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13. ^cchrpkina Dienstag» cien 8. Oktober 1918 N, ssr NIUM sü, ftniilKn ««, ft«, »I -Ps-MZZ mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Iuer Sonntagsblatt. LssVRSCK - ' - - - wenn »I, ftuf,,b, »„ ftn,,I„ »urch l.knfpi.ch,, Manuskript nicht»,utllch»ft, Anzeiger für öas Erzgebirge fr«! In, hau, »I,rt,il«>>rltch r.I» Mk„ manaiiich 1.»4 Mk. «rschrint tiiailch in »,n NachmiUa,,s>un»«n nut fturnahm« van Soun- unt ' , ,. „ .. ^'lig'" u'u» ft"«g"be^'.tt«n,°'ow'i Tprichstunü» -er NrSakNon mit fturnahm» ü«r Ssnntagr nachmittag, 4—z Uhr. — Trlrgramm-ftSress,, Tagkdlatt fturrrzgrblrg». z»rnspr»ch»r SS. ""!>n«°!'"Äaei'unn^ Ztir unverlangt Kngrsanütr Manuskript, kann SrwShr nicht grleMrt w»rS»n. Nr. 235 Deutschland auf -em Do-en -es tvilson-programms. In krwattuna tlez frieüenb. Eine vorl-Msige Antwort der französischen Negierung. Tie Regierung Clemenceaus hat sich beeilt, auf den an Wilson gerichteten Vorschlag zu antworten. . und diese Eile, auf ein Anerbieten zu anNvvrleu, das nicht an sie gerichtet war, erklärt sich Wohl aus der Absicht, der amerikanischen Antwort zuvorzulom- men und sie, wenn möglich, zu btnden. Die Antwort der französischen Negierung ist natürlich eine glatte Ablehnung, die in jenem besonderen Tone gehalten ist, wie er Clemenceau eigen. Zm übrigem beruft sie sich auf jenes stolze Wort» „Mau verhandelt nicht mit einem Feinde, der auf unserem Boden steht." Im einzelnen erklärt die Havas-Noter Das Anerbieten Deutschlands und seiner Verbünde ten auf Herbeiführung eines Waffenstillstandes und so fortigen Eintritt in die Friedensverhandlungen ist ein abgekartetes Manöver zwischen den Mitternäch ten und ein Teil des vorgesehenen Planes der Friedens, offensive. Obgleich die französische Regierung noch nicht amtlich Stellung genommen hat, kann man unschwer Vor aussehen, welche Aufnahme sie sich vorbehält. Unter den gegenwärtigen Umständen kann die Antwort nur in einem Nein bestehen. Die Erklärung schließt r Um ihr Ziel zu erreichen, fürchten die Feinde nicht, sich unter die Führung des verehrungSwlirdigen Na mens Wilson zu stellen, indem sie sich bereit er klären, ein« Erörterung anzunehmen auf der Grund lage, di« er in so beredten Worten ntedergelegt Hat. Aber Wilson hat selbst im voraus aus Vie heuchlerische Bitte geantwortet, als er am 27. September 1918 im Einverständnis mit den Alliierten es aussprach, daß kein Frieden mit Handel und.Kompromissen erreicht werden könne, daß jeder Si«g der Alliierten über Deutschland die Völker dem Frieden näher bringe, allen Völkern Sicherheit gebe und für immer di« Wie derkehr eine» so unversöhnlichen Ringens unmöglich machen werde, und daß die Welt den Endsieg der Ge rechtigkeit und der Aufrichtigkeit wolle. Die einzige Antwort, die das Friedensangebot der Mittelmächte ver diente, ist die unserer Vorfahren im Konvent r Man verhandelt nicht mit dem Feind« aus dem Boden des besetzten Vaterlandes. ' Französisch« PreMmmen. Die gesamte französische Presse beschäftigt sich mit der Bildung des Kabinetts des Prinzen Max. Selbst von liberalen und linksradtkalen Blättern wird Immer noch von einem Manöver gesprochen. Die Blätter warnen die öffentliche Meinung, ja nicht an eine wirklich« aufrichtig« Demokratisierung Deutschlands zu glauben. „Pays" hält da» Prtnzenkabtnrtt nicht für ein Kapitulation»-, sondern für «in Kampfka- btnett, dessen Zweck sei, alle Energien in Deutschland dazu zu bringen, sich um den Kaiser und den preuM- schcu Generalstab zu scharen. Die sozialistische Presse enthält sich bisher der Aeußerungen. Eine ErkläMug der englischen Negierung. Tas Reutersche Büro wurde amtlich verständigt, daß die englische Regierung, solange die Vorschläge der deutschen Regierung, die jetzt, wie man glaubt, unter wegs seien, noch nicht eingetroffen seien, ke»ne amtliche Kenntnis besitze. Unter diesen Umständen hab« «S kei nen Zweck, daß die königliche Regierung einen Kom mentar dazu gebe. Eine amtlich« Meinungsäußerung müsse notwendigerweise verschoben werden, bis der Charakter der Vorschläge amtlich bekannt sei. reut chlau» ist noch zu stark! Der Unterstaatösekretär für Arbeiten im englischen Ministerium de» Innern, Brace, sagt« in einer Red« In. London, Deutschland sprech« vorn Frieden, e» sprech« »der nicht von einem solchen Frieden, wie man ihn in der gegenwärtigen Stunde erwarten könne. Deutsch land Hai das Land, von dem es zurllckgeschlagen wurde, bl» zum letzten Stein zerstört. (! I) Das sieht nicht so aus, als ob Deutschland bereue. (!) Wäre es gerecht, wenn Deutschland, nachdem es durch seine Unterseeboote und Minen unser« wehrlosen Schiffe versenkte, am Ende des Krieges di« größte Han de l s in a ch t wäre? Wär« «s gerecht, wenn sein 1 n - dustrielles Leben unbeeinträchtigt bliebe, nachdem es das Jndustrteleben Frankreichs und Belgiens zerstörte? Wäre es gerecht, daß Deutschland» A k - kerbau unangetastet bleibt, nachdem «» so grausam den Ackerbau in Frankreich! und Belgien ver- ivMet hat? Ihr dürft EuchnlchtdurchDsutsch. lands FrtedenSvorschläge irr« führen las sen. Deutschland wünscht die Alliierten voneinander zu trennen. ES muß wirklich bereuen, ehe sie sich auf ein« Konferenz mit ihm einlassen können. (!!> Der Völkerbund. Lord Robert Cecil sprach sich dem Londoner Korrespondenten der „Neuen Zürcher Zeitung" gegen über am 2. Oktober in London sehr ausführlich über den Gedanken des Völkerbundes au», der nach Cecil- Ansicht Fortschritt« mach«. Per deutlichst« Beweis für de»r Fortschritt de» Gedanken- des Völkerbund«- lieg« wohl in der Tatsache, daß di« große Mehrheit LeS deutschen Volkes jede Möglichkeit, dem Kriege «in Ende zu machen und zukünftigen Kriegen Vvrzubeugen, begrüß«. Weniger leicht sei es, die Frage zu entschei den, in wie weitem Maße di« deutschen Staatsmänner und Politiker mit dem Gedanken der Begründung de»' Völkerbundes aufrichtig sympathisierten. Wahtschein- lich würde ein« einzige Erklärung au» dem Munde eine leitenden deutschen Staatsmann«» genügen, die Welt dem erstrebten Ziel« näher zu bringen. Dieser müss« die bündig« Versicherung abgeben, daß Belgien g«? räumt und in seiner unbeschränkten Unab hängigkeit wiederhergestellt, sowie auch di« übrigen Fragen oh n« Annexion und ohne Eutz sch ä d i g u n g « n mit schuldiger Rücksicht auf da- Selbst bestimmungsrecht der Völker bei Frteden-schluß geregelt werden, endlich daß gegen eine Wiederkehr de» Kriege» durch Abrüstung, Schiedsgerichte und Begründung eine- Völkerbundes Schutzwehren geschafft werden müßten. Trotz des bemerkenswerten Umschwünge», der sich in Deutschland vollzieht, hat indessen noch kein deut scher Staatsmann sich zu dem neuen Weltideal be kannt. Au» diesem Grund« ist «» schwer für un» und ebenso für die Neutralen, über di« Aufrichtig keit der Vorschläge sich Klarheit zu verschaffen, um eine Erörterung um di« leitenden Grundsätze zu beginnen. E» wird schwer sein, an die Aufrichtig keit der deutschen Erklärungen über den Völkerbund oder irgend eine andere Maßnahme zu glauben, di» ge eignet erscheinen könnten, einen dauernden Frieden zu sichern. Es ist erfreulich, wenn da- deutsche Volk oder ein Teil desselben etnzufthen beginnt, daß der Mili tarismus «in verfehlt«» Glaubensbekenntnis war. Der „Manchester Guardian" meldet» In der Sit zung der liberalen Unterhauspartei am Frei tag habe man einen Beschluß für Einbeziehung der Mittelmächte in den allgemeinen Völ kerbund gefaßt. Eine «rNämng des italienisch en Ministerpräsidenten. De« „Seeolo" meldet au» Istomt Orlando er- klärt« d«n Abgeordneten, daß er di« Hoffnung hab«, daß er in der Kammersitzung am 10. Oktober dem Hause bekvnntgeben könne, daß «in End« d«s Krie ge» in absehbarer Zett zu erwarten wär«. SondersitzWH d«S amerikanischen Kongresse». Der „Herald" meldet aus Newyorkr Ter Kon greß ist für Mittwoch mittag zu einer Son dersitzung «1 «berufen. Im GenatsauSschuß für Auswärtige» gab Lansing keinerlei Erklärungen ab über dl« Stellungnahme de- Präsidenten für «inen b«. vorst«h«nden Friedensschritt der Mittelmächte. — An der Newyorker Börs« erfuhr«« die Notierung«« der Schisfahrtsaktten eine bi» LVprozen- ttg« Steigerung. BelgiLnS Standpunkt. Da» „St. Gallener Tagblatt" meldet» Wre Entente- blätter mttt«1len, hat Belgien den alliierten Regie rungen zur Kenntnis gebracht, e» bekenne sich zur Auf». faslung der Freiheit, Unabhängigkeit und Souveränität BekßienS, da» nach dem Kriege keinerlei Beschrän kungen unterivorfen werden dürfe. Die belgisch« Re gierung wird ein« loyale und anderen Staaten garan tierte Neutralität führen und vollkommen srei und selbständig in ihren internationasln Beziehungen jen» Formen wählen, di« Belgien» Interessen und Sicherheit am besten entsprechen. Di« verbündeten Regierungen Haben dem belgische» Stand punkt« -ugestimmt. Fried«, oder «in End,kämpf auf Leben und Lod. Die „Köln. Ztg." weist darauf hin, daß da» vom Reichskanzler vertreten« Programm sich nicht In allen Punkten mit Wilsons FriedenSbedingüngen decke. Auch di« Von Wilson verlangt« Räumung und Wiederherstellung der besetzten Gebiete Frankreichs er wähnt der Reichskanzler nicht. Man Wird darauf dov- bercitet sein müssen, daß Mlson, wenn er nicht auch dt.!ses Angebot, wie die Einladung d«S Grafen Burtan, in ciner knappen halben Stunde abweisensollte, vt«L- i eicht auch ander« Einwände al» neue JrtedenS- ürdinguiigen geltend machen wird. 'Das Blatt fährt bann fort» Erweist sich also Wilsons JdcaliSmu- in der Prob«, auf di« er nun gestellt ish al« ein«, hohle Wand, hinter welcher nur Llst, Tücke, Machtsucht und der Wille, un» zu vernich ten, steckt, so würden wir uns nach der Demüti gung, die dies« neue Friedensbitte unserem National stolze auferlegt, wieder auf unseren Militaris mus zu besinnen und zu stützen haben, der Deutschland nun schon so lange Schirm und Schutz ge wesen und es verhütet hat, datz unser Vaterland wiep der, wie einstmals, der Tummelplatz wurde, auf dem fremd« Krieg-Völker den Streit ihrer Machthaber au», fochten. Tann werden wir, wie Prinz Max sagt«, un- sere Kräfte verdoppeln müssen, weil wir dann um unser Leben al» Nation zu kämpfen haben in dem Ende kämpfe auf Leven und Tod. Dann wird ein Mn- gen anh«ben, wie di« Welt es noch. Nicht gesehen hsat. Dafür, datz in diesem Ringen da« deutsche Volk einer, für all« und all« für einen, sein Leben so teutr wer»-, kaufen wird, wie der uns allen kostbare Preis «S er-, heischt, bürgt uns, wie der Kanzler versichert«, di« un geheure Verantwortung, die den allen Schichten dW Volke» entnommenen Männern der neuen Regierung fortan -»fällt. Eine EntschDießMng der Vaterlands-Partei. Die Vaterlandspartet veröffentlicht folgende Ent schließung t Die Deutsche Vaterlandspartet erbuckt in der Verhandlungsgrundlage, di« di« Regierung anzu nehmen sich bereit erklärt hat, da» notwendige Ergeb nis einer schwach«» und ziellosen politz.. scheu Leitung seit Beginn de» Kriege». Die Deut sch« Baterlandspartei hat seit ihrem Bestehen dies« Po- litik auf da» lebhafteste bekämpft, leider ohne Erfolg! Jetzt sehen wir uns einem Schritt« gegenüber, den wir al» Tatsache htnnehmen müssen und nicht mehr ändern können. Wir hatten «s aber Kr unsere Pflicht, schon jetzt auf di« furchtbar« Gefahr -inzuweisen, in di« wir un» begeben würden, wenn wir durch «tnqn Waffenstillstand England und unseren übrigen Feind«» di« «rsehnte Möglichkeit geben, sich neu zu ver sorgen, und uns so wehrlos machen würben, bevor wenigsten» «ine Grundlage der Verhandlungen ftstgelegt ist, di« Ehre, Bestand und Zukunft de» deutschen Bot- ek» wahrt. Un» aber und all«n Gesinnungsgenossen erwächst di« heilig« Pflicht, mit äußerster Kraft alle» zu tun, um da» deutsch« Volk zur Erkenntnis d«r ihm drohend«» Gefahren zu bring«« und, wenn nötig, zur höchst«« W1d«rstand»kkaft g«g«n unser- Feind« anzuspornen. Nur dann, nur, wenn unsere g«tnde «in« solch« G«stnnung im deutschen Volke erkennen, kaim e» noch gelingen, statt einer schmachvollen, unsere Zukunft zertrümmernden Unterwerfung einen ehrenvollen Frie den zu erreichen. Kn äie Kckresse Wilsons. «ine Schweißer Stimm«. Gin Leitartikel der „Batzler Nationalz-i- tung" widmet den verschiedenen Hauptpunkten d«r letzten Wilsonred« in Newhvrk sine eingehend« Besprechung. Wilson habe wieder Wort« gefunden, di« -um Empfinden eine» jeden Menschen von heute sprä chen. Daneben fänden sich jedoch Ausdrücke, wie da» Wort von „V«ächtet«n" auf Deutschland an gewendet, dt« nicht eben dazu beitragen könnten, In Deutschland für di« Ideen de» Präsidenten Sympa thien zu werben. Wilsons Grundsätze, di« an sich vortrefflich seien, könnten aber nicht klar genug au-ge drückt werd««, wenn «in so offenbarer Imperialist, wie Balfour, ihnen sein« warme Anerkennung zollel.wte stelle sich Wilson, der „den allgemeinen Maßstab von Recht und Freiheit für all« Völler" fordere, zum Be- ft«henbletb«n der englischen W«ltherrschaft in allen sttnf Erdteilen, di« noch mit Arabien, Mesopo tamien, Syrien und Palästina bereichert werden soll«? Wie stell« er sich dazu, daß Deutschland atl«lrr ohne Kolonien dasteh«, daß «»allein untcrdvückte Volksgenossen bet d«n Polen, Rumänen, Tsch-chen und Franzosen zu erlösen geb« ? Niemals könne und werd« r» ein System in Deutschland geben, da» die» billigen und sich damit abftnden werde. Da« ertrag« kein l»