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uer Lagevm >d Verlag! Freitag, ckea iS. August 1S22 17. Jahrgang Ar. 192 a >» >»' // A ragrblait. Ms, L'l Md nie« st 81- i , äusn'lsi u Vezist. «trag mm erben sich , dir Ge- Steilung >t Aff ete< rttchlchiit! . Aue 8-4 Uhr isch. als vorher. Ter amerikanische Vertreter ist, ohne daß wir dagegen protestiert hätten, ausgeschieden. Von dem englischen und italienischen ist bekannt, datz sie unter der Wucht der wirtschaftlichen Tatsachen für ein Moratorium an Teutschland eintreten; nicht weniger be kannt wird die gegnerische Stellung des Franzosen Du bois. so daß nunmehr sehr viel, wenn nicht alles von der.Haltung des belgischen Vertreters abhängen wird. Ter listenreiche Poineare lucht nun der Welt weiß zu machen, daß es Usus in der Reparationskommission sei, daß bei Stimmengleichheit die Stimme des Vorsitzenden, hier also des französischen Vertreters, den Aus schlag gebe. Tas ist aber eine Vorspiegelung falscher Tatsachen, denn die Neparationskommission war bisher noch nie in der Verlegenheit, einen Beschluß durch, Gtimmentscheid des Vorsitzenden fassen zu müssen. Aber dieses Täuschungsmanöver patzt durchaus in das Bild dieses verschlagenen Politikers, der eben um jeden Preis seine produktiven Pfänder haben will. Er scheut sicht auch jetzt nicht, der Reparationskommission zu drohen und durch die Agenee Havas offiziell verbreiten zu las sen, datz die französische Regierung ein trotz formellen Widerstandes des französischen Delegierten bedingungs los bewiMgtes Moratorium nicht annehmen könne und unter Umständen ihre Handlungsfreiheit zurücknehmen, o. h auf eigene Faust gegen Teutschland vorgeyen und sich seine Pfänder selber holen würde. Cs Hai keinen Sinn, sich den Kopf darüber zu zer brachen, W«S dann geschehen würde. Zwar Weitz der Korrespondent des Newhork Herold in London zu mel- oen. in englischen offiziellen Kreisen werde erklärt, ein Sondervorgehen Frankreichs gegen Deutschland würde von der englischen Regierung als ein feindlicher Akt betrachtet werden und zu einem endgültigen Bruche der Entente führen. Um so schlimmer für uns! Tenn es ist natürlich keinen Augenblick dar an zu denken, datz England etwas um unsertwillen sich ernstlich mit Frankreich verfeinden würde, wogegen Frankreich, nach einem endgültigen Bruch der Entente, srete Hand hätte, alle Minen gegen uns springen zu lassen. Tie würden in erster Linie in der Erreichung per von Poineare in London ausgestellten Forderun gen bestehen, nämlich der OOProzenitgen Beteiligung an oer deutschen chemischen Industrie, der Errichtung von zwei Büros am Ausgang der Ruhr, der Errichtung einer Zollschranke im Rheinkmd, der Einziehung der Steuern im besetzten Gebiet und der Ausbeutung der slaailicheu Gruben im Ruhrgebiet unid der deutschen Smatswälder. Von der Entscheidung der Reparutions- kommission wird es also abhängen, ob der Dollar in einigen Tagen von seinem gestrigen Siand von 1050 auf g.och einige hundert Mark mehr klettert oder nicht, und ob damit die sterbende Mark das Schicksal der öster reichischen Krone teilt, an den Börsen nicht mehr notiert zu werden. Darf man sich noch der Hoffnung hingeden, datz Frankreich noch im letzten Augenblicke, ehe es zu spät ist. die furchtbare Sinnlosigkeit und Blindheit sei ner Politik einsehen wird? Wenn nicht, dann würde Lloyd George recht behalten, der angesichts der franzö- zöstschen Gewaltpolitik Deutschland der Gnade Gottes empfohlen hat. MM. MW«! ogü. ter? zwerr. eugmachrr Meister» orhandew stiften eblatt. IIIIIII!III!!!!!I!I Neue Zuspitzung äer bagrischen Rrise». Vie Möglichkeit eines Nücktritts -es Grafe« Lerchenfel-. Die Verhandlungen in München sind in ein Sta dium getreten, da» in politischen Kreisen zum minde sten als schleichende Krise betrachtet wird. Die Beratungen des Landesausschusses der Bayrischen Volkspartei endeten mit der Annahme einer Ent schließung folgenden Wortlautes: Unter voller Anerkennung der Bemühungen der bayrischen Unterhändler mutz der LandeLauSschuß sein Bedauern aussprechen, datz durch das geringe Matz von Entgegenkommen durch die Reichsregierung die Vereinbarungen vom 11. August 1922 nicht alles ent- . hasten, was zur Sicherung und Wahrung der staat lichen Selbständigkeit und der Hoheitsrechte unseres Landes verlangt werden mutz. Tier LandeSauSschuß bedauert, datz dieses Ziel noch nicht erreicht wer den konnte, und hofft, datz es gelingt, die noch be stehenden Bedenken zu beseitigen. Der LandeSauS- schutz hält es für selbstverständlich, daß bis da- Hin die Verordnung der bayrischen Regierung vom 24 JUlt in Kraft bleibt, und datz der Kampf für eine baldige Aufhebung der Schutzgesetzc, sowie für dis Sicherung und Erweiterung der bayrischen Hoheit-i rechte forlgeführt wird. Ter Wortlaut de» Beschlüsse» de» Landesausschusses der Bayrischen Mittelvartei sagt: Ter Landesausschuß der BahWchen Mittelharte! erachtet die Berliner Vereinbarungen für! durch aus unannehmbar. Er erwartet, datz Partei leitung und Fraktion den Kampf gegen die Schutzs«, setze aus das entschiedenste fortführen und insonderheit die bedrohten HohettSrechte Bayerns mit aller Entschiedenheit wahren werden. Angesichts dieser Beschlüsse mutz eine Verschärf fung der Lage konstatiert werden, da fich beide Pair- Wien für das Aufrechterhalten der bayrischen Verord nung, gegebenenfalls auch über den 18. August hinaus bis zur Beendigung der Verhandlungen ausgesprochen haben, die mit der Reichsregierung erneut gepflogen werden sollen. Tie Fraktion der Bayrischen Volkspartei und der Mittelpartei traten gestern im Landtag erneut zu Beratungen zusammen, um die Richtlinien für die neuen Verhandlungen festzusetzem Ta die Beschlüsse beider Parteien den Ministerpräsidenten Grafen Ler che «feld bis zu einem gewissen Grade desavouieren, glaubt man sogar mit der Möglichkeit rechnen zu müs sen, datz Gras Lerchen seid in der Sitzung deS Mi nisterrates, die noch am Donnerstag stattfinden sollte oder.Freitag stattfinden. wird, seinen Rücktritt evi klärt. Tie interfraktionellen Besprechungen, die gestern vormittag stattfanden und an denen auch der Minister präsident, sowie einzelne Minister teilnahmen, wurden gegen 1 Uhr mittag zunächst ohne Ergebnis abge brochen. Sie wurden nachmittag fortgesetzt. Vir baprlfthe« Zor-eruage« bei Zunahme -es SerUner Protokolls. Der Münchner Berichterstatter der D. A. Z. «fährt au« Kreisen der Bayrischen Volkspartei, datz es keines. Wegs zu einer Ablehnung des Berliner Protokolls kom men dürfte. Tie Vereinbarungen würden angenommen werden, jedoch wird man von der RetchSregierung Zu sicherungen verlangen, welche über den vorliegenden Wocilaut des Etnigungsprotokoll» htnawrgehen und die Reichsregierung in bindender Weise verpflichten, auf eine Aenderung der strittigen Teile der Schutztze- setze und de» ReichSkriminalgesetzeS mit den ihr ver fassungsmäßig zu Gebote stehenden Mitteln hinzuwirken und die auch zuverlässige Garantien für die zukünftige Wahrung der Hoheitsrechte der Länder bieten. die Serii«er Auffassung üb« -en bayrischen Konflikt. Der ^bayrische Gesandte Tr. Preg er hat gestern mittag dem Reichskanzler über die Lage in Bayern Bericht erstattet. Er hat dabei hervorgehoben, datz das Kabinett Lerchenfeld ernsthaft und aufrichtig bestrebt sei, das in Berlin vereinbarte Kompromiß zur Annahme zu bringen. Tie bayrische Regierung hoffe, .daß Ls ihr gelingen werde, eine Mehrheit für das Berliner Ab-, kommen zu finden. — In Berliner ReaterungS- kr eisen hofft man, daß es der bayrischen Negierung gelingt, die Bayrische Volkspartei und eine Mehr'«it des Parlaments zur Annahme der Abmachungen zu be wegen. Man betont, daß bei einer Ablehnung Minister präsident Lerchenfeld nicht länger auf seinem Posten oer- bleiben könnte, und daß dadurch Vicht nur die Lag« im Reich erheblich verschärft, sondern vor allem in Bayern selbst eine neue politische Krise geschaffen werden würde. km Sterbebette äes äeutschen Volkes. (Bon mrssmm Berlin« Mitarbeiter.) Die Rede, welche der deutsch« Reichskanzler >r Vertretern ausländischer Zeitungen gehalten hat, tilgt wie der letzte Aufschrei eines zu Lode Gemarter- n, der sich hilf- und machtlos unter der Folter seiner einiger windet. Sie stell! gleichzeitig einen weithin lallenden Appell an da» Weltgßwissen, an e Humanität aller Völker dar, welche mit ansehen, ie ein ehrliches, arbeitSfameS und freie» Volk von einer ich- und habgierigen Politik systematisch zugrundege- chtet wird. Tie englischen Korrespondenten haben ihren lältern berichtet, daß die Rede des Kanzlers einen tie- ii Eindruck auf sie gemacht habe; und selbst uns, die ir mitten in der Wüste dieses Grauens leben, faßt ein chauder beim Lesen der furchtbaren und leider nur llzu wahren Bilder, die der Kanzler gemalt hat. Lei er sind uns auch in dieser Hinsicht die Franzosen noch inner Aber. Kaum ein Tag vergeht, an dem Poineare lbst oder einer seiner Getreuen das Elend Frankreichs icht in alle Welt hinauSposaunte, an dem nickst die klt mit französischen Lamentationen erfüllt würde über ie Not der verwüsteten Gebiete, über sie 90 Milliar- en, welch« Frankreich zu ihrem Wiederaufbau angeblich hon vorgeschossen, über deutsche Bedrohungen und mische Nevanchepläne. Wir aber sind unter dem Truck nseres Glends nachgerade stumpf geworden und lassen ckes über uns ergehen. Wir leiden ohne zu klagen, as zwar gewiß sehr heroisch ist, aber die Welt zu der ilisfassung gebracht Hai, datz man dem deutschen Volk lies bteien dürfe. Und nur wenn der französische Ml- isterpräsident einmal wieder so offenkundige und in- une Lügen in die Welt hinaus schmettert, raffen wir ns dazu auf, diesem Lügner die Maske vom Gesicht ll reißen und der Welt unser hypokraitsches Gesicht zu eigen. So herzbewegend die Klage de» Kanzlers war, so nntg ist zu hoffen, daß die Darstellungen de» liarihrtum» de» deutschen Volke» die französische Fol- rkammer rühren und sein Appell an die wirtschaftliche ilrnunft Eindruck auf sie machen wird. Ter sranzöfi- he Mtnisterrai hat seinem Präsidenten seins volle Eiu- liiitgkeit mit seiner Haltung in London ausgesprochen nd damit die Stellung de» französischen Vertreters » der ReparaitonSkommission von neuem sestgeiegi. ctzt hat die NeparattonÄkommisston das entscheidende öort. Nachdem in London über Deutschlands Schicksal erhandelt wvxden ist und Poineare dort um jeden !ret» seinen Standpunkt durchdrückn wollte, oatz xmischland ein schuldhafte» Verfehlen zur vast zu le- cn sei. ohne daß dem Angeschuldigten auch nur ein üvrt der Entgegnung vergönnt gewesen wäre, har die icparastonSkommission jetzt die Gnade, Gis Grund des in. 234 des FriedenSvertrage» vor Eintritt in die ieraiungen einem Vertreter der deutschen Regierung as Wort zu gönnen, um den deutschen Standpunkt bzw. ie Gründe für das Mora orium darzulegen. Also auch ier nicht etwa ein kontradiktatortsche» Verfahren, son- crn nur vorher darf der deutsche Vertreter reden Kd nachher wird hinter verschlossenen Türen Aber luischland zu Gericht gesessen, ohne daß dem deutschen dreier die Möglichkeit gegeben wäre, die vielfach sal- hcn und gefälschten Darstellungen etwa zu korrigieren, ckbet ist unsere Stellung nach der gegenwärtigen Zu- »mmensetzung der Repara>ion»k0imnission schlechter Die Angeklagten im Nathenau-Moräprozeß. Ter Oberreichsanwalt hat den Anträgen, der Ver teidiger aus Haftentlassung der wegen Begünstigung in Untersuchung gezogenen Personen: widersprochen. Die Ank.ageschrift wird voraussichtlich in der nächsten Woche den Angeklagten mit einwöchiger Crkläcungsfrist tzuge- s eilt werben. Ueber den Lebenslauf de» Hauptange klagten Student Techow erfährt die Dena folgende»: Techow besuchte da» Gymnasium, da» er mit Reife der Obcrsekunda mit 18 Jahren verließ. Er wurde See-, kadett und besuchte di« Marineschule; später machte er al» Zeitfreiwilliger bei einem Husarenregimrnt die Kämpf« gegen die Kommunisten in Lichtenberg und Bremen mit. Er war dann auch bei dem Freikorps v. Leuow-Vorbeck. Nachher trat er in die Reichswehr ein und kam später zur Brigade Ehrhardt. Nachdem der' Kapp-Putsch gescheitert war, begann er an dec Techni schen Hochschule seine Studien. Er hat verschiedenen nationalistischen Organisationen angehört., und war bis kurz vor der Mordtat Mitglied de» Teutschvölfischen Schutzbundes und de» Teutschnationalen Jugendbunde-. Techow hat wiederholt Reisen in Teutschland gemacht, um die Stimmung im Lande zu erforschen. Wie Techow zugegeben hat, ist innerhalb der Organisation C seit drei Monaten der Plan der Ermordung Rathenaus er wogen worden. Ter Mitangeklagte Stubenrauch, soll 1 mich am erklärt er, roße «ebe, keueu und he gerührt. ;eld. Um h adibsen. aber sk td Mühe, wespa,ier- Uhr nach» ieendigung i lrm auf. Infanterist Das Wichtigste vom Lage. Di» Münchner Verhandlungen über das -ir^ner Protokoll drohen zu einer Krisis zu Staatssekretär Sttehler eröffnete gestern die erste itzung des ReichseifenbahnrateS mit einer An- cachs, in der er mitteilte, daß die deut sche Re ichs- ihn genötigt sei, den Gütertarit.am 1. Sep- MbLV v. I. utn 60 vom Hundert zu erhöhen. Nach einer Havasmeldüng verlautet, datz Mar- lall Fach und General Dvgoutte ersucht wur« !k, sich nvch Rambouillet zu begeben, um sich r^i^Ü^ung des Mtnisterrates zu halten. Der. österreichische Bundeskanzler ersuchte n Präsidenten des Völkerbundes, dafür zu rgen, datz der Völk^rbundSrat, und, wenn nö- >. auch die Bölket^bund^vevsammlung, sich vg'lichst bald mit der österreichischen Frage cf assen. Der Tvllar stand heute vormittag in Ber- n vorbörslich aus 1180. W, gut« dschrist ------ ^„Zeiger für das Erzgebirge Lag,blatt Enthalte«- -le amtlichen Sekanntmachvageu -es Nate» -er Sta-t vu- -es Amtsgerichts flue. statt Leipzig a». 1—