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/luer Tageblatt Sonnabenä, äen 6. Juli »SIS 13. Jahrgang Nr. ISS -lnzeiger für öas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. W» UN» Spnchstunö» L»r Neüaktlon mit flu-nahm« Srr Sonntag» nachmittag- - Uhr. — Trirgramm.fiSrrss» r Lag» »latt fiu»»rzg»birg». Zrrnsprrchrr SS. w«"n Nn»«Ä Zür unv.riangt »tng.fanöt» Monuskrivt» kann Sew«hr nicht g.lrtgrt wrröen. Vie französische Gegenoffensive an -er Westfront gescheitert Massenfluch; aus Paris. — Neue furchtbare -eutfchr Fliegerbomben. — Vke Theonbeflekgung -es neuen Sultans -er Türkei. — Eine Krkegsztelre-e Wilsons. — ver russisch-englische Murmankonfllkt. — Vie russische Mobilisierung. — Lenin hofft auf eine europäische Revolution. — Se-enkllcher Sergarbeitersirelk in Englan-. — fluf -er Waffensuche in Irian-. -7- Ein mißglückter Hamburger Sörsensireik. — Militärische Zragen im Reichstage. AumToäe äesSuttans Mohammeä. Der neue Sultan. Seit der Regierungszeit deS Sultans Achmed I (1603 bis 1617) geht der Thron und die Würde deS Kalifen nicht auf den jeweiligen ältesten Sohn deS Sultan- Uber, sondern auf den ältesten männlichen Sproß der ganzen kaiserlichen Familie. Diese Bestimmung hat auch in die Staatsverfassung der neuen Türkei Eingang gefunden. BtS zum Jahre 1916 war ein Sohn deS Sultans Abdul Aziz, der Prinz Jussuf Jzzedin Thronfolger. Durch seinen Lod erhielt die Anwartschaft auf den Thron der jüngste Bruder deS jetzt verstorbenen Sultans, Prinz Wahid Ed bin. Dieser ist am 12. Januar 1861 in Konstanti nopel geboren, steht mithin im b8. Lebensjahre. Der un gewöhnliche Fall ereignet sich also, daß vier leibliche Brüder hinter einander Inhaber deS Sultanats geworden sind. Der erste der vier Brüder war Sultan Murad V, dessen Nachfolger Abdul Hamid, dem sein Bruder Mehmed V. folgte, der seinerseits nun dem jüngsten Bruder, Wahid Edoin Platz macht. Wahid Eddin ist in Deutschland kein Unbekannter. Anläßlich des Besuches, den Kaiser Wil helm im Herbst vorigen JaKreS dem Sultan abstattete, lud er den damaligen Thronfolger zu einem Besuch im deutschen Hauptquartier ein. Ende Dezember 1917 reiste Wahid Eddin nach Deutschland und hielt sich mehrere Tage an den Fronten und in Berlin auf. Der neue Sultan, der bis zum Au-bruch de» Krieges ziemlich zu- rückgezoge» auf dem asiatischen BoSporuSufer lebte, ist tn der Armee Division-general. Er hat zwei Töchter, von denen die eine, Olvie, 26 Jahre, die andere, Saliha, L4 Jahre alt ist. Besteigt Wahid Eddin den Thron, daun wird Thronfolger der Prinz Abdul Med schid, der der 48jährige Bruder deS erwähnten Prinzen Jussuf Jzzedin ist. Abdul Medschtd gilt ebenso wie der neue Sultan als ein aufgeklärter Mann, was wohl auch au» der Tatsache hervorgeht, daß er seinen jetzt 20 Jahre alten Sohn in Wien und Berlin studieren ließ. Obgleich Wahid Eddin bisher politisch nur wenig hervorgetretcn ist, darf mau al» bestimmt annehmen, daß die herzlichen Beziehungen, die bisher zwischen dem osmanischen Reiche und Deutsch land bestanden haben, keine Unterbrechung erfahren, sondern in der Person deS neuen Sultan- einen eifrigen Förderer erhalten werden. Proklamierung »er neuen Sultan;. Beisetzung Mehmed» V. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Mit großer Feierlichkeit fand Donnerstag vormittag die Biat genannte Proklamierung deS Sultans Mehmed VI. im Palast Top Kapu statt. Um 10 Uhr bO Minuten trat der Sultan in den Thronsaal ein, in welchem der Thron folger Abdul Medschid Efendi, die kaiserlichen Prinzen, der Großwesir, der Scheich-ül-Jslam, die Minister, daö Parlament und der Khedive versammelt waren. Nachdem der Sultan einen Augenblick auf dem Sessel neben dem Throne Platz genommen batte, begann die Zeremonie deS Biat, bet der die Anweseüden das Salschek (entfaltete Decke), das die Hand des Padischah darstellt, küßten. Nach dieser Zeremonie nahm der Sultan auf dem Throne Platz. Abgeordnete aus dem Nordkau- kasuS und Aserbeidschan wohnten der Feier bet. Ans da- Biat folgte oie Beisetzung der Leiche Mehmedö V-, die zu den rituellen Waschungen nach dem Palast Top Kapu gebracht wurde. Ter Sulla» folgte dem mit reichen bunten Decken behängten Sarge bis an da» Tor des Palastes. Dann begab er sich ans seiner Jacht nach Ejub, wohin die Leiche ans ein Motorboot aesckafst wurde. Dort fand die Beisetzung in dem von Mehmed V. errichteten Grabmal statt. Eine Wilsomeäe. Seitt» „KriegStziele." Am Tage der amerikanischen Unabhäugigkeit-er'klä. rang, am 4. Juli, hielt Präsident Wilson am Grabe de» großen ersten Präsidenten Amerika». Wa shington, in Mount Vernon «tn« Rede, in d«r er sagte» Ta» Grab Washington» ist keine Stätte de» Tode», sondern eine Stätte der Tat. SS ist sehr bezeichnend für Washington und fein« Helfer, daß sie nicht für eine Klasse sprachen, sondern für ein Volk. Ihr bewußte» Atel war, di« Mensch«» aller Klassen zu befreien und Der heutige MW MgsberW (Amtlich.) Große» Hauptquartier, 6. Juli. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Mehrfach« Angriffeversuch« de« Feinde» westlich von Langemark scheiterten. 2n dem Kampfabschnitt südlich der Somme blieb di« Artill«ri«tätigkeit tag»über gesteigert. Am Abend l«bt« sie auch an d«r übrig«» -<«r«»gruppenfront auf. -«»resgrupp« Deutscher Kronprinz. Zwischen Aisne und Marn« und südwestlich von Reim» zeitweilig erhöht« Gefechtrtätlgteit. Stark« Vorstöße de, Feinde» gegen den Lhlgnon-Abschnitt Wurden abgewiesen. Lrkundung»gefecht« in der Champagne. * * * Leutnant Bolle errang seinen 20. Luftsieg. DerSrsteGeueralquartterm-lst«» Ludeuporsf. 15000 Tonnen versenkt. (Amtlich.) Berlin» 8. Juli, «ine» unserer im Mittel' meer operierenden U-Boot« unter Führung de» Oberleutnant- zur See Ehren»b«rg«r versenkte au» stark gesicherten Geleitzügen 4 wertvolle Dampfer von rund 18 000 Brt. «in 8. Dampfer von etwa 80N0 t. wurde durch Lorpedoschuß schwer beschädigt, vermocht« aber wahrscheinlich einen nahen Hafen zu erreichen. Der Chef de» Admiralstabe» der Marltw. Amerika zu einem Zufluchtsorte für di« Men« schenallerLänderzu machen, wenn sie den Wunsch Hütten, die Rechte und Privilegien freier Männer zu teilen. Wir haben dieselben Ziele wie sie. (I) Wir in Amerika glauben, daß unsereTeilnah- me am Kriege nur die Furcht ist von dem, wa» sie gesät haben. Unser« Auffassung von dem großen Streit, in den wir verwickelt sind, ist folgender Aus der einen Seit« stehen di« Völker der Welt, nicht nur die, die am Karnpfe teilnehmen, sondern auch die anderen, die unter dessen Oberherrschaft lei den, Völker vieler Rassen und aller Teile der Wett, auch Rußlands. Ihnen gegenüber steht eine iso lierte Gruppe freundloser Regierungen, di« keine gemeinschaftlichen Ziele vor Augen haben, sondern nur ihren eigenen selbstsüchtigen Ehrgeiz zu befriedigen suchen, während i h r e Völker nur Brand st off in ihren Händen sind, Regierungen, di« Mit einer primitiven Macht bekleidet sind, di« au» einer Zeit stammt, die uns allen fremd und feindlich! ist. Vergangenheit und Gegenwart sind in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt. Das Ergebnis muß endgültig sein. Wir würden leinen Vergleich, keine halbe Entscheidung dul- den können. Es würde auch kein« halbe Entscheidung möglich sein. Tie verbündeten Völker kämpfen für die fol genden Ziel«, die verwirklicht werden müssen, b e - vor Frieden werden kann» Erstens: Vernichtung jeder Willkür und M acht, die für sich allein den Frieden der Welt stören kann, und wenn ihre Vernichtung jetzt nicht möglich ist, mindestens ihre Herabdrückung zu tatsächlicher Macht losigkeit. Zweitens: Regelung aller Fragen, sowohl der territorialen wie der DouveränitätSfragen, der wirt schaftlichen und politischen Fragen auf der Grundlage einer freien Annahme dieser Regelung durch da» Volk, da» unmittelbar dabei betroffen ist, und nicht auf der Grundlage.de» materiellen Interesse» oder Vorteile» irgendeine» anderen Volke», da» eine andere Regelung zur Ausbeutung seine» Einfluss«» oder seiner Herrschaft wünscht. ' . Drittens: EiMvilligung aller Völker, in ihren Ver hältnissen zueinander sich von denselben Grundsätzen der Ehre und der Achturlg vor dem GewvhphettSrecht der zivilisierten Gesellschaft leiten zu lassen, wie st« für die einzelnen Bürger,moderner Staaten gelten, derge stalt, daß alle Versprechungen und Verträge beobachtet , daß keine Sonderanschläg« und Verschwörungen ange- -«ttelt werden und daß wechselseitig Vertrauen geschah, fen wird auf der Basis wechselseitiger Achtung vor dem Recht. Viertens: Schaffung einer Frieden»0raa- nisation, die verbürgt, daß die gesamte Rtacht der freien Nationen jede Rechtsverletzung verhüten wird und die ein Schiedsgericht «inrichtet, dem alle internationa len Gegensätze unterbreitet werden sollen. Liese großen Ziele sollen den einen Gedanken zu- sammenfassen: Wir streben nach der Herrschaft des Rechts, gegründet aus Zustimmung der Regier ten und gestützt durch ein« organisiert« Meinung der Menschheit. * * * Wenn Wilson auch nur «inen kleinen Bruchteil der Ziele, die «r am Grab« deS großen Vorkämpfer- für Amerikas Freiheit mit so feierlichem Pathos verkündet, selbst zu verwirklichen bestrebt gewesen wäre, wenn er auch! nur «inen Funken von dem Geiste Washington» verspürt hätte, dann wäre Amerika dem Kriege fern geblieben, dann herrschte dort nicht der Lollar mit brutaler Gewalt, dann wäre Ame rika heut« da» Land der Freiheit, da» Washington im Kampf gegen England» Unterdrückung au» ihm schaffen wollte. So aber ist da» einst gelobte Land der Freiheit einem geldgierigen Despotismus auS- geliefert worden, der rücksichtsloser und gewalttätiger gehandhabt wird, al» einst in Rußland unter der Zaren herrschaft die Knute. Im Lichte dieser Tatsachen neh men sich di« heuchlerischen Phrasen, zu denen sich Herr Wilson am Grab« Washington» aufgeschwungen hat, nicht and«r» au» al» eine frech« und schamlose Läste rung. Wir werden auch mit diesem dreisten und groß mäuligen Präsidenten fertig werden! Der amerikanisch« Militarismus. In „SydsvenSka Dagbladet" berichtet ein Deutsch» Amerikaner: Kein Volk der Welt wird f> mundtot gemacht wie das amerikanische unter dem Regime Wilson». Der preußisch« MilttariSmu» ist absolut notwendig, um «in Land zu verteidigen, da fast von allen Setten von Feinden umgeben ist. Ader Amerika» unerhörten Militarismus, der sich kaum auf Bertetdtgungszweck« gründet, will man totschweigen. Ja, man traut sich ganz einfach nicht,, darüber zu spre chen. Ter größte Militarismus, den die Welt gesehen, wird zurzeit unter d«m Diktator Wilson ent wickelt. Die Kühlmannirede tm englischem Unterhaus. Im englischen Unterhaus« fragt« der Pazifist Ma son, was die Regierung zu unternehmen gedenk« im Hinblick aus die Erklärungen des Staatssekretär» von Kühlmann über die deutschen KriegSziel« im Reichstage. Der Unterstaatssekretär für auswärtige An gelegenheiten, Le eil, antwortete, er könne nicht ein sehen, daß e» nützlich wäre, auf so unbestimm te und unentschiedene Erklärungen hin etwa» zu unternehmen. Unsere Kriegsziel«, fuhr er fort, find allgemein bekannt, (!) aber wir warten verge bens auf eine klar« und unzweideutige Feststellung der KriegSziel« unserer Feinde. Schließlich ersuchte Mason darum, eine Erörterung der KÜHlmannschen Er klärung zu eröffnen, aber kein einzige» Mit. glied de» Hause» erhob sich zu seiner Unterstützung. Die Mesenschlacht im Westen. Der gestrige Abendbericht der Heeresleitung lautet: Bon den Kampffronten nichts Neue-. Scheitern der französischen Gegenoffensive. Die „Züricher Morgenzettung" schreibt, daß der erst« Teil der französisch-englischen Gegenoffensive bei Vieux Berquin und bet Eutry schon seit einigen Tagen al- erledigt und gescheitert angesehen werden könne. Die wenigen örtlichen Erfolge der Engländer und Franzosen stehen in einem großen Mißverhältnisse zu den dafür ge brachten Opfern: die deutsche Front habe sich al» allzu widerstandsfähig erwiesen, so daß Foch wenigsten» in diesem Abschnitte die Absicht der Durchführung größerer Aktionen aufaeaeben zu haben scheine. Während di» amt lichen französischen Blätter Ende letzter Woche noch sehr siegeSzuverstchtltch klangen, sind sie seit Beginn dieser Woche auffallend knapp geworden. Dasselbe Züricher Blatt meldet: Nach einem Berichte de» „TeeoloC au» Part» wurde dal» vom Krieg»gebt«te weit entfernt liegende, dt«