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Mittwoch, äen 30. August 1S22 N. Jahrgang Nr. 202 M Ai Aue. US. un ter :r- !>N 5Z U »m >n 8WS schlcht>enabkvmm«n verstanden Haben, darf nicht unterschätzt werden. W bedeutet nicht nur eine höchster- " " erung der FürderMern und damit der, kärglichen Kvhlenvorräte de» Winter- für Industrie und Hausstand, sondern es bezeugt auch ein erfreuliche- Wer- ständnis der Bergarbeiter für die Not des deutschen WirischaftSlebenS, da» man umsomehr begrüben mutz, al» es bisher nur Ku oft gefehlt Hat. Noch erfreulicher ist die Haltung dex Gewerk schaften in der gegenwärtigen Notzeit. Sie haben sich bekanntlich ohne Rücksicht auf ihre sonstigen partei politischen und gewerkschaftlichen Verschiedenheiten Ku- sammengetan, um der ReichSxegierung eine Reihe von Anregungen und Ratschlägen Kur Bekämpfung der ge genwärtigen Notlage KU unterbreiten. Wenn man auch bei weitem nicht alle billigen kann, so mutz man doch den Ernst und die Besonnenheit anerkennen, die aus ihnen sprechen. Schon die einfache Tatsache, datz die Erfassung der Sachwerte, die in der gewerkschaftlichen Agitation leider eine so hervorragende Rolle gespieltj hat, hier Überhaupt nicht mehr erwähnt wird, zeugt für das reine Bestreben, durch praktische Vorschläge der allgemeinen Notlage Ku steuern. Auch die sozialdemo kratische Arbeiterpresse gliedert Wh völlig in diese neue Gewerkschaftstaktiken. Ter Vorwärts schreibt: GS ist vielleicht die letzte Stunde, wo gemeinsames Handeln I noch retten kann. Nicht um Fragen der Parteipolitik und der Parteitaktik geht es jetzt mehr, sondern darum,, ob die panikartige Anarchie der Wirtschaft, Pie von der, Entente heraufbeschworen ist, abgewendet werden kann, ob die Volksgemeinschaft auch durch! diese schwere Be lastungsprobe von außen her atufrechterhalten wird. Tas Wort Volksgemeinschaft, an der Stelle, wo man sonst immer nur Klassenkwnpf zu lesen gewohnt war. leuchtet hell und klar. Wenn die immer noch ge waltigen Wirtschaftskräfte der deutschen Arbeitgeber und der deutschen Arbeitnehmer zur Rettung des Vater landes Zusammenwirken, braucht uns trotz aller Ent scheidungen der ReparationSkommifsion um dis deut sche Zukunft nicht bange zu sein. da« Facta, der italienische Ministerpräsident, Wh den Krieg-Minister Svleri kommen Hetz, umf mit ihm die mi litärische Tragweite der Angelegenheit KU erörtern. Trä fen diese Meldungen Ku, dann läge hier ein schweres Friedensbruch der Kleinen Entente gegenüber dem Weh» losen Oesterreich vor. Der Bundeskanzler Seipel hat durch seine Idee einer Münz- und Zollunion offenbar verwirrend auf die übrigen Tvnaustaaten gewirkt. E» ist bemerkenswert, datz die Sozialdemokratie sehr scharf gegen diese Pläne Stellung nimmt und in der Wiener Arbeiterzeitung nachdrücklich betonen lätzt, datz solche Ab machungen nur mit Zustimmung des Parlament» er folgen könnten/ Das sozialistische Blatt fordert, daß die gefährliche Politik Seipel» unter scharfe Kontrolle gestellt wird.' Die deutsche Regierung hat allen-Anlaß, den Vorgängen ein wachsame» Auge zu schenken. Oester reich ist deutsches Land, seine Bevölkerung hat mehr al» einmal durch seine oberste Vertretung den Wunsch au», gesprochen, zürn deutschen Mutterland« zu kommen E» erschein: uns ausgeschlossen, datz der gegenwärtige Bun deskanzler daS politische Erstgeburt-recht seine» Bolle» um da» «Linsengericht wirtschaftlicher und finanzieller Vorteile verschachern würde. Aber e» gilt besonders, auf die Nachbarstaaten -U achten, die zwar weit über ihren völkischen Nähmen hinaus Übersättigt, aber dennoch in ihrem Länderhunger nicht gestillt sind. Cnälich Hilfe für äie Staäte. In den letzten Tagen haben, wie bekannt, VerHänd- lungen zwischen dem deutschen Städtetag und dem Reich stattgesunden, die sich auf die von den Kommunen im mer wieder verlangte Hilfe durch das Reich erstreckten. Tie Verhandlungen sind zwar noch nicht abgeschlossen, doch hat es den Anschein, als ob da» Reich jetzt ent schlossen ist, den Gemeinden schnelle und weitge hende Unterstützung zu gewähren. Auch die Län de« sollen Reichsbeihilfen erhalten. Bei den Beratun gen über die Reichshilfe für die Städte haben die Ver treter der Regierung die Zusage gemacht, datz Zuschüsse! aus Reichsmitteln entsprechend dem Wunsch! der Koni- munen in Zukunft nicht nur für die Beamten und die ständig Angestellten gegeben werden, sondern datz die Beihilfen auch auf die nichtständig Beschäftigten aus gedehnt und die jetzt schon gezahlten Sätze für die Be-< amten und ständig. Angestellten erhöht werden. La» Reich will sogar feine Stützungsaktion auch auf die kom munalen Arbeiter, allerdings mit gewissen Einschränkun gen, auSdehnen. So sollen von der Reichshilfe allo städtischen Werke, die Elektrizitäts- und Gaswerke, Stra ßenbahn und andere Verkehrsmittel, kurz alle wer benden Betriebe', au-g^schlossen werden, .da diese kommunalen Betriebe nach Auffassung de- Reiche» in der Lage sein müssen, sich selbst zu erhalten. Es ist dann bet den Verhandlungen auch! seitens der Regie rungsvertreter die Bereitwilligkeit erklärt worden, dem alten Wunsch der Städte nach Beteiligung an der Einkommensteuer stattzugeben. Man hat de-halb geplant, den Kommunen 25 Prozent der Einkommen steuer von 1920, also etwa sieben Milliarden, zur Ver fügung zu stellen. Allerdings dürfte diese Summe nicht ganz erreicht werden. Es ist weiterhin de« Vorschlag ge mach: worden, den Städten zur Ausbringung per er forderlichen finanziellen Mittel ein« Beteiligung an der Umsatzsteuer zu gewähren. Nach Abschlutz der noä > im Gange befindlichen Besprechungen sollen dann di ganzen Pläne dem RetchSkabinett vorgelegt werden, 'M M Die interparlamentarische Union in Wien. Tie älteste internationale Vereinigung von Parla mentariern tagt gegenwärtig in Men. ES ist bemerkens wert. datz an ihren Verhandlungen auch deutschna- tton all« Abgeordnete teilnehmen, während die Den di sche Volk-Partei ihren Mitgliedern di« Teilnahme durch FrakttonSbeschlutz verboten hat. In einer Be sprechung eine» KreihandelSantratze» de» holländischen Minister» Tr. Treub ergab sich dir ungeheure Schwie rigkeit, die fetzt dieser Frage entgegenstehl. Ter Fred handel ist heute für alle Länder eine Utopie. Die hoch« valutartschen Gchutzzvlländer fürchten di« Konkurrenz, der Staaten mit sinkendem Geld, und umgKkehrt sind die Länder mit niedriger Valuta Mvnicht in der Lage die Luxusartikel aufzunehmen, die man ihnen bei voller Zoll- und Einfuhr freiheit in» Land schicken würde. Interessant war in diesem Zusammenhang, datz. de« französische Vertreter Montet zugab, datz der schwere Irrtum des Versailler Vertrage- «ine der Hauptursa chen des jetzigen WirtschaftSchao» sei. E» fei Wahnsinn, von einem durch Krieg zerstörten Lande mehr Geld zahlungen zu verlangen, als überhaupt Geld auf der ganzen Welt in Umlauf sei. Eine Wahrheit, di« sich Poincare merken soll. ' cht. „Am Wie aus R o m gemeldet wird, wäre die teilweise IBesetzung Oesterreichs durch alliierte Lrup- Ipen wahrscheinlich geworden. Ter Dollar stand heute vormittag in Ber- Ilin vorbörslich auf,1'350. Drohenäer Einmarsch in Oesterreich? Höchst seltsame Nachrichten kommen aU» Rom. Dort sind Gerücht« verbreitet, datz dom Süden hvr jugo- slavifche Tduppen sich anfthicken, in österreichische« Staatsgebiet einzurücken. Angeblich wollen sie Kärn ten. Steiermark und einige österreichische Städte Lesetzen. Auch §n der tschechoslowakischen Grenz* Oesterreich» sollen Truppenansammlungen stattfinden. Zn Rom werden dies» Nachrichten so ernst genommen, Ad«» in « Haupt- u»ll» d»tz in «sch. W LW Das Wichtigste vom Lage. Für Zuckler und Milch hat der Reichskanzler den I wünsch^^eign Gewerkschaften di«' Wiedereinführung der kärglichen Kohle Fw!ang»wt!rischaft Innerhalb 14 Tagen suge- " sagt. Bei den augenblicklichen Gestehungs- und Han- hel-unkosten ist «in Zuckerbrots von höchsten» L0—25 Mark angenommen. Die Rieich-r-giv^ung stellt fest, datz ein HinauSgehen über ihre letzten Vorschläge an die Reparültvnskolmmis^ion unmöglich ist. Lite Sitzung der Reparationskommission, an der als Vertreter Deutschlands Staatssekre tär Tr. Schröder vom Reichsfinanzminister tum teil nimmt, findet heute vormittag 11 Uhr statt. IdLo» » - E Bradburh sprach vor der Reparationskommission energisch für ein bedingungsloses M 0 rat 0 rtu m bis Jahreswende und wird von dieser Haltung »nicht abweichen. Sozialistische Cinigungs- verhanälungen. Die Parteileitungen per MehrhettSsoKialde- mokraten und der Unabhängigen find am 29. August zu einer gemeinsamen Sitzung zusammengetreten, um über die Einigung dev beiden Parteien zu verhan deln. An eine wirkliche Verschmelzung scheint man zur Zeit nicht zu denken, da deu beiden Parteitagen nicht ein allgemeine» Programm, sondern nur ein gemein same» Aktionsprogramm zur Beschlußfassung unterbrei tet werden soll. Entwürfe Ku diesem Aktionsprogramm sollen einer neuen Sitzung der Vorstände, die am 4. September yattfinden soll, vorgelegt werden. Ob die Bemühungen der Parteileitung, «in« Einigung herbet- -usühven, im Lande Überall gebilligt werden, mutz m»hr als zweifelhaft scheinen. Ter Kchnpf, den vielfach die Unabhängigen gegen di« MchrheiMoztaldemokraten ge führt haben, hat sich nicht in den Formen abgespielt die «ine Versöhnung «Richtern. Charakteristisch ist die Haltung, die die Danziger Volksstimme zu der Frag« einnimmt. In Danzig hatte sich «ine lose Arbeitsge meinschaft der Volkstagsfraktionen gebildet. La» sozial demokratische Organ siÄt diese Gemeinschaft mit großem Mttz.rauen an, da die Unabhängigen bisher bedtngung» la» den radikalrevolutionären Phrasendreschern im Reich folgten. Ta-selbe Mitztrauen wie in Danzig besteht an vielen Ort«n de« Reiche», gerade bet den Elementen, di« «ine xuhtg» Entwicklung der Sozialdemokratie wün schen. Roggen unä Golck als Wertmesser. «.«. Ze schneller di« Markentwertung vor sich geht und je unwahrscheinliche« «S wird, da« ihr! in ab sehbarer Leit Einhalt geboten werden kann, desto zahl» reicher w«rd»n di« Bemühung»», di» Geidberechnung auch im innerdeutschen WirtsthaMSben automatisch dem Lichtblicke, lvo« unser««, Berliner Mitarbeiter s Der Dollar fällt. Die Stimmung an der Börse ist wieder zuversichtlicher geworden. Die Reparck- tionskiowwtfsion hat in Parts ihre Besprechun gen über das deutsche Stundungsgesuch offiziell ausge nommen. Vertreter Deutschlands sind dort einqstroffen um gehört Ku werden. Bradburh hat Erklärungen veröffentlicht, die von erfreulichem Verständnis für die Lage Deutschlands zeugen und ajls einziges Mittel, ir gend etwa- für die Sivgerstaaten hprauÄzuschlagen, eine I Rühepause empfehlen.' Französische Pressestimmen über bieten sich in optimistischen Betrachtungen. In Deutschi land glauben umgekehrt die Zeitungen Anlatz zu War nungen vor übertriebenem Optimismus zu haben. Sie haben recht. Wenn auch jetzt «ine Einigung darüber wahrscheinlich sein mag, dotz Deutschland ein Mora torium bewilligt werden mutz, so ist doch noch nicht die mindeste Klarheit Über Vie Bedingungen dieses etwaigen Zugeständnisses geschaffen. Und Poincare hat bereits den französischen Ministerrat unmittelbar nach der Entscheidung der Reparationskommisston zu einer Sitzung eingeladen, offensichtlich! um nur ja keine Zeit zu versäumen, falls Frankreich überstimmt werden sollte und sich dann seine Handlungsfreiheit sichern würde. Man sieht also, datz noch alles in der Schwebe ist. Mn einen Lichtblick von Parts her darf man nicht eher I glauben, bis die endgültige Entscheidung der Repara tionskommission die» rechtfertigt- Heute ist e» noch, nicht Iso wett. !. i. / Aber in der inneren Entwicklung Deutsch lands Häven wir in den letzten Tagen ungewöhnliche I Erscheinungen beobachten können, die wirklich erfreu licher Art sind, und die deshalb verdienen, besonders I hcrvorgehoben zu werden. Der Vermittlung-Vorschlag I deS Reichskanzlers, durch, LieferungSverträge Mischen I dem Reich und den Verbänden der Holz- und KoUen- lirldustrie Garantien für ein Moratorium zu schaffen. I beruht auf vorauSgegvingener Verständigung mit den »beiden großen Jndustrieverbänden. Diese I Verständigung ist neuerdings bet Einzelverhrndlun gen I zwischen den vertragschließenden Teilen verstärkt und I vertieft worden. ES sind schwer« und nicht ungefähr« Iliche Aufgaben, die dies« Verbände auf sich nehmen wol len. Las mutz anerkannt werden. ES war nicht immer leine so siGbave Opferwilltgkstt bei der deutschen Jndu- lstrie in den letzten Jahren vorhanden. Wir brauchen nur Ian da- seinerzeit viel erörterte HilfSiverk der deutschen »Industrie zu erinnern, au- dem bekanntlich nicht» ge- lMorden ist. Aber die äußerst« Not de» Vaterlands» hat »offenbar jetzt einen Stimmung»- und Stellung-Wechsel lbei der Industrie geschaffen. E» kann auch nicht fraglich »sein, datz Weitere große und stark« Jndusttieverbänd« l jetzt eben so opferbereit sind, wie die Herren be» Holze lund der Kohl-. Ta- ist ein Lichtblick, den wir in un- l seren Särgen um die bevorstehend« Entscheidung der »Reparatton-komnMion nicht übersehen sollten. Er würde «noch Heller Wahlen, wenn endlich, auch die Landwirt- lschäft in ihren berufenen Organisationen der allge- lmeinen Notlage de» Volke» mehr Rechnung tragen wollt« «in anderer Lichtblick kommt au» dem Lager dar Ideutschen Arbeiterschaft her. DA di» «"garLei- lt», d«» Muhrs-biet» sich endlich Kv einem U»L»r- nd HM« Wammen »» dellen ch» UP, rv Stadt >. scheid«! sondern erden so mutz, die Awerfen, aber dis! der der- i einfach, estep Eh lern LU« iume ev> ien Weitz i. Vtek um eine Im Ev r- »em «ins ich Me» rstandenz «den, da verloren iere» ge- Ztalrener egangen, «nig di« eirateten n bleibt, llienisch« sen, die ä» wenn »mte des cden sind d Verlag, kwe. Mer Tageblatt e.g.u--,.--.dm.-ei. 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