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Anzeiger für öas Erzgebirge /luer Tageblatt »«ich M M. »N »,»««,«f»«U— ».st.uun„n -.hm.» »I. MW U^ M EU UX »^ MM M M^ UM UM MM UU^ M^ UM UM MM UU^ UU UM Um,.,.»»M«I, «u.»,a„. „»so-Bu»»i,«,»»>ip»ft„st«ii„ M MMM^MU^M MM UMM^ n»»»:«««»»»"»»',n-«»m,.p,n». „«,»«„.-«„»»in, »,tt„,«ch. M M t ,,ii.»«—m«»,. n». Jirnsprich»^Infihluß N». SS. Ml»ss,»»»„»»«,n»»» kiligrammi, Lagidlati fiu,,»»,»>,,,. Ettthaltsa- -ich amtlichen Bekanntmachungen be» Nate» üer Stabt unb -es Amtsgericht» /lag. p»M»ck.g»nio, ftmt Leipzig Nr. t«»e Nr. 2SS Donnerstag, äen 2. November 1S22 17. Jahrgang Mehr Aktivität 1 Me Wae auf der Brüsseler StnanAkonferenz, wo der al» amerikanischer Beobachter jetzt mit der Repara- ttonLkommtsston tn Berlin wettende Herr Bohden den europäischen Vertretern die Worte zur«es: „Schafft erst Ordnung in eurem eigenen Hanse durch eigene Kraft! Macht e», wie wir e» gemacht haben! Tai» Re zept ist einfach: Schließt euch zusammen zu den Ber einigten Staaten von Guropa ! Am Sieger ist e», dem Besiegten die Hand zu reichen! Aber Geld von uns ? Nur keine überflüssigen Illusionen! Tas haben wir nicht dazu erworben, um es in faulen Geschäften wie der aufs Spiel zu sehen!" Seitdem Herr Bohden diese Worte sprach, find just zwei Jahre ins Land gegangen. Lite Vereinigten Staaten hon Europa sind noch 'heute ein schöner Traum; die Mahnung, daß der Sieger dem Besiegten die Hand reichen solle, noch heute eine uner füllte Hoffnung, und die Erwartung, daß die Vereinig ten Staaten das Gleichgewicht des europäischen Haus halts durch Schuldennachlaß oder aktive Stützungspoli tik in Ordnung bringen werden, noch heute eine „über flüssige Illusion". Gerade jetzt wieder wird ckus dem Weißen Hause erklärt, daß ein Schuldenerlaß keine Lo sung des Problems darstelle. Die Mahnungen Bvhdens, die noch heute Allgemeingültigkeit haben, sind frucht los geblieben. Die Versumpfung des europäischen Wirtschaftslebens hat ungeahnte Fortschritte gemacht, die Fieberhitze ist bis auf tödliche Grade gestiegen und die Blutzirkulation beginnt zu stocken, wenn nicht end lich tatkräftig Hand angelegt Wird. Die Frage ist berechtigt, ob wir seitdem selbst alles getan und nichts unterlassen haben, um Ordnung jn unserem Haufe durch eigene Kraft zu schaffen. Gewiß — an gutem Willen hat es der Reichsregierung nicht gefehlt. Unzählige Versuche sind gemacht worden. Tie Zahl der Beratungen am Krankenbette des deutschen Wirtschaftskörper, der Gesetze und Verordnungen, kurz der. Medikamente, darunter auch falscher (wie z. B. die Devisenordnung, mit de^en Abänderung, nebenbei ge sagt, die Arbeitsgemeinschaft sich keinesfalls für die Zukunft festgelegt und nur bis zum Erlaß eines Test- sengesetzeS einverstanden erklärt hat) ist unübersehbar. Aber niemals ist man der Krankheit im Ganzen zuleibe gegangen, sondern nur einzelnen ihrer Symptome Nie mals wurde an dem Patienten eine Radikalkur versucht, sondern nur mit Palliativmitteln operiert. Mit Vor beugungsmaßnahmen, damit die Krankheit nicht weitere Teile des Körpers ergreife, und Mixturen,.die nicht kräf tig genug wären, den fortgeschrittenen Krankheiksprozetz auszuhalten. Kurz gesagt: man Hut Wohl stets das SiechtUm zu bekämpfen gesucht, aber nicht die Kranke hett. Was uns fehlte und fehlt, ist ein entschlossener Arzt oder anders ausgetzrücktr Aktivität. Jetzt plötzlich sucht Man sie zu entwickeln. Regie rung und Parteien treten mit Programmen auf, und das zu einer Zeit, die so ungünstig wie nur Möglich ist. Ta gleichzeitig die Reparationskommission, ausländische Sachverständige und inländische Oxperten in Berlin ver sammelt sind und in getrennten Sitzungen über densel ben Heilungsprozeß beraten. Keine eben glänzende Regte. Statt eines einheitlichen, geschloffenen Willens des deutschen Volkes sehen sie vielköpfige Meinungen. Kindlich, wenn die Sozialdemokraten behaupten, mit dem Htlferdingschen Währungsprogramm allein den Stein der Weisen gefunden zu haben. Gewiß ist die Stabilisierung der Mark mit das vornehmste Ziel. Aber das Währungsproblem ist Untrennbar von dem Wirt schaftsproblem, ist nicht d ie Aktion, sondern nur e t n aktives Programm auf dem Gebiete der Reparation. Zum mindesten müssen beide Parallel gehen; allein eS durchzuführen, ist Undenkbar. Eine Stabilisierung der Währung auf dreieinhalb Monate oder auch.für diesen Winter ist ein Unding. Auch ReichSbankprästdent Ha- venstetn hat soeben erklärt-daß einer auf diese Weise erzielten vorübergehenden Besserung ein um so rapi derer Absturz folgen müßte. Wa« uns sthlt, ist nicht allein ein Währungsprogramm, sondern ein innerpolt- tische». ein außenpolitisches und ein Wirtschaftspro gramm. Nicht nötig, daß sich damit jetzt die Repko oder auch die kommende Brüsseler Konferenz ohne wei tere» einverstanden erklärt. Aber di« Welt mW einmal sehen, daß wir wenigsten» ein Programm haben, daß wir selbst brauchbar« Heilversuche machen. .Tie Mark fällt immer weiter, di« Preis« klettern in» ungemessen«. Mit dem Gehen- und Geschehen lassen rst nicht» getan. Die Erbitterung im Volke ist längst in Verbitterung Umgeschlagen. Sie treibt, Wasser auf die Mühlen, der extremen Flügelparteien. dt« au« dtes«r Gtftblüte Honig saugen. Die Spuren Italien» schrecken. Man darf vom Volk, nicht immer nur Geduld verlangen, muß ihm end lich Zuch etwa» bieten, muß die Ml-rung in der Hand »«halten. ,D«r Schmied der deutschen Wirtschaft muß Hammer sein, nicht Amboß, muß Kraft haben zur Rüh rung und Durchsetzung Von Notwendigkeiten. Wir kön nen jetzt kein« Krisen innerhalb de» ReichSkabtnett» und innerhalb der politischen Parteien brauchen. Die wirt schaftliche Problematik braucht Männer, braucht Köpfe. Wenn sie nicht vorhanden sind, müssen sie gesucht wer den. Es ist höchst« Zeit, daß der parteipottttsche Streit zurücktrttt und die Parteien sich auf ein einziges starkes aktives Programm einigen. Tarin wird nicht fehlen dürfen die strenge Forderung auf Ersparnisse, nicht zu letzt tn Unserem gewaltig aufgeblähten Beamtenappärat. Nicht fehlen wird dürfen die unbedingt notwendige Stei gerung der Produktion, Niemand denkt an einen Ab bau des Achtstundentage». Aber der schematische Acht stundentag ist ein Hemmschuh unserer Wirtschaft. Die Gewerkschaften haben W längst bereit erklärt, eine andere Regelung zuzuloffsen, sofern sie nur durch den» Tarifvertrag festgesetzt wird. Nur die Sozialdemokratie als politische Partei fürchtet sich noch immer, an dieses heiße Ersen zu rühren. Aber sie muß endlich dem Ge bot der Stunde sein Recht geben und auf Pie Massen er zieherisch und aufklärend wirken. Gewiß hat der Pro duktionsrückgang auch feine psychologischen Ursachen in unserer heutigen Verelendung. Aber auch Preußen hat sich groß gehungert. Jedenfalls muß endlich, gezeigt werden, daß wir wollen und was wir wollen. Darum Dampf in den Kessel und entschlossene Zusammenarbeit! Beginn äer Berhanälungen äer Repko. 450 Milliarden Defizit im deutschen Budjet. Ueber die Verhandlungen der Reichsregierung Mit der Neparationskommission berichtet da» WLB. folgen des: Die erste Verhandlung mit« der Reparationskom mission verlief in durchaus sachlicher Form. T«r Vor sitzende der Kommission Barthon erklärte, baß 1. die Balancierung de» Budgets. 2. die Frage der schwebenden Schuld und 3. die Stabilisierung der Mark die Hauptaufgaben seien, di« jetzt behandelt werden müßten. Die Kommission beabsichtige nicht, die deutsche Souveränität anzutasten. Sie hoffe aber auf die loyale Zusammenarbeit und sei auf Grund der von Deutsch land eingeganaenen Verpflichtungen genötigt, einge hende Fragen zu stellen. Darauf hielt Staajtssekretär Schröder einen Vortrag Über die allgemeine Gestaltung des Budgets für da» laufende Jahr, soweit eS sich bis her übersehen läßt. ES interessierten besonders di« Ausgaben de» außerordentlichen Haushalts. Staats sekretär Schröder teilte Mit, daß das voraussichtliche Defizit des Budgets etwa 450 Milliarden betragen wer de, das im wesentlichen M Lasten des Friedensvertra ges gehe. > > ' Di« Berliner Währung,konferenz. Die von der Reichsregierung zur Teilnahme an der Währungskonferenz nach Berlin eingeladcnen auslän dischen Finanzsachverständigen sind tn Berlin versam melt. Unmittelbar nach dem Empfange wird sich der Beginn der sachlichen Beratungen über di« Möglich keiten für eine Stabilisierung der cheurschen Währung anschließen. Tie meisten der ausländischen Sachver ständigen haben al» Sachverständige der Finanz- und Währungsfragen an her Konferenz von Genua teil- genommen. Von deutscher Seite werden an der Kon ferenz der 'Reichsbankpräsident Haven st ein, Staats sekretär Schröder und einige hervorragend« Vertre ter der Bankwelt, ü. a. T«. llobig, v. Mendel«, fohn, sowie der Berliner Universität-Professor Schu macher tetlnehtsten, Mittelstanäspolitik Der gewerblich« Mittelstand, Handwerk und Einzel handel waren seit Beginn der heutigen, Wirtschafts ordnung .stet» die lebendigsten Repräsentanten libera ler und Asozialer Wirtschaftsgestnnung. Nirgends sonst ist^so Nachdrücklich der Kampf gegen alle Reglementie rung, Pqragraphterung und Organisierung der Wirt, schäft geführt worden. Nirgend» sonst ist durch kunst gewerblichen Einschlag so augenfällig die Zusammen führung von Wirtschaft und Kultur herbeigeführt. Und kej§« der Grwerbsgruppen übertrifft den gewerb lichen Mittelstand in seiner erzieherischen Wirkung auf die Entfaltung der Persönlichkeit-wert« de- Einzeltndi- vtduums, keine Übertrifft ihn in dex praktischen Betä tigung de» Ausleseprinzips, der Sicherung de» Auf stiegs de- Tüchtigen. Div elementaren gesellschaftlichen Kräfte, di« in ihm ihren Repräsentanten ftnd«n, sind einmal'Wesen und Inhalt feiner staatserhaltenden, stqat-aNbäuenden Funktion, haben ihn tzum anderen befähigt, mit beson derer Lebendigkeit all» Experimente auf dem Gebiet der Soetnlisierung und Kvmmunattsierung ad absurdum zu führen. Kein Hweifel, daß der gewerblich« Mittelstand tn den Nöten der Krieg-- und jetzigen Uebergangswirt- schäft schweren Schädigungen ausgesetzt war. Aber auch kein Zweifel, daß ükkrall da, wo staatlicher Eingriff künstliche Organismen MU der Wahrnehmung seiner Funktionen betrauen wollte, die Unausschattbarkett sei ne» Wesen» angesichts der staat-wirtschaftlichen Miß erfolge deutlich in Erscheinung trat. Liberale und demokratisch« Gedankengäng« haben den gewerblichen Mittelstand in Perioden schwerer Be drängnis auf den Weg der Selbsthilfe verwiesen. Hier, tn der Etgenvrganisatton seiner Kräfte hat er sich, da» Rückgrat geschaffen, das, ihn befähigt, gegenüber gro ßen ExisteNzgefähren sich durch zusetzen. Nichts würde dem Wesen des Berufsstandes stärker widersprechen, al ber Ruf nach Staatshilfe, nach besonderer wirtschafts politischer Bevorzugung, nach steuerlicher Sonberbe- Handlung usw. Und nirgends wäre auch ein solcher Ruf unsinniger al» im demokratischen Staats Es besteht vielleicht nirgends eine so starke inner« Harmonie zwischen Wirtschaft Und Staat, wie tn dem Verhältnis zwischen Mittelstand Und deutscher Demo kratie. Gs ist kein Zweifel, daß di« Agitation der dem heutigen Staat feindlichen Parteien sich so außerordent lich um den Mittelstand bemüht, da sie wissen, daß hier eine der stärksten Stützen de» heutigen Staate- ihnen gegenüber steht, di« — unabhängig von ihrer, Partei politischen Einstellung — durch ursprüngliche Kräfte und ideelle Verwandtschaft dem demokratischen Staat eng verbunden ist. Antisemitisch« Propaganda und wirtschaftspolitische Schaumschlägerei sollen den Mittel ständler feinen eigensten Grundlagen entfremden, sollen ihn. der tn feiner ruhigen ztelbewutzten Pflichterfüllung, in der qualitativen Steigerung seiner Arbeitsleistung, in der Erziehungsarbeit des wirtschaftlichen Nachwuchses der lebendige Beweis für da- gedeihliche Zusammen wirken von Staat Und Wirtschaft ist, staatsfremd, staats feindlich machen. . - < Aber solches Bemühen muß, erfolglos bleiben! Die starke Anteilnahme führender Persönlichkeiten de- ge werblichen Mittelstandes an der Arbeit der Deutschen Demokratischen Partei, das praktisch« erfolgreich« Wir ken der demokratischen Fraktionen im Reich, in den Län dern und den Gemeinden für «ine gerechte WirtschaftS- und Finanzpolitik und darauf aufbauend die regsam« Ausgestaltung des beratend Mitwirkenden Mittelstands ausschusses beim Hauptvorstand der Deutschen Demo kratischen Partei sind lebendiges Zeugnis dafür, daß der deutsche gewerbliche Mittelstand weiß, wohin er in Ausübung feiner wirtschaftlichen und politischen Ver antwortung zu gehen hat. Die deutschen Mittelständ- lev rusen wir auf, um des Wiederaufbaues von Staat und Wirtschaft Witten, im Dienste der Sicherung ihrer Gegenwart und ihrer Zukunft, sich zu freudiger Mit arbeit in dem demokratischen Mittelstandsausschuß zu- sammenzufinden, und in dieser Körperschaft der Ver bindung von Wirtschaft und Politik zu otenen, den Ar beiten ihrer Fachorganisatipnen gesetzgeberische Auswir kung zü verschaffen. . > > Ld-iire psNtrseh» rn<ldee«»s<^ Steigerung der Arbeitsleistung? Der Brief August Thyssens an den Reichskanzler, tn dem ier diesen bittet, bei der Arbeiterschaft darauf hinzuwetsen, daß mehr Arbeit geleistet werden müsse, um Deutschlands schwere Lage zu verbessern, ist geschrieben worden, nachdem Thyssen mit Stegerwald über die Möglichkeit der Arbettsverlänaerung gesprochen hat. Hieraus schließt man in politischen Kreisen, daß die chrtstltchen G e- werkschaften nicht abgeneigt sind, in die Beseitigung de» Achtstundentages esnzuwtlliqen. Jedenfalls ist damit zu rech nen, daß mehr Arbeit geleistet werden wird, nachdem die Ar- heiterschaft sich schon in mehreren Fällen und tn verschiedenen Industrien zu Ueberschichten entschlossen hat. . Die Reich»regierung sür Einstellung der Kohlenlieferungen an Frankreich. Bei den Besprechungen mit der Reparations kommission wird die Regierung die Forderung aufstellen, daß die Kohlenlteferungen nach Frankreich eingestellt werden. Die Industrie geaen die Kohlenlieserungen. Die Industrie ist allgemein der Auffassung, daß hinsichtlich der vermehrten Kohlenlieferungen der Entente energischer Widerstand geleistet werden muß. Man ist der Ansicht, daß da» Vorfahren von Ueberschichten im Bergbau nötig wurde, um die Industrie auf- rvchtzucrhalten und! den nötigsten Bedarf des deutschen Haus brande» zu decken. Znäustrie unä Lanätagswahl. Der Gesamtvorstand de» verbände» Sächsischer Industriel ler erläßt für die Landtagswahlen nachstehende Richtlinien: I. Für die bevorstehende Landlagswahl muh die sächsische Industrie gemeinsam mit allen Kreisen, die unter den Folgen der bisherigen verkehrten und einseitigen Wirtschaftspolitik in Sachsen und im Reiche leiden, alle Kräfte und die äußerste An spannung daran setzen, daß in Sachsen der einseiti gen Klassenherrschaft der sozialistischen Re gte rungetnEnde bereitet wird» ttt ist ein unmöglicher j' il n