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uer Tageblatt Nr. 213 Mittwoch, äen 12. September 1923 IS. Jahrgang n ger «tt" rrial Kalkutta ie Zahl Irvo. leckr. »9 ».1804!, t. gestern Nischen Sitzung, »finde, fragte rze Er- Gleich- rersetts Streit- könnte, g, daß hweizer >e Ent- k!v . Verstärkt wer-, diese Gruppe durch einen Keinen Prozentsatz vaterländisch entwurzelter und durchweg mo» Zu, », al» idaten- tan«. Aue. Z »e wi »>,1«. - »n«e,uch. nmfpeech. fw/chw- legeamme, Lagediatt ^«,«»,»1^,. «athaltsa- öl« amtlichen Selaaatmachaagen ö«, Kate» ö« «aöt oaö te» Amtsgericht« /la«. p»chch»a,«.ot.7'nmt'eelp^m. 1»», er 1. Oktbr. att erbet. üung. ltritt»- abend wieder Gelegenheit nehmest, in öffentlicher Rede vor den Vertretern der deutschen Prelle diese Mißver ständnisse aufzuMren. Je.schwieriger und fe bedeutsamer diese klärende Tätigkeit der deutschen Diplomatie heute ist, umso,ru^ Higer und zurückhaltend et sollte sie die deutsche Prelle verfolgen. Das ist aber leider keineswegs der Mall. Die selben rechtsstehenden Organe, .die heute noch die Dolch stoß-Legende bezüglich des verlorenen Krieges pflegen schicken sich schon wieder an. eine neue Dolchstoßlegende Msammenzufabeln. die. den Reichskanzler und die Ver antwortlichen politischen Parteien der großen Koalition beschuldigt, der mutig kämpfenden Rhein- und Ruhrbe- vLlkerung in den Rücken gefallen zu sein Lind ohne Not ihr Schicksal besiegelt zu haben. Diese infame Beschul digung ist unbegründet/ Immer wieder must betont wer den,..daß der Reichskanzler in engster, Fühlungnahme mit den politischen und wirtschaftspolitischen Führern der Rhein, und RuhrbevLlkerung handelt, und daß o hne deren vorherige Zustimmung lein Schritt der Reichs regterung unternommen worden ist.und unternommen werden soll. Auch.die andere Ausstreuung,, dast die so» zialdemokratisch en Mitglieder des Reichskabtnetts die Regierung zu Maßnahmen drängten, die sie sonst.wahr scheinlich .nicht ergreifen würde, .ist Irrt erfunden. Die RetchSregierung ist in sich .ebenso einheitlich, wie es die maßgebenden Persönlichkeiten an Rhein und Ruhr sind. Daß auch.das deutsche Volk in seiner überwälti genden Mehrheit einig -leibt, .ist die Forderung der Stunde. Ruhrgebiet aus allen Teilen des Reiches nach, und nach zusammengefunden haben. Wer jedoch die Bergarbet- terschaft deS.Ruhrgebietes auch nur in nennenswerter Zahl für fähig Hält, daß. sie die ALwehrfront gegen die französischen Unterdrückungsversuch« breche« will, .der würde ihr bitteres Unrecht tun. Der zweite Vorgang Hab« seine« Ausgangspunkt im unbesetzten Deutschland. Durch die sozialdemokratische Presse seien in den letzten Tagen Artikel gegangen deren Kern in folgendem Passus sestgelegt ist: Die Ab wehrausschüsse sind in Uebereinstimmung mit der Be völkerung pes Ruhrgebietes zu einem vernünftigen Kompromiß und zur Verzichtleistung auf.den Passiven Widerstand bereit, soweit sich Frankreich durch, eine For mulierung bereit erklärt, die Ausgewiesenen zurückzu- lassen, die Gefangenen freizugeben und allgemeine Si cherheit für Leben und Existenz -er Bevölkerung zu bieten. Demgegenüber erklärt Breddemann r . Mit aller Deutlichkeit muß festgestellt werden, -ast die Ruhrbe völkerung in ihrer erdrückenden Mehrheit dieser nichts, sagenden Formel völlig fernsteht. Die im Deutschen Gewerkschaftsbund zusammengeMlossenen Arbeiter, An gestellten und Beamten lehnen sie mit aller Entschie denheit ab. Die Verzichtleistung auf. die Waffe des passiven Widerstandes und die Verständigung mit dem Gegner hat folgende Richtlinien Mr Voraus setzung r Rückkehr der Ausgewiesenen mit ihren Fami lien. .Freilassung« der Gefangenen, schärfste Ablehnung iedes Versuches einer Schmälerung der staatlichen Ho« keitsrechte des Reiches und der Länder,. Forderung der Aufhebung der französischen Maßregeln, die dieses Recht beeinträchtigen. Uebernahme festumgrenzter wirtschaft licher Verpflichtungen bis zur Grenze des Möglichen,.je doch nicht auf Grund einseitigen Diktats, .sondern auf Grund von Verhandlungen. Wenn bei Besprechungen auf der Gegenseite kein VerständigungSwille sich zeige« sollte dann müsse mit aller. Energie die Einstellung auf das wettere Ringen erfolgen. . Severing» Dani. Der preußische Minister des Innern hat dem Lokal anzeiger zufolge an die mittelbaren und unmittelbaren Staatsbeamten sowie an die Redakteure und Verleger des besetzten Gebietes einen Erlaß gerichtete in welchem es heißt: Nack sieben Monaten schwerer. Bedrängnis möchte ich nicht unterlassen, allen Beteiligjen für das rübMiche Ausharren im zähen Abwehrkämpf.Tank und / rkcnnuyg auszusprechen. Die . Erfahrungen der letzten sieben Monate berechtigen die StaatSregjerung zu de« zuversichtlichen Hoffnung, dast der besonnen« Ab wehrwille der lokeinischen Bevölkerung trotz der Be- drückuna unverändert fortbestehen wird, und daß all die zahllosen Opfer an Gut und Blut, Leben und Freiheit nicht umsonst.gemacht sind, und Rheinland und West falen dem Reiche erhalten bleiben werden. Franzosen für Zusammenarbeit mit Deutschland. Das „Aktionskomitee für die zerstörten Gebiete" in Amiens hielt am gestrigen Sonntag drei große Ver sammlungen ab, die von Tausenden besucht waren, und zwar in Amiens Roisel und Moreuil. Einstimmig wur de eine bereits am 17. Avril 1919 beschlossene Tages ordnung angenommen, die eine wirtschaftliche Zusam menarbeit zwischen Deutschland und Frankreich! wünscht vor allen Dingen die Heranziehung deutscher Arbeiter und deutschen Materials zum Wiederaufbau der zer störten Gebiete Frankreichs. Vk« Abwehr aa öer Kuh«. RichtNnl«, sü« »in» Verständigung. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschafts- Sundes (Christliche Gewerkschaften) in Essen Bredde- mann veröffentlicht eine länger« Darlegung über den gegenwärtigen Stand der Abwehr an der Ruhr. Er führt zunächst die Streikbewegung im Essener Bezirk vor allem auf -a» Treiben der im Bezirk befindlichen mindesten» fünf.Prozent der Belegschaft tätigen Arbei- ter fremder Nationalität zurück. Durch st« ergebe sich ein Element, .für da» sittliche Erwägungen und sittlich« Kräfte der Abwehr nicht oder weniger in Frage kom men. Verstärkt werde diese Gruppe durch einen kleinen Englands Stellung zu Deutschland. In einigen Londoner Blättern wird angedeutet. dast, wenn Deutschland den passiven Widerstand einstellen sollt« die Lage unter englischen Gesichtspunkten eine grundsätzliche Aenderung erfahren würde. Die englische Regierung würde in diesem Falle ihre Haltung in die ser Angelegenheit einer Revision zu unterziehen haben. Eine Bestätigung für die von einigen Blättern verbrei teten Gerüchte über eine Verständigung zwischen Paris und London liegt tedoch nicht vor. Jin Gegenteil be sagen Pariser Berichte, daß eine solche Verständigung noch immer nicht in Aussicht stehe und Frankreich des halb die Möglichkeit inS Auge fasse, zu einer selbstän- gen Vereinbarung mit Deutschland zu gelangen. In der englischen Prelle ebenso wie in den "-"-"nt- wortlichen politischen Stellen dauert im v-ri< ,-r alte Gegensatz in bezug auf die Haltung gegenüber Deutschland unvermindert an. Vom deutschen Stand punkt aus dürfte es angebracht sein, .diese Tallache in Rechnung zu stellen, damit neue Enttäuschungen ver mieden werden, Die Blätter geben ie nach der Parteistellung die verschiedenartigsten -Ratschläge. ^Die liberale „Dailh News" haben trotz der letzten Erfahrungen z. B. noch immer nicht -ie Hoffnung aufgegeben, daß der Ruhr konflikt durch den Völkerbund gelöst werden könnte, während im entgegengesetzten Lager die konservative .Mvrntng Post" abermals vorschlägt, daß.England sich ohne weiteres der französischen Ruhrpolitik anschlie- ßen solle. Eine Milderung dieser Parteigegensätze durch welche die englische Politik in dieser Frage sehr geschwächt wird, .ist nicht zu erwarten. Englische» Urteil üb« den passiven Widerstand. „Populatre" veröffentlicht «ine Unterredung mit dem englischen Abgeordneten Dom Shaw, in der dieser lachend e» für einen Blödsinn erklärte, .wenn behaup tet würde, der passive Widerstand sei ein« von der RetchSregierung erzwungene Bewegung. Die fetzige Be setzung habe die Bevölkerung dazu in Stimmung versetzt. Saspar »richt seinen Uriaud ad. Wie „Oeuvre" aus Brüll«! meldet, ist.der belgische Minister des Aeußern Jaspar. -er für einige Zett aus Urlaub gehen wollte, plötzlich nach Brüssel zurückge- kehrt. Tastversuche. Dt« französischen Kettungen sind voll van Meldun- en ihrer Vertreter aus Berlin übe« Verhandlungen te in verschiedenen Formen zwischen dem Reichskanzler nd der französischen Botschaft Über eine Verständi- ungsakiton angeblich gepflogen würden. Diese franzö« ischen Informationen Vermischen Wahre« mit Falschem nd sind offensichtlich darauf berechnet, -aS.französische westtge von vornherein zu wahren, falls es zu wirk- ichen Verhandlungen mit tatsächlicher Verständigung kommen. sollte. Di« französische Außenpolitik hat so- ange unter dem Schlagwort „Kapitulation Deutsch lands" gestanden, daß sie unter allen Umständen fetzt en Eindruck in ihrem Lande Hervorrufen möchte,, als b der Zeitpunkt der deutschen Kapitulation greif- ar nahe gerückt sei. Davon ist aber nicht im-min est en die Rede. Wer die Kundgebung der rheinisch- vestfältschen Bevölkerung aus den letzten Wochen aus- ncrksam verfolgt und- die Stimmungsberichte von Rukr :nd Rhein aus den letzten Tagen beachtet hat, der weist aanz sicher, haß der bisherige Widerstand im Notfälle noch.eine längere Zeit hindurch weitergefllhrt werden könnte, falls eine Verständigung mit Frankreich nicht zu. erzielen wäre. Die Maßnahmen des Generals De batte. -ie auf lauter Verschärfungen der bisherigen Quälereien binauslaufen, tun fa tagtäglich das ihrige, um alle Nachgiebigksitsgefühle der gepeinigten Bevölke rung im Keime zu ersticken und ihren Widerstandswillen andauernd erneut zu verstärken. Es ist also keineswegs Furcht vor dem unmittelbaren Zusammenbruch -es Wi derstandes an Ruhr und Rhein,.die die derzeitige Außen politik des Reichskanzlers Dr. Stresemann bestimmt. Ebenso gewiß ist Fs aber auch, daß die allgemeine wirtschaftliche und finanzpolitische Notlage der letzten Zett immer zwingender dazu mahnt, irgend einen Weg zur Befreiung der Rhein- und Ruhrbevölkerung und des gesamten deutschen Volkes zu suchen, der die Einheit und StaatSautvviität des Reiches wahrt und doch Freiheit und Frieden für die Zukunft sichert. Niemand bat fe geglaubt -daß der Passive Widerstand allein di« Franzosen und Belgier aus -er Ruhr wieder heraus bring«. Eben darum ist la die Politik des Kabinetts Cuno, das sich allein auf -iesen Widerstand stützte un untätig -en Dingen ihren Lauf.ließ, als verfehlt er kannt und durch «ine neue Außenpolitik des -Kabinetts Stresemann ersetzt worden. Diese hat als erste Aeuße- rung einer „größeren Aktivität in der Außenpolitik die Ordnung -er inneren Wirren und Nöte kräftig i« die Hand genommen und bereitet sich nun umsichtig und vorsichtig vor, -en zweiten Schritt zu tun und die Ver ständigung Mit den Gegnern pvsitiv anzubahnen. Daß -aS nicht ohne Fühlungnahme mit offizielle« Ver tretern feuer Gegner geschehen kann, ist selbstverständ lich. Aber mehr als eine solche erste Fühlungnahme liegt zur Zett nicht vor. Daß sie übrigens nicht ein seitig pon Deutschland auSgeht, sondern datz auch auf der Gegenseite eine Verständigung erwünscht erscheint, geht au» manchen Erfahrungen bei den Unterhaltungen un- Aussprachen der letzten Tage zweifellos hervor. Die Frage ist.nur, ob öS möglich sein wird, die ersten un verbindlichen Tastversuche von beiden Seiten zu offi ziellen Verhandlungen auszugestalten, bei denen das deutsche Ziel -er Befreiung des Rhein- und Ruhrge biets» erreicht wird. Wie eS scheint, ist -ie erste Schwierigkeit bereits überwunden die darin bestand, -atz Poincare nur ver handeln wollte, wenn vorher der Passive Widerstand in aller Form von der deutschen ReichSregierung abgebaut und widerrufen worden ist. Daß -aS eine ganz unmög liche Bedingung ist, ist 'in den Aussprachen der letzten Tage immer wieder do« deutscher Seite betont worden und Poincare hat denn auch in seinen letzten Sonntags, reden bei der Aufzählung der Voraussetzungen einer Verständigung -iese Bedingung nicht mehr erwähnt! Man darf annehmen, dgtz das nicht unabsichtlich gesche hen ist. Trotzdem wäre es grundfalsch, sich irgendwel chen Übertriebenen Hoffnungen über eine baldige Be endigung -er großen Schwierigkeiten hknzugeben, die einer vernünftigen Regelung -es Verhältnisses zwischen Teutschland und Frankreich im Wege stehen. Einstweilen mutz man -es schon al» einen Fortschritt begrüßest, daß die Au»etnandersetzungen zwischen Poinoare und Ttrese. mann auf -a» rein sachlich« Gebiet übergehen und von iener politischen Voreingenommenheit und fenem ge reizten Ton frei sind, -ie früher jede offizielle Aus sprache zwischen deutschen und französischen politischen Persönlichkeiten so unfruchtbar machte. Daß immer noch schwere Mißverständnisse aus.französischer Seite ein Ent gegenkommen Verbindern,, hat.t« neuerdings erst wteder die Interpretation der Stresemannsche« Reparation^ angebot« durch Poj-oare bewiesen ' Ader di« Aussprach« zwischen den leitenden Staatsmännern wird sg noch krtgescht. und -« deutsch» Reichskanzler wird heut» Mussolini beschwert sich über England. Mussolini empfing in Mailand den Korresponden ten der „Dailv Mall" .(bekanntlich -aS in englischer Sprache erscheinende Propagandablatt PoineareS in London. ES Ist -Merkenswert, daß sich.Mussolini, die ses Organs als Sprachrohr kür feine Beschwerden be dient.) und erklärte ihm: Ml» ich vor einem Jahrs Mr Macht gelangte,, war es, meine Absicht, di« besten Beziehungen zu England aufrecht zu erkalten. Ich sah In England den natür lichen Freund und sogar den Alliierten Italiens. Aber die englische Regterung tat nichts^ um wich in meinen Entschlüssen M ermutigen, und fetzt, da Italien die erste schwere Krisis durchmacht, wendet sich England von un» ab. Alle meine Motive werden mißverstanden. Be sonders trifft es nicht zu, -atz'ich den Völkerbund zer stören wollte. Aber die Ermordung italtenijfcher Sol daten, -te al» Mitglieder einer internationale« Million fielen, empört« da» italienische Gewissen. England.stellt«» demgegenüber fetzt so hin, .al» ob Italien selbst »in Verbrechen begangen hab« und nicht «»lisch verkommen« deutscher Elemente, die sich 4« t selbst-a» Opfer eine» Verbrechen» geworden sei. Eng- Anzeiger fm öas Erzgebirge ch! KM IliM eblattrrb.