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Ireitag, äen S. Februar ISIS 13- Jahrgang Mer Tageblatt MH Mzeiger für Sas erzgebirge Äs-K-TKÄW mit öer wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /luer Sonntagsbla«, feä!« VL «prechstun», »er N.üaktion mit flu-nahm» »er Sonntag, nachmittag» 4-S Uhr. — Telegramm-flüress»: Tageblatt ^»«rzg.dlkg,. Zernftrechee SS. -IU" p,ftaaft«it,n UN» Zür unverlangt »lngefonSt, Manuskript» kann Srwähr nicht geleistet werSen. Nr. 33 Regierungskrise in Oesterreich — Eine Reüe ^n-rassps. — Eine Mahnung an Trotzki. — Warnung an öl» Zranzofea, Vle Thronrede des englischen Königs. 32 Die Zrieäensverhanälungen. Sin« letzte Mahnung an Trotzki. Ti« „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ichreibu Mit Spannung und ruhiger Erwartung steht das deutsche Volk auf den Wiederbeginn der Derhänd- lungen. Unsere Diplomaten haben bis jetzt Herrn Trotzki äußerst« Geduld und weitestes Sntg egen kom men bewiesen, um den Russen Gelegenheit zu geben, durch «inen Frieden der Versöhnung und Verständigung den Weg des Kompromisses zu einer für beide Länder befriedigenden Lösung zu finden. Die bisherigen Ber. Handlungen und der begleitend« Chorus der russischen Funksprüch« zeigen nicht, bah die Russen dies Ent gegenkommen und diese Geduld zu würdigen verstanden hätten. Sin Gipfelpunkt der Entstellung ist es, wenn Trotzki jetzt nach Petersburg telegraphierte, daß die Deutschen ds« Verhandlungen verschleppen. Mit der Ukraine schreiten die Verhandlungen in gu tem Tempo fort. Gelingt es, «inen Abschluß mtt der Ukraine zustandezubringen, so kann die Entwicklung der Friedensverhandlungen mit Harrn Trotzki uns gleich, gültig sein, verscherzt sich Herr Trotzki durch man gelnden FrtttenSvtllün seinerseits die letzte Möglich* kett, dt« ihm für einen Arteden und damit Mr «ine Erlösung de» unter dem Kriege zusammenbrechenden Rußland Angehen ist, so werden nicht die Mitternächte, Gesinnung das Wort gegeben r „So sorge nun, wer tönigstreu ist, Laß er dem Künjg Helf«, seine;« Worte ireu sein zu können. Tas uneingelvste versprechen liegt oi« ein Block im Strvmlauf. Still sammeln sich di« Wasser vor dem Hemmnts, bi» sie ihn schäumend über spülen. So wird es sein, wenn jetzt der große Anlauf stockt oder mit einem Scheinerfolg «rdigt. Tann wird vielleicht zuvörderst, sobald die äußere Lag« es gestat tet, dis Gegenströmung «tnsetzen. Die Wolken des Groll werden sich sammeln, der Reif des Hader», die Blüte der gwßen Frühlingszeit zernagen und verkümmern. Und kommen wird doch, was decheißen war, nur nicht als Gabe freier Ueberzeugung, al» Zeichen der Einheit, sondern im Ringen von Macht gegen Macht. Di« da Kämpfe nretden wollen, werden Kämpfe entfachen." So ist es in der Tat; alle die, denen di« Jrrgfinge der Streikwoch« «ine willkommen« Gelegenheit sind, die vom Kaiser und König gewollte Ernenerungspolitik zu durch, kreuzen, und di« von ihm gewünscht«, well al» not wendig erkannte Veränderung der Welt zu verhindern, würden, wenn ihr Vorhaben gelänge, nur Verwirrung und Unheil ansttsten. Alle dies« schlechten Pfadfinder müsse,» lernen, sich und ihre Sondminteressen nach dem Vorbild der Kaiser» zu überwinden. Das Vertrauen äes Römgs. T«r Kaiser hat al» König von Preußen d«m Her. renhaus auf dessen Geburtstagswunsch , »in Danktele- gramm gesandt. Dies Telegramm, dessen Wortlaut wir gestern mttteilten, ist in mancher Hinsicht eine po litische Kundgebung, es ist darüber hinaus «in« Enthüllung wahrhaft deutscher Gesinnung und vollende ter Menschlichkeit. Es heißt: „Die innigste Ver bindung von Krone und Volk, die Ich als hei liges Erbe von Meinen Vätern ,übernommen habe, stammt aus den harten Zeiten, durch di« Preußen zu seiner weltgeschichtlichen Rolle erzogen werden »nutzte. Möchten diese schweren Jahre, deren Ernst Ich kraft der Mr von Gott auferlegten Verantwortung nur umso tiefer empfinde, dieses Vertrauensverhältnis stärken und vertiefen, damit es sich bewähre in den Kämpfen, die noch vor uns liegen und bei den großen Aufgaben, die svir nach siegreichem Frieden in einer veränderten Weltzu lösen haben werden." Tas Telegramm ist am 30. Januar aus dem Großen Hauptquartier datiert; es ist also abgesandt worden, nachdem di« Ausstand», bewegung der Arbeiter ihren Höhepunkt bereits über schritten hatte. Und darin möchten wir das besonders Erfreuliche dieser königlichen Kundgebung sehen. Sie be. slätigr in vollem Maße eine Aeußerung, die der Ober bürgermeister von Berlin in seiner Kaiser-Geburts lagsrede getan hat: „Der Kaiser hat — was er selbst die Bedingung des Sieges nannt« — die Nerven be halten, und er hat mehr als einmal sich selbst über- Wunden. Kgmen ihm Stunden der Anfechtung, sie sind sein Geheimnis geblieben, haben die Seinen nicht beunruhigt, di« Gegner nicht ermutigt." Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß der Kaiser durch, den Streik eines Teiles der deutschen Arbeiterschaft auf pa schmerzlichst« berührt worden ist, und es wäre wahrhaftig nicht zu verwundern, wann ihm solch Man gel an politischer Einsicht und kameradschaftlicher Treu« am deutschen Volke hätte irre werden lassen. Aber: er hat die Nerven behalten, und die Stunde der An fechtung ist sein Geheimnis geblieben. Ja, mehr al» das, er hat keinen Augenblick gezögert, die ihm zuge. fügte Enttäuschung zu überwinden und aus seiner tiefe ren Einsicht in das Wesen des deutsch«» Volke» sich, ohne Schwanken weithin sichtbar wieder dazu bekannt, daß um des Reiches willen und durch, jahrhundertelang« Geschichte bedingt, Kron« und Volk, in innigster Verbindung zueinander gehören. Durchaus im Ge gensatz zu jenen Agitatoren, di« den schweren Irrtum des Streiks am liebsten dazu benutzen möchten, eine unüberbrückbare Kluft zwischen Boll und Krone zu sprengen, bekennt sich der Kaiser dazu, daß wa» auch immer dies« schwer«» Jahre gebracht habe»» und brin gen mögen, alles letzten Ende» dazu dienen müsse, jerre» erprobte und lebensnotwendige ^Vertrauensverhältnis zwischen Krone und Volk zu stärken und zu vertiefen Er hat die Nerven behalten, und er Har sich, selbst überwunden. Zugleich aber hat er sich, so zu einer Auffassung bekannt, die der Berliner Oberbürgermeister in der bereits genannten Geburtstagsrede folgender- matzen umschrieben hat: „Tas alt« Preußentum geht so leicht nicht unter; es wird mit seinen kernigen Eigen- schäften auch den neuen Stoff durchdringen. Nur muß kühnes Vertrau«» auf di« starke innere Gesundheit unseres Volkes walten, nicht die Berech nung des Machtbesitzes. Am eigenen Haarschopf hat sich außer dem seligen Münchhausen bisher noch niemand in die Höhe gezogen; aber dem, der sich selbst überwand, erwächst Gewinn, auch in der Welt der Lar- ten Wirklichkeit. Wenn alle sich, gleichberechtigt und gleich verantwortlich zusammenftnden, dann wird der Wir- kungskrets auch dem Einzelnen vermehrt". Da- ist rest. los auch de» Kaiser» Meinung; ausdrückliche unterstreicht er in seinem Telegramm an das preußisch« Herrenhaus, baß die großen Aufgaben, die nach einem siegreichen Frieden zu lösen sind, in einer veränderten Weir erfüllt lverden sollen. Tamit bekennt §ich der Kaiser und Kö nig abermals zu dem großen preußischen Reformwerk und abermals dazu, daß er da- deutsche Volk, und«, kümnwrt um dessen zuw«tl«n zögernd« Nachfolge, un bekümmert auch um die «rkenntnislos« AuSstandSbewe- gung der vergangene» Tage, Mr reif und einer neuen Freiheit für würdig hält. Solch« wahrhaft kaiserlich« Gesinnung verdient Dank und Treue. Und abermals sei dem Oberbürgermeister Wermuth zur praktischen Aus- legung und zur politischen Umsetzung solcher kaiserlichen sondern Trotzkis eigen« Partei und da» au» tausend Wunden blutende russische voll di« R«chnung zu be zahlen haben. Kein« relcuoapheuverttuvnuO Petersburgs Vrest-kttowSk. Seit vier Tagen sind di« dtr«kt«n Telegraphenver, btndungen mit Brest-Litowsk unterbrochen und bisher ist dens frage veröffentlicht worden. Die Schlagwort« unserer Mein»«. Zn einer Red« im ungarischen Abgeordnetenhaus« erklärte vorgestern Graf Andrassh u. a.t viel« wollen den Frieden um jeden Preis. Da» wär« das größt« Verbrechen gegen di« Nation! (Stürmischer .Beifall.) Ml« Schichten der Gesellschaft, namentlich aber dt« Arbeit«», würden schwer bü ßen. Alle Schichten und Klassen der Bevölkerung müs. s«n dahin wirken, daß dieser Kampf nicht mit dem Nie derbruch der Nation endet. Tz« erste Vorbedingung ist hierfür, daß wir einheitlich bi» zum letzten Augenblick «ushalten. ES ist zweifellos, daß wir unter dies«« schrecklichen Krieg viel zu leiden haben. Die Sus» hungerungspolitik unserer Feinde hat in gewis ser Hinsicht Früchte gezeitigt; sie werden aber ihr Ziel nicht erreichen. Unser« Feinde sehen ein, daß sie militärisch uns nicht bezwingen können und daß auch ihr« AuShungerungStaktik zu keinem vollen Erfolg führen kann. Jetzt versuchen st«, durch gewissenlos« Aufreizungen In Deutschland wie m Oester reich und in Ungarn revolutionär« B«w«g«u- gen zu entfachen. Es ist dje Pflicht der Regierung und aller patriotischen Element«, gegenüber dieser Gefahr bis zum äußersten zu gehen. ^Stürmischer Beifall.) Unser« Feinde arbeiten mit zwei Schlagworte«. Zunächst mit d«m Selbstbestimmung-recht der Völler. Damit wollen ft« insbesondere die Monarchie rernichten. Bei uns fand glücklicherweise diese» Schlag- wort wenig Widerhall. Gin um so größeres Echo ries e» aber in Oesterreich hervor. Da» zweite Schlag wort, mit dem unsere Feind« arbeiten, ist die sozial, Revolution, und diese wird von der volsch«. wiki-Regierung unterstützt. Nach meiner Ueber, zeugung tragen sich di« Bolschewik! nicht ernstlich mtt grledensabsichten. ES wurd« klar, daß sie auch während der Brest-Lttowsker Verhandlung«: all« Mittel d«r Agitation denutzten, um bet un» Re volutionen zu organisier«». Sie suchen jetzt die Per. Handlungen in di« Läng« zu ziehen in der Hoff nung, mtt der Zeit ihr Ziel'erreichen zu können, wir sehen, wie st« gegen di« Ukraine und gegen Finnland Vorgehen. Si« würde« sich in die Angele genheiten Polen» ebenso etnmengen, wi« sie sich auch jetzt In die Angelegenheiten der Ukraine und Finnland» emmengen. Eine Thronrede de» König» von England. Ter König von England richtete am Mittwoch ein« Ansprache an da» Parlament, in der er zunächst des Eintritte» Amerika» in den Krieg ga- dacht«, dem derjenige anderer neutraler Staaten folgte, und so praktisch dt« ganze zivilisiert« wett in einer Kampflinie gegen die gewissenlosen Angrei fer" vereinige. Rußland konnte die Früchte seiner Opfer nicht ernten, es hab« gegenwärtig aufgehvrt, sei nen Anteil an der alliierten Aufgabe zu tragen. Mit. ten in der Verwirrung wechselnd« Ereignisse bestehe der Entschluß der Demokratien der Wett, «inen gerechten und dauernden Frieden zu sichern, klarer dimmte. Die Thron rede erwähnte sodann dt« Ereignisse in Palästina und Mesopotamien, sowie in'Afrika, wo d«r Feind den letzten Rest seiner kolonialen Besitzungen verloren ha be, und bezeichnete dt« erfolgreich« Fortsetzung des Kriege» al» weitere» erste»Liel. bezüglich Ir land wird als Hoffnung ausgedrückt, daß trotz aller Verwickeltheften des Problem» ein« Lösung hinsichtlich der Regierung Irlands möglich sei, Über dt« ein Kon vent von Vertretern da» irische» volle» gegenwärtig berate. Lorv Lausvowue gegen Lloyd Georg«. „Tailh News" meldet: Lord Lan»dvwne hat im Oberhaus« «in« Anfrage an Balfour «tngebr«ht, in ivelcher Weife die Beschlüsse der Pariser Entente- Konferenz mtt den Erklärungen Lloyd Georg«» ge genüber den Gewerkschaften, di« von eine« Verstän digung» frieden mit dem Feind« gehandelt hätten, in Einklang zu bring« seien. Versenkung eines amerikanischen Truppentransporläampfers. An der irische« Küste. Da» Reutersche Büro meldet amtlich: Der Dampfer „ToScania" der Anchor-Linie, 14348 Bruttoregistertonnen, ourde in der Nacht zum 5. Februar mit amerikani- i chen Truppen Bord in der N ihe der irischen Küste torpediert. Im ganzen befanden sich 2397 Personen an Bord. Hiervon wurden 2187 gerettet. Nach den bisherigen Angaben befinden sich unter den Geretteten 76 Armeeoffiziere, 1935 Mannschaften, 16 Schiffsoffiziere und 125 Mann der Besatzung und 3 Passagiere, sowie Personen, über die keine näheren A. gaben vorliegen Der heutige uiuttilhe Kriegsbericht. «Amtlich.) Groß«, Hauptquartier, 8. Februar. Westlicher Krieg-» saiaupla, Fast an der ganzen Front war di« Gesechtstätigkett gering. . . , Auf dem östlichen Maasufer bei Bezonoau» und süd- in Petersburg keine amtlich« Meldung über die Frte- westlich von Ornes brachte unsere Infanterie von Ertundun- gen ein« Anzahl Gefangen« ein. Tagsüber blieb die Ar- tillerietSiigkelt in diesen Abschnitten tätig von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neue». De» Erste Geueralquarttermetster Luvenvorsf.