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IU». en, ' hat, rsucht. len Aue. dknstog, -»a L. August 1921. 1-. Jahrgang, Nr. 172. Vas Wichtigste vom rage. Bet Beratungen über Maßnahmen zur Bekämp fung der infolge d« Düilre entstandenen F.ut- termittelnot im Rvichtzernützrung^mintst«. riuM traten Landesregierungen und Landwirtschaft u. a für die Einführung von Notstand »t ar tfen fLr Futter- und Streustrittel ein. In der gestrigen ReVtoratSwahl der Berli ner Universität wurde der berühmte Phhs.iker Geheimrat Professor Dr. Nernst dum Rektor gewählt. ' » Ter angekündtgte ü^weinsam« Schritt der Vertreter Frankreichs« England- und Ita lien- in Berlin in der Frage de- Transportes von Verstärkungen nach Oder sch le st en ist noch nicht erfolgt. ' , Die Einladungen zur Sitzung de» Ober sten Rates, die auf den 8. August festgesetzt worden ist. wurden an die beteiligten Mächre ab ge sandt. ' O Tie infolge der furch tbaren russischen Hun gersnot für die Sowsetregier u ng entstan dene Lage wird in Meldungen au» Rußland als kritisch geschildert. die fünf Hauptmächte erlassen- Neben England unkreich werden Italien. Amerika und Japan wahrscheinlich nur al» Be- Demokratische Mttelstanäsfursorge. Dr. Die Deutsche Demokratische Partei ist.dem von iHv,in der Verfassung' vyn Weimar festgelegten Grund satz im Art. 164 (Schutz und Förderung des Mittel standes ,in Stadt und Land) treu geblieben: s.ir hat im Parlament stet» al- eine. Grer vornehmsten Ausgaben angesehen, .alle» zu tun, um die schwer um ihre Exs- stenz.rinnenden mittleren Volksschichten in jeder Weise SU stützen. Mit 'besonderem! Eifer; hat sich die demo kratische Reichstaa-fraktion und stör allem ihr Mitglied Tischler obermeister Kniest-Kassel der MttelstandS» Interessen angenommen. Es seien 'hiev folgende wich tige Anträge und Anregungen! der Demokraten im Reichstage wiedergegeben r Im März brachte der Abg. Kniest Finen Antrag .ein, dev die Regierung ersuchte, schleunige Maßnahmen zu treffen, damit alle den Mit telstand betreffenden Kommunalisierungen 'un terbleiben.. Kniest.kam mit diesem Anträge einem lanae gehegten Wunsche aller MittelstandSkrei.se entge gen, .die wegen der drohenden Gefahr der Verstadt lichung weiter. Kreise der LeDenSmittelgewerbe, .sowie der süv.städtischen Bedarf arbeitenden Gewerbezweige u a. in Sorge waren. ÄS kaM daraüf an, durch Annahme dieses Antrages für kommunalisierung-lustige Stadtver waltungen eine Schranke zu errichten, .um so den selb ständigen Mittelstand zu schützen.. Der Antrag wurde am 1. März gegen! die Stimmen dev Sozialisten und Kommunisten angenommen. Kurzem Zeit darauf nahm der! Reichstag bei der Beratung des Haushaltes des Reich SverkehrSministeriumS einen weiteren demokrati schen Antrag an, dev. die Regierung ersucht, den Kor porationen de» Handwerik» die für das Hand werk vorgesehenen Arbeiten ' zN a nge meinen en Pressen -U Übertragen, da diese innrer Lage sind, die Leistungsfähigkeit dev einzelnen Betriebe genau beur teilen zu können. 'Mit diesem Anträge sollre da» un gerechte Submissiontzwes.«« autzgeschaltet vnd sollte» statt dessen die. SelbWerwaltungSkörtzer de» Handwerks (Innungen-, Genossenschaften ustv.) als Ber- mittler eingesetzt werden. Bon Bedeutung Mr ferner hin das mehrfache entschiedene Eintreten, de» Abg. Kniest für eine hinreichende Beteiligung HeS Hand werks bei den in Aussicht stehenden Wiedevausbau- arbeitey. Erst.vor kurzem wurde, aus die kleine Am frage de» Abg,. Kniest mit Unterstützung der demokra tischen Fraktion hingewiesen, die bezweckte, di« Regie rung Lu veranlassen bei 'Vergebung der Arbeiten für die an Frankreich 'zu liefernden Holzbar ackpn da- Hand werk direkt in genügender Weise zu beteiligen, nicht durch Vermittlung von Großunternehmern,, wie es ur sprünglich beabsichtigt gewesen sein soll. Kurz .vor den Sommerferien wurde von der Demokratischen Frak tion mit Unterstützung anderer bürgerlichen Parteien ein« Interpellation eingebracht, wie sich die Regierung zur.Regelung der Lehr'lingSfrage stelle. Bekannt lich beabsichtigen sozialdemokratische Kreise, die bewährte Handwerkslehre in ein reine»' Arbeit-Verhältnis umzu wandeln wogegen scharf Front gemocht werden muß. Tie Handwerk-Ähre muß al» Grundlage eines gediege nen Gewerbestande» unbedingt erhalten bleiben. Wenn von den Gegnern wieder einmal behauptet werden sollte, die Demokraten hätten kein Harz für den Mittelstand, so wird Man mit Füg und Recht darauf Hinweisen dür fen, daß in der Fürsorge für den Gewerbestand, wie die «wähnten Anträge beweisen. Pie Demokraten eine kützvende Rolle tm Parlamien ti gespielt haben und auch künftighin Wielen werdest. Nus äem Weg zur Cntscheiäung. (Bon unserem Berliner Mitarbeiter ) Endlich M Btiand' geglückt, aus der Sackgasse h-^uszuiommen. in die ihn! seine voreilige Prestige i .i.' ge ührt Haie. England hat zwar nicht znge- '.n's>en, .daß Frankreich alle'.« von Deutschland. Verkehrs art-tsl für Truppentransporte nach Vberschleiisn for dern kür e: und es'hat erst recht nicht zugestanden, daß Frankreich etwa auf dem 'Seeweg über. Danzig selb- stärdia handle. Nur um ein Pflaster auf die franzö sische Wunde zu legen, hat sich die englische Regierung dazu herbeigelassen, ihren Botschafter in Berlin zu beauftragen, L eme.t n sa m mit dem französischen und ialienischeu Vertreter bei der Reichsregierung vorstellig zu werden, daß sie sich bereit l'glten solle., dmch aste geeigneten Mittel den Transport der alli- k'r en Truppen durch Deutschland ^u erleichtern, den die Lage in Vberschlesien leben Tag notwendig machen ?ö ne Natürlich werden damit in Berlin nur offene Türen eingerannt. Tenn ausdrücklich! und wiederholt Hai sich ja der deutsche Außenminister bereit er klärt, eine solche genwtnsame' Forderung per Besat zungsmächte zu erfüllen, wiü eS der Vertrag von Ver sailles vor schreib t. Ab er dile hroßje Geste, ist im Inter esse der Einigkeit oder wenigstens dev weiteren Zu- sanimenarbeit von England 'und Frankreich für notwen dig erachtet worden. Briand kann wenigsten- einen äußerlichen Scheinerfolg büchen, Wust den er umso er pichter sein mutzte, al« die diplomatische Schlappe ganz unverkennbar ist. die 'er in der Frage der Trupvenent- sendung erlitten hat. Erst per' Oberste Rat wird nun entscheiden,, ob überhaupt' ünd Wan« und wieviel« Truppen noch nach 'Oberschlesien. 'gesandt werde« sollen. Tann wird sich! ckuch England schlüssig werden, ,ob neben den französischen noch englische Soldaten zu.ent send en sind. Gegenwärtig, habe« die französischen noch der Zahl nach das Ueberaewicht in Oberschlesien. Aber da- alle» war la nur Vorgefecht. Biel be deutsamer als der Karkchf stm die TruppenverstLrkun- gen wird natürlich daS Ringen um die Gre.niz.linie in Oberschlefte« werden. Schon au» dem Vorge fecht kann man erkennen', strÄ welch« ZSHiakett die beiden Hauptmächte ihr«, ^Sonderinteressen bezüglich ObsrschlesienS zu wahren bemüht sind: Frankreich sei nen beherrschenden Einfluß auf die wirtschaftliche Ent wicklung und politische Erstarkung des polnischen Va- sallenstaates, und England tzi'e Verhinderung eine überstarken WirtschastSimdertumtz Fr.aykretch» auf dem Kontinent. Am ö. August Zoll nun bi« Tagung de» Obersten Rate» beginne«. Briand wird die Einladun gen an 1' ' I und Frankreich vertreten sein, Amerika p obachter. Sollten sich die 'enalischen Meldungen bestäti gen, .daß auch di« Aufhebung der Sanktionen von Eng land beantragt wird, so kvürde zu diesen Erörterungen noch Pa» hieran interessiert« Belgien zugezogen w«den. Jedenfalls dürfte die Tagung länger« Zett in Anspruch nehmen. Bon den Arbeiten de« Sächverständigenaus- schusse», d«e dem Obersten Rat eine« einstimmigen Vor schlag unterbreiten sollte, ist .«» Wied« auffallend still geworden. Niemand vermag im Augenblick mit einig« Wahrscheinlichkeit vorherzusügen, wie di« Konferenz de» Obersten Rate» auFlauftn wird. Mit angehaltenem Atem verfolgt da» deutsche Volk die Vorbereitungen für die bevorstehend« Entscheidung. GS weiß jetzt in allen seinen Schichten, da!ßi. e« uM «ins seiner, Lebens fragen geht. Li« Polen haben ist Verbindung mit den Franzosen alle» getan, Watz stur irgend denkbar wirr, um die Rechtslage du sterwirrnn und. die Menschheit zu .Häuschen. Über ihre Mantzvtzv haben auf di« Lau« keinen Eindruck machen können. Die ganz« Welt hat inzwischen erfahren, .daß Deutschland mit beiden Bei nen f«st auf dem Wortlaut dA Versailler Vertrag« üb« Oberschlesien steht und eiste Kar» Entscheidung nach dem Recht der Selbstbestimmung verlangt,, wie diese tu der Volksabstimmung zutage getreten ist. Mag daneben die Entente noch nach wirtschaftlichen, stnbi kulturellen Ge sichtspunkten entscheiden: sie sprech««, sämtlich gu Deutschland» Gunsten. Ob erschiessen ungeteilt für De utschland, da» Ist v« einmütige Ruf all« deutschen Stämme,, aller deutschen Parteien, aller deut schen Regierungen? da- ist natürlich erst recht der Ruf ganz Oberschlesiens. Und dieser Ruf muß von letzt ab bis zu dem Augenblick der Entscheidung de» Obersten Rate» unaufhörlich und saut und Unzweideutig erschal len. Nach der Betonung des unverrückbaren Re-ckjs- standpunktes mutz dann eb«nso bestimmt und andauernd den Gntentemochthavern klar gemacht! werden, daß.ein« Zusprechung de» oberschlesischen Industriegebiete» !an Polen oder auch nur ein«. Zerreißung desselben ein Un- glück nicht nur für da» betroffene Land und nicht nur für .Deutschland, sondern auch Mv Europa und di'e Weltwirtschaft bedeuten würde. Rufenaufklären, Pro testieren und nicht Müde werden bis zum Tag der Ent scheidung, da» ist setzt die wichtigste Aufgabe deutscher Oberschlesienpolitik. Schlimm genug, daß' wir nur Zu schauer sein dürfen, wenn andere außerhalb Deutsch lands üb« unsere Lebensmöglichkeiten entscheiden. Um so weniger dürfen wir ermatten bei den. Versuchen, die Welt und die feindlichen Machthaber über, unsere Lage und über unser gutes Recht und"über ihre eigenen Iw tetessen an Oberschlesien aufzuklären. ' Die Lösung cker Wohnungsfrage —o— Der Unterausschuß Mr da» Wohnungswesen hat Vorschläge zur Lösung, der Wohnung»- und Sied- lungSfrage de» demokratischen Abg. Max Vahr im Drück «scheinen lassen. An die Spitze seiner Ausfüh rungen stellt Vahr die Erklärung, daß Resch. Länder. Kreise, .Gemeinden und Wirtschaftsbetriebe nock.weiter für eine begrenzte Zeit große Opfer al» verlorene» Geld bringen Müssen. Alle werden.zunächst mit dem r Wir können nicht mehr! Einspruch erheben? allen wird «in undeutsameS: Ihr Müßt! entgegengehatten werden müssen. Niemand dürfe geschont werden, am aller wenigsten der Faul«. Wer Wohnung oder Siedlung ha ben wolle,, müsse sein eigene» Kapital und noch mehr, seine zähe, angespannte Arbeitskraft dafür einfetzen. Ta» erforderliche Kapital zerlegt Bahr in 4 Gruppen: a) Ei'genkapital oder Arbeitsleistung des WohnungS« bauer» oder Siedler», etwa '15 Prozent bei Wohnhäu sern, etwa 20 Prozent bei Siedlungen? b) erststellige feste Hypothek, wie oben 15 bezw. 20 Prozent: c) zwei e TUgungShhpothek, garantiert. Vom Kreise zu beschaffen durch Pfandbriefe, 30 bezw. 40 Prozent; d) Zuschuß als verlorene» Geld zu tragen mit Vs vom Reich, V» vom Land, V» vom Kreise, 10 bezw. 20 Prozent. Bei Wohnhäusern wird gefordert und angenommen, daß etwa die Hälfte ohne Zuschuß bergestellt wird, während der' Ertrag bei Wohnungen 60 Prozent, bei Siedlungen 80 Prozent verzinsen und daneben die 30 bzw. 40 Proz. Pfandbrlefhhpotheken tilgen soll. , Mete für Zufchutz- wohnungen wirp festgelegt in einer Höhe, .die Ver zinsung und Tilgung der 60 Prozent deckt. Bahr stellt dann ein Arbeitsprogramm für 5 Jahrs auf. in dem 1 Million Wohnungen und 400 000 Siedlungen errich tet werben sollen. Als Kapitalbedarf und Finanzbe lastung für die Wohnungen berechnet er pro Iaht. 12 Milliarden, aufzubringen, durch .eigenes Kapital de» Erbauers sind davon 1,8 Milliarden, durch erststellige Hhpothek 1,8 Milliarden, durch.zweitstellige Pfandbrief« Hypothek 3,6. .durch Zuschuß (zu Dritteln) 2,28 /ruS eigenen, Mitteln für Arbeitnehmer, und Private 2,5st Milliarden-' Für die Siedlungen! errechnet er einen Bedarf von 96 Milliarden in ähnlich« Weise. Dem nach hätten züzuschietzen vrs Jahr für Wohnungen und Siedlungen zusammen das Reich 2,16, Preußen 1 Mil liarde 298 Millionen, ein KreiS von SO 000 Seelen (400 Siedlungen) 1,28 Millionen, eine Dorfgemeinde von 1000 Seelen (5 Wohnungest und 5 Siedlungen) 24 000 Mark, eine Stadtgemeinde vow 40 000 Seelen (400 Wohnungen und '112 Siedlungen) 998 400 Mark, ein Betrieb von 1000 Arbeitnehmern (20 Wohnungen) 96 000 Mark ob« aus. einen Arbeiter 5 Jahre lang' jährlich 96 Mark --- etwa 4 Pfst. auf.jede Arbeit«« stund«. Am Schlüsse betont Bahr, daß damit in 5 Jahren das Wohnung-elend befettet werbe, die Er werbslosen verschwinden und damit die Erwerbslosen- Unterstützung, die Ernährung eine wesentliche Verbesse rung! «fahre und die Erleichterung unserer Auslands« zahlungen unseren Geldwert stärke. Polens Wirtschaftslage. Rv. In d« polnischen Zeitschrift 20. Wiek (Zwan zigstes Jahrhündert) äußert sich der polnische Minister präsident Wito» in längeren Ausführungen über die i augenblickliche wirtschaftliche und politische Lage Bolen». Wenn man bei diesen Ausführungen eisten Abstrich macht indem man den au» Agiiat ion-grün den notwen digen Optimismus bei der, Beurteilung, der wirtschaft, lichen Lag« zwecks Besserung der polnischen Valuta i sich vergegenwärtigt, wenn man von den rein agitato rischen Aeutzerungen im obetschlesiffchen Problem ab sieht!. .so stelle« diese Ausführungen «ist recht ergiebi ge» Material zur Beurteilung der politischen und wirt schaftlichen Lag« Polen» dar.. Was der Mntster Über die innertzolitische Konsolidierung, über da» Abflauen dev Partei- und Klasfenkämpfe bemerkt, gehört unter da» Kapitel Abstrich, denn es soll döe.Hoffnung erwecken, daß Pie bisher sehr unvollkommene staatlich« Konstruk tion nach Uebmvindunü dex inneren und äußeren Schwierigkeiten mit größerem Erfolge vor sich Ochsn ß wird, und wenn der Minister gar behauptet, daß die Reife des politischen Denken» fick.in bisher indifferenten Kreisen zu entwickeln beginne, so wird Man leine An sprüche in dieser Beziehung al» äußerst niedrig ein schätzen müssen. Die wivtschckftlkchen Daten seines Aussatze» dagegen bieten viel Interessante». Sie I zeigen zunächst, daß die polnisch« Regierung in der Tat bestrebt ist. die stark mitgenommene Agrarwirt- scha f t wieo« in Ordnung zu bringen. Nach Wito» An gaben hat die polnisch« Regierung in einer großzügi gen Hilfsaktion den Gebieten, die. bei d« bolschelvisti- sthen Offensive zu fast nur 50 Prozent bebaut waren!, Ackergeräte und Vorspann geliefert. Die amtliche Schät zung konstatiert di« Erfolge dies« Hilfsaktion durch eine um 60 Prozent erihühte Roggen- und -um 20 Pro zent erhöhte Weizenernte g^enübex dem Vorjahr« (757 000 Tonnen Roggen gegenüber 619000 Tonnen. 2 610 000 Tonnen gegen 1900 000 Donnen Weizen), I Auch die Zuckerproduktion halt eist mehr vow öOOO Ton nen gegenüb« dem Vorfahre ergeben, und die Spirftü«. Produktion zählt bereit» in der ersten Hälft« de» IkchvB 43 Millionen Lfter gegenüber LS Millionen im Vorsätze. » Leigt also sn der Tckt da» Gebiet der Agrarwtrffchaft Muer Tageblatt ««".!!« ! nxiLHUL '.-L-p-r-7ir«^LN