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13. Jahrgang"" /luer Tageblatt KZW /lnzeiger für das Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. VÄ-NN« Sprechgun-i üer Neüaktton mit Muenahm» -«» Sonntage nachmtNag» 4—S Uhr. — Lelegramm-siüress», Lageblatt flueerzgeblrg». Fernsprecher LS. »m»!i«*^ufe8^?!! ffüAA Wh»« S-st-Üä-"," Zür unverlangt »ingesanSt» Manuskript» kann Sewühr nicht geleistet werben. Är. 12 Dienstag» äen )S. Januar ^918 Winkelzüge -er Russen in Srest-Litowsk. Unterbrechung -er verhan-lunge«. — Scharfe Zurechtweisung -er Russen. Die Bedeutung Antwerpens für DeutfchlanL. Antwerpen ist ost — auch schon lange vor dem Kriege — al» «in „deutscher Seehafen" bezeichnet worden. Und es ist interessant, daß Paul Arndt in der „Zeitschrift für Sozialwissenschaft" den Versuch macht, di« Berechtigung dieser Bezeichnung auf Grund statistisch feststehender Tat sachen zu untersuchen. Was den Seeverkehr Antwerpen» be trifft, so zeigt sich zunächst die Geringfügigkeit der eigenen belgischen Seeschiffahrt: nur etwa 6 Proz. des Seeverkehrs de» belgischen Haupthafens entfielen auf die heimische Flagge. Antwerpen war vor dem Kriege ganz international. Zwei Flaggen, die englische und die deutsche, beherrschten mehr als drei Viertel des Verkehrs, erstere mit 44, letztere mit 32 Proz. Die deutsche Flagge war in Antwerpen in unauf haltsamem Vordringen begriffen. Während ihr Verhältnis zur englischen im Jahre 1918 etwa 3 : 4 war, war es im Jahre 1900 erst 1:2 (1884708 zu 3210678 Reg.-Tonnen) gewesen. Was die Menge der ab- und aufgeladenen Güter betrifft, so stand Deutschland im Antwerpener Auslands- verkehr im Jahre 1912 sogar an erster Stelle. In Antwer- pen gingen nach oder kamen von Deutschland 3865000 Tonnen (Einfuhr 2269000, Ausfuhr 1696000 Tonnen): England stand mit 3080000 Tonnen an zweiter Stelle. In dem benachbarten Gent, dem zweitgrößten Seehafen Belgien», war übrigen« das Verhältnis für England noch ungünstiger (Deutschland 966000, Frankreich 819000, England 771000 Tonnen). Auch die Gesamtziffern der Be teiligung der einzelnen Länder am Umschlagsverkehr in allen belgischen Seehäfen zeigen, welche überaus starke Stellung Deutschland im belgischen Seeverkehr vor Kriegsausbruch er rungen hatte. Im Fluß- und Kanalschiffahrtsverkehr Ant- weipms mit dem Ausland« stand Deutschland ebenfalls trotz der mangelhaften Verbindung des Hafens mit dem Rhein bei weitem an der Spitze. Es übertraf besonders Frankreich in dieser Hinsicht gewaltig. Auf den im Jahre 1912 aus Deutschland gekommenen Schiffen mit einem Laderaum von ungefähr 2,9 M'll. Tonnen sollen nach einer belgischen Sta tistik Güter im Gewicht von 2,17 Mill. Tonnen eingeftthrt worden sein, während 1,3 Mill. Tonnen auf den Rheinschis- fen von Antwerpen nach Deutschland befördert wurden. Unter den Ländern, die vor dem Kriege den lebhaftesten Warenaustausch mit Belgien unterhielten und es im inter nationalen Verkehr als Durchfuhrland benutzten, stand Deutschland bet weitem an erster Stelle. Der gesamte bel gische Auslandsverkehr belief sich auf insgesamt 13783 Mill. Fr. Von dieser gewaltigen Summ« entfielen auf Deutsch land 8032 Mill. Fr., England 1730 Mill. Fr., Frankreich 2602 Mill. Fr., die V. St. von Amerika 780 Mill. Fr. und Holland 1140 Mill. Fr. Aus allen diesen Zahlen er gibt sich, daß am internationalen Verkehr Antwerpens und ganz Belgien« kein Volk so großen Anteil hatte wie das deutsche. Kein Wunder, daß Tausende von Deutschen an der Schelde dauernd oder vorübergehend ihren Wohnsitz auf geschlagen, und daß zahlreiche deutsche Firmen in Antwerpen Niederlassungen gegründet, teilweise sogar ihren ganzen Ge schäftsbetrieb dorthin verlegt hattenl Antwerpen war in den letzten Jahrzehnten eines der wichtigsten Organe der deutschen Volkswirtschaft geworden. Es bildete für Deutsch, land einen der besten Zugänge zum Weltmärkte. " Politische Uebersicht. War gebt In Serlln vorr Sin» halbamtlich« Erklärung. Berlin, Januar. Vie Norddeutsch« All-«- mein« Zeitung schreibt unter der Überschrift: „Tat- fachen und Gerüchte": Der Reichskanzler Dr. Graf von hertlin- hat in den letzten Tagen mehrfach Sr. Mas. dem Kaiser Vortrag gehalten und zahlreich« Besprech ungen gehabt. Lin vertraulich« Aussprach« hat zwischen dem Reichskanzler und den zurzeit hier anwesenden Heerführern stattgefundvn. Die Mitteilungen über den heut« einderufenen Kronrat find unrichtig. Es liegt kein« Differenz vor, di« ein« Entscheidung im Kronrat ver- langt«. Auch sonst gehen mancherlei unrichtig« Nachrichten durch einzelne Blätter. 5o wird gemeldet, daff der Staatssekretär von Kahlmann und der Bot. schäft« Graf yernstorff in Berlin etngetroffen seien. Süd» Angabe» find falsch. Der heutige MWe ÜliegsbelW. (AmMch.) Groß«, Hauptquartier, 15. Januar. Westlicher Kriegsschauplatz. Kein« besonderen Ereignisse. An verschiedenen Stellen st« Front Artilleriekamps. vestltche« Kriag-fchanptatz Nicht, Ne«». Mazedonisch« Front. Di» Lag» ist unverändert. Italienische Front. Starke Angriffe, die der Italiener gegen die österreichisch- ungarischen Stellungen am Monte Aseloue und Monte vertira führte, sind unter schweren Verlusten gescheitert. Der tagsüber in den Angriffsabschnltten anhaltende Feuerkamps dehnt« sich zeitweilig über die Brenta nach Osten bi» zur Piave au». Auch läng, der unteren Piave und in Verbindung mit italienischen Vorstößen am Piavedelta «ar di» Artillerietätigkeit vielfach gesteigert. Der Erst» «eueralquortiermristrr «. r. v.) , Lvdeud-rsf. geitungsgerüchte. Di« Berliner press» «geht fich in vielen Nlut- matzungen üb« den Gang d« Ereignisse, die ganz um kontrollierbar find, so daß es zwecklos wäre, alle Gerüchte wiederzugeben. Tatsache scheint jedoch zu sein, daß wir uns in «in« zugespitzten Kriegsz'telkrise be finden. Nach dem „vorwärts" erzählt man sich, daß d« Kur» d« äußeren und der inneren Politik eine ganz plötzliche Schwenkung «fahren soll, daß Kühl- mann infolgedessen gehen und hertling nicht mehr lange bleiben werde. Welch« Art die Richtung ist, der man den Steg zuspricht, brauche kaum noch näh« ge sagt zu werden. Es handle sich um di« „Aufstellung eines hüllen« und lückenlosen Annexionsprogramms in <vst und West und um die sich daraus von selbst «-ebenden innerpolitischen Konsequenzen." Entscheidungen von großer Tragweite. Es scheint sicher zu sein, daß der Rücktritt de» Thefs de» Aivilkabinetts, von valentint, bevorsteht; als sein Nachfolger wird d« Vberprästdent von Ostpreußen, Landeshauptmann von Berg, genannt, viel er wähnt wird wird« die angebliche ^Anwesenheit der Fürste» Bülow in Berlin. Wie die „Deutsche Zeitung" sagt, ist. die Entscheidung, die letzten Ende» beim Kaiser liegen wird, von ein« ungeheuren Tragweite. Line Aufklärung ist durch die bevorstehende Rede des Reichskanzler» zu erwarten, die am Dienstag 'oder Mittwoch erfolgen soll. Inzwischen arbeitet man, nach der „Deutschen Zeitung", von London aus fieberhaft, um Einfluß auf den Gang der politischen Dinge in Berlin zu gewinnen. . Verschiebung d« Kanzlerrede. v« Reichskanzler wird nicht schon Mittwoch im Hauptausschuß des Reichstages, sondern «st einige Tage spät« sprechen. Neber Zeitungsmeldungen, daß «ine Aenderung in der Auffassung über di« Entwickelung Polens etngetrsten sei, erfährt man, daß in dem bi» herigm Gan- d« Angelegenheit sich nichts geändert hat. Di» Smpsäng« beim Kats«. Wie der „Verl. Lokal-Anz." härt, wurden di« Empfänge beim Kats« gestern vormittag fortgesetzt. Den Beginn macht« «in« Brsprrchung, za d« der Kaiser den Kron prinzen empfing. Darauf kam d« Unterstaatssekretär Freiherr von dem Bursche zum Vortrag, worauf d« Reichskanzler und Generalfeldmarschall von Hindenburg gemeinsam vom Kats« empfangen wurden. Rach Beendigung dies« Besprechung hielt d« Kais« den Feldmarschall noch länger« Zett zu besonderem Vortrag zurück. Vie verdanaionge» In vrert-cil-vrll. Di« Beendigung des Kriegszustandes. Am 11. Januar konstituierte sich eine deutsch-öfter- reichtsch-ungarisch-russische Kommission zur Beratung der territorialen Fragen. Sie hielt am 11. und 12. drei Sitzungen ab, die folgenden Verlauf nahmen: Zunächst wurde festgestellt, daß an die erste Stelle de» abzuschließenden Frtedensvertrage» die Beendigung des Kriegszustandes zwischen den kriegführenden Teilen aus gesprochen werden soll. Dagegen lehnte es Trotzki ab, es anschließend hieran auszusprechen, daß die vertragschließen den Teile entschlossen seien, „fortan in Frieden und Freundschaft zu leben". Trotzki fand, daß dies eine deko rative Frage sei, die nicht den Sinn der Beziehungen kennzeichne, welche zukünftig zwischen dem russischen und und dem deutschen Volke bezw. den Völkern Oesterreich-Un garns bestehen würden. Erhoffe, daß ganz ander« Dinge die Beziehungen zwischen den Völkern beeinflussen würden. Rach einer Diskussion über diesen Punkt wurde beschlossen, auf den Gegenstand in einem späteren Zeitpunkt zurückzu kommen. Dann wurde festgestellt, daß Einvernehmen darüber herrsche, die Räumung der von beiden kriegführenden Parteien besetzten Gebiete prinzipiell auf d« Grundlage der vollen Gegenseitigkeit zu stellen derart, daß die Räu mung des besetzten Gebietes an die Räumung d« von Rußland besetzten Gebiete Oesterreich-Ungarn», der Türket und Persien» zu knüpfen sei. Die Räumung Persien». Persien wurde aus diesem Zusammhang gestrichen, da es nicht ein kriegführender Teil sei. Trotzki schlug vor, den Satz einzuschalten: „Rußland verpflichtet )>ch, in mög lichst schneller Zeit seine Truppen aus den Gebieten de» besetzten neutralen Persiens herauszuführen", und fügt hinzu, daß er keinen anderen Grund zu dieser geplanten Aenderung habe, als den Wunsch, das schreiende Unrecht zu be tonen, daß von der früheren russischen Regierung gegenüber dem neutralen Lande begangen worden sei. Hierzu bemerkte Staatssekretär von Kühl mann er begrüße die Erklärung um so mehr, als auf Seiten der Zentralmächte für das alte Kulturvolk der Perser die aller lebhaftesten Sympathien bestünden und sie nichts mehr wünschten, als daß Persien in Zukunft frei von Unterdrückung seine nationale Kultur pflegen könnte. Wann sollen die Gebiet« geräumt «erdenk E» kam sodann die Frage zur Besprechung, in welchem Zeitpunkt die Räumung der besetzten Gebiete zu erfolgen haben werde. Der deutsche Vorschlag ging dahin, die Räumung an einen Zeitpunkt zu knüpfen, in welchem nach Friedens schluß Rußland seine Streitkräfte demobilisiert haben werd«. Die Räumung der besetzten Gebiete an die er folgte Demobilisation der russischen Streitkräfte zu binden, sei deshalb notwendig, weil die Gefahr vorliege, daß Ruß land, bevor sein« Streitkräfte demobilisiert seien, infolge Veränderung in seinem Regierungssystem und seinen Ab sichten jederzeit in der Lage wäre, wieder offensive Opera tionen durchzuführen. Trotzki sprach demgegenüber den Wunsch aus, die Räumung der besetzten Gebiete parallel mit dem Verlauf der beiderseitigen Demobilisierung durch zufahren, worüber nähere Vereinbarungen zu treffen wären. Nach einem Hinweis des Staatssekretärs von Kahlmann darauf, daß nach dem russischen Vorschlag die Räumung der besetzten Gebiete sich bis zum Abschluß des allgemeinen Friedens hinausziehen müsse, wurden die Beratungen üb« diesen Punkt abgebrochen. Welch« Gebiet« find zu räumen k ES gelangte nun die Frage zur Erörterung, auf wel che Teile der besetzten Gebiete sich die Räumung zu er strecken habe. Hierzu führte, Staatssekretär von Kübl- mann aus: Wie aus der Definition des Wortes „Räu mung" bervorgeht, erstreckt sie sich nur auf diejenigen be- etzten Gebiete, welche noch Teile des Staatsgebiet« der- enigen Macht sind, mit derFriede geschlaf en wirb. Auf solche Gebiete, welch« bet Eintritt de- Frieden« nicht mehr Teile dieses Staatsgebietes bilden, erstreckt sie sich nicht. ES würde also in eine Untersuchung j darüber etnzutreten sein,, ob und welche Teile de« ehema ligen russischen Gebiete- bei Eintritt de» Frieden- noch al« zum russischen Gebiet gehörig betrachtet werden könn ten. Die russische Regierung hat entsprechend ihren Grund sätzen sür alle in Rußland lebenden Völker ohne Au-nabm« stn bi- zu ihrer völligen Absonderung gehende- Gelost« bestimmung-recht proklamiert. Wir behaupten, da- in Au-Übuna diese« Selbstbestimmungsrechte- in einem Teile der besäten AMte dt» zur Vertretung d« betreffenden Völler äe t-ew bevollmächtigten Körper-