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MW Mnzeiger für Sas Erzgebirge DM Nr. ISS Montag» äen 18. Juni 1S2S IS. Jahrgang VerRampf gegen elaevolksseuche. Der. ReiMtan hat tn dreien Laaen den Heid «» strtttenen Gesetzentwurf Metz die BrkäMpfUns der Ge- MechtSkrankheiten beraten, Mn de» Vorlage de» Re- gierung hatte d« NUSMch ein« Reih« Von Aendevun- «en und Zusätzen vorgenommen, die aber nicht gründ« sätzlicher Natur ltnd. Ne dem RegterungDentwurß zu- arundelietzenden Refvrmtdeen Und im wesentlichen aus- recht «halte« geblieben« und da da« Gesetz im Ausschuh Schließlich einstimmig angenommen wurde, so ergibt sich daraus« daß alle Karteien ernstlich «ersuchen wollen, den hier gewiesenen Weg zu beschreiten, wenn auch in alle« Karteien einzelne Bestimmungen de« Gesetzes nach wiie vor hart umstritten bleiben. Man kann der Vorlage Kühnheit und Wagemut Nicht abstreiten; es werden aus einem der schwierigsten Gebiete für Verwaltung und Gesetzgebung Wege ein geschlagen, die weit abführen Von der bisherigen Be handlung der Materie. Drei Neuregelungen springen vor allem ins Auge: die Behandlung von Geschlechts krankheiten soll nur noch approbierten Aerzten erlaubt werden; der Erkrankte soll die Pflicht haben, sich Von einem solchen Acht behandeln zu lassen; die bis herig« Reglementierung der Prostitution durch die Sittenpolizei soll abgeschafst und durch eine Be aufsichtigung feiten» der Gesundheitsbehörden ersetzt werden. . Die ersterwähnte Bestimmung, die Behandlung der Kranken lediglich durch approbiert« Aerzie, hat einen Sturm der Entrüstung bet den Raturhetlkundigen und ihren Anhängern hervorgerufen. Die Vorlage geht von der Erwägung guS. daß eine rechtzeitige und gründliche Behandluna der Krankheiten dank der Fortschritte der ärztlichen Wissenschaft neuerdings durchgreifende Heil- erfolg« herbetzustlhren vermag, während eine Verschlep pung Mer unsachgemäße Behandlung von den furcht barsten Folgen für den Betroffenen fein kann und außerdem die Gefahr der Ansteckung und Wetterver breitung Zn sich birgt.' Nirgends aber isst die Kurpfu scherei so verhängnisvoll tätig, wie auf diesem Gebieter st« wird von dem begreiflichen Bestreben vieler Erkrank ter, unterstützt, ihre Leiden mögltchst geheintzuhalten. Es handelt sich aber letzten Ende« bet de» Bekämpfung der Krankheiten nicht so sehr um die MnAelperfönlichkeit; Staat und Gesellschaft halben ein brennende« Interesse daran, daß per DvMseuche durch rasche Heilung und durch vorbeugende Maßregeln ein Riegel vorgeschoben werd«. Von der.Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten sind im Ausschuß erschütternde Biwer gegeben worden, und keinesfalls kann eS so weiter gehen« daß die Hei lung dieser Krankheiten gewissermaßen ein« reine Pvb> vatsache der einzelnen Patienten bleibt; hier liegt ein wohlverstandenes Allgemeininteresse Vox. DaS Man chestertum, das freie Gehen- und GescheHvnlassen, muß auch aul diesem Gebiete beseitigt werden, und Minister Oes« hatte vollkommen recht, wenn er bei der -wetten Beratung de- Gesetzes im Reichstage aMührte, bet dem gesetzgeberischen Vorgehen gegen die ^.volksverderbend« Seuche müsse das Recht der Allgemeinheit dem. Recht der Einzelperson vorangestellt werden, di« allgemeine Mrrierfrethett laste Nch mit dem Zweck des Gesetze« nicht vereinbaren. Aus diesen Gedanken heraus ist Mch die setzt noch so beliebte «Aernbehandluns" im Gesetz Ver boten. In logischer Verbindung Mit dem Gesagten steht di« unmittelbar« Pflicht. M Mm Arzte behan deln zu lasten. E» sollen mit dieser vestinünung der falschen Scham entgegengearvettet werden, di« setzt noch manche krank« abhält, sich rechtzeitig dem Arzt zu ent decken; ««rade die Frühbehandlung aber ist bekanntlich am eheste« geeignet, der Krankheit ihren verderblichen Charakter zu nehmen. Freilich kann « sich hier nur um «ine Sollvorschrift handeln, nicht gm «ine bet Un terlassung strafrechtlich zü ahndend« Bestimmung. , .Zu treffend sagt die Begründung des Entwurf», daß di« Aufnahm« einer Strafbestimmung stet nicht rechtzeitig erfolgter Inanspruchnahme des Arzte« ein« Quell« der häßlichsten Angebereien und Erpressungen werden kännte. wichtig dagegen ist, daß Strafen festgesetzt Und für Per sonen, die in näher bezeichneten Fällen Handlungen begehe«, die Mn« Weiterverbrestung d« Krankheiten «v, möglichen (z. B die Eingehung einer GH,). Eine hie» vom Ausschuß ausgenommen« (in der Regierungsvorlage nicht enthalten«) Bestimmung, wonach mit Geldstrafe oder Mit Hast bestraft werde« kann. «Mer ein Kind, für dessen Pflege er k» sorgen hat, von einer anderen Persvn al» der Mutter Men läßt, ahn» vmcher einen Acht zu Rate gezogen zu habens allerdtnW vielleicht, insbesondere mit Rücksicht auf Ländliche «erhältntste, auf^EedirMeaenden «ho.. dm Mn Arzt nicht tnmwv ßhnell zur VerfaMng steht. etwa« zu weit Mxtffe». wertvoll G Hs« neue» mW demokratisch« Initiative hßrvmgesa«S«ttt OaragM. wonach vl, UnchMmng der au» dem Gesetz erwachsenden hygienischen Aufgaben Gesundhettsbehvrden zu übertragen isst, die M mit den Pflegeämtern und den 'Einrichtungen der sozialen Für sorge im Einvernehmen halten solle». Die Reglementierung der Prostitution hat sich in der Praxis al» ungeeignet Mr Verhütung .der Ge schlechtskrankheiten erwiesen, ebenso di« Kasernierung. Auf diesem Gebiete werde« daher von der Vorlage neue Weg« beschritten, wie sie insbesondere schon in den skandinavischen Staaten eingeschlagen worden sind. Die Beschränkung auf gewisse Wohnungen oder auf bÄttmmte Straßen wird aufgehoben, dagegen soll als Kuppelei in Zukunft die Unterhaltung von Bordellen gelten. Auf der anderen Seite können Personen, die krank oder verdächtig sind, di« Krankheit Wetter . zu verbreiten, einem Heilverfahren unterworfen werden, auch unter Anwendung unmittelbaren Zwange»; scharfe Strafbe stimmungen sind vorgeschen für Betonen, die ihre Krankheit weiterverbreiten, obwohl ste ihr Vorhanden sein kennen, oder den Umständen nach entnehmen müsse«. Im Übrigen Macht sicht nur strafbar, wer öffentlich Mr Unzucht aufsvrdert oder sich in einer Sitte und Anstand verletzenden »der ander« belästigenden Weiss dazu an bietet. Im allgemeinen wird man hoffen dürfen, daß diese Bestimmungen de» Gesetzes weitverbreiteten Miß-, ständen entgegenwtvken und das schlimm« Uebel an der allein richtigen Stell« packen werden; bet der Bekämp fung durch hygienisch« Maßnahmen und durch möglichste Fernhaltuno der Bevölkerung von den Bildern de» Laster». Daläwins Programm. Baldwin erklärte tn einer Rede in Oxford, dis Zivilisa tion fleht man heute in die Brüche gehen. Die gesamte Welt erhofft das Wohl vom britischen Reiche und den Ber einigten Staaten von Amerika. Wenn die Welt wieder auf gebaut werden soll, so muß Großbritannien dies tun. Die Männer, die Hand an die- Werk legten, brauchten den Mut eines Pitt und den Glauben eines Lincoln. Wir wollen hoffen, daß jeder von uns sich zum Grundsatz setzt, an der Vollendung dieses Werke» mttzuhelfen. (Ob diesen schönen Worten auch einmal die Tat folgen wird?) Robert tzeril wünscht Eingreifen England». Lord Robert Cecil erklärte in einer Rede in Liverpool, daß da» ganze Kabinett und alle Parteien deS Unterhauses ein stimmig der -Ansicht seien, daß England die Sache de» Völ kerbundes mit größten Nachdruck zu fördern habe. Die wich tigste Aufgabe, die dem Völkerbund gestellt sei, bestehe darin, durch Verträge den Frieden zu sichern und den Abbau der Rüstungen berbetzuführen. Verträge zwischen festen Gruppen seien dazu der einzig geeignete Weg, denn kein Bott sei ge willt, sich in neue Kriege zu stürzen, um den Frieden zu sichern. — Deutschland» schwierige Lage zeige jetzt die erste Aussicht zur Besserung, indem «S. gelungen sei, Reparations besprechungen mit FrÄchreich tn Gang zu br ngen. Er hoffe, daß man nun endgültig das Stadium überwunden habe, wo England den Dingen ihren Lauf ließ und sich nur Befürchtun gen htngab, was aus der verworrenen Lage werden könnte. Oberst House für Entwaffnung der Rheiuzono. Nach einem Bericht der „Time»" au» Neuhork tritt Oberst Hause in der Zeitschrift „Foretgn Office" für die Ent militarisierung der Rhetnzone und für Gewährung einer Sicherheit durch Großbritannien und Italien an Frankreich von der Art, wie sie in Paris von WUson und Lloyd George angeboten wurde, ein. Deutschland müsse in den Völkerbund ausgenommen werden und der Völkerbund müsse zusehen, daß Deutschland seine Verpflichtungen erfüllt. poknearrs Antwort an Selgjra. An amtlichen französischen Stellen wird bestätigt, daß Poineare einen schriftlichen Entwurf für die Antwort auf den englischen Fragebogen nach Brüssel geschickt hat. Belgien wird jedenfalls erst nach Lösung der Krise zu dem französischen Ant- wortentwurs Stellung nehmen. « « * Neue Strafen gegen . Jechenäirektoren, Vor dem Kriegßtzericht Essen Md weiterhin gegen ein« Reihe von Zechendtrektoren wegen Nichtlieferung von Kohlen folgend« Strafen verfügt worden; Generaldirektor Hein von der Gewerkschaft Lan- aenbrahm in Ssssen-Rüttensche-id zu ö Jahren Gefäng- nii» und S.S Millionen Francs, das stnd mnd Sä Mil liarden Mark. Geldstra fe; Verywerk-direktor Heinrich» von der Gewerkschaft Zollverein in Katernberp zu S Jahren Gefängnis und 6» Millionen Weanet» (Puch 480 Milliarden Mark) Geldstrafen Generaldirektor DinkhaVS vorn KöltvNe»»!ftner Bergwerk-Verein in Altenessen zu S Jahren Gefängnis und SS Millionen Francs (rund 480 Milliarden Mattk) Geldstrafe; . § BergwerkSdirektor NiegiM Von der Gewerkschaft Vereinigte Helene und Amalie in Bergebvrteck M S Jahren Gefängnis und 42 Millionen Francs (mnd 287 Milliarden Mark) Geldstrafe; Bergwerksdirekto, KamverS von den Manne» inann-Röhrenwerken, Abteilung Bergwerke Ellen, ,M S Jahren Gefängnis und SO Millionen Francs (rund 200 Milliarden Mark) Geldstrafe. Sämtlich« Strafen wurden in Abwesenheit der Wu sse klagten verhängt. GSrges hat gegen fein LoSesurteU Revision eingelegt. wie da« «Echo de Pari»" berichtet, hat der vom Kriegsgericht in Mainz zum Tvde verurteilte »Land- wirtschaftSlehrer GörgeS gegen da» Urteil Revision ein gelegt. — Au» Mainz wird noch folgende» gemeldet r E» sei nochmal» festgestellt, daß da- Geständnis GörgeS infolge des durch die körperlichen Drangsalierungen eingetretenen Nervenzusammenbruches erjplgte. Die zwei deutschen Zeugen, .die da» Alibi von GörgeS ein wandfrei nachweisen bannten, .sind von d«m französi schen Kriegsgericht in Mainz nicht vernommen worden Der Bruder von GörgeS wurde von dem Verhandlung»' termin so spät benachrichtigt« daß er nicht mehr recht zeitig §» Mainz eintreffen konnte. Selagrmngszusiat»- la alle« Krals»» am K-la. Heber den dem Kreis Köln benachbarten Kreis» Eus kirchen ist nunmehr ebenfalls der Belagerungszustand verhängt worden, so daß dieser wieder auf alle Kreis«, die um Köln liegen, ausgedehnt ist. Infolge de» Be lagerungszustandes im Landkreis Bonn dürfen die Rheindamvfer nicht mehr an den Städten de« Sieben gebirge« anlegen, sondern nur noch linksrheinisch.- also in Bonn und Remagen. Dee Dortmund«, Nelchekommlssae mwqnartttrt. Dis Franzosen haben da« Reichs- und Staat-kom- MUariat in Dortmund besetzt und den Leiter. Reich», und StaatSkommissar Mehlich, auSquarttert. Mehltch war in seiner Stellung Her Nachfolger de« jetzigen preu ßischen Innenminister» Gevertng. Zn Dortmund ist der verschärfte WelagerunMUsstand aufgehoben worden. Zwi schen Hörde und Schwerte, ferner zwischen Hürde und Unna haben die Franzosen die Eisenbahnschienen auf- aerissen. Bei sämtlichen Dienststellen der besetzten Bahn höfe TuiSbura und Wedau isst di« bisherig« französische Besatzung durch belgische« Personal abgelüst worden. Belgisch« Heldentaten. Mm 27. Mai . Wurde der bei dem Hauptzvllamt Em- merich-Euwer beschäftigte Oberzoksekretär Streckmann bet Ausübung seines Dienste» von belgischen Soldaten verprügelt, .mit Fußtritten traktiert und schließlich schwer verletzt verhaktet. Auf einen Emmerich« Bürger, der dem auf der Straße liegenden, au» mehreren Wunden blutenden Streckmann Hilfe bringen wollte, gaben.die Soldaten mehr«« Schüsse ab, die ihn ebenfalls schwer verletzten Gtreckmann wurde in das Gefängnis in Kre feld eingeliefert Ei» be-eutsames Schreiben. ,D. M. Z." teilt folgende« mit: Wir «halten Kenntni« von dem folgenden Schreiben: llsgi« riss Lksmins äs ksr äes Isrritoire» oocupös. Oirsvtioa kraacaiea äs Lologas. laepoottoa äs Nsue». Nsus», 1« 31 blei 1S23. An die ReichHentrale für Deutsche BerkehrSverwaltuna Berlin. Potsdam« Bahnhof. E» sind in der letzten Zeit verschieden« deutsch« Firmen (!) de« altbesetzten Gebiete» an un» mit dem Ersuchen herangetreten, die Reklame in den Bahnhöfen de« hiesigen Bezirke» zu gestatten. Wir Haben un grundsätzlich dazu bereu «klärt, sind aber nicht üb« dtiß Bedingungen orientiert, unter welchen die einstige (!) deutsch« v«waltungdie Zulassung zu dieser Reklame > in den Bahnhöfen gewährleistet hat. Wir, bitten Sie deshalb, un» im Interesse dieser deutschen Firmen zu Vergleich», bzw., JnfprmationSzwecken ein Formular eine» derartigen Kontrakte» bzw. nähere Auskunft gell« umgehend »«kommen zu. lassen. Da die.Angelegenheit eilt, erbitten wir baldigste Erledigung, Ihre Antwort wollen Sw adressieren an; dloaeisur llollin, Lommeaäent militeir« ä« l« gsro äs klou», l.'la»poet«ur Oivieioaaair« (Untirschrtst unlcsMch). Att lchrreichM Schriftstück! Daß de« „Lommandont müttair* de la -ar« de Neuß- Mn d« ^MMen- deut,