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«nt n-«-»«-»« U,p»e-«e»UW - -,wu»t ,«K»I»ch -r,«st«ch-stnfttzle> S». «, r.i,Lag,»»«« stne«»g,«,^. Salyattra» st« amltich«« 0«laammachau-«a «»» Nou» »« «<01 an» »,s st«t»9«»jcht» sto». Mer Tageblatt Anzeiger für oas Erzgebirse -Z-M p»fllchU^»«0», ft-U «eipzi» v». 1"» Lonnadenä» äeu l2. Januar 1S24 Nr.10 rs. Jahrgang Die Neuorientierung Europas uaä wir. Bon Dr. Külz, M. d. R. Zn dem mit 1914 besonnenen und seit 1918 akut gewordenen großen politischen und wirtfchaftMen Um« schichtungSprvzeß der Welt sind in der letzten Zett einige sehr bemerkenswerte Eretgnisss zu verzeichnen, die in ihrem inneren Zusammenhang zu würdigen sich >lohnt. Die europäische Mächtegruppierung erhält nicht mehr ihr bestimmendes .Gepräge durch die Entente. Frankreich sowohl wie England sind eifrig aM Werke, ihre politisch« Gefolgschaft neu zu orientieren und zu vergröbern. Beide Staaten arbeiten dabei mit Zielen auf eine teilweise sehr lange Sicht. Frankreich hat zunächst einen gewaltigen Vorsprung, Sein primäres Ziel ist, Deutschland mit einem Ring französischer Va sallenstaaten zu umklammern und es dauernd in poli tischer Ohnmacht zu erhalten r ^Bisher sollte Polen im Osten di- Stells des französischen Büttels versehen. Frankreich hat letzt erkannt, daß britisches Kapital nicht ohne Erfolg in Polen wirbt, datz aber auf der anderen Seite die polnische Nation auch heute noch! keine wirk, lich staatenbildende Kraft entfaltet, und datz deshalb das polnische Schoßkind sich kaum zu einer kraftvollen Jtlns- ItupSgestalt entwickeln wird. Frankreich verlegt des halb das Schwergewicht in seinem slavischen Konzern nach der Tschechoslowakei. Das tschechisch-franzö sisch« Bündnis ist der äußere und formelle Abschluß Lurch- di« eng« Verbrüderung mit dem tschechischen Staat beabsichtigt Frankreich gleichzeitig auch die anderen, für sein« Ziele in erster Linie unentbehrlichen Staaten der kleinen Entente mehr und fester an sich! heranzu'bringen. Die Zielrichtung der Politik der kleinen Entente ist noch keineswegs klar und geschlossen. Die französische Po litik Kraucht in ihr nicht nur ein Gegengewicht «egen die nach seiner Vorstellung drohende deutsche Gefahr sonder» auch einen weiteren festen Stützpunkt am Mit- telmeer. Hier am Mtttelmeer ist.für den französischen Imperialismus dis erste sichtbare Gegenwirkung entstanden, ^rnd zwar in der spanisch-italienischen An näherung. Beide Staaten haben erkannt, datz es für sie ein LebenSgebot ist, sich als Mittelmoerstaaten Frank» reich! gegenüber nicht in die Rolle willenloser Hörigkeit herabdrücken zu . lassen. Der italienische Faschismus hat mit Jugvslavien noch einig- Rechnungen zu begleichen aber Frankreich braucht für den von ihm unter seiner Führung erstrebten Balkanvund ein in seiner LoiyungK. sähigkeit ungemindertsS Zuavslavien und eine kleine Entente, um einer faschistischen Axpanston am Mittel meer wirksam entgegen treten zu können. Nebenher soll di« klein« Entente auch, die Rolle eines UöberwachungF- postenS gegenüber Oesterreich, spielen, das sich der offen kundigen Sympathien Englands erfreut, nicht aus Men schenliebe, sondern well England ein gesundendes Oester reich. als Teilgebiet seiner Wirtschaftspolitik in Mittel europa braucht, .um dessen Gebiete ,.al» Kunden und Werkstätten" zu haben, nicht nur im Herzen Eurovas. sondern auch längs der protzen Verbindungslinie nach dem Balkan, nach Borderasten und Indien. Aus dem Wege dahin trifft England an verschiedenen Stellen mit Frankreich zusammen, und es scheint so, als ob auch! in den jetzigen griechischen Wirren der brtttsch-'ranzö- fische Widerstreit insofern zu Tage tritt, als französi sches Geld und französische Ratschläge nicht spurlos an DenizeloS vorübergepangen sind. Doch an dieser Stelle ist die Entwicklung zunächst pvn untergeordneter Dedeu, tun«. Ganz wesentlich ist.im Augenblick die Einstel lung Frankreich» und Englands gegenüber Rußland. Trotz der in der Geschichte der Welt beispiellosen Ver luste, Pie der Bolschewismus diesem Reich« an Menschen und Gütern gebracht hat. bleibt Rußland doch für eine später« Entwicklung ein gewaltige» Reservoir an Per sönlichen und materiellen Kräften. Daß Deutschland e» seiner Zeit nicht verstanden hat, diese Kraftquellen sich wenigsten» indirekt dienstbar zu machen, war fein po litisches Verhängnis. Noch nach der, Ntederkämpfunp der russischen Front wär« hierzu Zeit und Möglichkeit ^eüeSen «wesen. Frankreich.fteNt Rußland in seins lnkunftskalkulationen ein. So sehr e» den Boilschewts- inu» als solche,» haßt, so sehr ist e» «bestrebt, ein zu, ge ordnetem Staat:- und Wirtschaftsleben sich belehrende» Rußland an seine Veite zu bekommen, als Gegengsswicht gegen ein dereinst wiedererwach-ndeD Deutschland und ?egen die Mich« Machtsphär« Englands. Zn England kämpfen hinsichtlich de» Verhalten» öu Rußland gegenwärtig zwei Strömungen miteinan der. Di« zur Z«tt noch.an der Kenterung sitzend« vollt- :tsch« Strömung erkennt in dem, keine bolschewistischen Fühler über Afghanisftm bi» an die indisch« Grenz« dor streckenden Rußland ein« schwer« und unmittelbar« Ge- ährdurv Indien», wo die vor.kurzem stattgetzlndenen Wahlen -um ersten, den Indern noch von Lloyd Georg« bescheerten Parlameitt ein ungeahnte» Llnwachsen der UnabhängigkettSbestrebunaen trotz Einkerkerung de« na tionalistischen Führers Ghandt gezeigt Haben. Deshalb da« entschiedene Vorgehen gegen Afghanistan, da« seiner Eigenschaft als Gefahrenquelle für Indien entlletdet werden soll. .selbst auf die Gefahr Pom Komplikationen mit Rußland hin. Di- andere Strömung in England geht auf.«in« Anerkennung von Sowtetvutzland aus. Dl« demnächst zur Regierung gelangende Labours Party hat diese Anerkennung alS besonderen ProgrammpUnkt ausgestellt äber auch sonst gewinnt der Gedanke, das große russische Gebiet in den britischen wirtschaftlichen Absatzkreis zu bringen, in England an Boden. Die europäische Politik Englands wird, gleichviel wer sie führt -in der nächsten Zeit zwei Hauptziele verfolgen: Wiederherstellung deS verloren gegangenen politischen Prestiges und Wiederherstellung des für die britische Wirtschaft unentbehrlichen mitteleuropäischen Wirt schaftslebens. Ein sich nach! und nach versteifender Wi derstand gegen den französischen Imperialismus wird Voraussetzung und Folg? einer solchen Politik fein. Muck Frankreichs Politik wird zwei großen Zielen dienstbar sein: Niederhaltung Deutschlands und politische sowie wirtschaftliche Vormachtstellung in Europa.. Dl« Me thoden dis Frankreich.hierbei anwenden wird, werden wechseln, die Ziele werden bleiben. Frankreich befindet sich! vor Neuwahlen zur Deputiertenkammer. Der Ppin- carismuS braucht für sie noch einen besonderen sinn fälligen Erfolg, .weil di« wirtschaftlichen Vorteile deS RubrfeldzugeS noch- nicht in die Erscheinung treten. Zm Gegenteil. Di« französische Währung ist ins Schwan ken geraten, einfach deswegen, weil der französische Staat von der Hand in den Mund und von der Hoffnung, auf das im In- und Ausland an Zugkraft verlierende Wort lebt: Lor Deutsche zahlt alle«., Es ist darum nicht unmöglich, daß demgegenüber Potncare noch vor den Wahlen den politischen ErWg gm Rhein und an der Ruhr erweitern möchte. waS er nur durch Etablie rung eine» selbständigen Stgatengebilde» könnte. Deutschland kommt in dieser Phase der Welt, entwicklung als aktiver politische« Faktor zunächst nicht im geringsten in Frage; da« mag schmerzlich sein«.aber eS bleibt wahr. Wohl aber spielt Deutschland alS Ob- iekt für die politisch» und wirtschaftliche Neuorientie rung eine bedeutende Rolle. In Lothringen, in der Pfalz, .am Rhein und an der Ruhr sind dem französi schen Imperialismus ungeheure Gnergiszentren neu er standen, die in denen der Tschechoslowakei fetzt ihre Er gänzung finden. Mit den Kohlen und Erzen dieser Ge» Ltete^mtt den Eisenbahnen an Rhein und Ruhr, mit den Kruppwerken und mit den Skod «Werken ist die Vor» machtsstellung Frankreichs in Europa in politischer militärischer und wirtschaftlicher Hinsicht fundiert. Die deutschen Kohlen in sklavischer Verbindung, mit dem französischen Eisen und die Verfügungsgewalt über das gesamte enropäischc Erzvorkommen sind die Grundla gen einer scheinbar gesicherten französischen Hegemonie. Die daraus für die britische Weltgeltung sich ergebende Einbuße an politischem Prestige schmerzt England tief tief«r aber noch die wirtschaftliche Einbuße, die in einem wirtschaftlich im ZerrüttungSzustand gehaltene« Deutsch land vorhanden ist, und am tiefsten die unmittelbar« Gefährdung, .die das große befefttgte Glacis fenfett» de» Kanals, .die nordfranzüstfch-belgtsche Küste mit ihren ungeheuren Arsenalen im unmittelbaren Hinterland für da« bisher unangreifbar gewesene England bedeutet. ES genügt diese kurze Skizze, um zu zeigen, datz der fogenannw Frieden von Versailles zwar für Deutsch land ein« Me Unterbrechung seiner politischen Entwich lung gebracht,.im Übrigen aber eine völlig unüberseh bar« Situation hinterlassen hat. Nur Verblendung im feindlichen Lager, und nur ödester Pessimismus und stumpfsinnigster EtabliSmus im eigenen Lager können glauben daß ein Volk wie da« deutsch», dauernd auS der ZukUnftSentwicklüng Europas ausgeschaltet bleiben könnte. Wie bald und wie stark wir wieder nls. aktiver Faktor gewertet werden, hängt ganz davon ab, in Web» chem Matz«, mit welcher Beschleunigung und mit welch äußerlich erkennbares Energie an wirtschaftlich«» und nationalem Wollen wir an unser« eigene Wieder herstellung in Staat und Wirtschaft gehen. Betrachtet man aber da» jetzige Schicksal Deutschlands al» Episode de« groß«« Weltgeschehen«, .so erscheinen einem all da» Gezänk des Tage», all da» Hängenbleiben an politi schen Kleinigkeiten erbärmlich und jammervoll. Ni hat ein Volk größere und dringender«, die ganze Ge samtheit umfafstnde Ziel« gehaöt, al« da» deutsche Volk der Gegenwart! Ei»« deultjche RÜtervpudlik i» Rußland- I» Pokrvuwk tagte der 11. Rä-Komweß de» autonomen duck, schm VAgaMelal und pr-klami-rto feierlich di- Gründung »inrr liztaMtischc« 1siilterept»h.'il drS d-rüschea TolOndktts. so000 Aemken Belohnung. DI« rüst» i« und,setzten Sehstt» Auk di« Ergreifung der Speyerer AtttnM« Lut da« Kriegsgericht in Speyer eine Belohnung von öO OV» Franken ausgesetzt.. gn Speyer Höchen ßahkreicho V«UZ> iuchungen durch di« Separatisten begonnen, -Wob-l französisch-afrikanisch« Truppen polizeiliche« Beistand leisteten. Wenn sich zwei aus Schwetzingen und Hei delberg bet Abgang diese« Berichte« vorliegende Mel dungen bestätigen sollten, scheint es den Usern gvlunx aen zu sein, noch in der Nacht sUvi Montag ball unüa- setzte Gebiet zu erreiche«. Sie Reichsregtesung M Tat »0« Saetz«. Da« Reichskabtnett hat in feiner gestrige«. Sitzung die Speyerer Bluttat eingehend erörtert.. ,Gs hat sich infolge der französischen Gewaltherrschaft außerstand erklärt. an Ort und Stelle eine Untersuchung vorneh men zu lassen. Die Speyerer Bluttat hat dem RejchS kabtnett Veranlassung gegeben, in scharfer. W-tf- bei den Alliierten gegen die beispiellose Bedrückung de» Pfälzer Regierung zU protestieren und di« Wtederhvs» stellung der deutschen Staatshoheit in der, Pfalz Zu fordern. i stbsprnung -ar Pfalz al» -ahnema-aahms für di« Erschießung von -«in- ve-st. Na« «Echo de Varis" meldet au« Main». IM a» läßlich der Ermordung des Heinz-Orbi» Garung! da MM folgende Maßnahmen angeordnet hat: 1. Der Zugang LUr Pfalz ist jede»; DerßUil «Ms» sagt die aus dem unbesetzten Gebiet tdmmt und d«a-O Wohnort sich nicht in der Pfalz befindet. 8. Die SkheiNbrücke wird geschlossen mit AuBaaßUM der Teile, die dem Eisenbahnverkehr diene«. 8. Die »rücke von Ludwigshafen nach MatMhsstL bleibt Nur zu bestimmten Stunde« geöffnet^ M» di- Gst benSmittelversorgung der Pfalz stcherzustellen. 4. Zm Gebiete der Stadt Speyer ist der Verkehr von 7 Uhr abend« bis 8 Uhr morgen« untersagt. Nia öffentlichen Gaststätten bleiben in dieser Zeit geschlostlm. ö. Alle Versammlungen, welche» Art fi» -Wh feto mögen, find verboten. /fmtllchr vaglischr stussaPrng -«»Lag« ia -«» Pfalz, Der französisch» Botschafter Graf St. Aul als» hat mit Lord Ckrtzon eine lange Unterredung Ms Ra Frage der Rbeinpfglz gehabt. Sord «kurzum wünscht« an Ort und Stelle eine Untersuchung von ein«« drift» scheu Vertreter vornehmen zu lassen, und gab zu oev« stehen, daß dieser Vertrete« sehr wohl der britisch« G» neralbonsul in München fein könne. Man versichert daß der ^englische Außenminister beabsichtig«, bi« gaiW Angelegenheit der Genfer Laguna de« Völkerbünde» zu» Begutachtung §u unterbreiten. Ta« englisch« Auswär tige Amt habe in Paris und Brüssel den nachdrückliche« Wunsch ausgesprochen, datz di- van der Rhetnlandkowb Mission anerkannten Verordnungen de« fotz, Pfalzr-gtS rung nicht in «rast treten sollen, Hevg» «in allgeomiu« interalliierter Meinungsaustausch staftgestmd-ft . heb«. Rückgabe du Masst» an dst deutsch« Pottz-s. Angesichts der Gefahr ein« neuen SouderbÜndluu putsche« hat die deutsche Polizei in Koblenz di» ihr von der BesatzungSbeÜörde im Oktober abgenommenen Feuer waffen wieder erkalten. Die Separatisten wiederum haben die Bewachung de» Schlosst« verstärkt. El« Jahr Nuhrraub. WaS dir Ruhraltton Deutschland an röirtschastltchen Schädigungen zugefügt hat, kann zahlenmäßig nur zum Teil belegt werden. Aber schon da-, was abzuschätzen ist, ergibt nach dem Stand» von Ende September 1923 eine Gesamtsumme von Ski hi« 4 Milliarde« Goldmarß. Ein« SMM», die allein schon fast der gesamten, von Franst reich im Jahre 1871 gezcchlten Kriegsentschädigung entsprich». Liest Zahl bedeutet für di« deutsche Wirtschaft Zerrüttung brr Produktionsgrundlaacn, Nowendigkett langjähriger Wie. berherstellungSarbeit, Beeinträchtigung der wirtschaftlichen AuSlandsbeztchungm, Verringerung der Devisenbestände, neu« Verschuldung an bas Ausland, Zerrüttung der Reichs, sinclnzen und Währungsverfall: also qestetgerte Rot im In land, Rückgang der deutsche« Wirtschaft und der deutsche» Leistungsfähigkeit. während d-r Zett de» passiven Widerstande» wurdm IN Personen getöstt und außerdem zahlreiche Deutsche verwunde k. Andere stnd infolge der in der Gefangenschaft erfahrenen Behandlung ertrankt und dadurch in ihrer. Gesundheit und Erwerbsfähig, kett geschädigt, «»«gewiesen wurden Svbk4 Beamt«, Angestellte und Arbeiter dm Reiche» und der Länder «t» 10S134 F.amtlteinangehbrtaen, außerd«« Dam send« von Privatpersonen, von deren Gest'ntzahl kein» -uv«. lLPg.'n Angclen gurzoit befinden sich in stanzö.