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/luer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge Sonnabenä. äen 2S. März >922 Nr. 72 17. Jahrgang m°n»I,Ich I,.»« m,'k. H>M UH M /H ^^MP »UM MV TW» H HE p'w»»u« ftl,»D,,!,,«.u, a>" IM» ,«n,uu..„,. ...hm.n »>. nu.nn,., ^U U U U TZ I U M IMTI^M V I MZL^I ZI UI ,»»,uk^u.°>«.ii„d>-p»n-'.''-i.«>> / Nn»«l„ne.-M„,, a.«.»»p,ni, »nlg.o.n. - <r>ch«>n, »«'NSallch. -W- 7.^ »»rnsprech - flnschlu- Nr. SS. ptzl»5«n »»äettchi»-'»-»»n. r.l.gramm,, rag.dlatt fiu..r,g.birg». «nthalten- -le amtlichen Sekanntmachungen -es Nates -er Staüt UN- -es Amtsgerichts /tue. p«stsch,».a,nw, Nml Leipzig n». ,»», Dcis Wichtigste vom Tage. Die deu'ts'che Delegation für die Genu eser Konferenz wird am 8. Abril nach Genua ab- fa'Hren. ' Die österreichische Regierung wird bet der Eröffnung der Genueser Konferenz durch den Bundeskantzler und einem Bundesminister vertreten sein. Iker Auswärtige Ausschuß des Reichsta ge« beschäftigte sich in seiner Sitzung vom 2 4. Märst mit der Don aua'kte. Tie 'Verhandlungen waren wie immer vertraulich. Der amerikanische Senat hat den Lier« mächteverträg über den Stillen Ozean mit 47 gegen 7 Stimmen ratifiziert. * Das englische Unterhaus hat das Marine fudge» angenommen. » Die Arbeitgeber in der englische n B cr u mW oll- tnbnitrie haben beschossen, ihren 240 000 Arbei tern muzuteiien, das; Ende April eine Lohn herabsetzung vvrgeno'mmen werden wird Polnische Unersättlichkeit. kV.?n «rrserem ArrUnt« Mita?S«it«r.f Lie grs'chu Ereignisse der W Ostpolitik haben die Avswei kinvttpit von der Detlfrnge der deutsch-poluischeii? Bertzaudiiu'gen über Ob er sch le s i e n in Genf sink'! ^eiiuißen a'geienkt. buch dennoch ist eL notwendig ixrß u^,. Kimm Tag vergessen, um waS in Genf gcrun- ! wird. Die voerschiesische Entscheidung des Löcher buttd ra e^ bar einen, -ganvu Kampier von Fragen der. ch.ärung dm ch direkte Verhandlungen' zwischen Voten und Denischland überlassen. Am 'L0. Oktober lOOi trel ,'ener unselige Schiedsspruch, der Dberschlesten zerriß und dann doch den Beteiligten den Versuch anheim gab.: -uotz der politischen Teilung und der Errichtung einer, lrbenvernlchtendeii Grenze ein 'wirtschaftliches n a i d o m i". i u m anfzurichten, um für da? gequälte rand die unmittelbaren Folgen der Zerschneidung vor allem wirtschaftlich .zu mildern. Monatelang hat diei herrische Delegation unter der Führung des früheren i Reichen, urisierS Schiss er sich in zähem Kampfe bemüht, § die Schäden sür Deutschland nach Kräften zu nii.kdcrn., fielt wird vielleicht die außerordentlichen Verdienstes Schiifers um die deutsche Sache richtig zu werten und j zu würdigen wissen. Immerhin 'erhält man von seiner - hingehenden Arbeit wieder einmal ein 'hervorstechendes! Bild, wenn man seine Rede liest, die er in einer ösi-. j sittlichen Sitzung der Konferenz, die unter Vorsitz de»! Präsidenten Eal ander über die Frage der Liquich Vierung deutschen Eigentums in Lberschlesten, durch Polen gehallten hat. § Ein großer Teil der strittigen Punkte wär schon. in> den Etn ethelten durch die Arbeit der Kommissjonen ge klärt. In anderen Fragen wurde schriftlich verhandelt, indem beide Teile Denkschriften einreichtcn. und der .neutrale Vorsitzende versuchte, die beiderseitigen Standpunkte dann aus dem Wege einer förmlichen Ver mittlung anzunähern. In manchen Fällen ist auch das gelungen. Noch eh« aber eine Einigung restlos durch geführt umr, versuchte die polnische Delegation durch ein unglaublich taktloses Manöver, die Frage der Li quidierung des deutschen Eigentums aus den V er Hand- iungcn aliszuscheiden und die ganze Frage als durch den FriedeuSverirahi geregelt hinzustellen. '.In den abgetre tenen Gebieten ist allerdings den neuen Besitzern das Stecht zugesprochen worden, deutsches Eigentum liqui dieren zu können. Aber 'Oberschlesien spielt eine be sondere Stolle, und es'ist g'air kein Zweifel darüber, mög lich, dasj das polnische Recht auf Liquidation mindestens während der 15 Jähre des wirtschaftlichen Kondomi niums rülhen must. Die Polen 'Haden sich schließlich zur Diskussion über diese Frage 'bereit finden lassen müssen. Am 2ü. 'März wurde die Frage in einer öf fentlichen Sitzung der deutsch-polnischen Konferenz ver handelt. Reichsminister Schiffer hat fn dieser Sitzung' iHv das deutsch« Recht 'und' gegen den polnischen, An-, spvuch auf ein Liquidation-recht all« Gründe juristischer Art in» -.reffen geführt. Aber dr fußte nicht nur auf oem formalen Recht deS Vertrage», der auS-rÜckltch Oberschlesien gegenüber alllen anderen abgetretenen Ge bieten eine Sonderstellung' zumeist, sondern in eindrucks vollster Weise und rctortfch wirksamster Form stützte sich Schiffer auch auf die Menschenrechte und da» Natur recht. Die Botschafterkonferenz 'spricht ausdrücklich von der Achtung vor den wohlerworbenen Rechten der Be- vü-keruüA, Gchifftr 'hat tu Genf dar-ele^t, bah die Li ¬ quidation des deutschen Besitzes dem Sinn und Zweck der ganzen Verhandlungen widersprechen würde Dieser sei die Aufrechterhaltung des Wirtschaftslebens in Ober schlesien, über gerade das Wirtschaftsleben würde dar unter leiden, wenn mci!n seine Träger, Vie unbestritten zum großen Teile Deutsche find, enteignen und nach Belieben vertreiben kann. Ter Zweck der Enischeidung der Botschafterkonferenz sei. dem Lande den Frieden zu geben und ihm seinen Wohlstand zu erhalten. Das sei ein Ding der Unmöglichkeit, wenn jeder Bauer und jeder Unternehmer befürchten müsse, morgen sein er arbeitetes Eigentum zu verlieren. Ter polnische Vertreter Olszewski), der ckuch jetzt noch die Zuständigkeit des Präsidenten Calvnder in die ser Frage bezweifelte, kiest deutlich erkennen, worauf «s den Polen änkommi. Er schloß mit dem Satze: An dem' Tatt.e. wo der polnische Teil von Oberschlckicn in den Besitz Polens übergeht, wünschen wir keine Einmischung mehr von irgendeiner 'Seite in unsere Souveränität außerhalb der Einschränkungen, die unS durch die Ent scheidung der Botschasterkonferenz vorgeschetebcn sind. -- Nackter konnte die polnische Unersättlichkeit nicht of fenbar werden, als in diesem "Satze. Schiffer har in einer Erwiderung die Bestreitung der 'Zuständigkeit des Präsidenten eindrucksvoll widerlegt und nochmals mes serscharf nachgewtesen, wie das Ziel der Enci.ch-udung der Botschasterkonferenz durch 'ein polnische» Lianida- ttonsrecht in sein Gegenteil verkehrt würde. .Der Prä°> stdent Calvnder ist ein Mann, der überaus vorsich tig vorgeht. Er will feine Zuständigkeit in der Frage des LiquidcNionSrechteS erst noch durch juristische Auw« vitütsn Prüfen lassen. Es ist Wohl auch unzunehmen, daß er alle» anfbteten wird, um schließlich doch noch!' un, eine Entscheidung hrrumzukommen. Aber bei der: polnischen UrmrsärtNchkeil durste diese Hoj'nuna ver-! gebens setti Er wird um einen Schiedsspruch nicht! heru.mkouunen, -.rd Teuisch'nd kor? anu.chmsn. daß: tu einer Frage, die so sonnenklar liegt, und die mich so überzeugenden Gründen des Rechts und der Mensch? lichkeit von dem deutschen Wortführer verfochten wor den ist, nicht eins Rechtsbeugung erfolgt, die eine Quelle unberechenbarer Konflikte werden müßte. Die Negierung vor schweren Entschlüssen. Zusammenkunft -er Ministerpräsidenten. Die politische Krise, 'die durch die neue RevaraiionS- f note wieder veranlaßt ist, wird tu RrgiernngStreisen' und im Reichstag zwar in ihrer ganzen Schwere und! Trag-reite empfunden, aber mit bemerkenSwerier Ruhe! und Sachlichkeit beurteilt. Das R e ich Skabinett !hni! erst gestern die Ententeschrünstücke ans Grund des fran zösischen Textes geprüft und in allen Einzelheiten durch sprechen können. Daß sich dabei verschiedene Un klarheiten ergeben haben und außerdem schwierige rechtliche und finanzielle Probleme zu lösen sind wird die Beratung innerhalb der Reichsregiernng auch noch den ganzen Sonnabend und Sonntag in Anspruch neh men, zumal maucherlei Rücksprachen Wit Sachverstän digen erforderlich sein dürften. Am Montag soll ge- meinschastlich mit dem 'Ministerpräsidenten der Länder die R egieru n gserklür u n g in ihren Um rissen ieügestellt werden, die der Reichskanzler am Dienstag von der ReichStngStribüne herab abzngeben gedenkt. Montag abend wird diese Regierungserklä rung auch mit den Führern sämtlicher Par teien, nicht nur der Regierungsparteien, besprochen werden, die dann ihrerseits den Fraktionen am Diens tag vormittag berichten sollen. Man glaubt in parla mentarischen Kreisen, daß di« Antwort des Reichskanz lers auf die letzte ReparatiouSnrne ganz klar und ein deutig ansfallen wird, und daß sich, wenn nicht sa.nn-< liche Parteien, so doch eine außergewöhnlich große Mehr heit derselben hinter die Regierung stellen wird. Neber den Inhalt der Regierungserklärung find bet dieser Lage der Dinge nur Vermutungen möglich. Allgemein wird aber erwartet, daß sw eine Willens kundgebung darstellen wird, die 'den Weg zu Ver handlungen mit der Entente über die neuesten Me- paralionsforderungen offen läßt. Haptische Sensatlonsmel-ungLN. Phantasien über «in» Anstellung Deutschland». Der Bayrische Kurier und di« Münchener Neueste Nachrichten bringen eine Aufsel-c-g erregende Meldung au» Frankfurt am Main über eine drohenoe Zerschla gung de» Deutschen Reiche». Danach soll ein angesehe ne» Mitglied der Re'parattonskommtsston erklärt haben, daß der Einmarsch der Franzosen in Deutschland unabwendbar fei und daß Poineare entschlossen sei. io als möglich ein kurz-' fristkges Ultimatum mit Unerfüllbaren Bedingungen zu stellen, um dann sofort das R uhr geb tet. F.ran k» snrt a. M. und die sogenannte Matnltnie zu be setzen, den Norden vom 'Süden ckbzutrennen und da» Reich kn seiner jetzigen «Form izü zerschlagen. Eng land und Italien werden «ebenfalls marschieren, aber nicht gegen, sondern fÄr Deutschland, um zu ver hindern. daß Frankreich völlig frei in Deutschland schal ten und walten kann. Italien werde Wohl bi» Kufstein gehen, während England wohl in Norddeutschland sein Interessengebiet sichern will, da «S zwecklos sei,. PoinU cars in der Verfolgung Wines Zieles entgegenzutrewn- UI Die Teilnahme Englands ünd 'Italien», di« hier al» Abwehr gegen Frankreichs Uebermachtstellung gedeutet wird, käme natürlich auf eine Beteiligung an der Aus teilung des Reiches hinaus. Bevor aber nicht festste'ht ob die bayrischen Meldungen 'sich auf tatsächlich« Unterlagen stützen, wäre es trotz, ihre» ernsten In halts verfrüht, sich, näher mit ihnen zu befassen. Denn allzu leicht könnten sie auch nur in di« Wett gesetzt worveu sein als AgitationSmirrel gegen den Reich»« ktinzler und die ErsüllungSpolitik des Kabinett», wi« überhaupt gegv-n unser« republikanische TtaalSform. Wieäerveremigung seinülicher Brüäer. Die komtnun'tst'ifche Arbeitsgemeinschaft Levis, die sich nach dem März-Putsch von d«r Kom munistischen Partei getrennt hatte, will nunmehr wie der in der Unabhängigen Sozialdemokratie ausgehen. Die Tüumig, Geher, Adolph Hoffmann bi« crünüeu ihren Entschluß mit der Notwendigkeit der Bi^ düng einer proletarischen Einheitsfront, naclchem dtü Kommunistische Pavtei Deutschlands seit einem Jahr» ihre Unfähigkeit zur Einigung der Proletarier erwiesen Hape. Aus baldige Durchführung des KommuntSmW» wi in Deutschland nickst 'zu rechnen, denn dec Arbeiter kümmere sich nicht um Räterepublik und Kommunt»mM», sondern um das Brot, das er essen, den Rock, mit dem er sich kleiden soll. Gleichzeitig mit dieser Erklärung veröffentlicht die Unabhängige Sozialdemokratie einen Aufruf zum prol«tarischen Zusammenschl» tz Sie erhält durch die Wiedervereinigung eine Lerstär- 'ung im Reichstag von etwa 15 Mitgliedern und damit eine Fraktion von etwa 80 Abgeordneten. Die Kom munistische Partei wird im Reichstag trotz ihren großen Geschreies dann noch bedeutungsloser als bisher sein. Die Mehrheitssozickldemokronie glaubt nach dem Vor wärts nicht, daß der Prozeß der Selbstbesinnung und des SichwiederZudenS mit dem Anschluß ciner Berliner Gruppe an eine niedergehende Partei seinen Abschluß gesunden hat. Sie hofft natürlich, daß in absehbare« Zeil die verstärkte unabhängige Sozialdemokratie sich zu ihr zurücksinden werbe. Einstweilen bleibt da» aber naturgemäß eine schöne 'Hoffnung, denn der Zuzug d«v Leviien wird die unabhängige Sozialdemokratie zunächst nur weiter von den Mehrheitssoztalisien entfernen. Die Getreiäer un6 Aartosselversorgung. Getrei-ezwangswirtschaft bleibt. Die tm NetchSmiuistertum für Ernährung, und Land wirtschaft zusammengelreteneu Vertreter der Länder, darunter eine größere Zahl von Ernährung»« und Land» wtrtschastömintstern, berieten über di« Estreid«bB- wtrtschaftung und Karrosfelversorgung stn nächsten Wirtschaftsjahr. Bet der Getreidebewirtschaf» tung war die Versammlung Wit Ausnahme de» Ver treter» eines Landes, das sich seine GteNungna'hm» noch vorbehlelt, der Auffassung, daß im gegenwärtigen Zett« punkt dem Endziel der freien Wirtschaft noch nicht zu gesteuert werden könnt«. Di« Versamm lung sprach sich.für Vie Umiage auch tm nächsten wird schaftsjahr au». In einer binnen kurzem etnzuberufen» den Besprechung von Referenten soll mit de» Ländern eine Erörterung Über di« GrundKüge einer entspr»- chenden Gesetzesvorlage stattstnden. Bet der Best>r»chu«U der Kartvf selversorgung wurden dt« Mängel d»> bisherigen Versorgung auf allen «eiten anerkannt, ja- doch wurde auch auf die Schwierigkeiten einer Wieder einführung der Zwangswirtschaft ünd auch der Einstich« rung ptner Kartoffelumlage nachdrücklich hing»wt,s«n. Die KonforenA hat darüber noch: keine bestimmten Vor schläge gemacht; ihre Stellungnahme kommt zum Au*> druck in einer Resolution, auf di« sich: alle Vertrere» einigten, und die besagt, daß da» Retchsminlstertum für Ernährung und Landwirtschaft einen Weg suchen und Vorschläge machen möge für «in» besser« Verfovi gung. Das Material für solch« Vorschläge fall den Ländern baldigst zügelettet ward«».