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Muer Tageblatt UN- Anzeiger für -as Ersgebirge. ILZMK " Vurch uns-r» S»t«n fr«l In» yau» monatlich 4.SS Mk. 0,1 ö»r E»»schäftoft«tt« adaeholt monatlich H.iiv Mk. I Nnieigenprelfer dl» flidrngespalten» v«tltz»li» o-»r -«rrn Nanm fllr ^nz»lo»n an» fhu« unü -»m O»Alrß "r pofthEstettt „n- f«ldst adaeholt olertelstihrllch IS.S-Mk., monatlich 4 SvMk. ÖnM -en driistrNaer frei ino Kano viertel- I 70 Pfn-, anow'lrllne Anzeigen so pftt., Neklamepetlt^eileflir Nn» »>n- -en dezirk Vchtvak-enbera «4- pfg., sonst 45- Pftz. SMl rilch 14,44Mk.,monatlich 4.10 Mk. Erscheint ttiglich in -en Nachmittagostnn-en mtt/inonakme von Sonn-nn-Zeiertanen. I ariiSkren NblchlNssen entsprichin-er ttabatt. Nnzelstenannahnr» disfptit»l1»no4'^U^rvorm. Ztir Zehlßr lm Sah »INN '»rUAHllllN-Oaustrüger nn- stusgadesteUen, sowie alle Poftanstalten nn- Vrleftr-aer nrdmrn oestellungen entgegen. I nicht geleistet wer-en, wenn -ie flnfgade -er sinnig« -nrch Fernsprecher erfolgt o-er -notNanusklipt nicht -eutich i4»dar Ist- Nr. 150 Freitag, öen 0. Juli 1020 15. Jahrgang Das Neueste vom Tage. Pt« Entscheidung der Äonserenz in Spa in der Cnt- rfsnungsfrage ist gefallen; 6 Monate Aufschub zur ^rringerung der Reichswehr aus 100000 Niann r sv- .tige Entwaffnung -er. Einwohtrerlvehron, SicherheitS- ltzei und Zivilpersonen; Auslieferung heS gesamten «er den Friedenövertrag HinauSgehenden KriegSinate- al». - Im Falle der Nichterfüllung deS Spa-Diktates kün- >igen die Alliierten Besetzung weiterer deutscher Ge- ieMeile an. * Me Polen Planen Putsche zur Verhinderung der Abstimmung in Ostpreußen. ' ! * Tie russische Offensive 'gegen Polen schreitet fort, Men steht vor einer Katastrophe und erwartet Hilft von den Westmächten. Zm Nampse um Ostpreußen. Bon unserem in das ostp'renßische Abstimmungsgebiet entsandten Sonderberichterstatter Karl Brammer. NllensteiN, den 6. Juli 1920.. Tie Städte und Dörfer des ostpreußischen Abstim mungsgebietes sind bereit, .den Strom der Gäste, der Heimkehrer festlich zu empfangen, der sich in den letzten Wochen vor der Abstimmung in das Land ergießt. Auf allen Bahnhöfen hallt es von Willkommenrufen wieder. Alles ist geschmückt mit Flaggen und Tannengrün, und herzlichster Willkomm gilt den Stimmsoldaten, Sie von Pillau über See, oder die von Könitz durch den polni schen Korridor kommen. Waren auch ,Schiffs reise und Bahnfahrt nicht immer leicht, anstrengend besonders für Mütter und ältere Leute, so verschwindet doch das' Spürchen Unmut und Müdigkeit sofort bei den starken, herzlichen Gefühlen, die fetzt allenthalben im ostpreußischen Lande erkennbar sind. Ostpreußischs' Gast lichkeit ist Gastlichkeit, die von Herzen koinmt und zu Herzen geht, .und diese schönste ostpreußische Tugend hat sich gerade jetzt zu ungeahnter Größe entwickelt. In den Verpflegungsrüchen duftet es nach Erbsen und Speck und anderen nicht minder Herz- und nahrhaftest ostpreußischen Gerichten. Tie Ordner und die jugend lichen Helfer stehen von morgens früh bis abends spät avi den Bahnsteigen bereit, .um den abstimmungsberech tigten Heimkehrern zu helfen und ihnen Auskunft zu geben oder um sie in die Quartiere zu weisen, sie für sie bestimmt sind. Gewiß keine leichte Arbeit, wenn man bedenkt, daß auch Ostpreußen untex der Wohnungsnot ebe .so leidet, wie das übrige Deutschland; wenn man bedenkt^daß Alllenstein allein einen Zustrom von 5000 Menschen Zu erwarten hat. Aber doch ist es möglich gemacht worden, was unmöglich schien und für jeden Heimkehrer ist ein freundliches Quartier geschaffen wor den. Ostpreußische .Gastlichkeit schafft sich .auch ihren lauten und herzlichen Ausdruck. Ueberall werben von den Städten Empfangsabende veranstaltet, überall wer den auch .noch ,in den letzten Wochen vor der Abstim- v-img Heimatseste gefeiert, u. a.. in Ortelsburg, - schofS bürg und Neid en bürg. Für Allenstein ttnd zudem noch besondere Veranstaltungen geplant wor den. Also in allem ist die Gastfreundschaft gegen 100 000 Standesgenossen in einer Art verwirklicht wor den, .die wirklich .noch nicht -a war, und! die — wenn, man'Vergleiche ziehen will — nur erinnert an die Art, wie 1914 unser etnziehendes Heer behandelt wurde. Aber es ist nicht das Gefühl der Gastfreundschaft allein^ das sich fetzt in ganz Ostpreußen so überwältt- end Bahn bricht. Verbunden mit diesem Gefühl, aber «och größer ist bei Gästen, als auch bei Gastgebern das j) e 1 matgefüh l. In ein Niesenmatz ist,es gewachsen. Nicht sentimentale Redensarten und nicht begeisterte Darlegungen können es schildern. Tas Heimatsgefühl d»« Ostpreußen äußert sich durch die Tat und diese Tat zeigt sich am 11. Juli. Schon bevor wir in dieses Land kamen, wußten wir, daß. polnische Begehrlichkeit sich hier nutzlos anstrengen würde. Dieser Eindruck ist jetzt nur noch verstärkt worden. Tie Niederlage der Polen wird Wohl ganz zweifellos katastrophal werden. In aller ftenheit wollen wir allerdings darauf Hinweisen, daß "" irr Errnland im Gebiet zwischen Allenstein und Oste rode Wohl hier und da Gemeinden gibt, in denen diel Polerr zwar nicht die Maiorität erreichen werden, in denen aber vielleicht eine Minderheit das Ergebnis der Abstimmung.sein kann, die sowohl hier als auch an der Pcstgrenz« des Abstimmungsgebietes einzelne Ortschaf en zu gefährdeten machen kann. Tiefe Minderheit so m verkleinern, daß selbst schlechtester Will« nicht erreicht, Gebiete aus Ostpreußen herauszustückeln, die. deutsch sind. .-aS ist der . Wille der Bevölkerung. Dieser Wille wird zur Lat und diese Tat wird zum Siege werden. -- der bevorftehen-e Polenputsch. Mu» Marienwerder kommt 'die Nachricht, daß V00 polnische Zivilisten im Anmarsch seien, Und daß -ie Polen eine Störung der Abstimmung pla nen. In Deuts.ch.Eylau ist e» bereits zu schweren Ausschreitungen der Polen 'gekommen. Im Kreise Vtuhm deuten Zahlreich.« 'Waffenfunde auf Putschvorbereitungen hi». Polnische Agenten versuchen ta der MaSk« deutscher Fabrikanten unter dem Hinweis auf den nahen Znsammenbrnch Polens infolge der russi schen Siege die 'deutsche Bevölkerung und die deutschen Grenztruppen zum Einfall in Polen zu bewe gen,.um dadurch'einen Aufschub der Abstimmung recht fertigen zu können. Die Ronserenz in Spa. Entscheidung in -er Entwassnungsfrage. Sechs Monate Aufschub. Sp<N 8. Juli.» Als die deutschen Delegierten heute mittag um 12 Uhr vor der Villa Fraineuse Vorfahren, mußten sie unverrichteter Dingo wieder zurückkehren. Tie Sitzung konnte nicht ausgenommen werden, da die Beratung der Alliierten noch nicht 'zu Ende geführt war. Der Beginn der Sitzung wurde auf 4 Uhr nachmittags verschoben. Tie Alliierten wünschten 'die Lags zu besprochen die durch das Ausbleiben einer Einigung der Abrüstunas- kommission entstanden ist. Zn der Luft-Kommission ent standen ebenfalls Meinungsverschiedenheiten. Das Er gebnis der Besprechungen der Kommissionen wuros von Marschall Foch .in einem Berichte zusammengefaßt. Tie heutige Sitzung -er 'Konferenz wurde um Uhr im Schlosse de la Fraineuse erbauet. Llohd George teilte sofort im Namen der Alliierten mit, daß Deutschland sofort zur Entwaffnng der Eft' tvohnerroehr und der Sicherheitspolizei schreite, für die Herabsetzung der Hrcresstätte aus 100 000 Mann eine Frist von 6 Monaten zugebilligt sei; Lio Herab setzung des Heeres habe in zwei Raten, bis zum 1. Oktober 1920 auf 150 000, bis 1. Januar 1921 auf 100 000 stattznfinden. k Minister Tr. Sinko ns betonte, daß .eine so be dingte .Fristverlängerung eine einseitige Auflage d'er Entente darstellcn würde, nicht ein Abkom men unter den verhandelnden Parteien. Llohd George entgegnete..'daß -ie Alliierten darauf beständen, daß wir das Programm mit diesen Abmachungen annehmen. Demgegenüber erklärte Mnister Tr. Simons, daß wir das nicht tun könnten, ohne vorher eingehend über die Angelegenheit beraten zu haben. Die Konferenz wurde hierauf um 5 Uhr auf.Freitag vormittag 11 1j.hr vertagt. Die Mitglieder der deut schen Delegation sind sofort nach ihrer Rückkehr von der Konferenz zu einer Besprechung zusammengetreten. Die Sitzung vom Mittwoch. Vas -rutsche /lbrüsiungsprogramm. Zu Beginn der Sitzung der Konferenz, die nachmit tags Uhr Zusammentritts sprach Reichskanzler F eh rend ach zunächst sein Bedauern darüber aus, daß an gesichts der Schwierigkeiten der Entwaffnungsfrage die Gegenseite nicht damit einverstanden sei, die militä rische Frage im Zusammenhang nnt den anderen Fragen zu besprechen. Er teilte sovann mit, daß dis deutschen Delegierten entschlossen seien 'die Wünsche der Alli ierten nach Vorlegung bestimmter Vorschläge in der Ent- 'wasjuungsfrage zu erfüllen. 'Reichsminister Tr. Si mons schilderte zunächst die Schwierigkeiten, dis für Deutschland mit der "sofortigen Abliejerung des Hecres- materials und gleichzeitiger Herabsetzung der Truppen stärke verbunden seien, da man, um dgs Material zu erlangen, im Notfälle TruPven cinsetzen müsse, zind man auf eine ausreichende Sicherung -er Produktion nur verzichten könne, wenn die wirtschaftlichen Verein barungen in Spa Deutschland industriell und finanziell über die schwere Krisis dieses Sommers hinweghelfen. Trotzdem wollten wir dem Wunsche Llohd George- ent sprechen, bestimmte Taten und Zahlen über die Mate- rialablieserung und Heeresverminderung zu geben. Mir hegten aber die Erwartung, dnsftdie Alliierten bei ihren weiteren Verhandlungen Verständnis 'für unsere wirt schaftliche Lage bewiesen, -aß sie nns bei Unterdrückung dev Waffenschmuggels aus dein besetzten in das unbe setzte Gebiet beiständen und dasftsic insbesondere auf den Abmarsch der Garnisonen aus der sogenannten neutra len Zone nicht bestünden, da andernfalls dort Revolten» zumindest aber.schwere Beunruhigung pnd Flucht der leitenden Jndustrickreise unverneeidlich seien. Daraus legte General von Seeckt ausführlich den Plan der Ablieferung des rückständigen Heercsi- material's und der allmählichen Herabset zung -er Truppenstärke dar. Für die erstere gab er ein Jahr, für die letztere 1'/^ Jahr als Termin an und ging besonders auf die große Zahl der in Deutsch-' land noch befindlichen Gewehre ein, von denen rech nungsmäßig noch beinahe drei Millionen abzultefern seien und fast "zwei Millionen keinen nachweisbaren Ver bleib hätten. Ti« Verminderung der Reichswehr könne daher nur sehr allmählich, erfolgen. St« solle bis »um 1. Oktober 1920 auf.ISO 000 Mann, -i» 1. Januar 1921 auf 180000 Mann, .bis 1. April 1921 auf.160 000 Mann, bi» 1. Juli 1921 auf 130 000 Wann, schließlich bis 1. Oktober 1921 auf 100000 Mann durch- geführt werden. Entsprechend würden die Jnsauterts- Bngadestäbe reguliert und gewisse HilsStruppen beschleu nigt aufgelöst werden. Für eine besonder« Besprechung der militärischen Sachverständigen meldet« «r noch «in« Reihe von Wünschen zur Erleichterung der Verwaltung des Trnppenrestes an, -ie weder zahlenmäßig noch grundsätzlich dem Friedensvertrag Widersprechen. Llohd George kritisierte die deutschen Vorschläg« in längerer Rede. Die eigenen Angaben de» General zeigten, toi« berechtigt dis tiefe Besorgnis der Allste» ten vor dem gegenwärtigen militärischen Zustand Deutschlands sei. da setzt über dis im Frievensvertrag Zugelassene Zahl hinaus noch 3 Millionen Bewaffnet« sich im Lande befänden. Taö bedeute ein« beständig«! Bedrohung nicht nur der deutschen Negierung selbst, sondern aller Nachbarstaaten mit bolschewistischer Angriffen. Er begreife nicht.wie di« deutsche Re gierung daran denken könne, solche Zustände auch nur 5 Wochen, geschweige denn 5 Vierteljahre bet sich KU dulden. Sie s.olle setzt ein« Prob« Ihrer M a ch t geben. Die geforderte Verlängerung der Fristen ginge weit Über das.notwendig« Matz Hinaus. Im übrigen schlug Llohd George vor, daß die militärischen Sachverständigen der beiden Parteien sich über die im einzelnen abweichenden Ziffern betref ft ad das Heercsmatrwial 'sowie über die Durchführung de.- Klauseln wegen der Mar ine- und Luftflotte sofort verständigen sollten, und daß die Leiter der alli ierten Delegationen mir ikften militärischen Hauptfach» verständigen die Vorschläge der deutschen Regierung bs» raten sollten. Morgen um 12 Uhr würde dann die endgültige Antwort auf die Vorschläge erteilt werden. Nach einigen Schlußworten ' deS Ministers Dr. Schmidt, der sür die Beratung der Alliierten DiS- lokanonslarten sür die Hesresstärke von 200000 Mann und von 100 000 Mann übergab.wurde di« Sitzung.um 6,45 Uhr geschlossen und die nächste auf.Donners tag mit tag.anberaumt. Nach der Sitzung traten so fort die militärischen 'Sachverständigen zu der vorgeschlagenen und deutscherseits angenommenen SonderbesPrechung Zusammen. Dabei wurde Wer die Ziffern -es Heeresmaterials Einverständnis erzielt. Simons und Lloyd George. Es ist bekannt, daß bei' den militärischen Ver handlungen als Wortführer der Alliierten Llohd George auftritt, und zwar, wie schon gesagt, in einer nicht gerade freundlichen Weise. Ter Wortführer der Entente bei den Wi'rtschaktsfragen wird Mille rand sein. Es ist zu hoffen, daß diese Auswahl dem Fortgang der Tinge günstig sein wird. Ein wichtiger Umstand ist -ie Rolle -es deutschen Ministers des Aeußern Tr. SimvnS bet den Verhand lungen. Es kann festgestellt werden, daß Tr. S,imonS in sehr gefährlichen Augenblicken die Situation ge rettet hat. Sowohl nach.der Rede Geßlers, wie nach -er Rede Fehrenbachs hat er Mißverständnisse beseitigt, Fehler gnt gemacht Und den Zorn Llohd Georges gut pariert. Tas .übereinstimmende 'Urteil der alliierten Vertreter geht dahin,-aß Tr. Simons der führende K o p f der deutschen Delegation ist. > Ta.S Vcrl',anvltt>lgschick vgs .Ministers Simon- Ze igte sich in Hellem Lichte, als Llohd George erklärte, obgleich..Frankreich 1871 'geschlag n war, Habs «S doch rasch den schweren 'Aufstand der Kommune niederwerfen können. Daraus antwortete 'Minister SimonS schlag fertig r Deutschland hat'ab«r auch Frankreich die Mittel gelassen, -eine Armee zu unter» h sä t e n, die stark 'genug.war, um die Revolte nieder- -usch lagen. Dagegen bemerkte 'Llohd George, .aber eine seriöse Negierung Müsse d o ch. H e r r t n in ihrem eigenen Lande sein. TaS veranlaßte Reichs Minister Simons zu sagen; Sie sind, Herr Präsident, der Chef eines sehr großen und sehr blühort- den sieAeichen Imperiums, jedoch habe ich sagen ge hört, daß es AhreN/Leuten nicht leicht gefal len sei, Rebellen zu veranlassen, die Waffen -ne ückzngeüen, deren sie 'sich bedienten, um regu läre Truppen anzugretfen. Ich weiß nicht einmal, .ob es Ihnen bis 'heute gelungen ist. Ich erwar tete deshalb von 'Ihnen, daß Sie ein wenig Nachstchlt mit einer notwendigerweise schwachen Negierung .ha ben werden, die ein geschlagenes! Land regieren nmtz, wo Unordnung herrscht. Ter Zwischenfall soll auf alle Zuhörer einen star ken Eindruck gemacht haben. Korfantp la Spa. «SljäMro BgMUs« vgtygM Obrxschwsfen». W ie in Berliner parlamentarisch en Kreisen verlau tet. will bei' "normalem Verlaus der Konferenz von Spa die deutsche Negierung auch- di« polnische Frage in Spa anschneiden, um zu erreichen, daßPolensetn« Verpflichtungen aus dem 'Friedensvertrag einhält. Tie Durchführung von Kriegsmaterial der Entente durch Deutschland wach Polen wird, .wie ver lautet, .die deutsche 'Regierung sticht zulassen. Im Auftrage de» polnischen Ministerium» de- Aus wärtigen hat sich jauch der Vorsitzende de» polnisch- ob«rschlesi1ch«n AbfttmmungSkommissariate» Korfantd nach Spa begebem; er hast«, so sagt» «, zu «rrchcherr.