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Anzeiger für -as Erzgebirge Montag, äen N. September 1S23 Qr.SN IS. Jahrgang »»» n»l rlltlliiiii Imm I W«. »ersparai ich l. mit Bodti ea gesuch ll. 8» seiner gestrigen, ln Brieulle-sur-Monse Gehaltenen Rede führte Pvtneare «. a. auÄ: Wenn die Verwüstungen. deren sich Deutschland schuldig gemocht bat, dtefenigen. die die moralische Verantwortung da für tragen nichts Men würden, so würden früher oder später die tungen Deutschen der alten Schule glauben, datz sie um feden Preis den Versuch von neuem unter nehmen könnten. Wir müssen also Len Betrag unserer Reparationen fordern und über die Aufrechterhaltung unserer Sicherheit Wachen. In beiden Fragen werden wir den Sperling in der Hand nicht um der Taube auf dem Dache willen aufgeben. Deutschland, das beute in Massen Kanonen, Flugzeug« und MMtion bei sjch oder in anderen Ländern bestellen kann, .das in einigen Jahren, zum Kriege bereit, uns gegenüberstehen kann, das unsere tapferen und treuen schwarzen Truppen in der Welt zu diskreditieren Versucht, well eA nichtz will, datz wir eine Nation von 100 Millionen Menschen sind, gibt uns beute Zusicherungen mit Morten, die es für verlockend hält, gmd Versprechungen, von denen öS Wunder erwartet. VS gibt bei und viels Leuts, di« den Gedanken vor trefflich finden, datz di« rheinischen Uferstaaten sich für ein« bestimmte Zeit den status guo garantieren. Lassen wir nicht zu, daß die Freunde Frankreichs sich auf,ge- fährlichs Wege verirren. Wen« Deutschland seine Wer- pflichtungen erfüllt haben wird, dann werden wir seine i Zulassung.zum Völkerbünde nicht ablehnen, dann wer den Frankreich und Deutschland sich durch die Zugehörig keit zum Völkerbunds gegenseitig gegen einen Angriff sichern. Ein Sonderpakt für di« Rheingrenze würde einen allgemeinen Bakt schwächen, denn er würde dem Osten oder dem Süden mehr Freiheit lassen als dem Westen. Wenn Deutschland wieder militärischen Heiß hunger bekommen wird, wird es seinen Angriff.weitab vom Rheins beginnen. Ein Garanttepakt kann für ans keinerlei praktiMen Mert haben, wenn er im MngrtfMrlle keinerlei rasch« militärische Sicherheit garantiert. Garanttepakte,. die nicht auf technischen Abkommen analog, den früheren beruhen, würden uns im Augenblick der Gefahr allein lassen. Man würde uns erklären, daß wir nichts mehr zu fürchte« hätten, patz wir abrüsten mWen, und wir würden, wen« die Stunde gekommen ist. von einem überlegenen, besser ausgerüsteten Feind überfallen. IM übrigen wird dies«« Angebot hinzugefügt r Wenn ihr durch Men Haufen Unterschriften geschützt seid, ho wer det ihr doch.Wohl bereit Hein, da« link« Rheinufer zu räumen, bevor die durch den Friedensvertrag festgesetz ten Fristen akgelauken sind. Sämtliche Regierungen, di« In Frankreich seit ISIS einander gefolgt find, ha ben erklärch datz die Besetzung-fristen für da« linke Rhetnufer nicht »»''laufen begonnen hätten. Man trach tet nichtsdestoweniger, sie abzukürzen. Hierzu werden wir un« nicht hergeben. Frankreich, wird di« ihm durch den FriedenWertrag gewährte« -Sicherheiten fchhglter«. Meder in dies sich mit dml m st. Kaufman rblatt erbet« sofortig« go ng«b. u. A. uer Tag,bla Baldwin bei Poimme. Di« Pariser Mvrg?nblätter bestätigen, .datz der eng lische Mremierminister Baldwin Dienstag. abend t» Va ris eintvtfft und Mittwoch vormittag eine Unterredung mit Votneare habe« wird. Au ftanzkMnl Spkooagrökenft gepreßt. De« 28 Jahre alte Müller Rudolf Hege« aus New eigen. Kreis Waltersdorf Westerreich) begab iE aM IS. August.1923, uM Arbeit M sMen, in da« besetzt« Gebiet nach Offenburg. Da er keinen PaßLatto« wurds er festgenvmmen und nach.Kehl gebracht. ^Er erzählt« über seine weiteren ErlebnNer In Kehl wurde ich.in «in Zimmer du ebener Grd«, zusammen mit französischen Soldaten,, dis Arreststra fen zu verbüßen batten, .eingesperrt. -Erst aM 24., L0 Uhr vormittags Gourde ich.in der Kommandantur einem General vorgeführt. In dem Zimmer standen bereit« fünf Deutsche und ich hörte gerade noch, wie der Ge neral diesen den Auftrag gab, in di« größeren Städte zu geh en, wo Reichswehr in Garnison liege, um "dort auSzutziionieren, wie groß Pie Stärk« de« Truppen, dte Beschaffenheit der Ausrüstungen, die Mengs der Waffe» und die.Munition sei. Außerdem sollten sie bestrebt sein, Devisions- und Regimentsbefehls in dis Hand hu bekommen. Nachdem er dies gesagt hatte,, kragt« e» Mich, weshalb ich ohne Ausweis in da« besetzt« Gebiet gekommen sei und stellt« mir anheim, für di« Fran zosen Spionagedienst« zu leisten,.oder weiterhin in Hast zu bleiben. Notgedrungen willigt« ich scheinbar ei«. Hierauf wurden wir alle sechs Man« nach Offenburg zurücktransportiert und erhielten dopt dieselben Instruk tionen wie in Kehl. Mr bekamen dann feder fünkM- garetten und Kaffes. Während dieser Zeit wurde« urG Ausweise ausgestellt und ei« Offizier sagte uns dann, daß wir mit diese« Ausweisen ungehindert vom besetz ten .Gebiet ein. und ausgehen könnten. GS wurde MÄ für jeden einigermaßen wichtigen DiviiionÄ- oder Re gimentsbefehl bezw- Verordnungsblatt ein« Belohnung von SOSO Franken zugesichert, .eine vorläufige Bezah lung hat fedoch Muer erhalten. Mr sollten nicht zu sammen gehen, sondern einzeln in gewissen Abstände«, Offenburg verlassen." Ma ich Hon vornherein nicht di» Absicht hatten Spionagedienste zu leisten, sonder« nur scheinbar daraus .einging, so bin ich gleich aM 20. auf das Bezirksamt in GergenbaÄ gegangen und habe dort den Vorfall gemeldet. Separatlstentagung in Aachen. Dis Rheinische Republikanische DolKUartel hall« in Machen zu einer Versammlung gufgeruifen, .die von et wa ,1200 bi« 1500 Personen besucht war.. Vor dem Versammlungslokal batte sich eine große Menschenmenge eingefunden, .so daß Hi« Polizei genötigt war, mit einem stärkeren Aufgebot die Ruhe aufrechtzuerhalten. Zu der Versammlung hatten nur Mitglieder unter sehr scharfer Kontrolle Zutritt. Im Saals Ware« außer de« Sonderbündlern auch Linigo belgisch« und französische Offiziere sowie belgische Kriminalbeamte anwesend. MG ! Hauptredner führte ein gewisser Kaiser u. a. auS.^datz § dis Unabhängigkeit eine« freien Rhetnstaate» nach ollen i Setten hin geschaffen werden müsse. Ein anderer Med- ! ner teilte mit daß! bei den Besprechungen Mit dem Generalkommissar Dirard in Koblenz, dieser die be stimmte Zusicherung gegeben habe, daß Frankreich,keine AnnexionSabstchten auf da« Rheinland hege. Errverbelostimnnihin in Dortmund. Mm Sonnabend versuchten 3- bis 4000 Arbeiter in da» .Verwaltungsgebäude der Dortmunder Union- Deutfch-Luxemburger einzudringen und die Auszahlung I von Geldern zu erzwingen, .obwohl Direktion und Be triebsrat sich auf Lluszahlung am Montag geeinigt hatten. Die durch.Steinwarfe schwer bedroht« Polizei nmßts von der Waffe Gebrauch gnachen. Ukins PerHui wurds getütet mehrere schwer verletzt. Dis Kundgebungen von angeblich«« Erwerbslosen verliefen in der Stadt ruhig«, nachdem «R der Polizei gelungen war, die Züa« von den Zugängen vM/Lch- hauB abzudränge». Anllllag über äas Labluett . Stresemann. Bei di gestrigen Tagung de« bayrisch«, Vaunnvewlns sprach Ministerpräsident von Knilling über sein, Unterredung mit dem Reichskanzler: Ich hab» mit Freimut gesagt, daß da» neu, Kabinett nicht erwarten könne, daß ihm in gleichnn Maß, vertrauen entgegengebracht «erden könne «st dem Kabinett Tuns- Sch »eß reinen Zweifel darüber, datz das jetzig, Kabinett Bayern jeden Tag vor neue Konflikt, bring« könn,, und daß Bayern fist «nsschlossm kei, ungerechtm «n- griff»» gegenüd« mit all« «utschstdeu-ttt auspümteu. Da Deutsche Angebote «nä ihre Ausstchtea. Vie Idee, unser« Gläubig« durch ein« umfangreiche Be- testigung an uns«« Wirtschaft für unser« EuistrnzbedingungeN pi interessieren, ist nicht neu. Schon vor Jahren wurde er wogen, ob man den Reparationsmächten eine Beteiligung an der ganzen deutschen Wirtschaft oder an einzelven wichtigen Wirtschaftszweigen in Form von Gratisaktien oder Genuß scheinen einräume« uud dadurch vou der Sde« abbringen sollte, teriwrial« Pfänder in Besitz zu nehmen. Das Kabinett Stresemann hat diesen Gedanken in allgemeiner Form auf gegriffen und im Namen des Reiches zugesagt, eine noch näher zu formulierend, Garantie der ganzen deutschen Wirt schaft zu gewähren- Dem Einwand, daß hierdurch wenigsten» für die nächste Zett geringe« wirtschaftlicher Produktivität uur ganz gering« Summen in di, Reparationskasse fließen würden, begegnete man mit dem Vorschlag, diese deutschen Aktien bezw- Genußscheim ein« Finanzgrupps zu übertragen, welch« darauf ein größeres Dahrlehn geben könnte. Dies Darlehn sollt« zur Tilgung eines großen Telle» der ttapttalsumm« verwendet werden. Allen Vorschlägen dieser Art gegenüber haben di« leitenden französischen Staatsmänner, und mit besonderer Schärf« Poincar«, wenig Sympathie bekundet- St, haben da» getan, was di, Durchführung diese» Projekts am stärksten hindern mußte: Sie haben di, in Aussicht ge nommenen Leldgeb« von vornherein abgeschreckt, indem sie den politischen und wirtschaftlichen Druck auf Deutschland weiter verstärkten «ad keinen Zweifel darüber ließen, daß sie d« Produktivität der deutschen Pfänder auch weiterhin mit allen Kräften entgegeawtrken würden- Sm Rat« sein« Verbündeten hat Frankreich stet» be hauptet, di« deutschen Angebot« seien nicht gegenständlich und nicht vertrauenswürdig genug, um Frankreich und Belgien zum Verzicht auf dte Anwendung ihr« Machtmittel zu ver anlassen. Aus verschiedenen Aeußerungen Potncares und sein« Mitarbeit« wissen wir, daß Frankreich e, vorzieht, uns unter militärischem und politischem Druck zu halten, selbst auf dte Gefahr hin, dadurch die Aussichten auf deutsche Repa rationsleistungen zu verlieren. Sn der deutschen Oefsentlich- keit bilden sich tiefgehend» Meinungsverschiedenheiten heraus, ob das neu« Kabinett mit den Alliierten und insonderheit mit Frankreich wett« üb« eine geschäftliche Lösung de» Re- parationsproblems verhandeln soll oder nicht. Di« einen ver weisen aus traurig« Kapitel d« jüngsten deutschen Geschichte, als wir unseren bi» dahin eingenommenen Standpunkt ver ließen, eh« wir Gewähr dafür hatten, daß die Gegenseite in gleichem Grade Konzessionen macht«. Der „Temps" hat zu den Gerüchten, daß deutschersetts detaillierte Angebote gemacht ««den würden, und daß wir bestimmt auf die Rückgabe des Ruhrgebiet«» und die Wiederherstellung vertraglicher Zustände im Rheinland rechnen, sobald wir den passiven Widerstand eingestellt haben, kaltblütig erklärt: „Frankreich und Belgien haben die Einstellung de« Widerstandes nicht zu erkaufen." Frankreich verlangt also nach wie vor die bedingungslose Auf gabe der bisherigen deutschen Abwehrstellung und stellt als einzig« Entschädigung in Aussicht, daß die Besetzung des Ein- bruchrgebietes „unsichtbar" werden würde- So weit auch das Kabinett Stresemann den Meparattonsansprüchen unsere? Gläubig« entgegenzukommen bereit ist, so weit kann es die Zugeständnisse nicht treiben, daß es den Widerstand aufgtbt und schwer« Reparattonslasteu übernimmt, ohne daß dte Wiedereingliederung der bergbaulichen und industriellen Produktion des Ruhrgebietes in die deutsche Wirtschaft einwandfrei gewährleistet ist- Säßen in Paris und Brüssel Staatsmänner auf dem Ministerprästdentensessel, di« praktische Proben ihr« Versöhn lichkeit und ihrer Neigung zu einer geschäftlichen Lösung der Reparattonsstag« abgelegt hätten, so könnte vielleicht über den Verzicht aus scharf formell« Garantien diskutiert werden, so aber nicht. Hält Poincar« auch bei weitestgehenden deutschen Zugeständnissen di«' Fordemng nach bedingungsloser Kapitu lation aufrecht, so ist das für Deutschland d« Beweis, daß jegliches verhandeln unnütz ist. Dr. Groll. Mer Tageblatt AM-- Anzeiger für -as Erzgebirge -MW ««EX, eich«»««» n« e« a«t« «»»,, n«t»e«tchws». Potncares neueste Sonatagsreäeu. Dl« alt«, Tiraden. — Nu« di« Rrparattonskovmission darf Deutschland» Schuld abschätz«u. — w««n Deutsch land zahlt, darf «s lu d«u Völkerbund. Bel der Enthüllung eine- Kriegerdenkmals in Dun- kur.Meüfa hielt Poincar« die erst« der beiden poli tischen Reden. Ev erklärte, eS wäre ein ebenso großer Jrrtüm, wenn wir uns einbtlden wollten, daß.unsere Freunde und nicht wir selbst dts Verteidigung unserer Interessen durchzuführen haben, ,wie es unrecht wäre, zu befürchten daß wir, indem wir unser Recht wahren irgend jemand schädigen könnten. Unsere Rechte sind in Verträgen ntedergelegt, Hie unsere Alliierten unter zeichnet haben. GS würde keinö Sicherheit mehr in den Beziehungen der Böller geben, .wenn abgeschlossene Verträge verleugnet würden. Weder einer neutralen Kommission noch internationalen Sachverständigen, noch einer internationalen Fidetkommisston, auch nicht -ein mal dem Völkerbund, Hessen Aufgaben groß sind, hat der Vertrag Hon Versailles die Aufgabe suetteilt. die Höhe der deutschen Schuld festAufetzen oder die Bedin gungen zu bestimmen, unter denen sie bezahlt werden soll, sondern einer besonderen Kommission, die Repa- rattonskommission heißt und deren Befugnilke Deutsch land ausdrücklich anerkannt hat. Wenn man daran denkt, Vs vtzisokteWMeben, so geschieht dies, weil man glaubt, daß sie neuen Kon zessionen weniger geneigt ist.' Aber diese neuen Kon zessionen würden den Übernommenen Verpflichtungen zuwtderlaufen, und das genügt, daß wir uns dazu nicht hergeven. Wir haben Pfänder in der Hand, dis wir behalte» werde», bis wir Befriedigung erzielt habe». VSlkttbiN-sbefihlüA». »« Ps« für -egens,tttg« vut«stüßuug v« « Ausschuß d« Völkerbundsversammlung (Abrüstung) nahm Artttel 2 und S de» 0ertrag»objektes für gegenseUtge Unterstützung an. Nach Artikel il »«pflichten sich di« vertragsmächt«, in- dtviduell und kollektiv jeder and«,» Vertragsmacht Hilf« zu lüsten, wenn st, angegriffen wirb, unt« d« Bedingung, daß dl, betreffend, Macht di, Bestimmungen üb« di« Herabsttz- ung »nd Beschränkung d« Rüstungen «ingehalten hat. Artikel « setzt das Verfahren für dm Fall fest, daß «im Bedrohung durch «in« Vertragsmacht eintritt. von Artikel 4 wurde d« «ft« Absatz ang«nomm«n, d« besagt, daß d« vvlftrbundsrat im Fall« «in«» Angriffs in nerhalb vi« Lag« nach b« Anmeldung beim Völkerbund* iekretattat ftstptstellm hat, welch« d« «taatm d« «n-rüf« ist.