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/luer Tageblatt MW Anzeiger für das Erzgebirge WOW kll^DllR^ b ^HtRTE» GNtfPVGi^GWbGT UODOEE* tltgrammrr Lagrblatt fiurr,z-Eöi,gG. Eatyalte«- -le amtllchea Bekanntmachung»« -es Rate» -er Sta-t UN- -es -lmt»gerlchtr /^u». p-stjchrck.e-nt-r Nmt Le»p»ig n». Zeeß Nr, 197 Donnerstag» äen 24. Nugust 1922 17. Jahrgang Der Schlüssel zur französischen Politik. Was wird »Frankreich unternehmen, wird es das iuhrgebiet besetzen oder nicht? Tas ist die Frage, die eute das deutsche Volk und die ganze Welt beschäftigt. Sir müssen auf da» Schlimmste gefaßt sein. Tenn icht nur Haß und BerntchtungÄwille treiben Potncare. mdern auch ein wirtschaftlicher und politischer Macht- unger, welcher nach der Beherrschung von ganz Europa rebi. Hinter Potncare steht als Einpeitscher Schneider-Creusot, der französische Krupp und sichrer der stärksten industriellen Vereinigung in Frank reich. des Eisenirusts (Cvmitee des Forges), welcher mit Der.Pariser Unions-Bank zusammen arbeitet. Schnei, Der. der Kohlentrust und der Chemische Trust sind es, Welche die französische Polin! gegenüber Deutschland I,machen". Auch der französische Botschafter in Berlin »Harles Laurent gehört zu den Lettern dieser Trusts, Und das bedeutet ein amtliches Eingeständnis, daß sie Die französische Politik maßgebend beeinflussen, wie sie Ra auch einen großen Teil der Pariser Presse beherr schen. Mit Hilfe dieser Presse haben sie im Jahre >913 Poincare zum Präsidenten der Republik und nach Deiner Bewährung als Kriegsmacher jetz, wieder zum Ministerpräsidenten gemacht. Nationale Eitelkeit und überkommener Haß gegen Ueuischland müssen diesem industriellen Jmpe- Dialis^nus, welcher der französischen Regierung die Land führt. Vorspanndienste leisten. Die Bestimmun- Den des Versailler Vertrages dienen vor allem der Dranzösischen Industrie. Tie Eroberung von Elsaß- Lothringen und die wirtschaftliche Trennung Luxem burgs vom Reiche nahm den Deutschen und gab den kranzosen reiche Erzgruben; der gefährliche Wett- Dcwerb der Webwarenindustrie Elsaß-Lo'hrtngenS mit Den französischen Fabriken wurde zugleich dadurch ab- Delenkt, daß erstere fünf Jahre lang Garn und Web- Karen zollfrei nach Deutschland ausführen können, die Ausbeutung der Saar grub en kommt der franzö- Dischen Metallindustrie zugute. Tie geringe Eignung Der Saarkohle zu Giehereikoks wird durch die erzwun gene Lieferung von Ruhrkoks ausgeglichen. Die un begrenzte Besetzung des RHeinlandes und Die Ausnutzung des Ruhrreviers bringt der französischen Metall- und Kohlenindustrie viel mehr Nutzen, als die Dwaige Erzwingung barer Zählungen von Deutschland. iSo ist bet allem Frankreichs industrielle Vor machtstellung das Ziel. Die Erstrebte Zollschranke Icings des Rheins soll da» linke Rheinufer zum Absatz- Debiete für die überflüssige Warenerzeugung Frankreichs machen. Daher mutz irgend eine politische Umgestaltung Dessen Zollunion mit Frankreich bewirken. PoineareS köcstehen auf jeder unerfüllbaren Vorschrift des Ver- Dailler Vertrages soll immer neue Zwangsmaßregeln zu« Dunsten seiner Auftraggeber, der französischen Schwer- industriellen, ermöglichen. Aus demselben Grunde hat die französische Politik mir Abtrennung des obevf'chlefisch en Industrie- Deb tete's gesorgt, in das sofort französische» Industrie kapital einströmte, um die oberschlestschen Gruben und IHütten französischem Einfluß zu unterwerfen. Auf den kölnischen Oelfeldern Galizien» herrscht sranzö- IsischeS Geld schon lange. Auch in der Tschechoslo wakei erwarben die Franzosen wichtige Werke, z. B. iLchnetder-Creusot die Skoda-Metallwerke, welche wäh» Irmd des Krieges mit Krupp zusammen arbeiteten. Auch iu Rumänien und Südslaviert arbeiten franzö« fische Industrielle. Und sie hoffen auch, von den Rand« I'taaten aus den Wiederaufbau von Rußland in die Itzand zu bekommen. Und da» al» Monopol. Darum Isabotiert die französische Politik ein gemeinsame» Ab- kämmen mit der Sowjetrepublik. So strebt die franzö sische Schwerindustrie die Herrschaft über den Kon tinent an, und die französische Politik unterstützt sie in jeder Weise. Ta» Kriegsbündnts mit Belgien, der Militär- und Handelsvertrag mit Polen, der Handels- derirag mit Lettland — letztere beide bedeuten zugleich dfe Beherrschung der Zugänge nach Rußland l —, die Förderung der Kleinen Entente dienen dem Zwecke der französischen Großindustrie ebenso, wie die BereUhal« >ung der schwarzen Franzosen zur Besetzung de» Ruhr» gebiete». > Tatz England dieser Eroberung von Europa durch die französische Industrie anscheinend so ruhig zusieht, beweist, wie schwach e» sich gegenüber den Franzosen fühlt; denn alle Vorteil« im Orient au» den verschie denen Abkommen mit den Franzosen, in welchen e» Teuischland immer von neuem Preisgab,, können di« tvirischastlich« Beherrschung Europa» durch Frankreich nicht entfernt austviegen. Rur mühsam hindert Ma land von Fall zu Fall die französischen Truppen am endlichen Einbruch in» Ruhrgebiet. Frankreich aber hat den Mißerfolg aller bisherigen Wiederaufbau-Konferen. zen erreicht, denn e» will Europa nicht aufbauen, fow- dern ausbeuten und zu diesem Zwecke militärisch be herrschen. Liese Politik Frankreichs aber führt zum Ruin Deutschland» und Europa» und somit auch zum Ruin Frankreichs. Derlauf äer Derhanälungen mit Braäbury unci Mauclsre. Gerüchtweise verlautet, datz die Verhandlungen zwi schen der deutschen Regierung und den Vertretern der Reparattonskommlfsion einen ungünstigen Verlauf nähmen. Tatsache ist, daß die Herren B rad- burh und Mau eiere bisher schärf umristene Vor schläge nicht gemacht haben und datz über die sogenann ten produktiven Pfänder, welche nach den Londoner For derungen des französischen Ministerpräsidenten die Vor aussetzung für die Gewährung eines kurzen Moratoriums an Deutschland sein sollen, zwischen den deutschen und sranzüsischen Unterhändlern gar nicht gesprochen wor den ist. Wenn die Bevollmächtigten der Reparation», kommisston keinen anderen Auftrag erhalten hätten, al» der deutschen Regierung lediglich jene Forderungen nach produktiven Pfändern zu unterbreiten, dann wäre die Si uaiion allerdings von vornherein klar gewesen. DäS Zugeständnis solcher produktiven Pfänder wäre für die deu'sche Regierung unmöglich, und auch der beste Wille, über die Grundlagen für ein Moratorium zu einer Verständigung zu gelangen, findet seine Grenze in der tnnerpolitischen Tragweite der Zugeständnisse an die ReparationSkommission. Aber die Herren Brmd- burh und Mauelere haben so formulierte und weit gehende Forderungen nicht gestellt; auch sind Von deut scher Seite keine Gegenvorschläge gemacht worden. Tie bisherigen Verhandlungen zwischen der deutschen Re gierung und der ReparationSkommission sind anschei nend über eine allgemeine Erörterung de» Repara tionsproblems, der deutschen Finanzlage, der Kohlen- und Holzlieferung und des Clearingverfahrens nicht htnausgelangt. ES liegt daher vorläufig kein Grund vor, den weiteren Verhandlungen ein« optimistische oder Pessimistische Prognose zu stellen. In einer Ehefbesprechung welche unter dem Vor sitz des Reichskanzlers stattgesunden hat, sind die bis herigen Ergebnisse der Konferenz erörtert worden. Amerika hilft nicht, solang« Dentschland Unmöglich«» l«ist«n soll. Die Information veröffentlicht eine Unterredung mit dem amerikanischen Bankier Vänderliv, in Webber dieser u. a. sagte r ES ist offensichtlich, datz Deutschland die Summen, welch« man von ihm verlangt, nicht zäh len kann. Mag der Sturz der Mark freiwillig sein oder nicht, Deutschland nähert sich dem Augenblick, wo es „die Kosten dafür bezahlen mutz. Es ist vom finan ziellen Zusammenbruch bedroht. Die Haltung Frank reich» in der Reparationsfrage ist begreiflich, aber wenn es viel verlangt, läuft e» Gefahr, wenig zu erhalten. Im Juni diese« Jähre» waren die Aussichten für die Unterbringung einer bedeutenden internationalen An leihe auf dem amerikanischen Mark verhältnismäßig günstig. Frankreich hätte einen Teil davon bekommen können. Aber e» war unmöglich, Deutschland einen Kredit zu gewähren, solange unter seinen finanziellen Lasten die Reparationen mit 132 Milliarden Mark stehen. Heute sind die Aussichten viel schlechter, denn der Niedergang der Mark hat die Lage Deutschland» erschwert. < > Vanderltp sprach dann von den interalliierten Schulden und erklärter Amerika nimmt die Haltung Europa» sehr ungünstig auf; denn die Erörterung, welch« bezüglich der Schulden in Europa begonnen hat, bezweifelt den amerikanischen Altruismus Außerdem haben die europäischen Nationen mit Ausnahme von England in ihren Budgets nicht» über die Rückzahlung ihrer Schulden an Amerika vorgesehen. Ich sehe datz« tm Augenblick kein Heilmittel für Mropa. Die Rartoffelversorgung zum Winter. vielen Hausfrauen hat im vergangenen Winter die Heranschaffung von Kartoffeln schwere Sorgen gemacht. Insbesondere herrschte in den großen Städten während de» Etsenbahnerstreik» und in den Wochen darnach gro- großer Mangel, weil e» im vergangenen Herbst nicht § möglich gewesen war, di« erforderlichen Wtntervorräte itn genügender Menge zu den Hauptverbrauch»g«bteten 'heranzufchaffen. wir wiss«n, daß im vorigen Herbst die Hauptschwirrigkeit nicht in d«r zwar nicht glänzenden aber doch au»r«ich«nden Kartoffelernte lag. fondern in der technischen Unmöglichkeit, die Kartoffeltransporte rechtzeitig Lu bewältigen. Ohne datz man heute schon Bestimmte» sagen kann, verspricht doch die dte-jährtge Kartoffelernte einen zum Teil wesentlich günsti geren Ausfall als im vergangenen Zähre; die» fällt besonders für die Rheinprovinz und Westfalen in» Gewicht, wo tm vorigen Jähre au» der örtlichen Er zeugung nur 5 Prozent des Kartoffelbedarfs gedeckt wer den konnten. Ter Antransport der übrigen S5 Pro zent belastete deshalb die Eisenbahn besonder», weil er meist von Ostpreußen und Pommern her. also über außerordentlich lange Strecken, erfolgen mußte, wie ja die gesamte Bewegung der Kartoffeltransporte von Osten und Nordosten nach Mitteldeutschland und dem Westen zu geht. Für dieses Jahr rechnet man mit einer Eigenerzeugung der Rheinprovinz von 15 Prozent, so- datz ngr 85 Prozent zugeführt zu werden brauchten. Ter zu erwartende günstigere Ernteausfall bedeutet also schon eine bedeutende Erleichterung der Kartoffelver sorgung. ! ' i . , ' ! ! Um darüber hinaus jetzt schon den erforderlichen KartoffeltranSport im Herbst stcherzustellen, haben sich kürzlich in einer Besprechung im RetchsverkehrSmini- sterium Vertreter der beteiligten Ministerien, der Ham burger und Düsseldorfer Konsumvereine, der Gewerk schaften und der landwirtschaftlichen Spitzenorgäntsa« tionen über die notwendigen Maßnahmen geeinigt. Der Kartoffeltransport stellt an dä» ReichSverkehrSmtniste- rtum ungeheure Anforderungen. Die Vorräte der Bah« an Kohlen sind sehr gering ; die Bahn wird tm Herbst in größerem Umfange als im Vorjahre Kohlen befördern müssen, wenn nicht die Streiks auf den Wasserstraßen aufhören. Darum sind bereit» jetzt die Cisenbahndirek« tionen angewiesen, auf den Berladebahnhvfen di« Vorarbeiten zu leisten durch Jnstandsetzuitg der An fahrtswege und der Entladevorrichtungen. Tie Herstel lung von mechanischen Emladevvrrichtungen. welche von Erzeugern und Verbrauchern gefordert wurden, wird allerdings wegen der schlechten Finanzlage der Reichs- verkehrsverwaltung nicht möglich sein. Die Kartoffel versorgung soll im Herbst unter -allen Umständen durch geführt werden unter Zurückstellung aller übrigen Tran». Porte. Eine Verkehrssperre während, dieser Zeit hofft man vermeiden zu können. Sie wäre nur ein« Maß nahme der äußersten Not. Denn -um Teil fällt ja auch durch die diesjährige Ernte die Ablieferung de» Um- lagegerretde» zeitlich mit dem Kartoffeltransport zu sammen; ein« Berkehrssperve würde dann eine außer« ordentlich« Preissteigerung, de» freien Getreide» bewir ken. Eine gewisse Entlastung de» Güterverkehr» im September und Oktober wird Wohl auch die Erhöhung der Gütertarife am 1. September bringen. Ein Teil der Verbrauchervertreter will nach Abschluß der LteserungSverträge mit der Landwirtschaft dem RetchSverkehrSminister einen Plan über die erforder lichen Kartoffeltransporte vorlegen. In ähnlicher Weis« wird voraussichtlich auch der übrige Handel Vorarbeiten. Im übrigen will da» ReichSverkehrSmtnisterium Maß nahmen gegen den wilden Handel treffen, welche hoffentlich diesmal im Sinne einer Verhinderung un reeller Preistreiberei wirksam werden. Bleiben di« Ernteaussichten,sv wie bisher, werden die getroffenen Vereinbarungen von allen Seiten eingehalten und hal ten sich vor allem auch die Verbraucher von überängst lichen Ankäufen zurück, dann dürfte sich rn diesem Jähr die Kartoffelversorgung besser und glatter abwickeln al» im Vorjahr«. Das Volksbegehren vor item Larwtsg. Verweisung de» Volksbegehren» und de» Anträge» Arzt an dru RechtSauSschuß. Die gestrige Zwtschentagung des Landtages gestaltete sich wegen der wichtigen Tagesordnung zu einem parlamentarischen großen Tage. Die öffentlichen Tribünen waren alle voll be setzt. Präsident Frätzdorf begründet, warum er d«n Land tag sechs Tage früher al» ursprünglich angenommen, etnberusen habe. Gr verweist auf die inzwischen notwendig geworden, Vorlage auf Erhöhung der Beamtengebälter und StaatSarbeiterlöhne. Durch Retchsgesed sei diese Angelegenheit zwar seitdem erledigt worden, trotzdem habe er die frühere Anberaumung aber nicht mehr rückgängig machen wollen. Die Vorlage 158 (Bolk» begehren) und den An- trag Arzt (So-.) auf befristetet- Auflösung de» Landtages werde er zur gemeinsamen Beratung stellen, weil beide dem gleichen Ziele zustrebten, und zwar in erster Beratung (Widerspruch recht»). Beide Vorlagen müssen nach der Verfassung in Ausschußberatung genommen werden. . Ab». Blüher (D. vp.)r Die Beratung der vorlag« 15b und der Antrag Arzt Laben nicht» mtt«tnand«r zu tun. Ein» Verweisung an den Ausschuß hat nach Lag« der Sach« -ar