument, dte er yuS dem italie nischen Bruch herleitete. Wilson unterschrieb in der Ueberzeugung, gegen diese Unterschrift unter eine Be stimmung zur Knebelung und Entrechtung Deutschlands Clemenceaus Unterstützung in einer reinen Presttgean- gelegenbett der Ftumer Frage erkauft zu haben. Augenscheinlich auf italienische Mitteilungen gestützt fährt das Blatt fort: Dte Schuld WtlsvnS ist von Llohd George nicht dem Buchstaben aber dem Sinne nach durchaus richtig wiedergegeben worden, denn wenn auch kein geheimes Abkommen zwischen Cle menceau und Wilson bestanden hat, .so sind, wie wir hier aus zuverlässiger Quelle dargestellt haben, .geheime Verhandlungen der Anlaß zu dem Umfall Llohd Geor ges gewesen, dte schlimmer noch als politische Abma chungen dem Kauf her französischen Hilfe In einer völ- ltgen persönlichen Eitelkeit dienten. Die Schuld Llohd Georges aber war es, daß er sich! gegenüber den beiden fatzungswidrtgen in seiner Abwesenheit vollzogenen Un- terschrtften nicht auf« Konserenzstatut berief.und Or- lando zu Hilfe holte, der da« wußte und seine Ueüer- sttmmung verhindert hätte. Eine 8r-eutfom« Erklärung Spencers. Der Verfasser des Llohd George-Interviews in der „Newhort World", Harald Spencer, der im „Daily Chrontcle" dte ganze Verantwortung, für,den Zwischen, fall auf sich genommen hatte, wiederholt nunmehr in der „Newhork World" alle sein« Erklärungen. M tele graphiert sejnem Blatt: Ich halte jedes . Wort meines! Artikel« aufrecht. Ich blieb noch unterhalb dessen, Ma- Lloyd George mir erklärte. E» ist peinlich für alle Welt, derartige Fragen in diesem Augenblick aufzuwerfen, Mo der große Staatsmann, der Europa den Frieden brin gen wollte,, verschwindet. Aber wir müssen nur mit den Lebenden rechnen. Llohd George wollte nicht, daß dte Franzosen sich dort ntederlassen, .wo sie jetzt sind. . Ich verstehe dte Lage Lloyd George« sehr gut, .der zwischen mehreren Feuern steht. Sein svge- nanntes Dementi ist nur et» Versuch, die Frage in Ver wirrung zu bringen. (!) WaS er mir sagte, erklärte er vor mehreren Zeugen, u. a. Vpv dem Chefredakteur de» „Manchester Guardian", und er kann nicht leugnen, von einem Gehetmvertrag gesprochen zu haben. Er war sehr zornig als er diese Angelegenheit erörterte. Als Llohd George nach seiner Reise von London nach Paris zurück- kekrte. .stellte er fest, daß Clemenceau während seiner Abwesenheit den Präsidenten Wilson fijx seine Sache in dieser lebenswichtigen Frage gewonnen hatte. Llohd George tadelte nicht den Präsidenten Wilson, .aber er tadelte.Clemenceau, daß er so in seiner. Abwesenheit handelte. Es ist e in Geheimvertrag, Her ohne Wissen Llohd Georges abgeschlossen wurde. .Harald Spencer wendet sich am Schluß seines Telegramms gegen Ver träge dte ohne wissen der Völker abgeschlossen wer den, und nur aus dieiem Grunde habe er gesprochen. Es sei von Zeit zu Zeit die Aufgabe eines Journalisten alle Schranken zu brechen. Wenn er inyiskret gewor den wäre, .so wäre er es noch einmal, wenn die Frage der Geheimdokumente neuerlich. aufgerollt würde. Lloyd George schweigt. „Daily Telegraph" zufolge erwiderte Llohd George auf pje Bitte, zu dieser neuen Erklärung Spencers Stel lung zu nehmen, er stehe zu jedem Wort seiner eigene« in der.Presse veröffentlichten Mitteilung und lehne eS ab, sich auf eine weitere Erörterung Mer eine Unter haltung etnzulassen, die.er mit Gästen in seinem eige nen Hause geführt hab-. Eine Aussprache zwischen Mac-ooal- unS poincare. Dte Zusammenkunft zwischen Poincare und Macdonald ist mit aller Wahrscheinlichkeit für das Ende der Woche zu er. warten. In Paris wird offen erklärt, das; man, wenn Mac. donaH. einen bestimmten Antrag stellen würde, diesen ohne Widerstand und ohne Widerspruch annehmen wolle. Bei der bevorstehenden Besprechung der beiden Ministerpräsidenten sollen alle schwebenden Fragen erörtert werden, und wenn sie zu einem vollen Einvernehmen kommen, soll gleichzeitig der Zeitpunkt für die Einberufung einer großen internationalen Konferenz mit Hinzuziehung der Vereinigten Staaten verein bart werden. Insbesondere wird auch die Zulassung Deutsch lands in den Völkerbund von Macdonald und Poincare erör tert werden. Hierzu erfährt der „Daily Telegraph", daß .Frankreich 'sine solche Zulassung nur dulden wolle, wenn ^Deutschland alle militärischen Verpflichtungen des Versailler Vertrages vollkommen durchführe. Frankreich ist einstweilen mit der Haltung Deutschlands gegenüber der Militarkontrolle unzufrieden und das genannte englische Blatt hat allen An. laß zu der Annahme, daß Frankreich die Frage der Inter, alliierten Militärkontrolle als erste neuerlich anfwörfen wird. Der Zeitpunkt für die Besprechung der beiden Minister präsidenten ist deshalb erst für das Ende der Woche borge, tehen, weil zunächst einmal die Fühlungnahme Macdonalds !mtt dem englischen Unterhaus stattfinvcn soll und weil man auch die Rückkehr der beiden Sachverstandigenansschüsse aus Berlin abwarten will, da man in Paris hofft, daß diese in der Lage sein würden, Mitteilungen über den Stand der Finanz lage in Deutschland zu machen, so daß also der Lösung der Reparationsfrage nä.hergetreteu werden könnte. Neue Aollschikane -er Negke. Auf Her Zollkontrollstelle Herdecke ist AM 8. Jebr. folgendes Schreiben der interalliierten Zollverwaltung des Ruhrgebietes, Beztrksdirektton Dortmund, etngegan- gen: „Die Dtenststunden für hie Grenzzollämter wer. den allgemein aus 8 bis 12 und L bis 6 Uhr (franzö sische Zett) festgesetzt. Dte Abfertigung von Hüterzügen erfolgt grundsätzlich nur während dieser Dienststunden. Dte zollamtliche Abfertigung außerhalb der Dtenststun den mutz.bezahlt werden und wird vom dtenstleitenden Zollbeamten genehmigt. Die Stundensätze betrugen ü Franken für leitende und 4 Franken für dte übrigen Beamten bei Tage, nachts 7,6 Franken. Die Verord nung jxitt am l i. Februar in Kraft." Von unterrichteter deutscher Sette wird hierzu mit geteilt: Dem Vernehmen nach wird beabsichtigt^ diese» Verfahren auf wetteren bezw. allen Zolkkontrvllstatto- nen eiinnfiihren. Die Zollposten in Ründeroth legten bereit- Mittagspausen von 12 bi» 2 Uhr ein. Während dieser Zeit ruht jede Zollabfertigung und damit auch der Turchgangsgüterverkehr. Diese» Verfahren steht in krassem Widerspruch zu den in den Mainzer Verhand lungen selten» der Regle zugesagten Bemühungen um die Zollerletchterung. Statt der Aollerleichterung sind vielmehr nach dem obigen Schreiben Erschwernisse zu gewärtigen, wodurch der glatte Güterverkehr mü de« «trv 3 IMS re. sclixemLK. mtlicber !r8-Instr. dlr. IS. ;ololaden- sleibigen »erden be- ft. dt, lung, He 45. r l, da er -schäftigt eren. M. m Dresden n unter erbeten. /luer Tageblatt ^-.^"-7'7 / für VttV LM« kelegntm«,, «agedtattEnthaltens öl« mutllch» velgnatUlachoog«« A,s Kar«» -RI Stadt «ad -»» Hazts-Mitcht» Fa«. Um, ««Ipjtz,,,,« Nr. 3S Montag» äen tt. Februar 1924 19. Jahrgang Das Resultat äer ersten Sachverstanäigenkommisslon. Da» erste Sachverständtgenkomitee veröffentlicht fol gendes t Dl« Arbeiten de» ersten Sachverständtgenkomit«« hab«« dazu geführt, mit Sivsti« migt«it in großen Zügen den Plan f«stzul«ge», de« es für die Errichtung einer neue« deutsch»« Soldnot«ubant anempfehlen wird, di« ihr» eigenen Rot«n gegen diejenigen de» Rentenbant und der Reich« baut ««»tauschen soll. Di« diesem Entwurf zugrunde- ««gruben allgemeinen Prinzipien sind dem Reichsbankpräsi- deuten Dr Schacht zu» Kenntnis gebracht worden, der durch aus den Eindruck hat, unter dem auch die Sachverständigen seiber stehen, daß, fall» dieser Entwurf zur Ausführung gelangt, er sich als der bedeutsamst« Schritt zur aud - gültigen Stabilisierung der deu tsch en Valuta und zur Ausbalanziernng des deutschen Etat« erweisen wird. Da« Sachverständigeutomite« wird der Reparationa tommission gegenüber zum Ausdruck bringen, daß der Plan, den es der Kommission unterbreiten wird, baldmöglichst znr Ausführung gebracht Werden soll. Dr. Schacht hat dem Komitee erklärt, daß er bei der Aufstellung seiner Pläne für di« Errichtung «ine» Goldnotenbant es so eiurichten wolle, daß ihr Aufgehen in dis von dem Komitee vorzu schlagend« Notenbank erleichtert werd«. Dr. Schacht wird am 18. Februar mit dem Sachverständigentomites in Paris wieder zusammentreffen. Zu dieser Auslassung wird vom Wolffbureau von unter richteter Seite geschrieben: Dte offizielle Auslassung des Sachverständigenkomitees, das seine Währungsarbeiten tn Berltn hiermit vorerst beendet haben dürfte, zeigt in erfreulicher Weise, daß die Zusammen arbeit zwischen den in Frage kommenden deutschen Stellen und dem Komitee zu einem befriedigenden Ergebnis geführt hat. Das Komitee, das von der Reparationskommission den Auftrag empfangen hat, Vorschläge für eine definitive Stabilisierung der deutschen Währung zu machen, hat seins Arbeiten von vornherein und unverändert auf diesen End zweck gerichtet. Der dahingehende Plan hat die Vereinheit lichung der bisherigen verschiedenen deutschen Zahlungsmittel auf einer einzigen Eoldbasis zum Ziele. Dte Eedankengänge, die das Komitee dabei leiten, sind derart, daß auch von deutscher Seite ein Erfolg daraus erwartet wird. Andererseits hat das Komitee niemals verkannt, daß unsere derzeitigen Wirtschafts- und Währungsverhältnisse ein promptes Handeln erfordern. Die Sachverständigen werden diese Auffassung der Reparationskommission gegen über zum Ausdruck bringen und zeigen durch die bereits für den 18. Februar in Paris angesetzte Fortführung der gemeinsamen Arbeiten, daß es ihnen mit der beschleunigte« Lösung des Problems ernst ist. Aus der somit von allen beteiligten Stellen bezeugten prompten Arbeitswilligkeit und übereinstimmenden grundsätz lichen Auffassung geht Hervor, daß die letzten spekulativen Vorgänge auf dem Devisenmärkte jeder Begründung entbehren, und daß die Ueberführung des derzeitigen Wertverhältnisses unserer Zahlungsmittel in einem definitiven Zustand mit Sicherheit in Aussicht zu nehmen ist. ^ Vev Sitz der Goldnotenbant doch in Deutschland?. Dte Havas-Agentur begleitet einen Bericht der Berliner Sachverständigenkommission mit folgendem Zusatz: Eine Ent scheidung über die Frage der Eoldnotenbank wird erst im Frühjahr zu erwarten sein. Der französisch-belgische Plan ist von den Sachverständigen mit unwesentlichen Aen- demngen angenommen, und die Bereitwilligkeit des deutschen Reichspräsidenten Dr- Schacht, seinen Entwurf dem Entwurf der Sachverständigen anzupassen, kann man als Entgegen kommen Deutschlands hinsichtlich der Forderungen der Sach verständigen auffalsen. Der „Matin" meldet aus Btrlin, dte Sachverständigen seien nachträglich übereingekommen, daß der Sitz der Bank doch tn Deutschland sein soll. französische Manöver gegen äie Rentenmark. Vle Nentenmark ««erschüttert. In den letzten Tagen mochte sich der ganz unver kennbar von Frankreich au» gekettete Versuch bemerkbar auch -te Rentenmark zum Objekt einer Inflation zu ma chen. Da dte Rentenmark selbst nicht In« Ausland ge langt, versuchtem«« auf dem Umweg« über dte Papier mark an sie zu gelangen, tn dem man da- StaLtlttätS- berhältnis zwischen Vttntenmark und Paviermark etn- zuretßen versuchte. Die nominelle Kursherabsetzung vom vergangenen Freitag wurde mit einer Meng« chao tischer Gerüchte über ein« „Rentenmarkkrise" und über eine „Krise der Berliner Gachverständtgenberatungen" begründet, die größtenteils in Berlin von Pressekarte- spondenten der interessierten Mächte fabriziert wurden. Der Leitgedanke all dieser dunklen Manöver ist nicht»