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Sonnabenä, äen 12. VktoberMS Nr. 239 '.M >,,»»» m. 13. Zahrgang /lucr Tageblatt Anzeiger für das Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mr Sonntagsblatt. 8-MZÄI '"!!>u SprichstunS« Neüaktlon mlt /»»«nahm» -«»Sonntag, nachmittag« 4—» Uh». — r»I»gramm.^»r,ss», Lagrdla« stueerzgedirg». -,rnspr»ch»i »». "s!.'/!lak" Jür uno»»Iangt »>ng»fan-t» Manuskript« kann Srwtlhr nicht g«I»lst»t w«rS,n> große innere Umwälzungen in Oesterreich-Ungarn Vie deutsche vntmrt an Wilson. Prilsu»a dinW Biiulvesrai und MMMtag. .>>„ Berlin uürd vom 11. Oktober gemeldet! D'le a m e. r t ka nischv Note ist nunmehr im amt- l-cheil r^pt in Berlin elnge troffen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt r Die Antwortnote der deutschen Regie rung au Wilson ist, wie schon bekannt, zwäv dem Prines' nach und in ihrem politischen Sinne fertig gestellt, sie wird jedoch heut« (Freitag) noch nicht nngehen, da es die Wichtigkeit und d,Ie Tragweite'der Angelegenheit erforderlich erscheinen lassen, dich auch Reichstag und Bun des rat dazu sich äußern. Der große Ausschuß des Reich StageS wird, wie wir non Parlamentarischer -Sette hören, morgen (Sonn- abend) znsammentreten und so Gelegenheit haben, die Rote kennen zu lernen. Ebenso wird sie dein Bun desrat, als dem verfassungsmäßigen Organ der der- biindeten Regierungen und Träger der Retchssouverä« nität, norgelegt werden. Erst dann, also wahrschein lich machen (Sonnabend), wird die Note an die Schweiz zur Vermittelung übergeben und vermutlich auch gleichzeitig veröffentlicht werden. Wie wir bbren, ist die Antwortnote des Präsidenten Wil son heute über die Schweiz hier eingetrosfen. Wor auf die erhebliche Verzögerung von etwa .'10 Stunden zurütkzusllhren ist, steht noch dahin. Der In halt der State ist nach den bisherigen Veröffentlichun gen ja bekannt. BarMäae der Mittelmächte, Naw Wiener Auffassung gibt die Antwort WilsonS die M ö g 11chkeit f ü r w e ttere Verhandlung en. Die Mittelmächte werden in Beantwortung der Not« V v r sch läge m a ch e n und die Antwort Wilsons hier auf abwarteu. „ziriue uuirnchtlmr«» diplomatische Besprechungen." Aus Washington wird gemeldet: Pvn autorisierter Seite wird erklärt, daß Wilson nicht gewillt ist, sich In eine Reihe van unfruchtbaren diplomatischen Be sprechungen mit Deutschland etnzulassen. Ui ne R«>jt« der französischen Regierung. Eine Note der Pariser „Agenee HavaS" sagt- P r ä s I d e n t W i l s o n hat die deutschen Vorschläge in der Weise ausgenommen, wie man die» von seinem klugen Scharfblick und seiner gewissenhaften Ehrenhaf tigkeit erwarten kannte, indem er von der deutschen Regierung AufkI ä r u ngen über den Sinn und Trag weite ihres Angebotes erbat. Aus dies« Weise wird keinerlei Zweideutigkeit die Lösung des gegen wärtigen Konfliktes fälschen. Nicht die Alliierten wer- oen es sein, die sich darüber beklagen werden. Ohne irgendwie der endgültigen Antwort Wilson vorzugrei- sen, gestattet dach eine Prüfung der Note Lansings, sich schon seht ein Bild von seinen begründeten Besorg nissen zu machen. Deutschland wird zuerst kategorisch erklären Flüs sen, ob es unverzüglich und ohne Erörte rung die ausgestellten Bedingungen an- ul mm t. Tatsächlich haben sich/die Mittelmächte dar auf beschränkt, zu erklären, daß 'sie die Bedingungen auuehmeü, aber nur als Grundlage für eine Erörte rung. Im Reichstage gab Prinz Max von Vaden tu seiner Rede die gleiche Erklärung ab, nnd schließlich war die deutsch« Presse in dieser Hinsicht noch deutz- sicher. Man versteht daher den Zweifel, den Wilson beseitigen will. Cs ist kaum wahrscheinlich unter dem Druck der Ereignisse, daß der Kanzler jetzt rückhalt los dem Washingtoner Friedensprogramm zu stimmt. Selbst wen« er «» aber tut, welche» Vertrauen könnt« man ihm für dt« Zukunst gewäh ren, da er tm Verlauf« von w«ntg«n Tagen sein« An sicht llver ein« Hauptfrage tn so offener weis« geändert> Hut? Andererseits muß man wissen, ob dl« Vorschläge' im Namen der Reichsbehörden gemacht worden sind, die bisher den Krieg geführt haben. Der Kanz ler gibt sich Wohl Mühe, die Negierung, an deren Spitze er steht, als aus dem Volke und aus dem Reichs tage hervorgegangen hin-usteklen. Ist diese Versamm lung aber berechtigt, im Namen der "deut schen Demokratie zu sprechen? Der Reichstag hat ohne Vorbehalt dem Angriff von 1914 zugestimmt und ebenso allen alldeutschen Maßnahmen des Generalstabes. Er hat die Ver träge von Brest-Litowsk und Bukarest ratifi ziert. Prinz Max von Baden selbst hat in einem Schreiben an den Prinzen Hohenlohe einen Maßstab für die Aufrichtigkeit seiner politischen Ansichten gegeben. :>n Wahrheit erscheint der Personenwechsel an der Spitze der Retchsregierung nur wie eine Pa rödle auf die Teilnahme de» Volkes an der Regierung, die den Zweck hat, di« wirklichen Verantwortlichen ,Ur- -eber de» Krieges der Verantwortung zu entziehen. Wenn die Vorbedingungen: Rückhaltlose Zustim. nmng zum amerikanischen Yrtedensprogramny Neu orientierung der deutschen Politik schot« Räumung der besetzten Gebiete von der kaiserlichen Negierung ange nommen werden, so wird der Waffenstillstand doch nicht ipso facto «intreten. Präsident Wilson wird vielmehr dann erst glauben, in der Lage- zu sein, eine Einstellung der Feindseligkeiten den Völ kern der Entente Vorzuschlägen, dt« dann die Bürg schaften bekannt geben müssen, welche 'sie von den Feinden fordern wollen, bevor sie die Massen nieder legen. Deutschland hat jetzt da» Wort. Die „Norddeutsch« Allgemeine Zeitung" stellt die neuesten Avußerungen der Pariser Zeitungen zu der Antwort Wilson» unter der Ueberschrift zu sammen „Versteckte Kritik tn Frankreich". Zu der vorstehenden Havasnote heißt eS in der „Berliner Morgenpost": Trotz aller Liebenswürdigkeiten, mit der diese Note den Präsidenten Wilson zu umschmeicheln sucht, ist der neue Versuch Elemenceaus, den ameri kanischen Präsidenten vor den französi schen Wagen zu spannen, unverkennbar. Der „Vorwärts" schreibt: Die französisch« Note macht stark den Eindruck, als ob ihren Urhebern die deutsche Frie- densaktlvu und Wilson» Haltung ihr gegenüber höchst ungelegen käme. Au» ihr spricht «m Geist der altersstarren Unversöhnlichkeit, der sich von Wilsons ruhiger Art scharf abhebt. Würde die französisch« Ne gierung daraus ausgehen, den Frieden zu vereiteln, so hätten die französischen Sozialisten al» dt« nächsten da» Mort. Tie Koiisewattveu gegen WUsou» Bedingungen. Die konservative Fraktion de» Reichs- tage» hat durch ihren Vorstand gestern dem Reichs kanzler ihre schweren Bedenken gegen die Annahme der Antwort des Präsidenten Wilson ansgesprochen. Wilson» Antwort über di« Köpf!« der Alliierten. „Nteuwe Courant" schreibt: Die Tatsache, daß Wilson ohne Rücksprache mit den Bnndesge - noffen auf die deutsche Note geantwortet hat, be weist di« Machtverschtebungvn, welche in letzter Zett innerhalb der alliierten Länder stattgesun- der: haben. Wilson gibt sozusagen «tn Gegenstück zum Rat von Versailles, der zu Beginn diese» Jäh re» ohne Rücksprache mit Wilson den Vermtttlungöver- such des Prinzen von Bourbon vereitelte. Wird «s> der neuen deutschen Volksregierung gelingen, di« zer brochen« Verbindung mit Amerika wieder auzuknüpseu? Wenn Prinz Max und seine Negierung die Fragen Wil son» befriedigend beantworten können, ohne dabet, wie es die Krtegsschreier der Errtente fordern, das deutsche Volk der Vernichtung preiszugeben, dann kann nicht nur der Fried« Wieder hergestellt werde'n, sondern dann können auch die Völker Meder auf Grnud gegen seitigen Vertrauens di« Bedingungen zu srtedlichem Zusammengehen erhofsen. NrM ZeMnUe ftlindlichv» vrruiichtungöwillett». In der Sitzung der HandelAkammer von Manchester (England) sagt« der Vorsitzende Stocker: Wir müssen darauf bestehen, daß den Mittelmächten b«im Fried«nsfchluß Bedingungen auferregt werden, dt« st« nicht allein militärisch vernichten, sondern st« auch tn ökonomischer Beziehung so völlig d«r- Irüppeln, daß st» sich in d«n nächst«» künf-tjg Jahr«» nicht wieder ausrichten können. In der englischen Zeitung „Daily News" hieß «»: Rüssel, der Kommissar der Bereinigten Staa te n für öffentliche Mitteilungen, erklärte r „Der Krieg wird erst zu Ende sein, wenn svir die De urschen klein geschlagen haben, nicht früher. Aber der Frieden bedeutet noch nicht die Aufnahme freund licher Beziehungen. Der Deutsche wird wie ein Aussätziger gemieden, ganz Deutschland boykottiert werden." ' FrüdenshofsnunKen in der Schweiz ^Sie „Neuen Züricher Nachrichten" berichten» In gutunterrtchteten Schweizer Politischen Kreisen hält man dafür, daß die Waffen noch vor Wet'hnacht.en ruhenwerden. Es wird geltend gemacht, daß selbst wenn der Gedankenaustausch zwischen Deutschland und Amerika noch keinen unmittelbaren Erfolg hätte, höch sten» noch eine letzt« Kurve bi» zu diesem zu über-, winden wäre. Die Friedensaussichten werden auch an der Schweizer Börse für durchaus günstig ange sehen. Di« Nüstungswerte fallen puptd tm Kurse. Dl« Haltmrg der Türkei, Dem Mailänder Blatte „Corriere della Sera" Wird au» Loudon gemeldet: Der Regterungsstatthalter von Smyrna Ruhmt-Bei und drei Unterhändler, ein Grieche, ein Engländer und ein Türke, wurden nach Myttlene gesandt, um mit den Alliierten ,tn Friedensoerhandlungen einzutreten. Rüh» mi-Bet galt bei den Deutschen schon immer als vier- oerbandsfreundltch, Der Korrespondent des „Gecolo" in Nom schreibt: In gewissen Kreisen spricht man mit Bestimmtheit von Sonderfrieden Svcrhandlun- gen, die selten SderTürketeingelette t seien. Man könne jedoch in diplomatischen Kreisen London» nichts Bestimmtes darüber erfahren, obwohl schon seit längerer "Zeit bekannt sei, daß die Türkei bei den ver^ schieden«» Vertretern der Alliierten tn den neutralen Staaten Annäherungsversuche unternehme. (Wir verweisen demgegenüber aus die von un» ge stern wiedergegebenen Aeußerungen des türkischen Bot schafters in Wien, der den Gedanken eine» Abfall» » der Türket entrüstet zurückwte». D. Red.) Vie UiMälrungen in Vesterreich-Ungarn. Neglerungswechsrl in Sicht. Wie die „Voss.-Zlg" bestimmt hört, ist der bsterr. Ministerpräsident Dr. v. Hussarek zur Disposition ge stellt. Al« sein Nachfolger ist vam Kaiser Hvfrat Präs. Dr. Lammasch in Aussicht genommen, wenn nicht schon tn dem Augenblick, in dem diese Zeilen erscheinen, seine Ernennung vollzogen Ist. Hussarek hat die Parteiführer ersucht, sie mögen sich in den nächsten Tagen tn Wien aufhalteu, da Berufungen zum Kaiser zu erwarten seien. Von führender deutscher parlamentarischer Seite wird dazu bemerkt, daß ein Kabinett Lammasch bet den deutschen Parteien großen Widerstünden be. aegnen würde, weil seine Ansichten über die auswärtige Politik der Monarchie sich mit den Anschauungen der deutschen Parteien nicht in Einklang bringen lassen. Der Ackerbauminister Graf Silva« Taro uea hat, wie ver lautet, ein Programm für die künftige Neugestaltung Oesterreichs cmSgcarbeitct, das auf dem Selbstbestimmung», recht der Nationen fußt, nnd für dessen Durchführung ein aus Vertretern sämtlicher Nationen zusammengesetzte» KoalitionSkadtnett zu sorgen hätte. In Wien und Bu dapest ist das Gerücht tm Umlauf, daß auch das unga rische Ministerium Wekerle durch ein Kabinett ersetzt werden soll, an dessen Spitze Michael Karolyi stehen werde. von anderer Seite, wird aus Wien berichtet:!In rasendstem Tempo entwickeln sich die Dinge in Oest«r?ßich. Ungarn. Die Monarchie, wie sie bi« vor kurzem bestand, ist im Zusammenbrüchen. Graf Karolyi hat nach seiner Audienz beim König Karl Verhandlungen mit den ungarischen Parteien begonnen, und es liegt durchaus tm Bereiche der Möglichkeiten, daß er schon tn den nächst«: Tagen das ersteKabjnctteines völlig unabhängigen Ungarn» bilden wird. Wilson aber hat dt« üsterr. Note offenbar nicht beantwortet, weil dt« Entente sich wohl nur bereit finden läßt, mit den einzelnen Sta tion alttüten der sich auflüsenden Monarchie zu ver handeln, mit den Deutschen, Ungarn und Tschechen also besonder». In diesem Sinn« bereiten die einzelnen völ-