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Kuer Tageblatt::!S:L >S ! WKLZBUUWWUWMKUM n». I». donnirstag, ürn 20. Januar 1-21. lö. Jahrgang. Das Wichtigste vom Tage. DK Mumm» de« deutsche« P^pkergelde» tm Rußlands deträgt -usamme« mit den vom Au«. l«»de gewährten Kreotten «tioa 70 Milliarden » DK zurzeit in Berlin tagende vorständekouserenz dm Gewerkschaften wählte gestern den früheren württemoergischen Arbeit-Minister und Letter de« Holzarbeiterverbandes Theo- dar Leipärt anstelle de« verstorbenen Legsen -um Vorsitzenden de» allgemeinen deutschen Gewerkschoilt »Kunde«. » Nach .einer Warschauer Meldung Ml da« Point, sche Ministerium die früheren deutschen Ge- bietStetle von Westpreußen und Posen mit Oberschlesien vereinigen und Autonomie, rechte gewähren. Laut einer Meldung au- Tostartca ist in Gan Jose gestern do» Abkommen über den Zentralameri ka Nischen Bund durch die Bevollmächtigten von Eostarica, Guatemala » Honduras* Nica ragua und Gan Salvador unterzeichnet wor den. Amerika, cier Bankier cier Welt. Seit einigen Tagen ist «ine aussallende Aufwiirtebc «egung der Mark an sämtlichen Siuolandsbörsrn, so vor allem in Newyork. Pari», Zürich und Am sterdam, scstzustellen. Die Gründe hierfür liegen vor» nehmlich teil» in der Newyorker Markspslula- tion, teil» in dem Abschluß des holländischen Kreditab kommens. Die Aufwürtsbewegung zeigte sich auch bei den Berliner Großbanken im gestrigen Bormittagsverkchr, wo in AuolandZwechseln starkes Angebot «ar. Al» di« Amerikaner sahen, daß nach dem Welt kriege niemand anher ihnen mehr große Reichtümer be sah, kamen sie ans den Gedanken, hartherzig /.u wer de.» und all ihr Geld nur noch in der eigenen Wirt schaft arbeiten zu, lassen, da das, verarmte, in sich Jets uneinige Europa doch keinen Kredit mehr verdiene. Aber ans Geldsäcken schläft eS sich nur schlecht Tie Amerikaner merkten bald, daß zwar niemand sie. hin dern konnte, ihr Geld für sich en behalten, und damit eine umfangreiche Produktion im eigenen Lande zu organisieren, daß aber infolge dieser Handlungsweise niemand mehr imstande sein würde, ihnen die produ zierten Waren abzunehmen Je größer der amerikanische Reichtum an Geld und Waren wurde, .desto mehr stieg der Dollar im Kuxss gegenüber, allen anderen Geld zeichen der Welt. Aber gerade die Valutaübermach-t de» Dollar» raubte den Abnehmern der amerikanischen Waren immer mehr di« Kaufkraft.' Amerika geriet in eine gewaltige Ab satzkrii e^die. die ganze Produk tion des Lande», Industrie, Landwirtschaft und Handel aufs schwerste erschütterte. Ti«. Amerikaner merkten, daß sie nur dann vik Warenlieferanten der Welt sein könnten, wenn sie zu. gl eich ihr Bankier Zu Wer den sich herbeiließen. Tenn die Welt, d. hi. vor allem das valutakranke, aber warenhungrige Europa, .kann nicht mehr gegen Barzahlung kaufen, sondern ist auf Kreditgewährung durch den Warenlieferanten ange- wiesen. Seitdem diese Wahrheit von der amerikanischen Handel-Welt begriffen worden ist, haben die Ameri kaner schnell umgelernt. Sie sistd setzt bereit, Europa mit großen Krediten zu helfen, trotzdem es noch immer so uneiN» ist wie zuvor,..und trotzdem seine Kre ditwürdigkeit inzwischen ganz gewiß auch nicht größer geworden ist. Man hat iN Amerika unter Führung -er maßgebenden Industrie, und Handelsorganisationen de» Londe» ein« Außenhandelsbank ist» Leben ae- rufen, der zur Finanzierung de-j amerikanischen Ex. Portgeschäft» Kapital bi« zu einer Milliarde Dol lar zur Verfügung gestellt worden ist. Ta» ist, in die deutsche Valuta umgerechnet, fast soviel, wke der ge samte deutsch« Papiergeldumlauf beträgt. Amerika hat sich .auf Leine Pflichten al- Weltbankter noch rechtzeitig besonnen. Aber noch ein« andere gute Folge ^at die amerikanische Geschäftskrise gehabt. Seitdem die Ame rikaner gemerkt haben, daß die Valuta-Übermacht de» Dollar», .auf Li« sie anfangs überaus stolz waren, ihnen tm internationaler» Warenhandel so wenig förderlich ist wie etwa der greiherrntttel einem Pferdehändler, legen sie auf di« Erhaltung de» Höhen Lvllarkurse» kei nen so großen Wert mehr. 'M« sistd vielmehr bestrebt die allzu schwachen europäischen Valuten mit ihren ge waltigen Geldkräften zu stützen, damit die geldarmer» Europäer sie vor» dem Warenüberfluß, in dem sie er sticken. wieder befreien können. BoU diesem Bestreben hat auch Pie deutsche Mark tu erfreulicher Weis« Nutzen gezogen. Ter Mckrkkurs in Newport ist von 1.22, dem Mitte November «rreichten Tiefstände, bi» auf 1.85 emporgetrieben worden. Tie Folge davon ist, daß man jetzt in Berlin den Dollar wieder für 62 Mark kaufen kann, während man vor Mei Monaten noch 84 Mark bezahlen mußte. Ti« Wirkungen werden sich bald zei- gern Deutsch land wird mehr amerikanisch« Produkt« lausen können, Amerika aber Md. feinen Warenüber fluß los werden und wieder produzieren, können. Beide Teile finden dabei wirtschaftlich Hren Vorteil. Nicht Lt«» und -aß. ,sondern Hunger und Durst regier«« eben di« Wtrtschoift»handlung«n der Völker. Was Loucheur von uns verlangt. »eulschland soll in Awangs-erwaltung genommen werd«». Di« Frag« d«r Wiedergutmachung spielt ist der fran zösischen Press« eine autz«rokdentlich« Roll«. Bon grüß. t«r Wichtigkeit ist Pie Erklärung, di« der neue Minister ster für die befreiten Gebiete Loucheur ist einer Unter- r«dung akgäb, bist er mit «inen» Vertreter de» Journal hatte. Loucheur führt« au»r Tie Gläubiger Deutsch land« sind entschlossen, .selbst Angebote zu machen. Was wird Deutschland machen? Man mutz abwarten, da mai, iHv, ein« Frist gewählte.' Aber «» besteht Aussicht, daß wir k«tn« Genugtuung erhalten. La» Ziel Deutsch" lands ist Harr ES will dem Bankrott zutretben. DK Regierst ngSleuite in Berlin stellen sich vor, daß, wenn die wirtschaftlich« Lage sich verschlechtern kann, wenn kein« wirklichen finanziellen Kraftanstrengungen gemacht werden, um di« Finanzen Mr Gesundung zu bringen, wenn die Regierung sich nicht für das Defizit interessiert, dck» jeden Tag zunimmt, wenn sie den Wert der Mark durst' ständige Ausgabe von Papiergeld vermindert, daß sie dann in einigen Monaten der Entente sagen kann: Jch will nicht mehr! Nehmt selbst die Leitung meiner Angelegenheiten in di« Hand. Tie- darf man nicht ab warten. Man muß Teutschland «ine kategorisch« Drvhnng zugehrn lassen. Man mutz vyn den Zuständen der Ding« in Deutsch land Kenntnis nehmen. Tie Entente wird Deutschland liquidieren und Deutschland wird von. der Entente ernsthaft liquidiert werden. Frankreich ist an der wirtschaftlichen Wiedergeburt Deutschlands interessiert wie die deutsche Regierung selbst. Aber man wird gut tun, die notwendigen Maß nahmen zu treffen. Zunächst wird man die Mark in vier oder fünf Teile teilen, um ihren wahren Wert zu heben. Warum sollte man von Milliarden sprechen, wenn die Währung in Wahrheit ihren Einkaufswert verlor? Ist eh Tatsache, daß die Eisenbahn ein jähr liches Defizit von 20 Milliarden hat? In Frankreich wurden die Transportkosten erhöht. Warum soll die deutsche Bevölkerung nicht dieselben finanziellen Lasten Kratzen? Dasselbe Mt auch von der Post. Tann wird das deutsche Budget sorgfältig kontrolliert, damit der deutsche Steuerzahler mindesten» ebensoviel wie der französische zu zahlen hxit. Es werden alle Maß nahmen ergriffen werden, daß die Steuern regelmäßig bezahlt werden.' Tie Zahlung dec deutschen Entschädi gung ^ann nicht stur in Fertigwaren bestehen, weil dann die französische Industrie sich nicht wieder er heben kann/ Tie einzige Lösung kann die Bezahlung in Kdh üe n sein. Ich .habe die Ergebnisse der deut schen Kohlenförderung in den letzten fünfzig Jahren, die Bedürfnisse der deutschen Industrie und der Neu tralen geprüft und bin dahin gekommen, daß Deutschs land jährlich füv acht Milliarden Kohlen liefern kann. Zwei weitere Milliarden können an chemischen Produk ten, Zöllen und Stenern auf die Ausfuhr gewonnen' werden. Jetzt hat Frankreich Deutschland die Erklä rung abzugeben. .daß es entschlossen ist, alles zu tun, um die Bezahlung zu erhalten. Von diesem neuen Minister werden wir also aller lei Erpressungen und Drangsalierungen zu erwarten haben. Seine Vorgänger haben uns mit Ruten ge züchtigt, er aber Md uns mit Skorpionen züchtigen, um «in Bibelwort anzuwenden. Zur Hrage cier Strafbarkeit äer Drohung mit Beamtenstreik. Hierzu hat da- Reichsgericht in einer kürzlich ver öffentlichten Entscheidung .Stellung genommen und folgendes äuSge führt: Nach tz 11» de» Str.-G.-B. wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft, wer e» unternimmt, durch Gewalt oder Drohung ein« Be hörde oder einen Beamten zur Vornahme oder Unter lassung von Amt-Handlungen zu nötigen. Ter Begriff der Drohung im Sinne dieser Bestimmung erfordert nicht notwendig, daß dem Bedrohten al» Uebel rein persön liche Nachteile für ihn in Aussicht gestellt werden, viel mehr kommen astch .solche Nachteile iw Betracht, die das Wohl und die Sicherheit der Allgemeinheit treffen wür den, .und zwckr jedenfalls dann, wenn die Wahrung der von der Drohung berührten allgemeinen Interessen dem bedrohten Beachten obliegt oder wenn di« Gefährdung der Interessen irgendwie «ine benachteiligend« Wirkung innerhcklb des Arbeitskreises des Beamten zu äußern vermag. Diese Voraussetzung hat da» Reichsgericht in einem Fall al» erfüllt angesehen, ist dem die Hllfs- polizeibeamten etner Stadt vom Bürgermeister di« Vor nahme bestimmter Amtshandlungen mit der Androhung verlangten, .anderenfalls sämtlich kn den Streik zu treten. Dabei hat man zugunsten der Beamten ange nommen, daß sie der Meinung waren, ein Recht zum Streik zu besitzen, und daß si« sich, der Recht-Widrigkeit ihre» Verhallen- nicht bewußt gewesen sind. Tie» konnte jedoch an der Verurteilung nicht» ändern, da L Il des Gtr.-G.-B. nicht ditz Drohung mit einer widerrecht lichen oder gar strafbaren Handlung verlangt, .sondern die freist Willen-entschließung -er Behörden und Be amt«» gegen Drohungen jeglichen Inhalt» sichern will. Zur Strafbarkeit genügt -» danach, daß bist Angeklagten mit dem Bewußtsein gehandelt haben, daß di« Fürcht dar den Wirkstngen de» Streik» ge eignet wchr. di« WilltnSbestimmung de» Bürgermeister» zu beeinflussen, und daß sitz di« Erregung dieser Furcht und damit eisten Zwang gut Irin« Entschließungen be, zweckt Häher». Lebhafter ReichslaqsbeMn. Für die erste Sitzung nach den Wethnächtsserien war der Saal gestern recht güt besetzt — in» Anfang Al- später bei dem einzigen Punkt der von der langen Ta gesordnung übrig blieb, der Unabhängige Goltmaun- Franken, den Antrag seiner Partei (Aufhebung de» Be lagerungszustand«» in Bayern) allzubrett und zu we nig schlagfertig begründete, gähnte der Gaal wieder in der altbekannten Leere. Im Anfang hatte Herr Löb« in würdigen Worten de» 18. 'JaNuar und der vor 50 Jahren erfolgten Schaffung Ve» einheitlichen Deutsch lands gedacht, .und unter dem Beifall des Haukes der Hossnung guf eine bessere Zukunft Ausdruck verliehen. Obschon er mit deutlichem persönlichem Vorbehalt ge sagt hatte, .daß das vollendete Werk di« Hoffnungen de- deutschen Idealismus nur teilweise und in ganz ande rer Form erfüllt habe, hörte man schon von ganz link tet Len Neukommunisten prallenden Protest, der zu wüsten Zwischenrufen anschwoll, als es Löbe obendrein noch unternahm, auch de» Todes Bethmann- Hollwegs in angemessener Form Erwähnung zu tun, und -Tr. Levi hatte sich dann auch der Aufgabe zu entledigen, ganz formell ÄVtoerspruch einzulegen. Da gestaltete sich natürlich wieder zu einer Attacke auf.die verrottete bürgerliche Gesellschaft und zü einen» Hym nus Mf den Kommunismus. Tie Antwort waren stür mische, .taktmäßige Schlußrüse — im ganzen also ein recht lebhafter Anfang. Aber auch später gingen die Spritzer parlamentarischer Wallungen von rechts nach links und umgekehrt. AdolfHoffmann war empört, weil der Reichsminister Koch für «ine nach Möglichkeit zurückhaltende Behandlung der Frage des bahrisch en Belagerungszustandes eintrat und davon ab- riet..da» per Reichstag in bi« zwischen Reich und Bayern schwebenden Verhandlungen eingreife, und al» gar na mens Bayern» der bisherige Staatssekretär Speyer seine Regierung .eifrig zü verteidigen unternahm, hatte er ständig gegen sehr starke Unterbrechungen von ganz links an zu kämpfen. Sachlich gab er die Versicherung ab. daß der Belagerungszustand möglichst milde gehand habt und möglichst bald aufgehoben werden müsse. Für die Bayrische Volkspartei fetzte.den Reigen der bay rische Sachverständige Abg. .Emminger fort, der na türlich Las Verhalten des Kabinett» Kahr vegreifltch sand und vertetüigte. Seine Rede erregte wegen ihrer Länge plötzlich die Empörung .eines Tribünenbesucher» der seinen Empfindungen durch sehr vernehmbare Zwi schenrufe Ausdruck gab. Tie nächste Sitzung sinder am heutigen Donnerstag statt.' Amnestieäebatte im sächsischen Lanätage. Tie Abgeordnetem wurden gestern erstmalig durch eine Streme zusammengerufen, die laut durch da» ganze Hau» tönt. Vom Direktorium wurde mitgeteilt, .daß an Stelle de» au-geschiedenen Abgeordneten Tr. Mau» renbrecher Gutsbesitzer Pietsch-Burk in die Kam mer eingetreten kst. Sodann beschäftigt«, sich der Land tatz mit den Amnestteanträg«» der Unabhängige« und Kommunisten. Ti« Unabhängig"» fordern den Erlaß eines allgemeinen LaüdeSamnestiegefetze» da» die Kommunisten auf HS lz And auf alle verbre chen, selbst aüs Mord und Brandstif.tung, aus gedehnt wissen wollen, sofern sich! diese Delikt« nur irgendwie Politisch .erklären Wen. Tie Unabhängigen Lamerken bet der Begründung, daß sie auch alle ver gehen wegen Landesverrat- und auch Kartofteldtebstähl« amnestiert wissen wollen, .wobei dem unabhängigen Red ner Mtznke da» bemerken-werte Geständnis ent schlüpfte, lxiß, wer die Macht häb«, sie benützen müsse, um die Gesetze in seinem Interesse durchzufahren. Ter kommunistisch« Redner L'angrock macht« die Regie rung bei der Begründung der kommunistischen Anträge in nicht mißzuverstehender Weise darauf aufmerftam. dckß sie ja nur unter der Bedingung gewählt wär«, auch einen Gesetzentwurf.Über eine allgemein« Amnestie «tm- zubrtngen. Gegenüber dem Vorredner 'betonte Iustizmintster Tr. Harnisch, daß eine Amnestie mit einer außer» ordentlich großen Verckütwortung verbunden sei. und man zunächst feststellen' müsse, wie ein« Amne stie wirke, .oh dadurch vielleicht «ine neu« Gefahr «nt- sichernd ob die heutige Lüg« so entspannt sei. daß sie eine solche Belastung. Vertrag«. Er" erklärte, daß nach feiner Meldung LI« Verhältnisse sich noch nicht so be ruhigt hätten, daß politisch« Verbrecher begnadigt wer den könnten. A»» der Hand einer außerordentlich lehr reichen Statistik führte er au- daß di« Zahl der Ver gessen und verbrechen seit der Revolution außerordent. lich gestiegen set. Au» der weiteren Ausspruch» war b«> merkenswert, daß selbst der mehrheft»sozialtsttsch« Red-