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16. Jahrgang Nr. 248 Sonnabenä, äen 22. Oktober 1921 /luer Tageblatt Z88 Anzeiger Mr -as Erzgebirge M n« „0 »,« 0«e» »», 1. M«tt, «,»>» N"i«Ia«n 1.1« M.il, ..»«>!» »lio Maek. Vil <«»-«».» '«..»»als»' —— E , M Abschluss«« »Nil«,,»,«»«, »äiüt w-rN«,«ch. U N»,it,«>,ann<>dm« tl. Littest«,,. Zernsprech - flnschluA Nr. SS. ,,/> uh, «,,m. Lrlrgramm,, Tag,blatt fiuttrzg.birg». Dieses ölatt enthält -le amtlichen Bekanntmachungen ües Nates der Stabt slue. poMeck-Kontoi Nmi Leipzig a». 14b». pc-ictzlneu ttetel acker littwelöc, Wiidlch MN. 'au, Sa ifcktion e mit Bild — in und ischäfliglwg i. rirllttt »MM1N gfrothott 17. Schnitt- und Ile Stellung efeildM, ritt »z A.-8 erer Wollwaren nosucht. lSi-kchlt. b. S'.l. Verkauf in-, Herren- n. n, Dainc»- m>o ni!einen,Trlko. nen-».Herren- lädchen-Turn- sornchosc», K.- ndcr-Anzilncn », Untirröilrn, neu u. nlt, K» llorgiroibeil pf<r nnk gnt von Hnuren nntr itteriverlnlin Viaugv» ckensubrlk, Viue ninWettinpio» MMii lg nusg«poßl«rt Sokmiitt Telephon lös; Das Wichtigste vom Tage. Tie Zentrums, und die demokratrsch« Irak, tion des Reichslanges sollen sich nach unverbürp- ter Meldung gegen das Kabinett Wirth ent schieden haben. * Entgegen der Pressemeldung, der deutsche Bot schafter Dr- Mayer sei nach Berlin abgereist, ist festzustellen, daß der Botschaster Paris nicht ver lassen hat. * Die amerikanischen Sachverständigen haben die G e - scrmth'ühe des der amerikanischen Schiffahrt durch den deutschen Täu ck bo o t kr i e a zugesii g- ten Schadens auf 785 Millionen Dollars fest- gesetzt. * Lloyd George wird am 5. November nach Washington abfalMn und rechtzeitig ain "Ecöff- nungstag der Kon ferenr eintreffen. Vor wichtigen Entscheidungen. sInformcktionon unseres parlamentarischen Mitarbeiters i Die Entfchvidungsnote über Oberschle- s ien ist am Donnerstag abend in Berlin eingetroffen. Bruchstücke ans ihr brachten schon hie Morgenblcitter am Ftriiag!. (Ist auch im Buer Tageblatt geschehen. D. Red i Dem Ne i ch ? kg b in ett lag der offizielle Text mit zahlreichem Kar.snmaterial am Freitag ovr- initiag por. Auch die offiziellen Schriftstücke bestätigen den ersten Eindruck, daß die Genfer Entscheidung?r- hed'lfch ungünstiger für Deutschland auspe- falten ist, als nach früheren Andeutungen erwartet wer den konnte. Die Grenzlinie verläuft sowohl in dmi südlichen' o'berschlefischen Indnstriegiebivt wie in den vorwiegend agrarischen Kreisen Oberschlesiens noch stär ker zugunsten Polens, als es dles-es in den lcstten Ta gen gehofft hatte. Ferner soll das geiuelnsaine Wirt schaftsgebiet nicht nur auf die avzutretcuoen Gebiets teile beschräi'?! trrrden, sonder'-, das gnuze NbsttnimungS- gebiet ii'ufasstn iind der Begleitbrief Briands droht am Sachust'wieder einmal mit Zw<rn giSm aß nahmen, di natürlich Mr Polen gar nicht ich Betracht kommen, weil das sich hüten wird, die reichen Geschenke abzu lehnen, die ihm Frankreichs Einfluß durch die Genfer Entscheidung zugeschanzt hat. Es ist also' ein neues unerwartet großes Unglück, das seht über Deutschland hereingebrochen ist. Natürlich müssen erst alle Einzel heiten der Entscheidungsnote genau durchgeprüft wer den, ehe man die schweren neuen Schädigungen völlig übersehen kann. Eines steht aber heute schon festr diese Genfer Entscheidung ist mit dem Versailler Fried enSvertrag nicht vereinbar. Im 8 92 desselben, aus den sic sich stützt, ist nur vorg-schrieben, daß Deutschland und Polen GchhÜber Einzelheiten und Kleinigkeiten an der neuen Grenze verständigen sollen. Jetzt aber werden uns einschneidende Wtrtschastsver- Handlungen von weittragenden Folgen zugemutet, Und wir sollen durch friedliche Vereinbarung Kn sachliches Diktat rechtfertigen, das dem Versailler Vertrag wider- sh richt. Dabei wird auch gar nicht daran gedacht, daß es völlig unmöglich erscheint, noch, so feste Abmachun gen mit den Pofen wegen der, TMWtnIosigkeit diese» Volkes endgültig durchzufülsten. Kurz, nach welcher Seite immer man die vorliegende Genfer Entscheidung betrachten mag: sie ist »in neuer schwerer Shlag, den das deutsche Volk von der Entente erhält. ES ist ganz ausgeschlossen, daß Deuts ch l am d dtesten Schlast.ruHig und geduldtghtnni mmt. Was jetzt zu tun ist, muß eingehend und dringlich.von den Parteien überlegt werden die di« Verantwortung für die deutsche Politik der Zukunft übernehmen. Ein» aber.stehl heute schon fest: da» Kabinett W irth muß so schnell al» möglich Xurücktrcten. Ta» ist einmal motwerkdig, um möglichst klar und eindrucksvoll vor.der ganzen Welt gegen die neiue Vergewaltigung de» entwaffneten Deutschlands zu protestieren. E» ist ferner erforderlich, weil der Reichskanzler und feist Kabinett wiederholt und bis in die neueste Zeil feier lich erklärt haben, daß eine ungünstige Entscheidung über Oberschlesien den Fortbestand der gegenwärtigen Regierung außerordentlich erschweren werd«. Und «S ist schließlich deshalb unerläßlich, weil die nun einzu schlagende Politik von einer Regierung gemäht wer den mutz, die dem Ausland und Inland gegenüber «ine große stark« Mehrheit der Parteien und «in vollge- wichtige» Vertrauensvotum des Reichstages Enter sich hat. Ta» jetzige Kabinett Wirch! chürd» vielleicht auch «ist Vertrauensvotum im Reichstag «rhstlten, ,aber si cherlich kein glatte», einheitliche» und undurchlöchert«». TeShald muß «in» neu« Regierung, und wenn irgend möglich ein» wesentlich verstärkt«, auf breiterer Bashs ruhende gebildet Werden. . Diese Bildung muß s o stört und mit aller Eneroie. in dis Hand genommen werden, Hamit möglichst kein Vakuum entsteht. Denn ein längeres Vakuum würde im Ausland und im eige nen Volke den Eindruck der Ratlosigkeit Hervorrufen, und die Autorität der kommenden neuen Regierung von! vornherein abfchwächen. Indessen das sind spätere Sor gen. Für den Augenblick ist es nur dringend geboten, daß Hie Retchsvegierung von sich aus — denn leiste Partei kann und will sie auf Grund des Vorgeialle-, nen zwingen — so schnell als möglich ihren Rücktritt erklärt. Diesen Rücktritt müßte sie natürlich vor dem Reichstag begründen. Sie könnte ohste weiteres sagen: wir haben getan, was wir konnten, wir haben fünf Monate lang gezeigt, daß Deutschland ernstlich gewillt war, .die ihm auferlegten Pflichten tzu erfüllen. Wir wollten auch weiterhin diese Politik der Erfüllung .ver folgen. Durch die Genfer Entscheidung über Oberschle sien ist aber ein Zwischenfall cingetreten, der die Er- füllungsmöglichkeiten Deutschlands bedeutend einschränkt. Es ist uns also gegen unseren Willen unmöglich gemacht worden, den von uns eingeschlagenen Weg zu Ende zu gehen. Wir sehen uns dadurch gezwungen, .von unseren Remtern zurückzutretcu. Vielleicht könnte die Erklärung in ihrem Wortlaut noch! bestimmter und schärfer formu liert und auf jeden Fäll müßte sie' noch! eingehend bk-l gründet werden. Aber eine solche Erklärung wäre das Kabinett Wirth sich selbst und dem Lande schuldig, und eine.solche Erklärung gerade von diesem zurücktreten den Kabinett Würde auch im Ausland, das an dem ehr lichen Erfüllungswillen Wirths nie gezweifelt hat, starken Eiridruck machen. Am Freitag abend fänden entscheidende Sitzungen der NegierungS- varteten und de? Kabinetts Wirtls statt, Vom AuSgang dcrselbci: dürfte e'S abhängen, wann die fetzt in Berlin uersan-inelrcn N e ich »t a gs a b g eord ne» teu zu einer Sitzung 'zulamme»treten können- Man erwartet, -aß .das nächftien Montag spätestens geschieht. p Vberschlesien im Preußischen Landtage. Ter preußische Ministerpräsident Ste"g erwald hat gestern im preußischen Landtage dem Schmerze Über die Zerreißung Oberschlesiens in kurzen würdigen Wor ten Ausdruck gegeben. Gr stellte' fest, daß man ein Land, das ausschließlich das Werk preußisch-deutscher Arbeit und Tatkraft, .deutscher Intelligenz, und Ordnung ist, in zwei Teile zerreißt und den wertvolleren Teil Po len überantwortet. Die. gesamte" Zinkproduktion, der größte Teil der Eisen- "und Stahlwerke' und der Kohlen gruben werden uns entrissen, .obwohl die' Unteilbarkeit des Industriegebietes di« unbedingte Voraussetzung sei nes Wirtschaftlichen Gedeihens ist. Man kann dem Mi nisterpräsidenten nur Recht gebest, daß damit die AuSl> sichten guf.endlichen wirklichen Frieden und die Wirt-, schaftliche Wiederherstellung Europas nahezu zerschmet tert sind. Ter Ministerpräsident schloß mit einem Tvcuegelü'bnis an die. oberschlestschvn Brüder, die so Unendliches gelitten Haden, "Es ist -ein geradezu erschütterndes Zeichen für den sittlichen Tiefstand ge wisser Menschen in Deutschland -daß die Kommuni sten die Worte des Ministerpräsidenten überiärmten, weit irgend einem ihrer Mitglieder im Aelrestenrat die Teilnahme verwehrt wurde. Präsident Letuert konnte gavntcht anders Händeln-, als ein« solche -Aus wechslung nicht zuzulassen, da diep Aeltestenrat bereits früher,, beschlossen hätte, daß eine solche Auswechslung während der Sitzung unstätthäst ist- Anstatt ihre Be schwerden in der nächsten Sitzung des Aeltestenrat«» vorzubringen, störten die Kommunisten die Kundgebung des Ministerpräsidenten in einer Weise, dje nur noch das Gefühl tiefster Beschämung aufkommen läßt. Das äeutsche Inäustrieangebot scheint nun soweit gediehen zu seist, daß es f este Um risse annimmt., Dem Berliner Berichterstatter deS Nowyork Herald zufolge sollen in den letzten Tagen zwischen dem Chef des Londoner Bankhaus«» Roth schild und Mitgliedern der deutschen Regierung Ver handlungen über «in« englisch-amertkanisckG An "lei he stattgefunden habest. Baron Rothschild soll beabsichtigen, wenn sein Standpunkt bei der englischen Regierung Zustimmung find«, sofort nach Amerika zu. reisen, um mit amerikanischen Bankiers zu verhandeln. An den Verhandlungen sollen außer dem Kanzler Dir, Wlrtih, Ti?. Rosen, Tr. RäiHenau auch Pr-äsi- dent Haveststein von der Retchsbank, v. Schwa», Vach, der Präsident de» Rejchsverbande» der Deutschen Industrie, Tr. Sorg«, sowie Krämer vom Reichs wirtschaftSrat teilgenonunen Men. Tie Anlechs soll! angeblich in 28—80 Jahren mit 8 V. H. amortisiert werden, über ihre.Höhe verlautet noch! nicht». ,We wär« äbev geeignet, falls sie Rustand« käme, da» Angebot der Industrie alsbald praktisch in Wirksamkeit treten zu lassen und damit die Sorge um den nächsten Fälligkeit», termin der Regierung vom Herren M nehmen. Die Stimme in äer Wüste. Im brirtifch'en Unterhaus hat, wie da» Auer Tageblatt gestern schon drahtlich kurz, meldete, der tap fere Major Kenworthy den Antrag eingebracht, da» Unterhaus solle der Ansicht Ausdruck geben, daß die vom Frievensvertrag und den verschiedenen Abkommen Deutschland auserlsgten Entschädigungszahlungen den Handel wer ganzen Welt benachteiligen. E» sei darum die Zeit für eine Revision de» Frieden» gekommen, wenn auch Deutschland sich, voll dem Wie- deraufbau Nordfraukreichs widmen solle. Der. Antrag spricht das aus, was eine Existenzfrage für die alte Welt.ist. Im gleichen Augenblick aber arbeitet die En tente int verstärkten Maße am Rä!in Deutschlands. Ein Beweis Hallst, wie sehr der Antrag lediglich" die Stimme des Predigers tä der Wüste darstellt! Es ist auch nicht anzunehmen, daß der Antrag eiste Dtehrheit findet, obwohl man im englischen Parlmnent äon seiner Not- Wendigkeit und Nützlichkeit iibexkeugit sein wird. Ken worthy faßt feilte Landsleute, an ihrer Achillesferse. Der Handel der gesamten Welt ist natürlich in erster Linie der enalifche. Handel. Der Tiefstand der Mark ermöglicht Deutschland, die englischen Waren überall aus dem Felde zst schlagen, so däü let"ne Antidumotng- gesetzgebung dagegen etwa« auSzürichten vermag. Auf der anderen Seite ist Deutschland dauernd unfähig, die englischen Waren oder Rohstoffe aufku,nehmen. Aber das Inreresse der englischen Wirtschaft wird noch! stet» von den politischen Machtphantasien Frankreich» an die Wand gedrückt, und Lloyd George fällt doch wieder um, wenn es gilt, der Vernunft einen Weg M ebnen. Dar um -wird man in Deutschland der, parlamentarischen Aktion des charakterfesten englischest Demokraten mit einem Gefühl des Mitleids, das Won an Berzrveif. lung grenzt, gegenüberstehein. rNeiir» politische Meldirirsei*. Polnische Gewalttaten in Oberschlefien. Die Lage fn Ober schlesien ist in Anbetracht der Veröffentlichung der Entschetdun« Ker Alliierten aufs höchste gespannt. Trotzdem ist e«, soweit bis jetzt bekannt, Nirgends zu Zwischenfällen gekommen. Nur wird aus dem KreiseRybitik gemeldet, daß dort di« Polen ihre Drohungen gegen Geistliche wahrmachten. Der Pfarrer Eediga aus Lsschztii wurdb durch vier in einem Kraftwagen an gekommene Personen gezwungen, die Pfarre zu verlassen und zu flichqn. Zum amerikanisch«,» Botschaster in Berlin soll da» Kongreß mitglied Hougthon ernannt werden. Die Grnemmna »iw» großen Fabrikanten beweist, daß die Vereinigt«» Staaten der Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen mit Deutschland ein größeres Gewicht beilegen, als den politischen. Die KoEepenz im Loblenz, auf der über dt« Ausgestaltung Kes interalliierten Kontrollorgans für die Handhabung de« Ausfuhr- und E i nfuhrsy siem» verhandelt werden soll, wird am 24. d. M. beginnen. Diese Organisation, die im Frie- densvcrtrage von Versailles nicht vorgesehen ist. ist Deutschland durch die wirtschaftlichen Sanktionen abgepreßt worden. Frankreich, Sehnsucht nach dem Rheinland». Der wegen sein« deutschfeindlichen Tätigkeit in OLerschlesien nur allzu bekannt« General Le Rond ist zum Führer des R). Korps in W t e baden ernannt worden und soll sein Kommando nach Auflösung Ker Interalliierten Kommission im Abstimmungsgebiet antreten. Die Ernennung Kieses Deutschfeindes scheint Su bedeu ten, daß man nach dem Mißlingen einer friedlichen Durchdringung des besetzten Rheinland«« durch Schärfe die dortig« Bev lkerung vom altem Vaterland« abspenstig machen will, ein Versuch, der natürlich noch weniger glücken wird, al» die früheren. Di« iu,nere Schuld Frankreich, betrügt 229 0Sb Millionen, die Schulden an England und Amerika über üö Milliarden, denen Forderungen an ausliii Idische Staaten In Höh« von 1« Milliarden, deren Eingang jedoch zweifelhaft ist, gegenüberstehen. Bei dieser Schuldenlast von rund 260 Milliarden Frank, der nicht viel geringer ist, al» die Schuldenlast Deutschland» ohne die Re parationen, ist,qs begreiflich, daß der Frank nur noch di« Hälfte seines Goldwerte, hat und daß di» Franken Ihre Hoffnung auf die deutschen Zahlungen setzen. Brtand, Stellung unerschUttert. DI« Times melden au» Parts, daß die nationalistischen Parteien entschlossen s«t».^ dm» Ministerium Brtand umter allen Umständen Kl hal ten. Da» Vortz hm in der Kammer verfolg« taktisch, Z'«l«, um die französische Haltung gegenüber England in den deutschen Fragen für die nächsten Wochen schärfer festrulegen. Di« Entschädigung sür Schantung. Die RrparationOkom' Mission hat Vorschlägen, dar Wert der Schantung-Eißnbahn, den Deutschland den Besitzern zu ersetzen hätte, auf L 9 Mtllto» <en Gold mark ststzusptzen. Deutschland hat di« Srund- lag« der Gntschädigun-sberechnuna nicht angeiwmlM^ d» dt«i« nach dem Frtedenswert aufgestellt «erden müfs«. r«, Milttärmüsch in Ltsiabon hat vollen Erfolg gehavtz P. daß dik neugebistet« R«gi«ung dl» Wahlen vom tö. JnK fiir