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uer Tageblatt Nr. -- Mittwoch, -r« 2S. März 1-21 1-. Jahrgang, Ssimmenzahl zusprechen. prüfen. Politik unä Wirtschaft. Mi. Um die gegenwärtige politische Lage in Europa überhaupt zu verstehen, Muh man sich darüber klar wer den, -atz auch 'heute, mehr, als zwei Jahre nach Beendi gung des Weltkrieges, die KriegSPshche keines wegs verschivunden ist. E» bag in der Natur der Tinge, daß sich die Besiegten, im eigensten Interesse wett «her in den Zustand de» Frieden» htnetnsand«n,.al» die Sieger, die eben nicht vergessen wollten, daß sie Sieger waren, und dj!» daher bi» Yente keine ander« rrlarire psttttsetze Mel-Nirseir. Per Wiederzusammrntritt des Reichstag». Wie wir hören, soll der Reichstag auf Wunsch der Reichsregterung bereit» am 18. April wieder zusammentreten, um vor Pfingsten noch «ine Reihe neueinzubringenderEesetzentwürfezuver« abschieden. Bekanntlich hat das Plenum beschlossen, bis späte stens 20. April wieder zusammenzutreten. Auflösung der italienischen Kammer? Der Mailänder De- r'tchterstatter der Times meldet, er erfahre von zuverlässiger Stelle, daß Eiolitti endgültig beschossen, habe das italieni sche Parlament aufzulösen. Die Neuwahlen werden wahrschein lich in der letzten Woche des Mat stattfinden. Das Wichtigste vom Tage. Im RelchSWIrtschaftSMtnisterkum' stmd An« Konferenz der Handel», und ArbeirSmi- Dister der'Freistaaten statt, die sich mit der Wir kung der Sanktionen und möglichen deut schen Gegenmatznah men wirtschaftlicher Art durch Wiederbelebung des deutschen. Wirtschaftslebens befatzt«. > , Ter polnische Terror in Oberschlestsn mmmt ständig zu, einige Grenzortschaften, in denen auch die polnische Republik auSgeruken vuroe, .sind völlig in Polnischer Gewalt. Nach einer römischen Meldung sollen fünf n e n - rale Staaten an den BölkerbundSrat ein d-rotestschreiben gegen die wirtschaftlichen Sanktionen der Entente gerichtet haben. «, Präsident Har ding hat den Kongretz.zu einer sonder tagung zum 11, April ein berufen. * Manchester Guardian schreibt: Tie Lage in Eng land werde infolge des rapiden Anwachsens der Arbeitslosigkeit immer fataler. Tie Ge samtzahl der vollständig Arbeitslosen betrug llm 15. März 1 355000 Personen. Die Unteilbarkeit OberschlesienS. St. Als der erste Zug. der die AbstimmungSgäste Wieder in die Heimat brachte, auf dem Schlesischen Bähn- tof in Berlin eintraf, da wurden die heimkehrenden pberschlesier vom Reichskanzler mit einer An sprache begrübt, .in der er vor allem di« Unteilbarkeit tzmd die Untrennbarkei.t 'Oberschlesiens betonte. Tiefe Tatsache mutz nunmehr auch von den alliierten Mächten erkannt werden, die die Entscheidung über das end gültige Schicksal OberschlesienS zu fällen haben. Ober- Schlesien ist ein einheitliches Wirtschas.tSge- vi lde und kann Nur als einheitliches Wirtschaftsge- »tlde behandelt werden. Auch jetzt, nachdem die amt- lichen Zahlen der Interalliierten Kommission in Op peln bekanntgegeben worden sind, .ergibt sich eine über wiegende Mehrheit für Deutschland, eine Mehrheit,, die Wehr ckls 60 Prozent beträgt. Bei einem solchen Siege kann die Entscheidung für den, der guten Wil lens ist, nicht schwer fallen. Oberschlesien mutz ganz bei Deutschland bleiben. Tas ist das Ergebnis der Ab stimmung, und das wird auch das Ergebnis der Ent scheidung Per Alliierten sein. Ter Jndustriebezirk hat eine sichere Mehrheit für Deutschland. Zwar haben die südlichen Gemeinden des Kreises Kattowttz, die Gemein den^ in denen sich die Kohlengruben befinden, nicht un erhebliche polnische Mehrheiten, doch kann man die Stadt Kattowitz, die eine überwältigende deutsche Mehr- Veit errungen hat, .Vicht aus» ihrer Umgebung herauS- reitzen. und wenn die Polen versuchen sollten, geringe Teilerfolge in diesem Gebiet als Sprengmittel zu be nutzen mrd Oberschlesien zu zerreißen, .so werden sie j- davon sind wir überzeugt — Wenig! Erfolg haben. Satz Has Industriegebiet als solches unteilbar ist, be- darf.gar keiner näheren Begründung. Die deutschen Mehrheiten, .die erreicht worden sind, geben die Gewähr dafür, .datz das gesamte Industriegebiet bei Seutschland blisibt. Bei Deutschland aber müssen auch die Kreise Rhbni kund Pletz bleiben, denn wenn ds noch einen Sinn haben solll datz die wirtschaftlichen und geographischen Rücksichten bei der Grenzziehung diitzusprechen haben, so spricht alles in diesen Kreisen sttr ein Verbleiben bet Deutschland und nicht für eins Zuteilung an Polen. Rhbntk und Pletz sind die Zu- unstsländer der Industrie. Hier liegen noch die ge- valtigen ungehobenen Kohlenschätze. 1" der Welt, -ah Polen in der Lage wäre, solche Schätze jeden zu können? Die Welt aber kann jetzt, da sie im deichen des Wiederaufbaues steht, keinerlei Produktions duellen entbehren, .und nicht im deutschen, sondern im luropäischen Interesse liegt eS, -atz der Gedanke der Unteilbarkeit OberschlesienS auch von den Alliierten ls leitender Gedanke angenommen wird. Vas amtlich» Wahlergebnis. Tie interalliierte Kommission hat nunmehr ihre kratistik über die oberschlesische Abstimmung gbgeschlos- en. Tie Abweichung von der deutschen Auszählung lt nur ganz gering. Tie interalliierte Kommission zählt 716406 deutsch« und 471408 polnische Stimmen. ^ach dieser Statistik hat BeuthenStadtundLand unmer noch .eine deutsche Mehrheit. .Grotz- slrehlttz dagegen eine gering« polnische Mehrheit. Zn iattowitz Stadt und Land zählt die Kommission Ü584 deutsch« und 69 943 polnisch« Stimmen. Eine Sitzung -es Nelchskabknetts. Gestern nachmittag fand eine Sitzung -es Reichs- winettS statt, die sich mit dem Ergebnis der ober- chlesischen Abstimmung befaßte. Insbesondere urden auch di« ^terroristischen Vorgänge in Industriegebiet, soweit Berichte der Plebtszitkommissa- late schon Vorlagen, .Kur Sprache gebracht. Tatz di« ltaliener die Uvg.ültigkeit der Abstimmung n Kreise Pletz bereit» ausgesprochen haben, bestä- dn«k- Uueeve»«« -»»». la» «die» Mu, N,.»». P»N°ns>»I«,n »,« »N,ftr«„e n«»m,n s »„ »urch o»,r Manuskelpi nicht »,iitl>» I,,d„Ist- Politik al» die de- Siege» getrieben haben. La» ist aber kein« Politik, wenn sie nicht ausreicht, die Lag« der Siegerstaaten selbst Ku verbessern. Ta» ist zum mindesten solange kein« Politik, solange nicht die Häu ser wieder aufgebaut werden, di« zerstört worden sind, solange nicht die Aecker wieder hergertchtet lind, di« Früchte tragen sollen, solange nicht die Handelsbe ziehungen wieder angeknüpft worden sind, di« von Vorteil für alle Länder sind. Nur den eigenen Vor teil zu wollen, das ist die Politik des Siegers, aber eine solche Politik hat auch für di« Sieger von heute keinen Sinn mehr. Auch .die Sieger müssen «insehen, datz sie mit den Besiegten Geschäfte machen müssen und gut« Geschäfte macht man bekanntlich immer nur dann, wenn wirklich beide Teile zufrieden sind. Man hätte in der Neparationsfrage ein solches Geschäft machen können. Tie öffentliche Meinung Frankreichs war da gegen^ und Lloyd George mutzte sich fügen. So kam eS zu den Zwangsmaßnahmen, Vie uns Schaden und den Alliierten keinen Nutzen bringen. Ter Ur- auell des jetzigen Nebels liegt darin, datz ein Gegensatz zwischen Politik und Wirtschaft besteht, der Europa zur Katastrophe bringen kann. Dieser Gegensatz zeigt sich z. B. auch in der ob er schlesischen Frage. Die Franzosen möchten Oberschlesien den Polen zu schanzen. Tas ist fa nun zum Glück durch den deutschen Abstimmungssteg unmöglich geworden, sie möchten aber auch gleichzeitig von Deutschland Geld erhalten Da ader wäre nicht möglich gewesen, .wenn Oberschlesien zu Polen gekommen wäre. Immer dieselbe Zwickmühle, immer dasselbe Schwanken 'zwischen Skylla und Eharhb« dis. Wie es gemacht werden sollte, hat Amerika ge zeigt, das sich mit Recht den politischen Händeln Euro pas fern hält und das nur dann eingreift, wenn seine Wirtschaft eS gebietet. Alle Wirtschastsholitiker an di« Front! Wirtschaftspolitiker aller Länder, die ihr wirk lich von der Wirtschaft eures Landes und von der Wirtschaft Europas etwas versteht, vereinigt euch! Dreht der Politik das Genick um, der Politik des Siege», da mit endlich -te Politik getrieben werden kann, die eine gesunde Grundlage hat. Der Gegensatz zwischen Wirtschaft und Politik mutz beseitigt werden, damit end lich «ine wirtschaftliche Politik, eine Politik der Wirt schaft getrieben werden kann, die uns allen nützt und die allein den Wiederaufbau Europas gewährleisten kann. Don Staät unä Lanä. An«, 28. März 1921 Rückkehr de, sächsischen Mirtschastsmlnister«. Der an einem Lungenleiden erkrankte sächsisch« Wirtschaftsminister Schwarz, der sich bekanntlich seit einiger Zett in einem Sanatorium im Schwarzwald aufhält, gedenkt Ende April ober Anfang Mat sein« parlamentarisch-ministerielle Tätigkeit wieder aufnehmen zu kön nen. Er mutz sich allerdtng, noch lang« Zett hindurch größte Schonung auserlegen. Die Kinderzulagen der Staatsbeamten. Wie wir erfahren, hat das Gesamtmtnisterium beschlossen, die Borliag« über die Kinderzulagen der Staatsbeamten zur erneuten Brschlutzfassung an den Landtag zurückzuverwetsen, jedoch nur in bezug auf di« «rückwirkend« Kraft. Der Landtag hatte beschlossen, die Zulage rückwirkend ab 1. April 1S20 zu gewähren, während die Regierung sie nur rückwirkend ab 1. Januar 1S21 bewilligen will. Mit der Zahlung der Kinderzulagen bis zum 21. Lebens jahr, anstatt bis zum 18, hat sich die Regierung einverstanden erklärt. Verleihung der Roten-Kre«,-Medaille. Durch Vermittelung des Direktoriums des Albertvereins in Dresden ist Frau Bürger meister Rosenfeld, früher in Johanngeorgenstadt, Frau Pfarrer Schumann, früher in Grünstädtel, Frau Eemeinoevorstand Heinke in Zschorlau und Frau Kauf- .manm Seidel in Eibenstock wegen ihrer Verdienste um das Rote Kreuz (Sammlung vpn Liebesgaben für die Krieger und Lazarette, Leitung und Verwaltung von Arbeitsstellen zur An fertigung von Wäsche, Unterkleidern, Strümpfen, Decken für Krie ger und Lazarette) die Rote Kreuz-Medaille 8. Klasse verliehen worden. Eisenbahnverkehr am Gründonnerstag. Die vorwiegend der Arbeiterbeförderung dienenden Personenzüge verkehren morgen am Gründonnerstag nicht wie an Sonnabenden, sondern wie an den übrigen Werktagen. Nähere Auskunft erteilen di« Stationen. Für die oberschlrstsche Grenzsp«nd« wurden beim Auer Tage blatt neuerdings eingezahlt 2S von Hrn. Hempel (»ürgev- garten). Jubiläen. Ihr dreißigjähriges Jubiläum bet der Firma Ernst Hecker, Metallwarenfabrik, konnten letzthin feiern der Drücker meister Arthur Röher, der Lagerarbeiter Ernst Geißler und der Lackierer Joseph Stark. Die drei Jubilar« wurden durch die Firma mit Glückwünschen und einem ansehnlichen Geldgeschenk ausgezeichnet, ebenso wie ein vierter Jubilar, der Klempner Albin Wötz «l, der 2S Jahre im Dienst« der Firma steht. (Wiederbolt wegen Druckfehler».) — Ferner feiern bet der Firma Ervin. Kirchet», Maschinenfabrik und Etsengteßrret, heut« ihr LvjLhrige» Jubiläum der Wächter Rich. Wehrmann und der Anstreicher tigt (ich n icht. Ter Kretskontrolleur ist noch mit der Untersuchung beschäftigt- ! ' In Berlin verstärkt sich di« Meinung, -atz angesichts der Ungewißheit über da» Schicksal mehrerer wichtiger Kreise die Kundgebungen von einem entscheidenden deut schen Sieg im In. und Ausland« nur mißverstanden werden könnten. Das bezieht sich auch auf «ine Rede von Tr. SimonS. der aus. dem Schlesischen Bahnhof von einer gewonnenen Schlacht sprach. Besonder- in Pa ris ist man infolgedessen zu der Auffassunggeneigt, daß Deutschland von der gewonnenen Schlacht dort, wo es deutsche Mehrheiten gibt, spricht und sich mit dem Der- lust« eines Teiles de- Industriegebietes, wo die Polen obsiegten, bereits abgefunden hat. Dem ist natürlich nicht so? vielmehr wird die deutsche Regierung gegen den polnischen Terror in mehreren Gebieten in aller Form Protest einlegen, .sobald ihr die näheren Un terlagen zugegangen sind. Sodann wird sie aber an der Hand des Gesamtresultates mit allem Nachdruck für die Unteilbarkeit OberschlesienS eintreten. Tatz franzö sische Kapitalistenkreise im Industriegebiet für die Po len vorgearbeitet haben, indem sie umfangreichen Stim menkauf .betrieben, ist nicht mehr zu bezweifeln, seit- dem bekannt geworden ist, datz die Polen es verstanden haben, für eine Investierung französischen Kapitals in einer Anzahl oberschlesischer Jndustriewerke Sorge zu tragen. Frankreich für Aufteilung. Ter Matin, der gleich der übrigen Pariser Presse eine Aufteilung OberschlesienS befürwortet, schreibt u. a., eS sei die Hauptsache, daß man die 460 000 Polen nicht jener Vorteile beraube, die ihnen der Friedensvertrag verleiht. Die deutsche Mehrheit sei nicht stark genug, um die Zusprechung des ganzen Landes an Deutschland zu rechtfertigen. Ter Grundsatz Deutschlands, daß Oberschlesien ungeteilt bei Deutsch land verbleiben müsse, fei nicht gerechtfertigt. —> All gemein behauptet die französische Presse, datz eine Auf teilung Oberschlesiens unvermeidlich (!) sein werde, nicht allein wegen der Verteilung der Stim menzahlen, sondern auch wegen der allgemeinen wirt schaftlichen Lage Europas. (!) Tie interalli ierte Kommission werde die Aufgabe haben, dt!e Gren zen festzusetzen und zu prüfen, ob die neue Grenzlinie sofort zu errichten sein werde, oder ob die» erst nach einer Reihe von Jahren zu geschehen haben wer de, .während welcher Oberschlesien unter interalliierter Kontrolle stehen müsse. (Ter Plan, Oberschlesien un ter Verbandskontrolle zu nehmen und erst Mch einer Reihe von Jahren die Grenze sestzusetzen, ist ebenso neu wie rechtswidrig. Aus ihm strrechen nur neue Raubabstchten.) England und da» Abstimmung»«rgebni». Tie Meinung jn Londoner politischen Kreisen über das Ergebnis der Volksabstimmung in Oberschlesien geht dahin, -aß Deutschland im Hinblick auf die über wiegende Zahl der für Deutschland abgegebenen Stim men einen großen Teil Ober sch lesienS be halten werde. Es wird aber hinzugesetzt, daß das Abstimmungsergebnis die Streitfrage nicht für das gan ze Land regele. Es scheint, -atz -ie Alliierten das Ab stimmungsergebnis als Richtschnur hei der Absteckung der künftigen Grenzlinie zugrunde legen »vollen. (In England wird man aber auch nicht an der Tatsache vor übergehen können, datz ganz Oberschlesien ein einhe.it- liches Wirtschaftsgebiet ist.) Anerkennung de» deutschen Siege» in Italien. Ter Secolo meldet: ES gibt für die Alliierten, die ihr Ehrenwort für die Unvprteiltchkett verpfändet ha ben .kein« andere Möglichkeit, al» Oberschlesten den Deutschen zuzusprechen. Sie könnten höchstens Po len einige Grenzgebiete mit überwiegend polnischer ... V. Ter Eorrtere della Sera schreibt: Ter deutsche Sieg wird Oberschlesien minde stens zu drei Vierteln Deutschland belassen. Auch das Hüttenrevier wird man den Polen nicht geben dürfen, weil eS überwiegend Deutschland zugesttmmt hat. TaS erfordert die Achtung vor vorgeschriebenen Ver trägen und vor den Zusicherungen Lloyd George» und Gtolitti» in den Parlamenten. Polen will Teilung Oderschlesien«. Das Echo de Part» meldet: Die polnische Staats»- regierung richtete an den Obersten Rat eine Note, in der die Teilung Oberschlesien» und die An gliederung der für Polen bestimmten Bezirke Ober schlesiens an da» polnische Reich gefordert wird. Ter Oberste Rat ist zu einer Sitzung zusammengetreten, um die Wünsche und Forderungen der Polnischen Regierung zu