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ung. >eK'n. erstand. Ferkel on stehen ttag. -rnrus 2S3. iliiklg sko erung. VIrrliMr Nlmaro) »NN narvmö- er,ir. 48 p!ntr. irckstraße :t erbeten, uer Tageblatt Freitag, äen 12. Juli ISIS 13. Jahrgang Anzeiger für öas Erzgebirge ^WLWL-L-U mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsbla«. WWL'Kk« lü!-,r uns nü»aab«^'u«n,"f°"! SprechstunS» Ser NrSaktlon mitstusnahm» Ser Sonntag» nachmittag» 4—S Uhr. — T»iegramm-flSrrss»r Tagitlatt Mnrzgebirg«. Z»r«spr«ch»r 5S. Mi Nr. ISO Eine Äs!chsbanzler-Dede. D!s au^ors Politik bleibt unverändert; Kühlmann aus persönlichen Gründen zurllckgetretsn. — Finnische Auszeichnungen für Hindenburg und Ludendovsf. — Englische Domben auf Holland. — Neus englische Maßregeln gegen gefangene Deutsche. Nsäe äes Reichskanzlers im Hauptausschuß. Im Hauptausschuß des Reichstage- stand gestern der Entwurf, betreffend den 15-MUltarden-Kredil Mr Be ratung. Einleitend erklärte Vizekanzler von Payer, der Reichskanzler werde fein«! Anchüchungen zum Teil vertraulich geben, nur seien üe! freieren An lässen rroy beschlossener Vertraulichkeit Meldungen hin« auSgegangen, die verwirrend gewirkt hätten. Deslald wünsche er, daß dem vocgebeugt und alles, was der Kanzler als vertraulich erklärte, auch, als vertraulich be handelt werde, also nicht in die Presse komme. Ter Reichskanzler ^klärte, daß der Wechsel in der Leitung de- Auswär tigen Amte- in dem Kurse der gesamten NetchSpolitik nicht da- geringste ändern werde, sowohl di« inner« wie die äussere Politik des Reiches werde sich nach wie vor auf den Bahnen Lewegen, die in den früheren Er klärungen des Kanzlers vorgezeichnet waren. Soweit der Wille der Negierung in Betracht kom me, seien in innerpolitischer Hinsicht alle gegebenen Zu sagen tnnegehalten worden. Die Negierung werde auch mit voller Energie auf die Durchführung der in di« Wege geleiteten Reformen bestehen, um diese zu Ende zu führen. Nach nußenhin sei die Neichspolittk programmatisch in der Antwort auf die Frtedensnote doS Papste- fest gelegt. Aller Welt sei die ehrliche Friedensbereitschaft der deutschen Negierung seit längerem bekannt. Es habe sich darin auch weder bisher etwas geändert, noch werde dies in Zukunft geschehen. Demgegenüber stehe aber die Tatsache fest, daß der Bernichtungswill« der Feinde nach wie vor aufs stärkste Herbortrete, zuletzt erst wieder in den Reden von Wilson und Balfour. So lange darin kein Wandel gescheh«, seien wir zum wei teren Kampf um unsere Freiheit und unsere Wohlfahrt genötigt. In der Bereitwilligkeit, auf wirklich ernste Verhandlung-Vorschläge der uns stündlichen Mächte ein- zugehen, sei aber die politische Metchsleilung mit der obersten Heeresleitung vollkommen einig. Dvr Wechsel im Staatssekretartat bedeu tet keinen Wechsel de» politischen Kurses. Tie Politik des Deutschen Reiche- führt allein verant wortlich der Reichskanzler. Der Sekretär d«S Auswär tigen hat die auswärtig« Politik im Auftrag«, im Ein vernehmen nnd unter der Verantwortlichkeit des Reichs kanzler- zu führen. An meinem politischen Standpunkt, wie ich ihn in meiner Rede am 29. November porigen Jahres vor dem Plenum des Reichstage- stkstgelcgt habe, sowohl bezüglich der inneren wie auch bezüglich der äußeren Politik, halte ich meinerseits vollkommen fest. Tarin wird sich, so lange ich! an dieser Stelle steh«, nichts ändern. Meine Herren! Bezüglich der inne ren Politik habe ich die damals gegebene Zusage, soweit es in meinem Willen lag, vollkommen etnge« löst, und ich werde dafür eintreten, daß auch di« -vetteren Ausführungen der von mir gemachten Zusage erfolgen und etwaige Hindernisse mit Energie überwunden wer den. Daraus können die Herren sich verlassen Was die auswärtig« Politik betrifft, so habe ich damals am 29. November gesagt, ich stehe auf dem Standpunkt der kaiserlichen Antwort auf die Friedens note de- Papstes vom 1. August vorigen Jahres? die friedensbereite Gesinnung, die dst-se Antwort beseelt, beseelt auch mich. Aber ich hab« hinzug-fllgt, meine Herren, daß die friedensbereite Gesinnung nicht den Feinden einen Freibrief geben darf zur unabsehbaren Fortsetzung des Krieges. Meine Herren! Was haben wir nun aber erlebt? Während an unserer Bereit schaft, zu einem ehrenvollen Frieden die Hände 'zu rei chen, seil Jahren gar nicht gezweifelt werden kann, ha ben wir bis in die letzten Tage hinein di« aufreizen den Reden der feindlichen Staatsmänner gehört. Meine- Herren! Herr Wilson will den Krieg bis zur Vernich tung, und was Herr Balfour gesagt hat, mutz jedem deutsch Denkenden di« Zornes-röte tu da- Gesicht trei ben. Ate ine Herren! Wir müssen mit unserem treuen Volk ausharren. Ich bin auch überzeugt, ich weiß es, daß in den weitesten Kreisen unsere- Volkes, datz über-, all der ernste Will« besteht r so lange der Vernichtungs wille der Feind« besteht, müssen wir dukchhalten, und wir werden durchhalten im vertrauen auf unsere Trup pensim vertrauen auf Misere Heerführung und tm V«v- M heutige WtWe ülWeriA (Amtlich.) Große» Hauptquartier, 12. Juli. Westlicher Kriegsschauplatz. Herre-gruppe Kronprinz Rupprecht. Di« Nrtillerietätigkeit lebte am Abend aus und steigerte sich während der Nacht zu kräftigem Feuerüberfall auf Kampf stellungen und Hintergelände. Südwestlich von Up<rn und bei Len», sowie nordöstlich Albert wurden stärkere Vorstöße mehrfacher Erk«ndung»abteilungen abgewiesen. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Zwischen Ai»ne und Marn« blieb di« Tätigkeit der Fran zosen reg«. Sn Vorfeldkämpsen tm Wald« von Villerta Tot- teret« machten wir Gefangene. Oestlich von Reim« wiesen wir Srkundung»vorstöhe de» Feinde« zurück. « * « Leutnant Neckel errang seinen 20. Luftsieg. Von dem gestern im Anflug auf Koblenz gemeldeten amerikanischen Geschwader, fiel auch da« «. Flugzeug durch Abschuß in unsere -and. Der Erste G enerakquarttermeistee Lndenversf. 20000 Tonnen versenkt. (Amtlich.) Berlin, 11. Juli. Von unseren Unters«, booten sind im Kanal neuerding« 4 bewaffnet« Dampfer mit zusammen 20 000 Brt. versenkt worden. Der Lhef de» Rdmiralstabe» »er Marin«. trauen auf unser herrliche» Boll, da- dtss« schwere Zeit mit ihren großen Entbehrungen und fortgesetzten Opfern so wunderbar erträgt. Wenn sich aber irgendwo ernst hafte Regungen für die Anbahnung eines Frieden- oder auch nur der erste Schritt zu dieser Anbahnung zeigen würde, dann würden wir auch ganz gewiß uns nicht von vornherein ablehnend verhakten, sondern wir wür den diesen ernst gemeinten, ich sage ausdrücklich „ernst gemeinten", Anregungen sofort mit allem Ernst nach gehen. wletne Herren! Ich kann Ihnen auch sagen, daß dieser Standpunkt auch von der Obersten Heeres leitung ausdrücklich geteilt wird, denn auch dis Obersts Heeresleitung führt den Krieg nicht um de» Kriege» willen. Nun wird es die Herren interessieren, wie sich! von diesem Standpunkt gewiss« Fragen darstellen, di« die Gegenwart uns aufdrängt. E» haben über diese Fra gen am 1. und 2. Juli tm Großen Hauptquartier un ter dem Vorsitz Seiner Majestät de» Kaiser- «tn- gehende Besprechungen stattgefunden. Also zunächst bezüglich des Ostens. Meine Herren! Wir stehen auf dem Boden des Frieden» ron Brest- Litowsk und wollen diesen Frieden in loyaler Weise «»-geführt sehen. Tie Schwierigkeit der Ausführung de» Friedens von Brest-Lttowsk liegt darin, daß, wie Sie wissen, die Verhältnisse in Rußland noch so außer ordentlich unsicher find. Wir werden nicht so unbe dingt annehmen dürfen und können, daß die gegen wärtige russische Regierung auch die Macht hat, die uns gegebenen loyalen Zusagen überall durchzuführen. Aber wie die Zustände sind, meine Herren, gibt es unaufhörlich Verwickelungen, unaufhörlich Reibungen in den Grenzgebieten und unaufhörlich Uebergrtffe dieser oder jener kleinen Heeresgruppen. Sie alle, meine Her ren, stehen noch unter dem Eindruck des furchtbaren Ver brechen» in Moskau, des Attentat», das an unserem Ge sandten dort verübt worden ist, eine völkerrechtswid rige Tat, wie sie ärger nicht zum Himmel schreien kann. Alle Zeichen deuten darauf hin, datz die fluchwürdige Tat auf Anregung der Entente geschehen ist, um uns jetzt mit der russischen Regierung neuerdings in Krieg zu verwickeln. Die jetzige russische Negierung will den Frieden und braucht deu grted«n, und in dieser srte- densgeneigten Absicht unterstützen wir sie. Wir unter nehmen nichts, was die russisch« Regierung in ihrer Stellung schädigen könnt«, aber unser« Ohren und un ser« Augen müssen wir offen halten, um un» nicht durch eine plötzlich« Wandlung der dortigen Verhältnisse über raschen zu lassen. Ich, kann nur an da» Wort erinnern, da- einmal Gortschakoff gesprochen härt Wir find stumm, aber wir sind nicht taub. Wir lassen uns mit gar Seine« politischen Gegenströmung «in, aber wir hü- ren aufmerksam, wohin di« Richtungen in Rußland gehen La» ist der Standpunkt, de» ich «tnnehme, da» ist der Standpunkt, über den auch bei den, Besprechungen am Z. Juli im Großen Hauptquartier die vollste Klarheit und das vollste Einverständnis zwischen allen Betät igten erzielt worden ist. Im Anschluß daran ging der Reichskanzler auf die Beurteilung der politischen Lage tm Westen ein und nachte darüber vertrauliche Mitteilungen. Sodann prach er von den Gründen, die zu dem Rücktritt VeS Staatssekretärs von Kühlmann geführt haben. Er wie» mraus hin, daß e» keine sachlichen, sondern persön liche Gründe waren, die Herrn Von Kühlmann ver anlaßt haben, um Enthebung von seinem Amt« M bit ten. Ter Reichskanzler sprach! in warmen Worten von den Eigenschaften de» Staatssekretär», dessen politisch« Erfahrung, treffendes Urteil, unermüdliche Ausdauer und dessen Geschicklichkeit und Gewandtheit tm Verhan deln er voll anerkannte. Er habe sich, von ihm tren nen müssen, da das Notwendig«! tVertrauenSoerhältni- zwischen ihm und den anderen Faktoren nicht bestanden hab«, ein Vertrauensverhältnis, da» für ein« reibungs lose Führung der Geschäfte nicht entbehrt werden kön ne. Ter Reichskanzler fuhr dann fort» Der Name de in Aussicht genommenen Nachfolger» de» Herrn von Hühlmann ist Ihnen bekannt. Herr von Hintze ist ein sehr genauer Kenner russischer Verhältnisse. Er ist vor dem Kriege bet der Botschaft in Petersburg beschäftig» gewesen. Er hat in dieser Eigenschaft große Reisen durchs Rußland gemacht und ist mit den Verhältnissen und Personen sehr eingehend vertraut, was für die jetzige Lage von großer Wichtigkeit ist. Aber, _ meine Herren, e» versteht sich, von selbst, datz ich meine Kontra« ignierung oder Unterschrift zu der Ernennung de« .-errn von Hintze nur dann gebe, wenn Herr v. Hintz« meins Politik macht und nicht seine eigene. Dafür habe ich, aber bereits in den Zusagen de» Herrn von Hintze — die Ernennung ist noch sticht erfolgt — mei nerseits die fest« Bürgschaft. Ich wach« die Politik, ier verantwortlich« Reichskanzler macht die Politik, der Staatssekretär de» Auswärtigen Amte» hat lediglich nein« Politik zu führen. Davon ist der in Aussicht zenommeue, aber noch, nicht ernannt« Staatssekretär vollkommen durchdrungen. Mein« Herren! Ich, glaube also, ein Grund zur Beunruhigung ist nicht vorhanden. Ter Kur», mit dem sich die große Mehrheit de» Reich», tage» tm November de» vergangenen Jahre» einvev« standen erklärt hat, wird wettergeführt werden. Ter Kanzler berührte dann noch, tm einzelnen di« politischen Zukunftsproblem« im Osten und Westen und kam dabei zu dem Ergebnis, daß das Regierung-Pro gramm sich nach beiden Richtungen Hin mit den Er klärungen decke, die schon tm November 1917 abgegeben und von der überwiegenden Mehrheit de» Reichstage» gebilligt worden seien. Tie anderweitig« Besetzung des, Auswärtigen Amte set nicht auf sichtliche Meinung-Verschiedenheiten, son dern auf Erwägungen persönlicher Art zurück-uführen, über die der Kanzler vertraulich nähere Aufschlüsse gab. Ter als Nachfolger de» Staatssekretär» von Kuhlmann in Aussicht genommen« Gesandte von Hintze habe di« bindende Erklärung abgegeben, datz er in jeder Hin sicht die bisherige Politik de» Reichskanzler» mitmachen werde. > . < , i Der Eindruck! der Kanzler rede. Au» dem Reichstag wird dem „Lok.-Anz." be richtet r Tie R « d « H « rtltngS tm Hauptausschutz hin» terlteß einen durchaus günstigen Eindruck. Zwar waren die Ausführungen, die Abgeordneter Scheid«, mann danach machte, scharf, doch hotte man in den Kreisen der bürgerlichen Parteien, besonder- auf der Rechten, erwartet, datz er noch, heftiger sprechen würde, als er es tatsächlich getan. Gröber nahm für da» Zen trum das Wort. Wohl ifand er einige Artigkeiten für Herrn von Kühlmann, tm übrigen waren aber seine Worte in jeder Beziehung «in Vertrauensvotum für den Reichskanzler. Tie Tatsache, daß Gröber für das Zentrum sprach und sich, für den Grafen He'rtling er klärt«, gilt al- Beweis dafür, daß, Herr Grzb«rg«r nicht mehr den größeren Teil seiner Fraktion Hinte« sich hat. Fischbeck, der für die Fortschrittler sprach, drückte sich sehr skeptisch au». Nach Lage der Ding« ist «in« groß« politisch« Aussprache tm Plenum nicht mehr zu erwarten, und man nimmt in parlamentarischen Kreisen mit Bestimmtheit kn, daß der R«tch»tag bi» Sonnabend seine Arbeiten erledigen wird. Lier ,!voss. Ztg." wird au» parlamentarischen Kreisen gemeldet»