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Mer Tageblatt Mzeiger für -as Erzgebirge 8PDLWZ mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. 5a!» «n» Gprechsdms« s« «e-atUen «lt Mnsnah», s«, Ganntage nnchmlUags 4—s Uh». — Cel^»a«».sts«,g», Lagesla« st»««tz-»steg». gemftzesch« «, :!chMÄ'°»Mün'',>> *!Ä!ÄÜ JE, vn.tti.vp ka«, »tt^. Mch« «,»«. Nr. 221 Sonnabencl. äen 2S. Oktober ISIS IS. Jahrgang Die Parlamentarisierung -er Kommanüogewalt im Reiche die Seratungen -arüber la Serlin. Ein Aufruf hin-endurgs. Weitere verfassungsäa-erungen in Vorbereitung, die Zrankfurter Zeitung un- -er Kaiser, die wilsonnote im Reichstage. Eia Relchskrlegsamt in Sicht die Zrie-ensbe-kagungen unserer Zeln-e. Hartnäckiger -eutsiher wi-ersian- im Westen, die Neuor-aung in Sachsen. Rücktritt -es Grafen vitztum bevorstehen-. Mas nun? Keine Antwort auf die neue Wilson-Rot». Wie du« „B< T " hört, trat dasKrtegskabinett n Vt-riin zu liingneu Veraiungrn über die neue Antwort <e» Priistdl»len Wilson zusammen. US verlautet, daß >ie iii.girnuig nlchi beabsichtige, nun wiederum ihrer« eit« eine Antwort darauf an den Präsidenten abzusenden, >a sich nun erst die Entente in der Frage der Waffen« ttllstaudauerlumdlunqen zu äußern hat. ES ist aber woluichuuitch, daß die Neaienmg iin Reichstaae eine piiuiiin^ > i^tl^ung über die Aufsassuug der Wilson« Nvie abgeben wird. Li« wilsonnote in London. Da» Neuieii.be Mrrau erfährt: Dati (Englische) Aus wär! ige Au>! erhieit die Antwort Wlisou». Da der Präsiden! seine ^wr spund.nz nnl Deutschland den afloei- irrten Negieunwen unterbreitet hat, ist keine amtliche Erklärung möglich, ehe diese Korrespondenz eingetroffen ist. «in Aufruf -iudeudurg». Hindenburg hat dem Reichskanzler, wie der Kommandierende General in Berlin durch Maueranschlag bekanntmachen läßt, folgendes Telegramm gesandt. „Unsere Feinde schöpfen auS unserer inneren Zeristenheit »M verzagteci Sttmmrmg neue Kraft zum Angriff, mm Entschlossenheit zu neuen Forderungen. Feinde und neu trales Ausland sind im Begriff, in uns nicht mehr «in Volt zu seiien, da» freudig alles fetzt an seine Ehre. Dem gegenüber muh eine vaterländische Stimmung in allen Stämmen und Schichten» des deutschen BolSe» lebendig werden und dmtlich »ckmnbat in Erscheinung treten. An dem felsenfrAnt WMerr des Vollöl, gegss. jede demütigende BedtngMNg sich bis auf» äußerste zu wehren, darf niemand zu zweifeln Wer- anlaffMg httvm. Nus dann findet das chsm W Kraft, der lkesermacht zu trotzen, nur barm finden urchm UniAr» Händler den Rückhalt für ihre schweren Aufgaben am Verhandlungstisch. Ueberall muß der Wille zum Ausdruck kommen, da- es für das deutsche Volk nur zwei Wege gibt! e'hrenvoller Frteden od«r Kampf bis zum äußersten. Das vertrauen auf unsere gerechte Sache, der Stolz auf unsere gewaltigen Leistungen in vier Krtegsjahren gegen die stärkst« Koalition der Geschichte, bas Bewußtsein allzeit bewährter Bundes treue und die unerschütterlich« Zuversicht auf des deutschen Volkes Zukunft müssen uns in den Frieden hinllbergeleitm und uns di« Achtung vor un» selbst und die Achtung Hinsichtlich der zu erwartenden Vorlage, welche Aender- ungen in den Verhältnissen der obersten Kommandog-walt bringen wird, meint die „Boss. Z,", dadurch werde di« parlamentarische Regierung in di« Lage verseht, sämtliche Akt« d» Kommandogewalt mit ihrer Der« antwortlichkeit zu decksw i Am besten werd« di«» wohl durch te Schaffung «ine» R »tchskriegsamt«» mlt einem verantwortlichen Staatssekretär an der Spitze geschehen, ferner dadurch, daß alle übrigen militärischen Instanzen zu diesem Amt in ein Verhältnis gebracht werben, da» die Uebernahme der parlamentarischen Verantwortlichkeit für alle W« Akte durch den Staatssekretär de» Kriege» ermöglicht. ^Diesr Verfasslmgsändenmg sei nicht» anderes als die Durch führung einer Absicht, die bereits seit Wochen bestMf .Der z„Lok.-Anz." erblickt dagegen in dem Beschlüsse dermAchs- Irigterung hinsichtlich der Kommandogewalt des Kaisers die erste Antwort auf die Wilson-Not«. Die deutsch« Negierung beeile sich, drr Wilsonscheu Forderung sofort über Nacht zu entsprechen. Str tue die» zwar mit der Behauptung, daß ihr« Absicht auch ohnedte» dahin gegangen wäre, die etngr« i leitete Systemänderung durch Unterstellung drr Kommando« gewalt de» Kaistr» unter dir Aufsicht de» Reichskanzler» und ! damit de» Reichstag» weitrrzusühren. Di« Regierung würde aber schwerlich irgendwo Glauben finden, wenn sie annrhmen sollte, dadurch ihre Sache zu verbessern und da» Maß ihrer Verantwortlichkeit dem deutschen Volk« gegenüber zu verringern. Nm« AoederNUgen sn Deutschland. Wie Reuter erfährt, sind di« Verbündeten Regtrrnngen i infolge dauerndrn Gedankenaustausche» in völliger Ueberein« i stimmung über di« Bedingungen, unter drnen «» möglich ist, i in Waffenstillstandsverhandlungen mit Deutschland rtnzutre« irn. Dir Flott«nfragen sind in den Verhandlungen zwischen den Bereinigten Staaten und Deutschland niemal» > behandelt worden, und natürlich sind sie vom Stand punkt der Verbündeten von größter Bedeutung. Die Jv<« von der Freiheit der Meer«, wie sie von Deutschland ausgefaßi wird, kam: überhaupt von keiner der verbünd«. ! ten Regierungen angenommen werden. E» bürste klar sein, daß di« Bedingungen, von denen «in Waffenstillstand abhängt, ! tÄ Ft»,Ml der L-Mnuchl ebenso wie di« bar Landmacht ein« ! schließen müssen. Ader bisher. Hut Deutschland sein« Äußer ungen stet» auf di« Landmacht beschränkt. Amerika, England, Frankreich und Italien virbankrn der Seemacht in drr Krieg- führung so viel, daß «» für st« nicht tunlich erscheinen kann, di« Seemacht von der Erörterung der Bedingungen auszu« schließen, unter denen e» gerechtfertigt wär», «inen Waffen stillstand etnzugehen. Indem Wilson di« Räumung der be setzt«« Gebiet« «»»sprach, hat er ntemal» beabsichtigt, sein« Bedingungen darauf zu beschränken, wie di« Deutschen immer angenommen Haden. Amersta fosdert bedlngungilos« Aebergab« Nach einer Meldung de» „Nteuwe Rotterdamschen Lou« ront" au« London erklärt der Newqorker Korrespondent der „Daily New," in einem Telegramm, da» abgeschickt wurde, eh« di« de« Auslandes bewahren.« vom Kais«». Die Frankfurter Zeitung schreibt in «inem Leitartikel Über da« „alte Regime": Man hat da» brav« deutsch« Volk für «ine ganz gefährliche L«s«llschast gehalten, di« die W«lt bedrohe. Und die» erhielt immer neu« Nahrung da durch, daß unser Machtaufstieg, d«r zum Schweigen ver pflichtet hätte, mit Reden und Einmischungen begleitet wurde. Ts liegt nahe, hier auch an den Kaiser zu denken. Er hat r» sicherlich gut gemeint und sein« stark religiös« Natur bürgt allein schon dafür. Er hat sicherlich nicht auf den großen Krieg gesteuert, in den man schließlich mehr hineingrrutscht, al» gegangen ist. Aber alle« ändert nichts daran, daß er sich durch da», wa» er in den 80 Jahren seiner Regierung gesprochen und getan hat, zum Symbol d«» alten Regime» gemacht hat, und e» muß ausgesprochen werden, daß im deutschen Volke die Stimmung gegenüber dem Kaiser Nicht so ist, wie er wohl glauben mag. Weit« Kreis« lassen ktinen Zweifel darübrr, daß st« «« dankbar «mpfund«n HStt«n, wtnn «r b«t d«r radikal«» Umwandlung der tnn«r«n und äußtren Politik, w«lche eingeleltet ist, persönlich« Konsequrnzen gezogen hätte, vor allem um seiner selbst willen. Vm übrigen ist di« Lag» so, daß da» Volk da» alte Regime bi» zum Halse satt hat. Porsament und Ksmmantzvgewalt. / Di« Regierung schickt sich an, auch von der Kommando« Hewalt vesttz zu ergreifen. Im Retch«kanzl«rpalat» fand gestern mittag unter Vorsitz de« Kaiser» »in« Beratung von Ministern und sonstigen leitenden Persönlichkeiten statt. AutwortDeutschlands bekannt war, da« allgemeine Losungswort in Amerika laut« auf brdingung»los« U«b«rgabr. Im Kongreß wrrde von allen Seiten nach dieser Richtung Druck ausgeübt. Lo dg« (Vorsitzender d«» Srnat»au»schuße» für Auswärtige») nannte di« deutsch« Antwort «in«n plum pen Fallstrick und v«nvie» auf di«Unaufrichtigkeit indes Demrntimmg d«r Greueltaten. Le» waffenstllstantzsaittrag Lei den Alliierten, Der Mailänder „dorrten della Sera" meldet au» Pari»: Di« militärischen Mitglieder de» Versailler Kriegsrat» sind am Mittwoch zu einer Vorbesprechung zusammengetreten. Der Antrag auf Waffenstillstand liegt seit Mittwoch mittag den alliierten Heeresleitungen vor. Vie waffenstiNstandsstag«. Der Londoner Korrespondent de» „Manchester Guardian" schreibt, daß in militärischen Kreisen der Eindruck besteht, daß di« Frag« de« Waffenstillstand«» in den Hintergrund getreten sei. Man glaub«, di« Deutschen seien der Ansicht, daß ihre militärische Lage besser geworden sei al» vor 14 Tagen, und daß sie deshalb, ehe sie di« Bringun gen, di« ihnen Fach auferlegen wird, annehmen, «in« Ent scheidung zu Land« und zur See herbKführen «erden. Uementea» für Arled,«»Verhandlungen. „Journal du Peuple" meldet: Clemencrau teilt« beim Empfang drr sozialistischen Kammerdrputterten mit, er wider setz« sich keinen Verhandlungen über Waffenstillstand und Frieden. s-e»-«so« Ah« Wilsen» Ant»»rt. Der «nullsch» Arbeiterführer Henderson hat von der neuen Wilsonnote den Eindruck «»habt, daß st« dir Lag« klären werd«. Es s«l von großer Bedeutung, daß die Note dem deutschen Volke auferlege, nicht eine vorüber gehende Einstellung der Feindseligkeiten anzustreben, sondem eine dauernde Vernichtung eines militärischen Systems, unter dem das Volk selbst und fast die ganz« Welt stets gelitten habe. Wenn die Deutschen ernstlich einen Frieden wollten, dann sollten sie alles tun, was zur Schaffung ehrlicher politischer Garantien nötig sei. Der Waffenstillstand müffe so beschaffen sein, daß keine Klafft des deutschen Volkes imstande sein werde, einen Einfluß aufdieWtederaufnahme der militärischen Kräfte sauSüben zu können. Wilson habe klar zum Ausdruck gebracht, daß die beste Garantie gegen einen luumge,. Kite,: tue sei, sämtliche Kräfte, auf denen die V.iuuluwnuug für diesen Krieg ruhe, machtlos zu Margen, maischen lliiierbau« erklärte Bonar Law, es nm.^ semei Vieinnng nach eine große Torheit sem, wenn an gegenwärtigen Augenblick im Unterhaus« die briti schen Iriedensbednlgungen erörtert würden. Deutscher steiebrlag. Tin Konflikt mit de« Prästdeuteu. — Vie Alllsonnote. In der gestrigen NeichstagSsitzung kam es zwischen dem konservativen Führer Westarp und dem Präsidenten Fehrenbach zu einem Konflikt, al» Westarp fordert«, daß die neu« Wilsonnote besprochen werden sollt«. Drr Präsident widersetzte sich dem, einmal, weil der Wunsch Westarps geschäftsordnung-mäßig nicht zulässig sei und dann, weil d« amtliche Tert der Note noch nicht vor liege. Graf Westarp warf dabei dem Präsidentin vor, daß er das f eie Wort beschneid», was sich v« Präsident wiederum ernstlich verbat. Die Redner der Mehrheit«. Karteien, kinschlteßlichderNationalltberalen, sprachen sich gegen vm Westarp'schen Vorschlag aus, der dann abgelehnt wurde. Ss kam weWr M erregten Szenen, als in der fort- ßrsetztm T;.Zsv:rch» Qker die Arndemng drr Verfassung«- Vorlage brr Abgeordnete Korfanty (Pole) die Abtr«tung der Stadt Danzig, deren deutschen Charakter «r an- kannte, au fordert« MÄ sich auf Aeußerungin LudrndvrffL Srrtef, drr veMW habm soll, daß Ltttau«« zu Preußen geschlagen werd«. Die Abg. Sch uls-vromberg, Goth«in nndkSchl, r-Thorn wiesen di« volnffchen Ford«« runa«n mit Entrüstung zurück. Der Abg. Cohn-Nord- Hausen (unabh. Sozialist) und der Abg. Rühl« (Kommunist) sordertm die Abdankung des Kais«rs und der ganzen Hobenzollern-Dynaßte und verursachten dadurch stürmisch« Zwischenruf«, sowie Ordnungsrufe des Präsidenten. Abg. Rühl« ries zur Revolution auf. Damit war di« Aussprach« beendet. Di« Verfas sung» vkklsgev wurden in dritter Lesung gegen di« Stimmen der Konservativen angenommen. Hs folgt» di« Besprechung der Vorlage, di» den Eintritt von Par- laWMtart«u in di« elsaß-lothringische Regierung er- . möglichen soll. — Aba, Haegy (Els.): Ueber die Stim mung tu Elsaß-Lothriugen sollten sich die nicht wundern, di« uns fortgesetzt preußische Beamt« als Herren tu die Retchslanoe g,schickt haben. Llsaß-Lothringen ist tat sächlich als Glaeis des Reiches behandelt worden, und sein« Bevölkerung mußte viel leiden. Unser Schicksal liegt nun in der soumränen Hand desFrtedenskongresses. Den Reformen stimmen wir zu, nurscheinen st» uns durch die großen poli sichen Ereignisse des Augenblicks überholt. Die Vorlage über Elsaß-Lothrtngen wurde dann an genommen. Da Ardsitspl« do» Reichstag«. Der Leltestenrat de» R«tch»tag» beschloß, heute Sonnabend noch «ine Sitzung de» Reichstags stattfinden zu lasten, wann e« nicht notwendig wird, am Montag wieder zusammenzutreten, wird sich das Haus auf mehrere Lage vertage«. «en» BechaNnnasrefonnen. Der interfraktionelle Ausschuß de» Reichstags hat sich mit neuen Verfaslungsanträgen beschäfttgt, bi« der Regierung zur schleunigen Ausarbeitung übergeben werden sollen. Vie Amnestie. » Halbamtlich wird mttgetetlt: „Durch Allerhöchsten Gnadenerlaß sind den Personen, die vom Rrtchs- aertcht wegen politischer, mit den tnueroolitischen Kriegsverhältntsten zusammenhängender Verfehlungen, insbesondere wegen Herbeiführung oder Begünstigung von Streiks bestraft worden sind, di« gegen sie erkannten Freiheits- und »hrenstrafen in vollem Umfange er last«« worden."