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II. Jahrgang Montag, Sen s. Dezember ISIS Nr. 2SH en n 'ij U erfährt: Lloyd George wird mlttetleri und die Dominion- von (Kanada, tinrzen- ßr.t.b. gr-.'. nic^^ jjrs. irtrmimiel iich, wird htbnr im ,23 t i "iden »sw. .,ch. Zahl, ii. Preis M. 18.- eb: iinchen II, 2-,g. Ein prrhigev Sonntag in Berlin Vle Urheber -es ölutvergießens am Zeeitag ermittelt. — Vas Treiben -er Spartacusleute. Liebknecht errichtet eine Serikner Kote Garüe. — öesserung unserer Sroternährnng. !önge 'chrridi: Vie kleinen Lutlentiörtter. Unser ganzes Volk ist sich augenblicklich darüber I einig, vatz d«x gefeiert« und erfolgreich« Ludendorff an deu Rand de» Avgrunde» geführt hat. IlMr wissen auch wodurch — dadurch »ämttch, Latz er »auch Politik getrieben Hat, nicht nur, wie man sagst, I übertriebene und dumm« Annexionspolitik, sondern, Iwa» noch schlimmer Warr innerdeutsche Politik. »Ihm fallen viel« d«r Erscheinungen, die wir als „Mi- Ilttarisnius" bezeichnen, zur Last. Er stürzte 'Reichs- I kanzler und Staatssekretäre de» Auswärtigen, er mengte »sich in alle» und jede», er diktiert^ im Innern, statt Ijich auf sein« militärischen UuUaven zu beschränken. Nun, da» mag auch darauf -urttckzuführen MW«- sen sein, daß wir in der politischen Leitung, dank der Günstlingswirtschaft des Kaisers, tatsächlich kein» einzige Persönlichkeit hatten. Das macht Luden dorffs Verhalten begreiflich, ändert aber nicht» an der Tatsache, daß er an» mit "seiner Militärdiktatur an den Abgrund geführt hat, daß er mit seinem außen- wie innerpolitischen Dilettantismus un» zur Kata strophe gebracht hat, wofür viele ihn vor Len Staat«- Gerichtshof schleppen Wollen. Und doch war Lud en dorff «in Mann von Aberra-, genden Fähigkeiten und ein einzelner Mann, der alle seine Maßnahmen wenigstens miteinander in Ein klängen bringen konnte. Jetzt aber haben wir an Stelle LeS einen ,großen" Ludendorff lauter klein« .Ludendörfschen. Weh« uns! Sie werden uv» völlig in den Abgrund h inab schleudern, wenn wir sie nicht schleunigst beseitigen. In Berlin und in Chemnitz ist Blut ge flossen! Biel Blut, Bürgerölat im Bürger kriege! Der BDudermord im eigenen Land« ist nicht nwhr bloß «In Gespenst, er ist Wirklichkeit! Wie ist da» möglich? Nur dadurch, daß per Der- such fortgesetzt wurde» Politik mit Waffenge walt zu führen, militärisch« Politik, Lir- dendorffpolltik zu treiben. Wen di« Schuld in Berlin trifft, wird sich schwer einwandfrei Nachweisen lassen, trotzdem Ist es klar. E» kommt in solchen Zeiten nicht darauf an, wer dett ersten Schuß gelöst hat, sondern, wer den Grund sah der Gewalt proNamiert. Luden dorff hat sicher keinen Menschen erschossen — und doch war er schuld. Und in Berlin sind schuldr Li« Spartaeusf«, dies« Helden, di« mit ihren Hirngespinsten keinen Hund vom Lfen locken können, und dl« sich! daher an di« unreifsten Burschen wenden und nach Diktatur und Gewalt, nach Mord und WÜffen schreien. Den Anlaß in Berlin guv — vielleicht — di« ad«n- wuerltch« Verhaftung de» Vollzugsrat«». Ast st« nicht am Snd« von Beauftragten d«r Sparta- cusgruppe selbst vorgenommen worden, um «inen Anlaß zu Demonstrationen und Unruhen zu gewinnen? Die Spartacuss« bekennen sich zu russischen Methoden, und ihre Methoden sind russisch« Methoden. M« bringen erst Haß und Aufruhr an Stell« dessen, Wad wir am notwendigsten brauchen/ an Stell« des Ver trauen». E» ist Blut -«flössen, daSBlutUnsch ul d tg«r, denn die kleinen Ludendorsfe sind ebenso wohlbehalten wie der große. Sie werden di« ,.ytevolution«vpfer''' ebenso feierlich begraben, wie Ludendorff Heldongräber ehrt«. Darum fort mit allen Ludendorff», yort mit allen Arten und Abarten von Militärdiktatur, von bewaffneter Politik! Blut erzeugt weiter Blut, wir wollen aber den Waffenstillstand nicht wtt dem Bürgerkriege vertauschen. wer Politik mit der Waffe verficht, ist ««aktiv, nä r. wer sich selber al» d«n allein Fähigen betracht tet und seinen willen dem ganze« Volk« aufzüzw In gen strebt, während er von den Notwendigkeiten uiid Möglichkeiten diese» Augenblick» keine Ahnung Hot, ist ein politischer Dilettant, und gleichviel, ob er tapfere» Frontsoldat oder noch tapferer Gtavvenmann war, so bald er sich um Dinge klinNnert, die ihn nicht» ank gehen, .sobald er Politik treibt, ist er ein Ludendorff. Fort mit den kleinen Ludendvrff»! wir wollen Srledenl Die Verlängerung de e Waffenstillstand,». Das französischeOberkommavdohat die deutsche Oberste Heeresleitung um Bezeichnung von Bevollmächtigten zur Verlängerung de» Waffenstillstandes ersucht. Die Zusammenkunft könnte am 12. oder 18. Dezember vor mittag» in Trier stattfinden. Sln neuer Mortbruch ssech». Marschall Fach hat der deutschen Waffenstillstands kommission folgende Entscheidung übergeben: Der Lebens- Mittelverkehr von der von den alliierten Armeen besetzten Zone nach der neutralen Zone, ferner die Eisen bahn- und Straßenbahnverbindungen zwischen diesen Zonen sind nicht zulässig in Anbetracht der Notwen digkeit der Aufrechterhaltung der Blokade Deutsch land», die in dem Waffenstillstandsabkommen vorgesek ist. D,n Armeen sind Instruktionen gegeben worden zügltch der über die Post», Telegraphen- und Telephon verbindungen im Rheinland auszuübenden Kontrolle. Dies» Entscheidung steht mit dem Wortlaut de» Waffen- stillstandsabkommen« (Artikel 0 und 26 im Widerspruch. Die deutsche Regierung wird auf diplomatischem Weg« und durch die WaffenstillstandSkommisston Protist hier gegen einlegen. valfou» über dl« Frledenedefprechvngen. In einem Gespräch mit einem Vertreter de« Lfforiatrd Preß sagte der englische Minister Balfour, er glaube, daß die Zusammenkunft in Part» in diesem Monat nur «in " . 77 ' " ''' ächsten Jahres stattstnden lerenz werde all« wichtigen Mer Tageblatt Mzeiger für -as Erzgebirge AWWSkNA mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. »prrchslun-, t»r ke-aktl-n mit Nu-nahm» «»» s»nntag» nachmittag» 4—ö Uhr. — L»l»gramm.fl»r»ss» r kagrblatt f»u»»r-g«blrg«. frensprech»» SS. fä» unv»rla»gl »tng»fanSt» Manuskript» kann SrwShr nicht g«lrist»t w»r«»u. unformelle« Vorläufer der Konferenz der Assoeiatton sein werde, die zu Beginn de« nächsten Jahre» stattstnden werde. Di« zw et le Konferenz werde all« wichtigen Bedingungen des Abkommens formulieren und di« wich tigste und längste Win. Rach ihrer Beendigung würden di« feindlichen Vertreter zugezogen und di, Ab kommen ratifiziert werden. (Da» heißt also wtt anderen Worten, di« Mittelmächte sollen ohne Ver handlungen die Bedingungen unterschreiben, die ihnen auferlegt werden.) Nach der Ansicht Balfours ist di gichtigste Frage, mit welche« di- Friedenskonferenz sich zu befassen hat, die de» Völkerbund», die eine absolut« Notwendigkeit sei, wenn de« Krieg all« di« guten Folgen haben solle, die man von ihm erwartet. Der Völkerbund würde dazu notwendig sein, um nicht nur den verbreche rischen Ehrgeiz der größeren Autokratien zu beaufsichtigen, sondern auch dazu, leichtsinnige Länder von Übereilten Kriegen abzuhalten. Man könne unmöglich von Demo kratien sprechen, außer bei Ländern, die «ine relativ vor geschrittene Stufe von Zivilisation «rreicht haben. Al» Balfour gefragt wurde, ob Rußland aus de« Konferenz vertreten sein werde, sagte »rr TS ist schwer, zu definieren, wa» Rußland ist. Wir haben keine Beziehungen zur Bolschewiktregterung/ welche di« hauptsächlichste ä« 1»eto- Negierung im mittleren europäischen Rußland ist, S» gibt aber daneben viele ander« 6e laeto-Regierungen. Ich glaube, daß der Statu« Rußland» auf der Konferenz ge ordnet werden wird. Di« Kaiferfrage. Die Einberufung eine» niederländischen Staat»- rate» für den kommenden Sonntag läßt darauf schließen, daß «in Sch ritt der Alliierten hinsichtlich de» Aufent- halte» Kaiser Wilhelms InHolland bereit« erfolgt ist.— Die Londoner „Morning Post" meldet! Per Thron verzicht des Kaiser» und de» Kronprinzen genügt den Alliierten nicht, um neue Hohenzollernsche Gewaltakte tn Deutschland unmöglich zu machen. Ohne Rücksicht auf die Schulvfrage am Kriege verlangen die Alliierten dt« Alliierten die Sicherheit» haft für den Kaiser auf Lebenszeit und «inen ausdrücklichen Verzicht all« . männlichen Mitglieder des HohenzollervhauseS. Nheinifch, «roßiadttstrieNi oer-afiK. Der Kölner „Meneral-Änzeiger" meldet aus Mülheim: Unter der Anschuldigung de» Lande so er rat», angeblich begangen durch den versuch, dt« Entente zu «tn«r Be setzung de« Industriegebiete» zu bestimmen, wurden nach stundenlangem Verhör vom Arbeiter- und Soldatenrat Mülheim die Großindustriellen August Thyssen, Fritz Thyssen jun. und Edmund Gttnues, sowie dl« Di rektoren Herrl«, Becker, Wirz, Kommerzienrat Küchen und Bergasseffor Stenz verhaftet. Die Festgenonimenen wurden nach Münster gebracht und werde« von dort wahrschein lich nach Berlin geschafft, wo sie sich verantworten solle«. Rechenschaft ziehen will, dann muß er 'auch die »en, französischen und russischen Anstifter beranholen. kann uns seine „Gerechtigkeit" nicht imponieren. Die Schuld am Kriege. Der Pariser „Herold" meldet aus Newyorkr Im Tenat-ausschuß für auswärtige Angelegenheiten sagte Lansing, die Frage der Schuld am Kriege werde wahr scheinlich nie geklärt werden. Wichtiger al« dt« Be strebungen, die Schuldigen zu bestrafen, sei der Wieder aufbau der Kultur und der vernichteten Menschheit. Dies« Bestrebungen erhielten ihre Krönung durch Wilson» Völkerbund. Wenn auch Deutschland die brutale Kriegführung zuerst «tngeführt habe (ff) so sei auch da» Regime de» Zaren nicht frei von Schuld. Amerika werd« die Wunden des Krieges heilen, nicht nur in den verbündeten Ländern, sondern auch in den bisher feind lichen Staaten. MN M!, Vi'bnnb- ^cirmo- Klavier» H dar, «lau-, isl r, i »1. MWOs WmWe Lase. Ein Mahnruf des Prinzen Max. Die „Franks. Ztg." veröffentlicht folgenden Aufruf de» früheren Reichskanzlers Prinzen Max von Baden: Wem die unserem Volke angetane Schmach ebenso heiß in der Seele brennt, wie mir, der erhebe in Wort und Schrift seine Stimme gegen die unerhörte Ber ge waltigun g, die feindliche Rach su ch t und Sieges trunkenheit über uns gebracht hat. durch Auferlegung erntedrtgender Waffenstillstandsbedingulngen, die unser nationales Leben in seinen Grundfesten be drohen. Es mahne den Präsidenten der Ver einigten Staaten an sein gegebene» Wort, «inen Rechtßfrieden zu wollen und. einen Völkerbund zu er streben, in dem sich Deutschland wie jedes andere Land und Volk seiner Eigenart entsprechend unter Wahrung seiner LebeuSbedtngungen ungehindert entfalten kann. Es weise daher den Präsidenten mahnenv hin auf die historischen und tatsächlichen Grundlagen, auf denen Deutschlands Dasein beruht, nnd deren Verletzung dieses Dasein und die Gerechtigkeit gleichermaßen zerstören würde. Er zeige dem deutschen Volke, da» durch die Wucht der plötzlich hereingebrochencn Ereignisse wie ge- lähmt sein Schicksal erwartet, daß eS jetzt unbedingt nötig ist, seinen nationalen Stolz und seine Ehre zu wahren und Selbstbestimmung und Lebensmöglichkeit zu fordern. Unsere Waffen sind uns aus der Hand ge schlagen,' aber der deutsche Geist und Charakter leben noch Mit ihnen müssen wir Deutschlands An- sehen und Selbständigkeit bi» zum äußersten verteidigen, nnd uns selbst die Treue wahren, wie unsere tapfere Armee bis zum letzten Augenblick Treue gehalten hat. Lloyd Georges Politik. Au» London wird gemeldet: Lloyd George veröffent licht eine Erklärung über seine Politik. Darin heißt eS: Der deutsche Kaiser muß vor ein Gericht gestellt werben. Es steht fest, das, der Krieg böswillig verursacht worden ist. Die hierfür verantwortlichen Stellen müssen bestraft werden. (I!) Schon vor mehreren Wochen hat die britische Regierung die Schuldsrage einer Kommission bon englischen Gerichten vorgelegt, die ein stimmig zu dem Urteil gekommen ist, daß der Kaiser mit seinen Helfershelfern vor einen internationalen Gerichtshof gebracht werden müsse. Auch die Per sonen, die für die Morde zur See und für die schlechte Behandlung der Kriegsgefangenen verantwortlich sind, müssen bestraft werden. Die britische Regierung wird ihren ganzen Einfluß aufbteten, damit auf der Friedens- konfereuz die Gerechtigkeit zur Geltung kommt. (Il) Sämtliche europäischen Bundesgenossen Haven dem Vor schlag zuaestimmt, daß die Zentralmächte die Krieg«, kosten bis zur äußersten Grenze ihrer Leistungsfähigkeit tragen müssen. Die Verbündeten beabsichtigen eine Kommission von Sachverständigen einzusetzen, die die Art der Entschädigung feststellen sollen. „Daily Matl'i erfährt: Lloyd George wird mittetlen daß Äroßbr tanien und die Dominions von (Kanada, Australien, Südafrika) von Deutschland «ine Gelbentschü« diaung von 8 Milliarden Pfund verlangen werden Diese Zahlung würde eine Herabsetzung der Steuern in England um 400 Millionen jährlich ermöglichen. Die Forderung wurde von einer Kommission unter dem Vor sitz de« australischen Premierministers Hughes ausgestellt. Nun, vorläufig ist eS ja noch nicht so weit. Wenn aber Lloyd George die für den Krieg Verantwortlt- chen zur Rechenschaft ziehen will, dann muß er 'auch die «nglisH Sonst l