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»IN«»»«««»«» >«» MiKustelpt »Icki »««Nick Kuer Tageblatt L^S'L «-» Lkrvussr I kiix'WL »u n«««tmi »»» i»,-».«,» u»s,i« z,ltun,»su,k«,,iWh K»»i»»,g,u,«, s»»I» «u« «>/, Udi »»»m. 1Ü, r,li„ Im «»«»««>1, «»<»>-" »"ü«»,»,», »u P4ft«,a»u«> mit «Uift,«,„ »«4mm> »,N«Uim,^ I »„>«,,1,, du,« 1« ' ' Nr. irs. Mittwoch, -ea IS. August 1-21. 1ö. Jahrgang. Das Wichtigste vom Tage. Ttzr. Reichskanzler bezeichnet« tn «in« Unter« rebung eine etwaig» provisorische Lösung der ov»rf.chlesische'n Trag« ab» unanuiehmbar. r^c Atlorneh-General und der Solieitor. Goneral In London sind für Besprechung der Pro zesse kleben die deutschen Kriegsbesckul- digten nach Part» abgereist. * Politiken wird au» Ritza telegraphiert r Au» zu verlässiger Quelle wird mitgeteilt, datz bi» Mn de Juli gegen 130000 Perfonen ani Cholera ge storben sind. Roch einer Meldung der Agenes Hava» an» Athen betragen die griechischen Verluste nach vorläu figer Schätzung 1200 Lote und,6000 Verwun dete Sensationelle Erklärungen Llogä Georges. De» 8ad»ftriig«R«t «w«t«Ut sü, Deutschland. — Kein« A«»»irk«na nach G,m«ind«n. — Neue Prüfung durch Sachverständige — Sin deutlicher Wink an Frankreich. Auf der Tagesordnung der gestrigen 'Vormittags sitzung des Obersten Rate» stand keineswegs, wie von verschiedenen Blättern behauptet worden war, die Frage der Verstärkungen. Die Verbündeten Kom missare hatten die Aüfgabe-.den Obersten Rat über o'e allgemeine Lage in Oberschlesien zu unterrichten. Allem Anschein nach sollte vor allem Klarheit darüber geschaffen werden, .ob eine schwelle endgültige Lösunc mögltick'^sei oder ob eine Provisorische Regelung ins Augc geatzt werden könne. ES war zu erwarten, daß -k Kommissare dabei auch die Verstärkungsfrage streifen würden; aber Ur den Obersten Rat hatten die darart bezüglichen Darlegungen oWnbar nur untergeordneter Interesse. Die Liberte wird wohl das Richtige treffen wenn sie feststellt, daß von der Entsendung pon Verstärkungen keine Repe mehr ist. Nach .den Berichten der Pariser Abendblätter über den Verlau der Sitzung von gestern vormittag! erhielt als erster General Lerond, der in bürgerlicher Kleidung er schienen war, das Wort. Er versuchte zu beweisen, das die Besatzungstruppen in Oberschlesien nicht ausceichren um die Gefahr, die sowohl von deutscher als auch von polnischer Seite drohe, abzuwehren. Tie Bevölkerung sei nicht entwaffnet, .die Freikorps nicht aufgelöst. Po len und Deutsche könnten ieden Augenblick über 100 000 Kämpfer verfügen. General Lerond nannte Oberschle- fien einen Vulkan,, dessen Ausbruch Ieden Augenblick zu befürchten sei. »er englisch« Kommissar Sir Harold Stuart vertrat di, ««ficht, di« «ah« in Oderschl«fi,n werd« nicht gestört w«d«n, wenn de« Oberste Rat ein« msch» Lösung herLeifllhre und di« diplomatisch« Einheitsfront der Verbündeten gewahrt bleibe. Die Entsendung von Verstärkungen hielt «, nicht für erforderlich. Nach dem Bericht des Temp» betont» Sie -«old Stuart, das, Wo deutsch« S»h«bung a«, zu« vb««hr de« polni. scheu «ufftande, vom ». Mai erfolgt sei, Und das, di« Deutschen nicht wieder ,« den Waffen greifen werden, fall» nicht «tu neu« polnisch«« Ausstand st« da«u »«ranlasse. Ter italienische Kommissar General de Marini versuchte vorsichtig zwischen dem französischen und.dem englischen Standpunkt zu vermitteln. Er bezeichnete die Erklärung des General» Lerond» daß die Besatzungs truppen in Oberschlesien zur Bekämpfung fetterer Ausstände nicht ausreichten, zwar als nicht begründet gab aber Andererseits dem englischen 'Kommissar darin recht, .daß nicht die Entsendung von Verstärkungen, sondern größte Beschleunigung der Lösung der Teilungs frage das beste Mittel zur Verhütung von Unruhen sei. Nach dem Temp» äußerte General de Marini in die sem Zusammenhang«, ncüh seiner Ueberzeuqung Mre die Autorität der tnteralltietten Kotnmissare viel »rößer gewesen^ wenn sie keine Truppen Kur Verfügung gehabt Hütten. ' Lloyd Georg« Her gleich nach dem italienischen Kom missar da» Wort ergriff, führt« im wesentlichen au», man dürfe aus Oberschlesien nicht »in neue» Elsaß-Lothringev machen; die oberschlesisch« Frag« müsse «in« Lösung erhalten, di, ne«, Kon flikt« amschließ«. Schlesien hab« sich seit fidben Jahrhunderten im Besitz» deutscher Mächt« befunden. Länger al» di« Nor mandie ,u Fraakrüch gehör» «» g» preußischem Sebtet. seit «in«« längeren Reih« von Jahren, al» da» Elsaß vor dem Krieg« von 1870/71 französisch gewesen sei. von seinen 8 88» 888 Brauch- n«rn seien nur 1 k88 8V8 Polen. Da« Britisch« Reich würde «t «- «al, «insLöfnngann'hme», di« darauf kein« Rücksicht ««hm«. Aoyd George schlug vor. die Frage «ochmal» d«ch di« Sachverständigen prüf«, „ lassen, und zwar auf Gründ folgend«, Richtlinien: 1. All« abgegebenen Stimmen müssen individuell gewertet werden. Dch Zuspmchung kann Mi gemeindrwris« erfolgen sondern entsprechend der Mehrheit, di« sich herausgebildrt hat. 8. Da» Induftri« g » biet, da» al» -erz Ob«rschlest»n» wuml«h«n ist, muß al» »»t«tlö-,»« »an,«« »«trachtet und »«utschinnd 8»i<Ip»«ch,n w«d«n, da» dort di« Wchhchrit mlangt hat. ». »1« d«m ZadustriegMiet »«wchtzattß» »«nuindan sind davon untrimbar, soweit st« damit «in» wirtschaftlich« Sinh-itbUd««. Lloyd Geortz» fügte zum! Schluß, er verstehe vollkommen den Wunsch Frankreich», Garantien in be zug auf Mn« Sicherheit zu haben. Ter Obersts Rat werde sicher darauf Rücksicht nehmen. Wenn Frankreich auf» neue ungerecht angegriffen werde, so werde da» gesamte Britische Reich, wie in der Vergangenheit, an seiner Sette stehen. Aber Frankreich sei a u oH U- blickltch nicht in Gefahr. E» müsse von seinem Sieg nur mit Mäßigung und Billigkeit Gebrauch ma chen Di« Völker de» Britischen Reiche» würden sich nicht in einen Krieg hineinziehen lassen,, der au» dem Gebrauch überlegener Macht zur Unterdrückung oder au» deM Mißbrauch der Gerechtigkeit in der Stunde de» Triumphe» durch irgendeinen Alliierten entstehen würde. Die Sitzung wurde darauf auf nachmittag vertagt- Lite Sachverständigen sind sofort zusammengetreten. » Englisch-italienische verftSn-kgung. Ter von London auSgeganigene Versuch, sich mit Nom direkt über einige Fragen der Mittelmeer« und der Ortentpolittk zu verständigen, scheint in den letzten Ta gen zu positiven Ergebnissen auch!, in der Kontinental politik geführt zu haben. In Parlamentarischen Kreisen hält man daran fest, daß wegen Oberschlesien». über die Rheinlandssanktionen und jn den Reparations fragen eine völlige UebereinstimmungHer bei den Regierungen erzielt sei, die al» beiderseitig« bin dende Richtlinie für die Pariser Konferenz zu gelten habe. Grundsätzlich seien London und Rom Ur die sofortige und definitive Lösung der oberschlesi- chen Frage unter Berücksichtigung des Ergebnisses der Abstimmung und der wirtschaftlichen Einheit des Indu striegebietes. Ebenso geschlossen treten London und Rom für Aufhebung der R!heinlandssanktionen ein. In betreff der Reparationsfraaen scheint London dasselbe Mißtrauen wie Rom zu Hearn gegen rin deutsch-französisches Wirtschaftsabkommen, das zu einer bevorzugten Befriedigung dev französischen Re parationsforderungen Uhren könne. Mit Vieser Auf- 'assung wird die.Anwesenheit des englischen Sachver ständigen Faß in Rom in Verbindung gebracht. Die italienischen Korrespondenten in London machen dar auf aufmerksam, daß.sich Frankreichs auf.der Konferenz isoliert finden werde. Wenn e» leine eigenmächtige Po litik fortsetzen wolle. fiuch Amerika für Englands Auffassung. Wie die Times au» Paris melden, hat am ersten VerhandlungStag de» Alliierten Rate» der amerika nische Vertreter sich.über die oberschlestsche Frage dahin geäußert, daß Präsident Havding durch, die Volksabstimmung den Anspruch Deutschlands auf.das ungeteilte Industriegebiet Ur be gründet ansteht. Tie Time» halten eine andere Ent scheidung des Alliierten RateSl al» diejenige, die da» Industriegebiet Deutschland zAspricht, Ur au »ge schloßen. Optimismus der Pariser Press«. Ter Berichterstatter von Hava» Ugt seinen»! Bericht folgende Bemerkungen hinzu: Ter Eindruck, den man au» der VormittagSsitzung Labe, sei, daß man sich einem Kompromiß nähere- Tie Tatsache, daß man die Sachverständigen bat,, die Fratze auf» neue in Be tracht zu ziehen, schein« «in 'günstige» Anzeichen zu sein. E» sei auch Möglich, baß die privaten Unter haltungen, .di« Briand und Loucheur beim Früh stück mit Lloyd Georg.« und Lord Turson hatten, geeignet gewesen seien, .die Verhandlungen zu fördern, die ganz besonders von einem Uebereinkommen der fran zösischen und englischen Vertreter abhingen. Auch die Pariser Abendblätter äußern sich zumeist ziemlich.opti mistisch Aber die Möglichkeit einer Verständigung. Gewaltsame ZtanzSsierung ckes Saargebiets. Di« Regierungskommission de» GaargebieteS hat der Saarbevölkerung auf .dem Wege einer durchgreifen den Justizreform eine vollkommen neue öffentliche Rechtsordnung aufgezwungen r obwohl alle Parteien, so wie die Kreis- und Bezirkstage sie abgelehnt haben; eine Maßnahme, di« mit wohlberechneter Sicherheit auf di« vollkommene Frankösisteruna He» Saar gebiete» hinzielt, da st« di« letzten Grundsteine der bis herigen deutschen Institutionen im Recht»., Verwal. tung-leben de» Gaargebiete» beseitigt. Tie >Saarreaie- rung hat dabei sehr reichlich erwogen, daß die Schaffung neuer Rechtsverhältnisse — und die» gilt besonder» für die Handhabung der Zivilprozeßordnung — im Lause eine» Jahrzehnte» ihre Wirkungen auf die staatsbürger liche Interessensphäre der Saarbevölkerung.nicht vor- fehlen kann, zumal nicht nur da» wirtschaftliche, sondern auch da» allgemeine sozial« Leben davon in Mitleiden schaft gezogen wird. Schon die willkürliche Schaffung eine» völlig neuen Begr tf.fe» de» Saarbewoh ner» genügt, um den Beyrebunlgen der französischen Politik, direkten Einfluß auf die Zusammeni.«tzung dar mit dem Staat-bürgerrechr amUe-aueten Bewoh ner de» Saargebtete» zu gewinnens alle Ventile zu öff ¬ nen. Auf Kosten der bisher alteingesessenen Saarbe- völkrung^oll in Zukunft ein yankeearttge» Reu. bürgertum der «ingewanderten Franzosen den wirtschaftlichen und sozialen Bau de» Saargebiet«» beherrschen. Di« deutsch« Bevölkerung de» Vaargebiet», di« hier um «in elementare» Existenzrecht kämpft sieht sich gezwungen, .mit allen Mitteln gegen eine derartige Vergewaltigung zu protestieren. In einer Entschließung de» Kreistage» de» Kreises Ottweiler wird klar zum Aus druck gebracht, daß die angelünditzten Justtz-Reformen d«r Saar-RegierungSkommission den Interessen der Be- vülkerung in» Gesicht schlagen und daß st« nicht in Ein klang mit den Bestimmungen de» Versailler Vertrage» zu bringen sind. Nach dem Versailler Vertrag ist die Aenderung Her deutschen Gesetze nur zulässig, um sie mit dem Frtedensvertrag in Einklang zu bringen oder zum Schutze der allgemeinen Ordnung. Hierzu stehen di« angekündigten Justizreformen im direkten Gegensatz, weil sie die allgemeine Ordnung untergraben und die wirtschaftliche und soziale Existenz der Bevölkerung .auf da» schwerste bedrohen. Ob aber dieser verzweifelte Kampf der Saarbevölkerung gegen die Willkür der Re- gierungSkommtssion irgendeinen Erfolg zeitigen wird, muß bezweifelt werden, in Anbetracht der verwerflichen Mittel, mit denen versucht wird, die Saarbevölkerung zum willenlosen Gegenstand der französischen An- riexionSbestrebungen zu machen- « Die sozialdemokratische NolkSstimm« schreibt dazu: Alle Einwände gegen die Vorlage der Regierungskom mission und den iw dem Gutachten zum Ausdruck ge brachten einmütigen Willen der Bevölkerung, .einer der. artigen Justizverschlechterung jemals betzupflichte)!, hat di« Regterungskommission mit einer nonchalanten Hand, bewegung .beiseite — geschoben. Diese Maßnahme traf di« Regterungskommission so eilig, und ihre Nichtach. tung der Wünsche der Bevölkerung bekundete sie so un verhohlen, daß dem erst gestern herausgegebenen Amt», blatt Nr. 10 schon heute da» Amtsblatt Nr. 11 nach folgte, das ganz von der Verordnung auSgesüllt ist, Tas autokratisch-diktatorische Verhalten der Treuhänd- ler im Deutschen Reich /Artikel 48 de» Abschnitte» 4, des Friedensvertrages von Versailles), das nickst zum ersten Male sich offenbart und zur Kritik wie zum schärf sten Protest herausfordert, macht di« Erstattung.von Gutachten durch die gewählten Vertreter der Bevölkerung zur Farce. Sie werden tn Erwägung ziehen.müssen, ob sie sich künftig noch einmal in eine so unwürdige Stellung chinetndräNgen lassen wollen- TaS Nein mutz unzweideutig zum Ausdruck kommen, so daß L» aller Welt und dem Völkerbünde insbesondere nachhaltig tn den Ohren klingt. Die Schlichtungsoränung. (von unserem Berlin« Mitarbeit««.) Zu den Gesetzentwürfen, Mit denen sich neben der Finanzreform, dem Clou der kommenden Parlament«, session. der Reichstag wird beschäftigen müssen, gehört auch die Schlichtungsordnung, .die nach einer langen, .dornenvollen Vorgeschichte nun endlich soweit gediehen ist. daß.sie den ReichSwtrtschastSrat passieren konnte und damit die Reife Ur den Reichstag erlangt hat. Von vornherein muß der Darstellung entgegen- getreten werden, al» ob dis Schlichtungsordnung beab sichtige, eine» der wichtigsten Arbeilterrechte^da» Streik recht, zu beseitigen oder auch nur zu' beschneiden. Daran wird nicht gedacht. Wa» da» Gesetz erstrebt, ist lediglich die Schaffung von Vorbeugung-Mitteln argen wild« und unbesonnen«' Streik». Die Arbeit». «tnsteNung soll ebenso wie die Aussperrung nach wie vor da» letzte Mittel im! Wirtschaft-kampfe bleiben; ft« soll aber auch wirklich daN letzte Mittel sein, da» nur nach Erschöpfung ^rller friedlichen Einigung-Versuch« Platz greifen darf. Darin liegt! kein Angriff auf Pa» Streikrecht, darin liegt nickt einmal «ine verdächtige Neuerung denn in einer ganzen» Anzahl von Tarifoer einbarungen gewerblicher Branchen befinden sich bereit heut« Vorschriften über die vor einem Streik anzuwen- denden Verfahren einer gütlichen Einigung, Die der gestalt eingesetzten Schlichtungsstellen haben sjck denn auch fonst bet nicht wenigen' 'Lohnkämpfen besten» be währt. E» entspricht daher dem Zweck der Schltchiung». prdnung, wenn sie bet der Schlichtung von Gesamt streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern — denn nur Ur diese Gesamtstrejtigkeiten, nicht Ur Differenzen tn Einzelfällen trifft der Gesetzentwurf vor. Lehrungen — an die bestehenden Schlichtung-steilen an knüpft und ihnen grundsätzlich den Vorrang gibt vor den amtlich stnzusetzenden Schlichtung» behörden, di« gleichsam nur den Ersatz der tn den betreffenden Er- werbszweigen fehlenden Schlichtung-steilen bedeut«. Unter diesen Umständen darf man «» begrüßen, daß im Reichswirtschaftsrat auch von Arbeitnehmerkreisen di« Zweckmäßigkeit der Grundgedanken der SchltchtungSord-1 nuna anerkannt worden ist. Freilich' gehen in viel«, nicht unwichtigen Einzelfragen di« Meinungen wett aus einander und «» wird wohl nötig, sein, den Wortlaut de» Gesetze» bei einer Reihe von Bestimmungen prä- j ztser zu gestalten,, um di« Absicht de» Gesetzgeber» auch, tatsächlich zur Geltung, zu bringen. Tazu gehört mit an erster Stelle die Vorschrift lvber di« aemetnnöttgen Betriebe, denen da» Gesetz!