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Muer Tageblatt Anzeiger für öas Erzgebirge /tNAblger sur oas ^rAgrvlrye -«Mfpk.ch. flnjchlutz Nr. SZ. -cklOss.n «nNxe.ch.ns.,»,»«». L«i«-ramm,r Lao'dia« flu«r-o»birg». Enthaltens die amtlichen Vrkanntmachungen de» Kate» der Ttadt und des Amtsgericht» Aue. p,M,ck'lt»itt»» ftmt L,lpzl» Nr. tee» Nr. IZ1 Sonnabenä, äen l. Juli IS22 17. Jahrgang lajsencn moralischen Tiefstand als mit dem Ende dieses Das Wichtigste vom Tage. j UUw Verhaftung wegen des Ratl-cnau-Mardeü In Pilsen. j Dio Neue Freie Presse meldet aus Prag: Einem Die von einer funlentelearaphischeu Stelle verbrci- Tschechischen Blatte zufolge hielt die Polizei am DienS- t«!e Nachricht, daß aus den Reichspräsident E bert tag in Pilsen einen Tteutschen an, dessen Lleußereö voll- cin mißglückter Anschlag verübt worden sei. ent- ständig aus die Persönlichkeit e'ine's der Mörder behwi, wie an amtlicher Berliner Stelle mit- dtat Henaus passen soll. » pelerlt wird, jeder Gründ'! Lge. An -er Sahre ibalther Nathenaus Einer Korrespondenzmeldung zufolge wird das Ge- G e r h ar d H y u p t in a n n dem toten Freunde einen s e l-, z n m S ch u h cdcr Nevublik eine besondere Nachruf .hallen wollen abr-r durzh ^in widriges Geschick »> m , r,.„ sonnte er nicht zur Stunde im Reichstag eintreffen, l Verf)lichtung der Beamten zur revublika- ^r Dichter veröffentlicht deshalb das, was er sagen! naschen treuen Pflichterfüllung und ein be- wölbe, im Berliner Tageblatt. Er sagt unier anderem: solideres Disziplinarverfahren bei Ver- Hier ist aus tiefster Nacht ein Strahl heruniergezuckt st osten gegen diese Pflicht enthalten. aus furchtbarer nationaler Umnachtung, und k^u blind - f xeirosfen, hat ein hellsehendes, hellblicken des Piloten- Die Interalliierte Kommission in Op- äuge gerrofso.i, einen Mann, der sein Auge eingestellt pet.i wird am 7. Juli mit Sonderzug Oppeln oer-Chatte nach der gebieterischen Forderung seines Herzens, lassen und am !). Juli in Par i s e i »tr e f fe n. ? das Deutschland gehörte, das, wie ich aus tausend pri- , vateu Zügen weiß und vor Gott bezeugen tann. in > > ii.nigster, rührendster Weife für Deutschland schlug , MLIIOtkir ^LigLl.-Nlsj0 Was soll man sagen vor diesem persönlichen Schicksal! äLL 1Ü0läl.!NlCl.'sUttMN0 > diesem unserem deutschen Schickjal? .Haben! ' t wir irgendwann in der Weltgeschichte einen so gattver- ' Oos Ee^ändnis des üsöröers. lajsenen moralischen Tiefstand als mit dem Ende dieses kow drei Not büch er unterbreitet.. Die wichtigsten der, in ihnen veröffentlichten Tiokuinente sind jetzt in französischer Uebersetzung un.er dem Titel: Die Sowje- tirische Ukraine. Vier Jahre Krieg uns Blockade -r er-fchiei.en. Sie beha-deln ausführlich den Kampf, der den Sowjelregierungeu zunächst durch die Jnterventio- i en fremder Staaten aufgezwungen wurde und den sie jetzt noch fortdauernd gegen Einfälle von Banden füh ren müssen, die in den Nachbarländern ausgerüstet wer den. Wobei aber nichts davon erwähnt wird, wie die Sowjetregierungen ihrerseits nicht nur durch ihre Agen ten, sondern auch durch ihre offiziellen Bertreter in fremden Ländern predigen, die kommunistische Welt- rerolution und zu diesem Zwecke die Rubel, man ikann nicht mehr sagen rollen, aber flattern lassen. Laßt, die aus dem Welrkrieg bekannte Greuelpropagauda nicht schlt, ist selbstverständlich.*Lb sie dieselbe Wirkung ha ben wird, wie damals, must bezweifelt werden. Die Blutschuld der Sowjets ist kicher nicht grösser, als die. veil Zarismus und die der von der Entente gehätschcl- ien Kerendkiregieenng. Aber zu Klagen über Terror fehli ihnen soch die Legitimation. ' Das Auf und Ab der politischen Beziehungen der iUrau.e ist für unö nur von untergeordneter Bedeutung. Was das Ro.bnch über die Schwankungen der Politik Die Besitzer der Garage, in der das Au.o unterge brach! norden war, von dem aus das Attentat auf. Naihena.i verübt wurde, die Kaufleute Richard Schutt und Franz Diestel, sind unter dem Verdacht der Mit wisserschaft und der. Begünstig»..g i n Haft genom men worden. Bcam.e der politischen Polizei sind «ach Freiberg in Sachsen entsandt worden, wo der Besitzer des Wagens, Küchenmeister, wohnt. Der erste Hanptzeuge, der Oberförster, ist auf Per- ai'lassnng der S'aatsanU'.aiischäft in Potsdam ver.- hastet worden. C: handelt sich dabei aber nm eine Angelegenheit von früher, die in keinem .Zusammen hänge mit dem Morde an Rathenau steht. DaS Verhör des Ernst Techow dauerte bis in die erste Stunde nach Mitternacht. Nach dem er zuerst mit aller Festigkeit versucht hatte, sei nem den Mitverschworenen gegebenen Versprechen treu zu bleiben, ist er dann doch, wohl zumeist durch den Besuch der Mutter, anderen Sinnes geworden und,har unter Tränen einige wichtige Angaben gemacht. Die Mutter hat, wie unzweifelhaft feststeht, von dem gan- z e n P l a n e gar kei n e. A hnuug gehabt. Er selbst studierte Technik an der Hochschule in Charlvttenburg; kurz nach der Revolution bei ejnem Neichswehrregimcnt in Schwerin eingestellt, hat er dort in der Krastfahr-, stasfel dieses Truppenteiles Dienst versehen^ Er war vollkommen mißgebildet als Kraftwagenführer und hat auch die kleine Panne, die das Auto nach dem Attentat ha te, schnell wieder reparieren können. Wie ans Düsseldorf gemeldet wird, dauerte die Vernehmung des Ingenieurs Knanerts bis gegen 11 Ilhr abend und wurde gestern fortgesetzt^ Bis jetzt bc- bestreiiet er jede Schuld. ES ist noch nicht aufgeklärt, ob Knanerts, wie. von ihm selbst behauptet wird, am Sonnabend vormittag noch in Düsseldorf war. In die sem Falle würde seine Beteiligung an dem Morde, selbst n eun n an annimmi, daß er ein Flugzeug vom Judu- sirkdlezirk nach Berlin benutzt hat, unmöglich sein.. Ein Leipziger Kriminalbeamter hat angegeben, mit einem jungen Menschen, auf den die Beschreibung des driiten Tä ers znt.ifft, in einem Abteil eines Zuges nach Leip zig gefahren zu sein. Der in S.etlin verhaftete frühere Mminelentnant Werner Vvßwu'rde gestern nach Ber lin gebracht. ' Küchenmeister verhaftet. Sinnlich wird gemeldet: Der Eigentümer des bei der Ermordung Ra'hennuS benutzten Kraftwagens, der in Freiberg in Sachsen wohnhafte Fabrikbesitzer Jo hann Küchenmeister, ist gestern morgen in Octz in Tirol verhaftet und in da» Bezirksgericht über geführt worden. Die österreichischen Behörden sehen einem Auölteferung-antrag entgegen. Küchenmeister ist Mitglied de; deutfchvölkischen Schutz- und Trutzbundes. Verhaftungen ln Dresden. Im Zusammenhang mit den Nachforschungen im »anzen Reiche nach den Mördern Ralhenaus und noch r-itl ihß en in Verbindung gewesenen Personen sind von der Dresdner Staatsanwaltschaft in den letzten Tagen einige weitere Dresdner, Persönlichkeiten, auf die die ton Berlin übermittelten Personenbeschrcibnngen oder a idere Anhaltspunkte zuz"treffen schienen, zum Teil mit ihren Frauen verhaftet worden. < Unter denjenigen Verhafteten, die inzwischen frei gelassen worden sind, weil sich tm Laufe der Erörterungen der Verdacht al» unbegründet erwies, sind die Herren Kuhlmcy. P verzier und Major, a. D. Hahn, die ersteren mit ihren Frau««. Geschickes erlebt? Seiner weichen und testen Hmid. sei nem genialen Intellekt, seinem in jeder Beziehung un tadeligen Charakter hätte auch weiter noch Großes und GmeS gelingen müssen, wie es ihm schon im Anfang ge lungen ist. Dieser Mann hat die Achtung aller derer genossen, die mit ihm umgingen, Männer, jeder Volks schicht, jeder Partei. Wem ist dieser Mann im Wege gewesen? Ich habe mich tausendmal gefragt, and wie Antwort will sich nicht einstellen. Hanen die jenigen ihn gekannt, die ihre Nevotverläuse »ad Hand granaten gegen ihn gerichtet halwn, waren sie mit ihm Msammengewesen, nur. eine kurze halbe Stunde lang, sie hätten sich eher die Hand abgeschlagen, als gegen ihn die Waffe gerichtet. Ich.sage dies, aber, ich mache un nütze Worte. Lier unerhörte Verlust ist oa und läßt uns jene Worte zurück, die in Augenblicken der HvifnungS- losigkcii über uns ist. Die deutsche Zassatieruwt. Wer etwa gehofft hatte, daß die endlich auch in, F r an k r c ich erwachte Vernunft und die Etniichl in den Zwang der wirtschaftlichen Notwendigkeiten auch bei Poinearc wenigstens mit einem leisen Hauch Ein kehr halten würde, wird durch Poiucares Senatsrede eines besseren belehrt. Vergeblich hat ein nicht unbe trächtlicher Teil der französischen Presse in letzter Zeit mehrfach für eine Herabsetzung dec deutschen Schulden plädiert, vergeblich haben auch die beiden Vorredner Poiucares im Senat dazu aufgefordert, Frankreich solle die Initiative ergreifen und fick.endlich zu einem guten und klaren Entschluß durchringen: an Poiucares Ohr rauschen alle diese Drähnungen und War nungen erndpuckslos vorüber und hartnäckig und eng stirnig beharrt er aus den Bestimmungen des Ver- t r a g s v o n Versa i l l c s und des London e r U l t i- maiums. Ja, er ist sogar zynisch genug, gerade in dieser Zeit, wo eine Politik der Einigung für die Deut sche Republik von Gewicht wäre, Deutschland geradezu zu verhöhnen. Die deutsche Not erklärt er sür eine Fassade, den Wiederaufbau der deutschen Handels flotte für einen Luxus, die Steuereinlretbung sür schlecht nnd andere Unsinnigkeiten mehr, um schließlich wieder ans.sein Steckenpferd, das französische Recht auf Sanktion e n , zu kommen. Marr kann kaum glauben, daß Poineare diese blöden Anschuldigungen guien Glau bens gemacht hat. Nebev die deutsche Fassadennot ein Wort zu verlieren, erübrigt sich; ohne den Wiederaufbau unserer Handelsflotte ist unsere Wirtschaft und unser Export cxistenzunsähig und also das Reich unfähig, Re parationen zu zahlen; was die Steuerclntreibnng an- gchi, so sollte sich Poincare erinnern, daß man im Hanse de» Gehängten nicht vom Strick reden soll, denn in Frankreich werden zwar hohe Steuern ausgeschrieben, aber nicht eingctrieben. Wenn der Senat Poincare auf diese Rede hin ein Berltaüendvvtum erteilt hat, so möch.e man nachgerade daran verzweifeln, däß für Frankreich die Sackgasse, die Poincare eben vermieden scheu wt.l, vermieden werden kann. Frankreich will' leben! rief Poincare emphatisch; ckber Frankreich wird nichi leben können, wenn es nicht auch Deutschland leben läßt. l SowjetrDokumente. (Von upftrem Berliner Mitarbeiter.) Im Dezember lü-l Hai die ukrainische Sow- felre-rerung '»--m aNukrainischen Kongreß in Ri! mär'i en s während der ersten Jahre des Welp- kr.egsS und über die ständige Preissteigerung für den Beitritt zur Entente zu erzählen weiß, ist im wesent lichen bekannt. Interessant ist.nur, daß am 16. Juli 101-1 (wohl alten Stils, also am 29. Juli 1914) ein Major Nosetti dem Minimer Bratianu über mili tärische Vorbereitungen berichtet, die unter der Hypo these eines Krieges gegen Rußland getroffen worden sind. Man kann dem Rv:buch beistimmcn, wenn es schreibt, daß Rumänien zu jenen glücklichen Staaten ge hörte, die während langer Iahire mir Erfolg auf den europäischen Schlachtfeldern eine Politik territorialer Marooage trieben. Mit einer Kunst, die eS von seinen balkanischen Nachbarn, die nichi weniger habgierig, aber weniger geschickt waren, unterschied, verstand es Rumä nien von den Gegensätzen, sei es auf dem Balkan, sei es zwischen den Großmächten, so gut Nutzen zu ziehen, daß es sich immer auf der Seite der Sieger befand und mit ungeheurer Beute beladen davon «ziehen konnte. / Interessant ist ferner, was wir über »te Machen schaften erfahren, die zum Erwerb Siebenbür gens ins Werk gesetzt wurden... Rian schickt dorthin einen gewissen Ilia Catareu, einen Bessarabier und ehemaligen rumänischen Deserteur, der in Ruß land Hauptmann geworden war. Catäreu ist Urheber der Thnami attentate in Tebreczin und in Brasso im Jahrs 191N. Die ungarische Polizei verlangt die Ver haftung des nach Rumänien geflüchteten Verbrechers, und .die rumänische Regierung verspricht dc;n Grasen Czcwnin, ackcs zu dessen Errrcifung zu iun. Um den Agenten der Gegenspiouage des rumänischen General-- stabös nicht ansliefern zu müssen, wird er unter,! dem Ramon Mar,ussow uach Sosia geschickt und besucht dort so häujig die rumänische Gesandtschaft, daß sich der Ge sandte darüber beschwert nnd seine Zurückberusung nach Rumänien verlangt. Da die rumänische Regierung fürchtet, daß die ungarischen Detektive ihn dort auf stöbern unö seine Auslieferung, verlangen könnte»!, mkch o es gern von dieser Gefahr befreit werden. Auf geheimen Wegen wendet sich Vr.atianu an den rumäni schen Gesand en in Paris, nm ein Gutachten französischer VötkerrcchtSiehcer über die Verpflichtung zur Auslie ferung §.» bekommen. Die Antwort, die nicht nach -rem Sinne Bra.ianns ist, wirs vom Prinzen Lohovari wie derum auf Umwegen nach Bukaräst znrückbefördert. Im Krieg war Catareu dann ein Führer der demokratisch- , rckvotu.ioi.ären Partei, deren erster Programmpunkt der Krieg bis zum vollen Sieget war. Tie Rumänen lehnen ! es stolz ab, zu den Balkanvölker.n g.cßählt zu werde», sio rechnest sich als Nachkomman der allen Römer M der.mythischen, von dem Beichtvater der Kaiserin Enge» nie. dem Pa er Hyazinth erfundenen lateinischen Rasse. Im Punk.o des politischen MMchglinordeö stehen sie aber ven von ihnen so verachteten SIckwen nicht nach? Tas wichtigste in dem Rotbuch ist das, wÄs eS über die, Rol'le Frankreich» zu, berichten weiß. Nach dem »der Vertrag von Riga die. Beziehungen zwischen Polen und den Sowjet« geregelt hat, ist es Frankreich, das de n von ihnen verjagten Peltjura Geld, Waffen, Offiziere zur Verfügung stellt. Zum Tank muß Pelt« ft.ra ml: Fra..k.eich folgenden Vertrag am 26. Februar 1919 schließen: 1. Frankreich erhält eine fünfzigjährige» Konzession für die ukrainischen Eisenbahnen. 2. Die Ukraine verpflichtet sich, Frankreich alle Schulden der alten zaristischen RogiüWMg und der provisorischen Re gierung M zahlen, die auf sie entfallen. 3. T«cr Ztw> se> dienst wird durch die Einnahmen der Eisenbahnen sichergöstellt, die der ukrainischen Regierung zugespro«