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Anzeiger für öas Erzgebirge /luer Tageblatt »»ch «ft« «Oft» . - - - - rL^^ft^LL UllV oiAA rrL'.':'.''?.'^::',^.''^ -M»spwch.FaschK>ö Nr. «. . MM» —ftrrch-M^»«»«». Lr-^MM«, «as-ttott ft,««qg.»i»e.. eathaltra» Sie amtliche« orkanntmachangen »es Nate- »r, StaSt UN» »es Amtsgerichts /lur. p,stsch.«.«.me. «ml «r. 1-, Vr. ISS ZreilLg» äen 11. August 1922 17. Zahrgang Das Wichtigste vom Tage. Die Verlhandlungdn der Retchsregierung mit den Vertretern der bayhifch-n Regierung wurde» gestern abestd abtzeschlofsen. Da« Gr» gaV^itz wird heut« vvrmtitagtn einer Schluß. Mms Ldstgeleigt Werve». Nut^dem Provinziallawdtag der preußischen Wremmcwt Vosen-Wsstpreutzen hat sich eine Koalition gebildet, dis auch! die Volk-Partei »nv die U. El. P. umfaßt. « 8» SVndv« sind die Meinung-verschieden« Heiken Untschen den verschiedenen Ministerpräsidenten so gvtoß, daß man an kein endgültig es Ergeb nis glaudt. E» wird angenommen, daß der ganze Kvmptetz der Vchüldensrage auf einer neuen Konfje^estz im nächsten Monat geprüft werden ».IMS WUSll Tn« neu« italienische Kabinett betont in seinem RegierungSprograMm die Nvlwendigkeit der wtedergefundung Europas. Ter Dollar stand heute vormittag in Ber lin vvrbSrsltch auf 880. Lin äeutscher Zejltag. Von Waith«» Schücking, M- d. R. ES hat dem deutschen Volke bisher der Nativ nal- feieriäg gefehlt. Ter Klassenstaat von einst verstand überhaupt nicht, Volksfeste zu feiern. Was von der Obrigkeit auSgtng, war höftsch-milirärtsch. Unsere Enkel werden un» nicht glauben, wenn wir ihnen später ein mal vom KatsergeburtStagSessen erzählen, wo die Plätze nicht nur noch dem Range, sondern gleichzeitig auch nach den Orden abgestust waren, und wo tagelang vor« her darüber gestritten wurde, ob der Ehef einer kleinen Spezialbehövde wie ein RetchSbank- oder Archivdirek- tor einen Anspruch darauf batte, an den Spttzentisch zu kommen, damit er ja nicht bei seinen eigenen Beamten zu sitzen brauchte. Ander« war es draußen in der Welt. Die demokratischen Länder hatten einen nationalen Feiertag, den wirklich da« ganz« Volk beging. Man hat mir in Norwegen erzählt, wie der große König der Geiger, Ole Bull, dann von seinen Konzertreisen äu« Amerika wiedxrkam, nur um diesen einen Tag daheim mit seinem Volke zu begehen. Und wie schön und tief ist die nordische Sitte, daß an diesem Tas di« Schul kind«« HerauSgeführt werden, um auf den vielfach so kargen Höhen jede» einen Baum zu pflanzen. Solch Brauch verknüpft mit der Scholle, der wir entsprojien, und gibt das wahre Gefühl der Heimat und der Zu sammengehörigkeit. Jetzt da wir ein Volwstaar gewor den sind, brauchen auch wir Gemeinschaftsgefühl in un serem Volke mehr wie je. Darum laßt uns einen Fest- >ag «inrichten, so trübe auch die Zeiten immer noch sind. Einen Tag, an welchem sich das ganze Volk in einem großen Gedanken zusammenstndet, nämlich in dem an sein eigenes Volkstum. Und welcher Tag wäre dazu geeigneter al» der 11. August! Tenn dieser Tag ist gleichzeitig für Deutschland sozusagen der Tag Her Geburt und der Lag der Wiedergeburt. Ter 11. August ist der Geburtstag de» deutschen Volke»! Ta» wissen freilich di« wenigsten Deutschen, auch nicht einmal diejenigen, die man die Intellektuel len nennt, und di« auch in der Politik ihrem Namen »licht immer Ehre machen. Ja, wie kann Venn «in gan ze» Volk geboren werden, wird sich der freundliche Leser fragen. Diese Zellen sollen es ihm sagen. Von all oen großen Glammreichen, die unser« germanischen Vor fahren im Zeitalter der Völkerwanderung gegründet, die Ostgoten, die Westgoten, di« Vandalen, di« Lango barden, die Burgunden, war nur da« der Franken übrig geblieben, das Karl der Groß« -u einem Weltreich ge- «lacht hatte. Er selbst sprach deutsch, denn wir wissen, daß er auf seinem Lotenbett« immer wieder ggruken Hai r u». uS. u» l Di« bösen Geister sollten ausfahren, auf die er sein« Atembeklemmungen -urückführre 1 Wer sonst gab es in seinem Reich« ein buntes Gemisch don Sprachen und Völkern. Unter seinen Enkeln jedoch wurde diese» groß« Reich geteilt. Ludwig per Deutsche bekam den Teil östlich vom Rhein und der Aar. und dieser Teil bildete fortan den Rcchmen für die politisch« Geschichte de» deutschen Volke». La» geschah in dem be rühmten Vertrag zu Verdun 84ö, den jener Ludchig mit seinen Brüdern Lothar und Karl dem Kahlen ab- schloß. Seitdem kann man in der Geschichte eigentlich erst von einem deutschen Volk« sprechen. Denn hier wur den di« überwiegend germanischen Bestandteile de» Fran, kenretche» gelöst von den Überwiegend romanischen. Und dieser Lertrag von Verdun datierte vom 1l- August. Deshalb hat man schon im Zeitalter der Romantik die sen Tag besonder» gefeiert, und Friedrich Wilhelm IV. stiftete den Berdunprei», welcher an diesem Tage alle zehn Jahre verteilt werden sollte für das beste Buch au« der deutschen Geschichte. Mein eigener Großvater — Heinrich Beitzke — sollte ihn einmal bekommen für sein« Geschichte der deutschen Freiheitskriege, aber dann wurde er Pom König abgslehnt, weil er fortschrittlich war Diese Keine Geschichte beweist, daß wir «S seit dem trotz aller inneren und äußeren Not etwa» weiter gebracht haben. Mit solcher Engherzigkeit des Denkens mutzten wir scheitern und sind wir gescheitert. Aber dann kam der 11. August 1919 als der Tag der deutschen Wiedergeburt beinah« 11 Jahrhunderte nach dem Tage von Verdun. Welch eine Spanne Zeit liegt zwischen jenen Tagen! Wie einst im Mittelalter das Kaiserreich unter den Staufen zu höchstem Manz« aufgestiegen und dann an der stauftschen Weltpolttik zu grunde gegangen war, so hatte sich dieses Schauspiel unter den Hvhenzollern noch einmal wiederholt. Zn romantischer Begeisterung für das Kaisertum des Mittel älter» hatte das deutsche Volk zu viel erwartet von der Wiederkehr diese» Kaisertums. Aber auch sein Glanz und seine Macht war vorübergehend, und dann kam däs Chaos der Revolution. In dieser Not gab e» nur einen Weg: da» war der alte naturrechtltche Gedänke Von der Souveränität de» Volke«. Unter dem Zeichen die ses Gedankens wählte sich das deutsch« Volk seine Nativ- nalversammlung, und unter dem Zeichen diese» Gedan ken» schuf sich da» Volk sein« neue Verfassung. Diese Verfassung ist nicht wie die BiSMarckS ein Meisterwerk diplomatischer Kunst, indem unter dem trügerischen Schein einer Souveränität von 28 Verbündeten Regie rungen heimlich eine hoherzollernsche Monarchie in Deutschland aufgerichtet wurde. Solche Künste ver schmäht die Verfassung von Weimar. Dafür ist sie aus dem «inen großen und guten Gedanken der Demokratie geboren. Alle» für da» Volk und alle» durch da» Volk. Und in dem Abschnitt über die Grundrechte und Grund pflichten der Deutschen enthält sie,, da» Programm für den Staat de» sozialen Rechtes, wie noch keine andere Verfassung der Welt solch Programm ausgestellt hat. Ein so edler Menschenfreund wie der verstorbene So- zialpoliiiker Prof. Franke hat mir einmal erzählt, wenn er sich schwach und elend fühle, dann lege er sich aufs Sofa und läse diesen Abschnitt der Verfassung, um daraus geistige und damit auch körperliche Kratt zu gewinnen. Noch ist unser Volk von außen her zu bedrückt, um däs Programm der sozialen Tomokratie, wie es unsere Verfassung enthält, überall in die Tat umsehen zu kön nen. Aber doch sollen wir un« dieses Programmes freuen und sollen stolz darauf sein, wie schnell un» im Vergleich mit den anderen großen Revolutionen der Ge schichte die Verfassung von Weimar aus dem furchtbaren nationalen Zusammenbruch auf den Boden des Rechts zurückgesührt hat. Tarum ist der 11. August, der Lag, an welchem diese Verfassung ausgcfertigl und unter zeichnet wurde, der Tag unserer nationalen Wiederge burt. Wir sollen ihn feiern au» frohem Herzen und wollen un« dabet erinnern, welch«. Tiefen und Höhen zwischen diesem Tage und dem Tag von Verdun ge legen haben, damit wir wissen, daß die Kraft unseres Volkstums unverwüstlich ist und einst wieder bessere Tage kommen werden, al» die von heute sind Lin klufrus äes Neichspräsiäenlen. Zum Jahrestag» »er Verfassung. T«r Reichspräsident Hal zum Jahrestag der Versüs sung. nachstehende Kundgebung erlassen: Bor drei Jahren, am 11. August, hat sich da» deutsche Volk seine Verfassung gegeben, das Fun dament seiner Zukunft. Diesen Tag wollen wir trotz aller Not der Gegenwart mit Freude und Hoffnung begehen. An ihm wollen wir unsere Liebe zum Va terland bekunden. Deutschland soll nicht zugrund« gehen. Ta» ist unser Schwur, so lange wir atmen und arbeiten können. Wir wollen keinen Bürgerkrieg, keine Tren nung dteir Slämm«. Wir wollen Rech«. Tie Ver fassung hat un» nach schweren Kämpfen Recht gegeben, wir wollen Frieden. Recht soll vor Gewalt gehen. Wir wollen Freiheit. Recht soll un» Freiheit brin gen. Wir wollen Einigkeit. , Recht soll un« einig Hu sam m« »halten. So soll di« Verfassung un» Einig keit, Rßcht und Freiheit gewährleisten. Winifgkieil und Recht und Freiheit! Tiefer Treiklang au» dem Liede de» Lichter» gab in Zetten innerer Zersplitterung und Unterdrückung der Sehn sucht aller Deutschen Ausdruck. Er soll auch jetzt unfern harten Weg zu einer besseren Zukunft ibe- gleiien. Ta» Lied, gesungen gegen Zwietracht und Willkür, soll nicht Mißbrauch finden in: Partetrampf, e» soll nicht der Kampfgesang. derer werden, gegen di« «s gerichtet war. G» soll auch nickt dienen al» lAuSdruck nationalistischer Ueberhebung, aber so wie einst der Lichter, so lieben wir heut« Deutsch, land übvv alle«. In Erfüllung seiner Sehnsucht soll unter den schwarz-rot-goldenen Sahnen der Sang ar: Einigkeit und Recht und Freiheit der festliche Aus druck unserer vaterländischen Gefühle sein. Auf viele Jahre noch werden für un» alle Fest tage des Staates zugleich Tage gemeinsamer Sor gen sein. Unter den furchtbaren wirtschaftlichen Fol- gen der letzten Ereignisse leiden nicht »mr unzählige Volksgenossen. Deutsche- Wissen unv deut- schev Können, die Quellen unserer besten Kraft, sind schwer bedroht. Tie Reichsregierung hat mir den Betrag von 3 Millionen Mark für Zwecke der Wissen schaft. Kunst und Handwerk au» den Mitteln zur Ver fügung gestellt, welche der Reichstag -um Schutz« der Republik bewilligt hat. Zur Hebung der Volksgesund heit durch Spiel« im Freien wird eine wettere WtÜ- ltvn berettgestellt. Aus der Geringfügigkeit dieser Summe spricht die Not unsere» Volkes. Schwer« Stür me sind über di« junge deutsche Republik in den letz ten Wochen dahingegangen. Unsere Einigkeit, unser Recht, unsere Freiheit wurden bedroht. Sie werden noch weiter bedroht sein. Wir wollen nicht verzagen. In der Not des Tage» wollen wir un freudig der Ideal« erinnern, für die wir leben und wirken. Ter feste Glaube an Deutschland» Rettung und die Rettung der Welt soll uns nicht verlassen. ES lebe die deutsche Republik, e» leb« da» deutsche Vaterland, es leb« da» deutsche Volk! (gez.) Ebert, Reichspräsident. Bruch oäer AompromH? Die Londoner Konferenzhat »ich nun, da so wohl Pvincabe wie Lloyd George — dieser we nigstens in den wichtigsten Punkten — auf seinem Standpunkt beharrt, so zuqespitzt, daß e» auf.Biegen oder Brechen zu gehen schein«. Aeutzerltch kommt die» dadurch -um Ausdruck, daß beide Ministerpräsidenten den Stand der Dinge ihren Kabinetten unterbreitet Hw- ben Ta» französisch« Kabinett scheint nun entschlossen auf etn«n Bruch Hinzuarbeiten, denn «s hat Potncare mitgeteilt, daß er sich genau an die früher gefaßten Beschlüsse halten solla. Da» heißt also, däß Frankreich unnächgiebig bleibt und nicht zu Zugeständnissen bereit ist. Wenn das englisch« Kabi nett zu demselben Beschluss« kommen sollte, so wäre da mit also der Bruch unvermeidlich. S» tft richtig, daß England und Frankreich ^slch noch nie in so scharfer Opposition gegenüber gestanden haben wie diesmal. Allein der drohende Bruch wurde schon aar manche» Mal an die Wand gemalt und ist nie opkommen, und «S fällt auch diesmal schwer, an seine Verwirklichung zu glauben. Hinter den Kulissen arbeiten ja auch Belgien und Italien an einem Kompromiß. Ta weder Lloyd George noch Potncare di« Verantwor tung für einen Bruch auf sich nehmen wollen, so ist die Gefahr vorhanden, daß sich beide tapfer um jede Verantwortung und jede Lösung de» brennenden Pro blem» drücken und di« ganze Bürde der Reparations kommission auf oie Schulter legen. Damit wäre natür lich der Konflikt nur hinausgezügext und für den Augen blick verkleistert. La» schlimmste bei alledem aber ist, daß man sich bisher immer nur um Potncare» pro duktive Pfänder herumgebälgt hat und daß von dem wirklichen Zweck der Konferenz, der Bewilligung de» von Deutschland verlangten Moratorium-, kaum di« Rede war. Dieweil wirken sich Potncare» Retorsionen au» und da» deutsche Finanzelend wird immer größer. So kann e» geschehen, daß zwar vielleicht der belgische oder der italienische Vermittlungsversuch einen Bruch und damit da» Aufstiegen der Konserenz, verhindert, daß «s aber am End« nach! berühmten Mustern heißt r Operation geglückt, Patient gestorben! » Vena Vrutjchlan» Bankrott geh«. Lord Grey sagt« am Mittwoch in einer Red« in Ox ford. «in .Fortschritt sei nur möglich, wenn Großbri tannien und Frankreich zusammen arbeiteten. Er habe