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Donnerstag, äen 4. Juli lSI8 tZ. Jahrgang Nr. 1L3 Mer Tageblatt ML -lnzeiger für Sas Erzgebirge WM mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: ^luer Sonntagsblatt. KÄlWW« »Ä MuVä-d,ß«u?""»f! Sprechgunü« -er Ne-aktlon mit Ausnahme »er Sonntag» nachmittag» »—s Uhr. — T,l»gramm.flür»ss» r Tageblatt flu,»rzg»blrg». Z»rnfpr«ch»r SSr »!nn »t."nutza»»"Ü» Zür unv.rl°ngt »tng.fanü,. Manuskript« kann «.währ nicht g.I.istrt w«°,n.MaLWL Sultan Mohammed V. gestorben. plötzlicher To- -es türkischen Sultans. — Eine bewegte Nekchstags-ebatte. — Segknn -es Kühlmannprozesses. — Vke Zurcht vor tzin-endurgs ueuea Schlägen an -er Westfront. — yestigr Kämpfe an -er Somme. Wunktionslkeferungen -er Schweiz. — Angebliche Zrle-ensbefprechungen in -er Schweiz. Vpaastiefelu-llche Machenschaften in Oesterreich. — Schwere Nöte la Nußlaa-. — Mlnisterkrise in Hollan-. — 1,S Milliar-en Schä-en la Ostpreußen. E, velag der Schul ttautsci lat die ' )ele, Fette — Lletchfal vorhanden, «in ret> :aftwagenpark, Tankanlaaen mit 70000 Utter i -00 Liter Petroleum, 8S0000 Gasmasken, ' t 4 Fluazeuqen neuester Konstruktion in willkommener k htnauSgegangen. (Zuruf: Rußland!) W t^r nicht zum Fried , ' lands, uns zu vern 14500 Tonnen versenkt. (Amtlich.) Berlin, S. Süll. Sm Sperrgebiet um Eng» land wurden durch unser« U-Boot« läöüü Brt. vrrsentt. Der tthes de» Admlralstabe» »er Marius. Abg. Schetdemann (Soz.): Wer hindert die Auf- üsung de» Abaeordnetenhauses- Wer hält den Belagerungszustand aufrecht- Wer macht den Schutz r illusorisch V Wer hat di« Wiederkehr der lbordnung nach Berlin verboten- Wer ' . ..Uert» Alle» die» tat -eereslettung. Zum verständnisvollen ten mit der Regierung ist voll« Klarheit Der heutige anltWe MgsberW (Amtlich.) Troße« Hauptquartier, 4. Juli. westlicher Uri«g«fchauplatz. -»«»»grupp« Nroaprint Rupprecht. Dl« <li«f«cht,t8tigieit lebte am Abend in einzelne« Ab« schnitten auf. Seit frühem Morgen stark«« F«u«r de« Arindi« d«id«r- seit, der Somme. Hier hat sich 2nfant«ri«kampf entwiSett. -»»«»grupp« Liutsch«, Kronprinz Heftig, L«ilangrlff« der Franzos«» nördlich d«r Al«ne. v«stlich von Moulin-Louii-Iouvint wurde der Feind im Gegenstoß in unseren vorderen Kampslinien abgewiesen. Sm übrigen brachen sein« Angriffe vor unseren Hindernissen zusammen. Srneut« Vorstöße de» Bigner» westlich von Lhatiau-rhierrg scheiterten. -«»«»grupp, v. Sallwitz und -erzog Albrecht. Sin stärkerer Vorstoß de» Feinde» ans dem östlichen Maa«us«r wurde abgewlesen. Im Sundgan machten wir bei erfolgreichen Unternehmungen Gefangen«. * » E Leutnant Udet errang seinen 40., Leutnant Stamey seinen 2S. und 80. Luftsieg. »«» »rsts Geusrakqusrtiermslfter Ludeudsrss. Die letzte Beute im Osten. AIS die Friedensverhandlungen in Brest-Lttowsk durch die Weigerung Trotzkis, einen Friedensvertrag zu unterzeichnen, gescheitert waren, begann am 18. Februar, mittags 12 Uhr, der letzte deutsche Vormarsch. Die russische Armee war völlig demoralisiert und nicht mehr in der Lage, uns irgendwelchen nennenswerten Widerstand ent« gegenzusetzen. In kopfloser Flucht ging sie vor unseren mit Tturmgeschwindigkett vordrtngenden Truppen zurück. Dem wilden Durcheinander auf russischer Veite entspricht denn auch die Beute, die wir in den letzten Kampf wochen gewonnen baden. Die Zahlen, die die Zett vom 18. Februar bis 2. April umfassen, sind von einer erstaun lichen Höhe, und nur hieraus erklärt eS sich, daß trotz deS bekanntlich sehr schnellen Arbeitens unserer Militärverwal tung erst nach Monaten ein abgeschlossenes und dabei zu verlässige» Bild über den Urmang und vor allem den Wert dieser Beutemassen erzielt werden konnte. To g« rieten 4 Armeestäbe, S Korps täbe, 17 DivistonSstäb. mehrere Regimentsstäbe, 4811 Offiziere und 77 342 Mann in Gefangenschaft; 4381 Geschttze mit 2 867-00 Schuß Artilleriemunttion, 1263 Minemverfer, S4S0 Maschinenge wehre, 7-1972 Gewehre mit 102 2-0 SOO Schuß Infanterie munition wurden erbeutet. An fahrendem Material fielen 2100 Lokomotiven, 26 6-0 Eisenbahnwagen, 63 102 Fahr zeuge (dann 186-0 Pferde), 1278 Kraftwagen, 22 Panzer wagen, 27 Tankwagen, 28 Werkstattwagen und 170b Feld- kllchen in unsere Hand. 1S2 Flugzeuge, 1 Panzerzng, 1 Etsenbahnzug mit Geschützen und 6 Lazarettzüge ver vollständigten oie Beute. Allein bei der in Liv- und Estland operierenden Armee wurden 1172 Offiziere (dar unter - DivisivnSstäbe) und 1-999 Mann gefangen ge nommen, I-63 Geschütze, 636 Maschinengewehre, 18b Mi- nenwerfe«, 90 663 Gewehre, 27 Flugzeuge erbeutet. An fahrendem Material nahmen diese Truppen 228-2 Fahrzeuge, 113 Personenkraftwagen, 206 Lastkraftwagen, 67 Krafträder,2 Pauzerkraftwageu, 18 Sanitütbkraflwagen, 6 Tankwagen, 13 Werkstattwagen, 6 Auhängerwngen und einen Scheinwerferwagen. An Etsenbahnmatertal gerieten 1S2 Lokomotiven (Breitspur), und 987 Waggon« (Schmal- spur) in unsere Hand. Von Interesse wird es sein, einen Blick in die bedeu tenden Lager einer Bcutesanruielstelte zu tun. Die Spuren des kopflosen Rückzuges der plündernden und raubenden Gardisten sind auch tu der frühere» russischen Etappenstadt PleSknu noch nicht verwischt. Ein wilde« Durcheinander der Geräte, Wagen, Autos, Kanonen in Mengen, die nur zu klar die Uulerstiitzung der mächtigen Freunde jenseits des großen Wassers erkennen lassen Die Vorräte, die hier aufgestapelt liegen, lassen fast jeden Begriff für Werte schwinden. Insgesamt sind ungefähr -000 Waggons Doppelladung im Werte von einer halben Milliarde Mark an Kriegsbeute der deutschen Heeres verwaltung tu Pleökau zugefallen. 1300 Waggon« M u- nttion im Werte von 200 Millionen Mark — Granaten von 22 Ztm. bi« zur Infantertemunition ge ordnet in Kisten nut englischen und russischen Aufschriften — Sprengstoffe, Handgranaten und vieles mehr geben nur ein kleines Bild dieser gewaltigen Mengen. Am Bahnhof, in Rethen geordnet, die erbeuteten Geschütze; eine statt liche Zahl von 2S4 Stück, darunter 4 neue japanische Haubitzen, ungefähr 800 Maschinengewehre, alle» fast sofort wieder verwendbar. Im BekleidungSlager—> ein zweistöckiger hölzerner Bau — liegen Ballen bis zur Decke aufgestapelt. Auf jedem Ballen ein Zettel mit Inhaltsangabe: 223 000 Stück Letnenwäsche, 96 000 Stück Wtnterwäsche, Strümpfe, Fußlappen, Decken, usw. im Werte von fast b Millionen Mark. Das Läger an Sanität «material und Medikamenten hat «inen Wert von 10 Millionen Mark. E« enthält chirurgisch« Instrumente, Arzneien, Wäsche, Verbandzeug, — ja sogar Damenwäsche und Röcke für da» Dchwesternpersonal. Der Befehl, das Lager niederzubrennen, ist kurz vor Eintreffen der deutschen Truppen gegeben worden, wurde aber ver- nünfttgerweise nicht auSaesührt. Kriegsmaterial, Fahrzeuge, Maschinen, Werkzeuge sind im Werte von 8 Millionen Mark, Rohstoffe -- Kupfer, Messing, Felle, Häute, Ehern i kalten, Leinsaat, Oele, Fett« — gleichfalls im Wert« von 8 Millionen Mark vorhanden. Gin reich außgestat- teter Kraftwagenpark, Tankanlaaen mit 70000 Liter Benzin und S2S00 Liter Petroleum, 8S0000 Gasmasken, s" -euahallen mit. 4 Flugzeugen neuester Konstruktion - , . - . . .. 8 Doppeldeckern ergänzen die Beute in willkommener Weis«. > etwa» durchzusühren, was di« lands mit den übrigen Völkern herbetführen könne. Kein deutscher Proletarier darf die Hand dazu bieten, Waffen zu schmieden, welche der Reaktion in Rußland zum Siege verhelfen. Ich rufe das deutsche Proletariat von dieser Stelle zur Revolution auf! (Großer Lärm bei der Mehrheit.) Präsident Fehrenbach: Ich rufe den Redner zur Ordnung! Vkekanzle» von Payer r Ich habe angesichts de» Ordnungsrufe» den letzten Worten de» Abg. Ledebour gegenüber nicht» zu ant worten. Der Abg. Schetdemann hat, wenn ich recht gehört habe, erklärt, gegen den Etat stimmen zu wollen. Diese Demonstration werden wir ertragen müssen, praktische Folgen hat sie natürlich nicht. Der Sache de» Vaterlandes, de» Volke» und der Freiheit hat «r damit nicht genützt, Die Forderung de» Abg. Schetdemann nach einem ebren- vollen Frieden ohne Beeinträchtigung Deutschland» bet den Friedensbedingungen können wir ohne weitere» unter schreiben, wir sind über diese Formulierung sogar noch ' 7 ' " Wir kommen en, bevor nicht der Wille Eng- , „ Nichten, gebrochen sei. Die Differenzierung zwischen der Obersten Heeresleitung hätte nicht ausgesprochen werden sollen. (Lachen.) Diese Schil derung ist falsch und bekundet auch ein geringe» Maß von Dankbarkeit gegenüber der Obersten Heeresleitung. Kritisiert man sie auch, so darf doch nicht vergessen werden, wa» sie für Deutschland geleistet hat. (Bravo!) Dadurch verletzt man auch die Gefühle weiter Kreise de» deutschen Volke«. (Sehr richtig!) Wie kann man bet uns von militärischem Absolutismus re den - MeinungSverschiedenheiten zwischen der zivilen RetchSlettung und der Obersten Heeresleitung müssen ausgetragen werden unter dem Gesichtspunkt eines siegreichen AuSgange» de» Krieges. Wo sind die Ereignisse, welche bekunden, baß die tjivilaewalt kapitulierte vor oer Obersten Heeres leitung- Der Rat deS Abg. Scheidemann, daß wir unS baldigst zurückztehen möchten, war unangebracht. Zum Vergnügen sitzen wir nicht hier, wir dienen dem Vaterlands in seiner schwersten Zeit. (Bravo!) Sollen wir über den Kopf der Obersten Heeresleitung Politik treiben- Wir haben sehr wohl ein Herz für die Nöle de» Volke», für dis leiblichen, wie auch sür die geistigen. Ge wisse Beschränkungen der persönlichen Freiheit muß sich jeder gefallen lassen. E» ist richtig, e» steht außerordemlich viel auf dem Spiel. Häctru werden be- seitigt, Besserungen sind schon etngetreteu, wir kommen allmählich in erträglichere Verhältnisse hinein. Mau würde besser tun, wenn mau ab und zu auch an dteOpfer - Willigkeit der Bevölkerung appellierte Wir sollten un» nicht auSetnanderrtngen, sonde>nwir sollten Zusammenarbeiten. (Sehr richtigI) Wir bitten um ihr- Unterstützung in unserem Kampf bi» zum Siege, bi« wir zum Frieden gekommen sind. (Lebhafter Beifall.) Abg. Graf Westarp (kons.): England allein hat chuld, wenn unser Volk Not und Entbehrung tragen muß. Wir führen immer noch einen Verteidigungskrieg. Wir verteidigen unser Dasein, wie auch unsere Zukunft. WaS un» dem Frieden näher gebracht hat, ist nicht die Politik der Sozialdemokratie und der Friedensangebote, ändern lediglich der militärische Erfolg. (Bravo!) stur der Steg zu Lande und zur See kann Eng- änd und die übrige Welt zur FrtedenSbereitschaft zwingrn. Die Regierung darf nicht angesehen werden als Vollzugs ausschuß des Parlamentes und besonders der Sozialde mokratie. Wenn Schetdemann» Reden längst vergessen ein werden, werden Hindenburg» Taten noch lang« m deutschen Volke wetterleben. (Beifall.) Abg. Thoma (natl) Unsere Feinde wollen keinen Frieden, aus dem Deutschland in Ehren hervorgeht. Was rutsch war, muß deutsch bleiben. Erklärt die» England, dann kommen wir dem Frieden näher. Wir wollen verständnisvolle» Zusammenarbeiten bi» zum Schluß n Ehren. MgspolM im Zeiekrlage. Lrärbourr UtiffslOelung rur Revolution. Der frleäenrvemag mit Rumänien. Uns der Tagesordnung der gestern (Mittwoch) wieder anfgeuommeuen Sitzungen des Reichstags stand die 3. Lesung des HmlShaitpümeü in Verbindung mit der 2. Lesung deS F> iedeuvv ertrage« mit Rumänien, Abg Gcheidemaun (Soz.): Gegen einzelne Punkte des FriedeuSveltrageS haben mir Bedenken, so gegen die Dob rudschasrage. Unsere endgültige Stellungnahme behalten wir uns vor. Hinsichtlich deS Schutzes offener Städte hinter der Kampffront gegen Fliegerangriffe muß die deutsche Negierung die Initiative ergreifen England stellt die Leichen der bet Fliegerangriffen Getöteten aus, um die KriegSstinunung zu Heven, bet unS darf ntchti über solche Vorkommnisse veröffentlicht werden. Welchen Sinn soll dies wahnsinnige Fran en- und Kin dermorden haben? Munitionsfabriken oder wichtige Bahnknotenpunkte sind bet unS noch nicht getroffen worden. Wird die deutsche Regierung mit ihrer Anregung von den Feinden abgcwtesen, dann haben wir wenigstens einen moralischen Erfolg. Die Auffassung, welche Staatssekretär v. Kühl mann ausgesprochen hat, wird von allen ehe maligen Reichskanzlern, Staatssekretären und Diplomaten geteilt, wenn sie e» auch nicht sagen. Machen wir mit dem ganzen Lügenkram ein Ende. Lassen wir an die Stelle der Friedensoffensive eine Offensive der Wahrheit treten. Der wahre Weltfrieden kann nicht durch das Schwert «rrctcht werden. DaSist nur möchstch durch die Umbildung der Geister, die politische Tat. Wir wünschen eine Regierung, die auf Ihrem Gebiet wie die Heeresleitung auf dem ihrigen es versteht, ihre Gegner zu besiegen. Jetzt geht der «ine Wunsch durch da» Volk: Schluß! (Zurufe rechts.) C« steht viel auf dem Spiel, e« geht um da» Leben von Millionen. (Beifall bet den Sozialdemokraten.) Abg. Ledevour (unabh. Soz.): Bet un» regiert immer noch di« Los. und Mtlttarkamarilla. Da» Eigenartig« ist, daß Staatssekretär v. Kühlmann nicht die Konseauenzen au» seiner der Kamarilla entgegenge setzten Haltung zieht. Di« Kamarilla zeigt sich auch in dem Wort« Hindenburg», baß Elsaß-Lothrtngen an Preußen fallen müsse. Der Reichstag will dt« . . . . . .Selbständigkeit Elsaß-Lothrtnaen» erhalten wissen. Dieibat di« Red« Kühlmann» -enst Flug-jukrainisch« Politik zeigt die Unfähigkeit der deutschenidt« Oberst« HeereSlettung. H > uno Regierung und ihrer militärischen Hintermänner, irgend! Zusammenarbeiten mit der Regien Weile.letma» durchzusühren, wa» dt« Aussöhnung Deutsch-Un der Friedensfrag« notwendig.