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Nr. 204 Sommbenck, äen 1. September 1S2Z IS. Zahrgaug dem «n an» re und schon tLcht Mussolinis (Optimismus in äer Reparationsfrage. Elae Rede Mussolinis im Mknisterrat. Di« Sag« hat sich leicht gebessert. Mussolini äußerte sich im Ministerrat über die Ruhr« frag« und erinnerte dabei an seine Erklärungen vom 8. Juni im Senat, in denen er Italiens Stellungnahme in folgende vier Punkte festlegte: 1. Deutschland kann und mutz di« Summ bezahlen, die allgemein angenommen zu werden scheint, und die weit hinter den vielen hundert Millionen zurückbleibt, von denen man unmittelbar nach dem Waffenstillstand sprach. 2 Italien kann keine Veränderung terrt- toktaler Art zulassen, di« zu einer politischen, wirtschaft« lichen und militärischen Vorherrschaft führen könne. 8. Italien ist bereit, sein Anteil an den Opfern zu bringen, die notwendig wären, um das Wirtschaftsleben Europa« wieder herzustellen. 4. Die italienische Regierung vertritt heute mehr denn jemals die Ansicht, daß das Problem der Reparationen und der interalliierten europäischen Schulden eng miteinander Zusammenhängen und in einem gewissen Sinne von einander abhängen. Mussolini fügte hinzu, was den ersten Punkt an lange, so habe man als die in Betracht kommende Zahl die Ziffer von KO Milliarden genannt, die in der Denkschrift der italienischen Regierung stand. Hinsichtlich des zweiten Punkte», der sich auf territoriale Vorherrschaftspläne bezieht, besagen die Erklärungen Potncares, daß seine Politik solche Ziele nicht verfolge, wohl aber, daß die Besetzung der Ruhr als eine Pfandnahme im Hinblick auf die Verfehlungen Deutsch lands gerechtfertigt sei. Mussolini erklärt« zusammenfassend weiter: 1- Jede alliiert« Macht nimmt künftig ihre besonder« Haltung ein. (Das war schon immer so!) 2. Indessen wird jed« dieser Mächte sich davor hüten, in ihrer Haltung soweit zu gehen, daß dadurch «in end- gültig er(l) und nicht wieder gutzumachender Bruch der Entente entstehen könnt«. (Halb gebrochen schetnt st« zu sein l) 8. Di« Lag« hat sich l«icht g«b,ss«rt. „Staatsmann" Mussolini!) 4. Die belgisch« Not« nähert sich, wt« die» au» Schriftstück hervorgeht, der italienischen Auffassung. ö. Die Möglichkeiten für «in, Regelung haben sich etwa» vermehrt, aber man darf sich nicht der Illusion htugebrn, daß dies« Regelung nah« bevorsteh«. Di» N«paratton«frag« wird, auch wenn sie gelöst sein wird, bis zu einem gewissen Grad« auf lang« Zett hinaus über da» Gchtcksal Europa» d«- stimmen, (bewältig, Interessen stehen auf dem Spiel, und obwohl Deutschland, innere Lage »mm« noch schwierig ist und die Besorgnis aller Völker Europas groß ist, besteht kein Grund, an einer bevorstehenden Regelung de» Problem» zu verzweifeln. Italien hat aufs eifrigste an den diplomatischen Aktionen der letzten Zeit teilgenommen, und wenn ss auch nicht allein den Verlauf der Ereignisse entscheidend bestimmen kann, so wird es doch im gegebenen Augenblick das Gewicht sein« Stimm« und seiner Aktion geltend machen, damit eine Lösung gefunden wird, dis den nationalen Interessen Italien» Rechnung trägt und die Deutschland eine Zahlung auferlegt, die gerecht ist und doch in Deutschland nicht zum Thao» führt, dessen Rückwirkungen für ganz Europa verhängnisvoll wären. Hinsichtlich der inneren Lage Italien« sagt« Mussolini, sie sei vollkommen zufriedenstellend. Der Ministerrat billigte einmütig Mussolini» Erklärungen, seine innere und auswärtige Politik, sowie die getroffenen und die entsprechend im Gang der Ereignisse noch zu treffenden Maßnahmen- Es wurde beschlossen, die Verwaltungszweig« von Post, Telegraph und Telephon mit der Eisenbahn und der Handelsflotte zu einem einzigen Berkehrsministerlum zu vereinigen. Veutflhlan- muß zahlen. Der neueste Entscheid der Repko — ein« alt« Wach«. Das „Echo de Paris" meldet, die Reparationskommifsion habe in ihrer Sitzung am Dienstag die Priorität der Besatzungs kosten an der Ruhr vor den allgemeinen Reparationsleistungen ausgesprochen, und zwar gegen die Stimme de« englischen Vertreter». Die.Reparationskommifsion hab« damit die Rück- stattungspflicht der Kosten der Ruhrbesetzung durch Deutsch land festgelegt. Da« heißt also nicht mehr oder weniger: al» Deutschland hat den Schaden, den ihm die einbrechenden Belgier und Franzosen an der Ruhr verursacht haben, selbst zu zahlen und hat obendrein die Verpflichtung, die Summen vor allen anderen Leistungen zu entrichten. Repressalien in Essen. Dem Besatzungsamt der Stadt Essen ist ein Schreiben der französischen Besatzungsbehörde zugegangen, nach welchem die Stadt Essen mit einer Geldstrafe von 8000 Franc« wegen Störung der unterirdischen Zuleitung de» Rheinland kabel» belegt wird. An keiner Stelle ist in Essen bekannt, daß im Essener Bezirk das Rheinlandskabel irgendwie gestört sein soll. Wegen einer Sprengung in Essen-West ist der Stadt eine Rechnung von 37S50 Francs von derBesatzungsbehbrd« zugestellt worden. Es ist dies eine ganz neue Form, da nach dem Schreiben diese Summe nicht als Strafe anzusrhen ist, sondern als Schadenersatz. Falls nicht bezahlt wird, werden 8 Beigeordnete für die Summe haftbar gemacht. Kein« Tariferhöhung auf den Regiebahnen. Der „Temps" meldet aus Koblenz: Für die unter alliierter Regie fahrenden deutschen Züge bleiben die neuen Preiserhöhungen der deutschen Eisenbahn unberücksichtigt- Die Regiekommission hat lediglich die Gütertarife für au» dem unbesetzten Deutschland ankommenden Güter, um den geringen Betrag von 1k Prozent ab 1. September erhöht. Auch der Sinn dieser Maßnahme ist leicht zu erkennen: Einerseits will man sich Passagiere durch di« niedrigen Preis« ködern, anderseits soll dem Deutschen Reiche möglichst kein Gewinn aus den Bahnen zrtfließen- Massenquasseler Poincare. Wie der „Matin" mittellt, wird Poincare, der sich am Sonntag nach Treguier begibt; im Verlaufe seiner Reise nicht weniger als zwölfmal das Wort ergreifen, da der Ministerpräsident alle kleinen Nachbarstädte von Treguier aus ihren Wunsch besucht. In Treguier wird Poincare aus Anlaß der Jahrhundertfeier für Ernest Renan reden. Diese Rede wird aber keinen politischen Tharakter haben. artige Abwanderung der Mark in Effekten findet weitere Nahrung in der außen- und innenpolitischen Lage. So verliert die Mark immer mehr an Wert, und neue In- fluation, neue Preissteigerungen, neue Verknappung der baren Lebensmittel find die verheerenden Auswirkungen in diesem Circulus virtuosus. Selbst wenn es der Regierung gelingen sollte, eine beherrschende Stellung auf dem De visenmarkt zu erringen würde Ausschlaggebendes nicht erreicht sein. Mit banktechnischen Experimenten kommt man dem Nebel nicht mehr bei. Eine zerfallene und zerrüttete Währung läßt sich nicht wieder gut zusammen- leimen wie eine zerrissene Banknote, sondern sie läßt sich nur durch eine besser fundierte ersetzen, und sie muß durch eine solche ersetzt werden, und se: eS auch unter Opferung der letzten Reserven. Noch find solche Reserven in genügendem Ausmaße vorhanden, ihr verspäteter Einsatz würde ein unwiderrufliches „Zu spät" bedeuten. Der Wille zur rettenden Tat muß den Mut aufbringen, auch über die Leichen wirtschaftlicher Lrohnen hinweg zum Ziele zu gelangen, denn der Staat hat nicht die Pflicht, jeden Konjunkturgewinnler und Schieber den ungestörten Genuß seiner Beute zu gewährleisten; ihr Wehgeschrei ist ertäglicher als die Totenklage der gesamten Wirtschaft. Grundlegende Sanierungsmaßnahmen sind bet außen politisch entspanmer Lage leichter durchzuführen als unter außenpolitischem Hochdruck. Die Möglichkeit, eine solche Entspannung zu betreiben, ist für Deutschland durchaus gegeben, trotz der französischen und belgischen Noten. Er scheint auch der Weg zu einer politischen Verständigung mit Frankreich noch nicht offen, so würde sich doch Deutsch land mit einem erneuten Versuch zu einer wirtschaftlichen Verständigung nichts vergeben, sondern zweifellos auch starke politische Kräfte an der Themse und in Brüssel, und nicht zuletzt auf der demnächst beginnenden Tagung deS Völkerbundes in Bewegung setzen. Aktive Politik erschöpft sich nicht in geschäftiger BetriebSsamkeit, sondern sie ist planvolle und entschlossene Ausnutzung des Möglichen für das Notwendige unter klarer, konkreter, dem eigenen Volke und der. Wclt erkennbarer Zielsetzung. Driechenlanäs Antwort an Natten Einige Zor-eruagea abgelehnt. Die griechische Antwortnote ist der italienischen Gesandt schaft durch den Thef der Politischen Sektion im Ministerium deS Aeußern übergeben worden. Die Note erklärt, di« griechische Regierung betrachte die in der italienischen Ver balnote enthaltene Behauptung der italienischen Regierung al« ungerecht, nach welcher sich die griechische Regierung einer schweren Beleidigung Italiens schuldig gemacht hab«. E« sei der griechischen Regierung unmöglich, di« Haupt punkte der unter Nummer vier, flink und sechs in b«r italienischen Verbalnote sormulierten Forderung«?. zunehmen, di« «inen Angriff auf di« Ehl , d,t« Souveränität de« Staates bedeutet««. Indem die griechische Regierung ntchtsdestorvm Bettacht zieh«, vaß da« abscheulich« Attentat auf grtek Boden gegen Bürger einer großen Ratton begangen die mit einer tnttrnattonaün Mission betraut «a» kläre sie folgendes arme-men -u «ollem Politische Wochenschau. von Dr. Külz, M. d. R. Die Mut der Noten steigt und zwar sowohl die der Diplomatie, als die der Reichsbank. DaS ist die Signa- tur der letzten Woche. Nach Frankreich hat jetzt Belgien seine Antwort note an England gelangen lasten. So ausführlich diese 87 Seiten umfassende diplomatische Kundgebung auch ist, so inhaltlos bleibt sie für uns. Ihr praktischer Inhalt läuft auf den Vorschlag hinaus, unter Festhaltung der ergriffenen Pfänder von Deutschland, die Wiedergutmachung der materiellen Kriegsschäden zu verlangen und auf eine Mehrforderung an Deutschland gegen Streichung der interalliierten Schulden unter einander zu verzichten. Der erste Teil d,S Vorschlags ist für Deutschland, und der letzte Teil ist für England unannehmbar, und so muß einfach sestgestellt werden, daß auch die belgische Note in den grundlegenden Fragen der Nuhrbesetzuug, der Fest stellung der deutschen Leistungsfähigkeit und der Regelung der interalliierten Schulden auch nicht den kleinsten Schritt zu einer praktischen Lösung bedeutet. Solange das Ruhrgebiet nicht wieder als wirtschaftliche Kraftquelle Deutschlands hergestellt wird, ist jede noch so ehrliche Absicht Deutschlands, seine Industrie und Wirt schaft in den Dienst einer endgültigen Reparationsleistung zu stellen, zur Aussichtslosigkeit verurteilt. Das missen Frankreich und Belgien genau so gut, wie England rind wir. Deswegen sino alle Noten Frankreichs und Belgiens weiter nichts, als ein zwischen beiden abgekortetes Spiel, Zett zu gewinnen bis zur wirtschaftlichen und politischen Zersetzung Deutschlands. Die britische Presse fordert angesichts der Aussichts- ostgkeit, mit Frankreich und Belgien zu einem gemein- amen Vorgehen zu gelangen, eine eigene Aktion Englands, >a« heißt, eine Antwort auf die deutsche Note durch Eng- and allein. Die britische Regierung wird sich mit dieser Antwort jedoch nicht beeilen; denn der Zusammentritt des Völkerbundes und die Tagung der britischen Reichs- konferenz stehen bevor, und es liegt nahe, daß die britische Regierung versuchen wird, das ganze Gewicht der Mei nungsäußerung beider Stellen ihrer Politik dienstbar zu machen. Da die britische ReichSkonferenz erst Anfang Oktober zusammentritt, ist ein entscheidender Schritt vor- her kaum zu erwarten. Deutschland ist also für die nächsten Wochen wieder ganz auf sich allein gestellt. Für uns ergibt sich die entscheidende Frage, ob wir den Kamvs an der Ruhr solange aushalten können, bis die französische Vernichtungspolitik an der politischen und wirtschaftlichen Wertlosigkeit der Ruhrbesetzung scheitert. Auf der Grundlage der gegenwärtigen wirtschaftlichen Entwicklung sind wir hierzu nicht imstande. Will die Regierung den Kampf mit Aussicht auf Erfolg weiter- führen, so muß sie den Willen und die Fähigkeit haben, vie gegenwärtige wirtschaftliche Krise zu überwinden. Die Rubrbesetzung hat vaS stärkste Produktionszentrum Deutsch lands wirtschaftlich lahm gelegt. Der Nutzeffekt der deut schen Gesamtwirtschaft ist damit auf das empfindlichste geschmälert. 6 Millionen Menschen sind an der Ruhr zur Unproduktivität und zum Kostgängertum für die deutsche Wirtschaft verurteilt. Wenn es un» dem gegenüber nicht gelingt, andere wirtschaftliche Energiequellen als Ausgleich und Gegengewicht zu entwickeln, ist der Kampf hoffnungs los. Bisher ist es nicht gelungen, eine solche Entwickelung zu sichern. Es ist schmerzvoll, dies aussprechen zu müssen, aber wenn wir nicht in den Fehler von 1918 verfallen wollen, müssen wir den Mut haben, dieser Wahrheit in's Auge zu schauen. Mit noch so schönen Reden und hoff- nungSvollen Ausblicken kommt man über diese Tatsachen nicht hinweg, sondern nur mit entschlossener und robuster Tat. Die bisherigen Maßnahmen der Regie rung haben nicht nur keine Besserung, sondern eine Ver- schärsung der Wirtschaftslage gebracht. Der Währungsverfall schetnt hemmuilgslos den tiefsten Tiefen zuzustreben. Momentane Einflüsse mögen in der letzten Zeit mttgewirkt Haven. Die Einfuhr britischer Kohle und die LebenSmittel- emführ für das besetzte Gebiet stellen ungeheure Anforde rungen an den Devisenmarkt. Aber o«rhängnt»voller als diese einzelnen Passivfaktoren der deutschen Wirtschaftsbilanz bleiben ver Rückgang der GesamtarbettSletstung der brutschen Wirtschaft und der unaeheur« wirtschaft liche Lebrtauf in >Staat«wtrtschaft und Privat wirtschaft. Wenn die Dinge so weiter gehen, nue bisher, ist der Tag nicht mehr fern, an dem der größere Teil aller Betriebe zum Erliegen kommt. Di« neuesten Devisen bestimmungen Laben da» Gegenteil von dem erreicht, was mit ihnen beabsichtigt war. Di« Einschränkung der Import. Valuten und vie Beschränkung der Eindeckung auf den Bedarf von zwei Monaten haben die Nachfrage nach Devisen stürmisch gesteigert. Di« dadurch gedingte starke Steigerung der auslänotschen Zahlungsmittel bewirkt einen nie ge kannt«» Andrang am Effektenmarkt und dadurch «in« L«njmlds« Uufwarttdewtgung d«r Effekten. Di« flucht uer Cagevla MM- /Anzeiger fm öas Erzgebirge NZM Rimsprech-Nbfchtsß n». »». - «u okmamM«, rageUait sa«K»»'. Enthalten- öl» amtliche« vekanatmachungea -e» Rate» -er Elast««- -e» Matt-geeicht» stae. 1«««