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Nr. 287 Mer Tageblatt WWW Anzeiger Wr das Erzgebirge WUW srÄsWMirZ «WZLÄZÄZ mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblaü. MLÄW?A'M ^ag-°u'nü M-oad^«u«n,'s»A« Sprechslun-, -er Reöaktlon mitsiuonahm» SerSonntag,nachmittag- 4—LUhr. — Lelegramm-siSresser Lag,blattsiueerzgrbirg«. zumfprrcherSS. «!"» ^>,"^uhad!>'^!« n-!«Ä rar unverlangt eing.sanäte Manuskript« kann Srwähr nicht geleistet «,r»,n. WW°"W7ü^.Ä7.m Dienstag» äen 11. Dezember 191? 12. Jahrgang GuteWusstchten -er WaffenMstan-sverhan-lungen. Kein ruMsther Staatsbankerott. — Katzenjammer in Italien. — Abdankung -es Rumänenkönigs. Die Liquitation äes?Rrieges. Line Rede de» Geheimrat» Rathenau. In der gestrigen Generalversammlung der Allge meinen Elektri zi tätsgesellschast in Berlin führte ihr Prä. sident, Tr. W. Rathenau, u. a. folgendes aus: „Ter Krieg ist in den Zu stand der Liqui dation getreten. Damit ist nicht ausgesprochen, daß diese Liquidation eine rasche sein muß. Dien Schei- depunkt des Krieges haben wir bereits überschrit ten, Erhebliches ist jedoch in den letzten Monaten ge schehen. Wenn wir auch bis dahin die Auffassung der Westmächte nicht billigen, so doch, verstehen konnten, wenn sie glaubten, daß der Krieg aus beiden Seiten einigermaßen gleiche Aussichten bot, so hat sich dieses Verhältnis gewendet. Es wird heute selbst bei den Westmächten kaum mehr angenommen werden kön nen, daß, nächdem das russische Widerlager ge wichen ist, Deutschland territorial besiegt werden kann, auf der anderen Seite ist die territoriale Be siegung der Westmächte nicht minder aussichts voll a l s j e zuvor. Tas ist eine grundsätzliche Um stellung des Weltverhältnisses, von der man annehmen darf, daß sie auf die Tauer nicht ohne Wirkung auf die Auffassung unserer Gegner bleiben kann. Tie Beurteilung des Krieges ist von Anfang an bei un serem stärksten Gegner, den Engländern, etwa so gewesen, daß inan den Krieg als eine arithmetische Aufgabe, als ein Rechenspiel glaubte ausfässen zu dürfen. Man sah ein vollkommen eingeschlossenes Land, man rechnete aus, daß dieses Land innerhalb einer gegebenen Frist seine sämtlichen Kriegsvorräte erschöpft haben muß und daß es dann gezwungen sein werde, den Krieg aufzugeben. Tiefes Rechensptel mag mechanischen Auffassungen entsprochen haben. Tem Meinnngsumschwung im Westen hat zum ersten Male ein Engländer den Mut gefunden, Ausdruck zu geben. Den Brief Lord Lansdownes haben wir gelesen und in ihm das Wtedererwachen des Geistes der Besonnenheit und Mäßigung empfunden. Andere Töne sind aus Amerika zu unS herüber gedrungen. Es gibt nicht viele Völker in der Welt, die weniger Anlaß zur Feindschaft, mehr Anlaß zur Freund schaft haben als Deutsche und Amerikaner. Umso verletzender berührt es uns, wenn der Lotter die ses Landes den Krieg für angezeigt hält, um in un ser« inneren deutschen Verhältnisse einzudringen, und Ratschläge und Warnungen erteilt. Soweit seine Worte nicht für seine Landsleute, sondern für uns bestimmt sind, lehnen wir sie ab. Gleichviel, die europäischen Ereignisse gehen ihren Gang und im Vertrauen auf unsere kämpfenden Heere und auf un sere großen Feldherren dürfen wir es ablehnen. Sie sind nicht am Ende, mag die Liquidation auf dem Kontinent noch einige Zeit sich hinziehen, so nähert sie sich doch dem Abschluß. Unsere auswärti gen Geschäfte liegen in starken Händen, denen wir vertrauen. Die äußere Politik darf, was nicht seder- zeir der Fall war, wiederum als Staats kunst aus gesprochen werden. Möge es ihr gelingen, auch die politische Liquidation so zu beenden, daß sie ohne Hin. terlassung von Restforderungen und Restprozessen dem Gang des Krieges gerecht werde und einen beständigen Frieden sichert. Diesen Worten des iu die Verhältnisse bestens etn- geweihten Präsidenten Rathenau kommt zweifellos eine große Bedeutung zu. Sie erhalten aber auch eins ge wisse Bestätigung durch folgende Meldung» Me Entente zu Friedensverhanplungen gensigt? Dem „Berl. Lokalanz." wird aus Stockholm geuwr. detr Nach Petersburger Meldungen macht sich bei den gegenwärtig leitenden russischen Kreisen ein star kes Bestreben geltend, in der Friedensfrage einen Bruch mit der Entente zu vermeiden und die Westmächte zur Teilnahme an den Friedensverhandlungen zu bewe gen. Trotzki versucht über .Frankreich Einfluß auf England zu gewinnen. Am Donnerstag hatten die ver bündeten Botschafter in Petersburg eine Versammlung, in der Botschafter Buchanan Mitteilungen über die Be schlüsse der Pariser Konferenz machte. Die West. Mächte hätten dort beschlossen, einstweilen den Bruch mit Rußland zu vermeiden und, falls die konstituierende Nationalversammlung.die eingeleitete yrtedensaktton sortsetzt, an diesen Unterhandlungen tetlzunechmen. IVekheMeDMeKlWeW. (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 11. Dezember. ikvestllcher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. In Flandern und von der Straße bis zur Somme entwickelte sich an» Nachmittag lebhafte Artillertetätig. kett. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz» Die Feuertätigkeit war auf der ganzen Front rege. In überraschenden Vorstößen holten Sturmtrupps nord östlich! von Craonne L2 Franzosen aus den feindlichen Gräben. Auch in anderen Abschnitten wurden in Er kundungsgefechten Gefangene eingebracht. Starker Einsatz der Fliegerverbände, namentlich an der französischen Front, führten zu heftigen Luftkämp- sen. Unsere Gegner verloren 11 Flugzeuge und einen Fesselballon. Oestlicher Kri--»sch«upl«tz Nicht» Neue». Mazedonische Arout Kein« größeren Kampfhandlungen. zUltenisch« Front. Zu beiden Setten der Brenta und längs der unte- ren Piave zeitweilig gesteigerte Artillertetätigkeit. Der Erste Generalquartiermeister < k». r. v.) Lnvendorsf. Zugleich richtete der russische Minister des Aeußern Trotzki Eine Mahnung am die Alliierte«. Nach einer Meldung der Petersburger Telegraphen« Agentur vom 7. Dezember unterrichtete Trotzki nämlich, die Gesandten von England, Frankreich, Amerika, Ita lien, China, Japan, Rumänien, Belgien und Serbien in amtlicher schriftlicher Form über den bisherigen Gang der deutsch-russischen Verhandlungen und über die ein getretene Verhandlungspause. Er machte die Gesandten darauf aufmerksam, oaß der Zeitraum von mehr als einem Monat zwischen dem ersten russischen Friedens angebot und der Wiederaufnahme Per Verhandlungen am 12. Dezember groß genug sei, um den Verbündeten Regierungen Gelegenheit zu geben, ihre Stellung zu den tzriedensverhandlungen festzulegen, d. h. ja oder nein zu antworten, und, wenn sta nein antwor ten, offen zu erklären, für welche Ziele dio .Völker Europa» Vie» Jahre hindurch ih» Blut vergieße» sol len. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang« Sine englische Stimme. Go führt die Londoner „Daily News" aus, eS sei nun d»e erste gebieterische Notwendigkeit, di« Kriegs- ziele bekanntzugeben. Tabei werde man vieles fal len lassen müssen, was früher so häufig gefordert worden sei. Es gäbe keine Brücke mehr zwischen dem heutigen Geist und dem der Boxerpartei, welche die Gegner völlig Niederkämpfen oder nach dem Kriege noch einen Wirtschaftskrieg eröffnen wolle. Politische ^iebersicht, kein ZtaairbaMon IWlanarr Ein russische Berichtigung. Die Petersburger Telegraphen-Agentur meldet: E» ist keine Ungültigkeitserklärung der ausländischen Anleihen durch ein Dekret der Regierung erfolgt. Es han delt sich lediglich um einen Artikel des Bolschewtki-Organ- „Prawda". Die Meldung von dem russischen Staatskonkur», die von der englischen Presse mit einem Tone in die Welt gesetzt wurde, der jeden Zweifel auszuschltcßen schien, ist also unrichtig gewesen. WaS letzten Ende- die falsche Mel dung veranlaßt hat, ob die Nachrichten auS Rußland un richtig überbracht sind, oder ob die Maximaltstenregterung absichtlich diskreditiert werden sollte, steht noch dahin. Jedenfalls aber ist eine von dem gegenwärtigen russischen offiziösen Blatt ausgesprochene Ansicht in eine amtliche Verfügung umgewandelt und die Welt zweimal vierund zwanzig Stunden lang trregeführt worden. Allerdings muß man bet dem Dementi der Petersburger Telegraphen- Agentur beachten, daß nur von einer bisher nicht er folgten Ungültigkeitserklärung gesprochen ist, dagegen jede Mitteilung darüber fehlt, ob die jetzige Regierung dl« Absicht hat, die von den früheren Regierungen kontrahier ten Anleihen unter allen Umständen anzuerkennen. und die sich daraus ergebenden Verpflichtungen vollinhaltlich zu erfüllen. Die Frage des russischen Staatskredits bleibt also für die Zukunft weiter ungeklärt. v!e Vorgänge ln stußlsna. Sieg der Bolschrwiki »ei den Wahl«»» in Moskau. Bei den Wahlen in Moskau erhielten die Bolsche wisten 245 357 Stimmen, die revolutionären Sozialisten l 07 238, die Kadetten 25 328 und Pie Minimalisten (Menschtwiki) 19 925 Stimmen. Zu« Sicherung der Revolution. Die Köln., Zig. meldet» Der Rat der Dolkskvm- missäre richtete eine bedeutsam« Kundgebung an da» russische Volk, worin es u. a. heißt, di« Revolution sei in Gefahr, so daß übet mehrer« Gouvernement» d»r Belagerungszustand habe verhängt werd«» müs sen. Daher verfüge der Rat der Volkskommissäre fol gendes» 1.) Tie Verhängung des Belagerungszustandes über die Provinzen im Ural und Don, sowie über andere Gegenden, in denen die RevolutionSfeinde am Werk« sind. 2.) Tie örtlichen revolutionären Besatzun gen sollen mit der größten Energie gegen di« Volks- setnde vorgehen, ohne auf höheren Befehl zu warten. 3.) Alle Versuche, mit Reoolutlonsfeinden zu verhandeln, oder sich mit ihnen zu besprechen, sind streng untersagt. 4 ) Jede Unterstützung der Revolutionsfeinde durch di« Bevölkerung oder durch das Eisenbahnpersonal wird nach' den Nevolutionsgesetzen mit aller Schärf« bestraft wer- ' den. 5.) Jede Verschwörung wird nach den Gesetzen bestraft. 6.) Alle Arbeiter und Kosaken, die sich vom Joch Kornilows und Kaledins befreien möchten, würden als Brüder betrachtet und persönliche Unter stützung durch den Sowjet versichert. Kornilow und Kaledin sind jene beiden Generale, die bis jetzt der gegenwärtigen Regierung noch feind lich gegcnüberstehen. rknslwbttng des persönlichen Grundbesitze». Die maximalistisch« Negierung hob in Proklamatio nen jeden persönlichen Grundbesitz auf und erklärt« dsn Grund und Boden ^llr Staatseigentum. Dio Unabhängigkeit Finnland». Delrgramm« au» Helsingsor» bestätigen, daß die neue bürgerlich« Regierung Finnlands mit Gvinhusoud, dem Führer der schwedischen Wolkspartei, al» Präsident die völlige Unabhängigkeit Finnland» prokla. miert hat. Falls dieser Verfassungsvorschlag endgül. tig angenommen werde, wird Finnland wahrscheinlich die demokratischste Republik der Welt. Nach der abge gebenen Unabhängigkeitserklärung nimmt das finnisch« Volk sein Schicksal in die eigen« Hand. Ter Beschluß soll im Landtag einstimmig gefaßt worden sein, nachdem die Sozialisten ihre Obstruktion aufgegeben haben. Finn land erwartet zuversichtlich, daß die Mächte die Unab hängigkeit des Landes anerkennen. Abdankung de» König» vm» Rumänien? In Budapest zurückgebliebene Führer der konserd» tkven Partei, denen sich auch mehrer« Anhänger d«r liberale,» Partei angeschlossen haben, führen seit einigen Tagen Besprechungen, di« die Errettung Rumänien» au» seiner katastrophalen Lage zum Ziel haben. Lier Führe« der konservativen Partei, Peter Earp, hat bereit« Fühlung mit den Mittelmächten gesucht. Vs heißt, daß der Entwicklungsplan auf der ^Abdankung König Ferdinands zugunsten seine» «ohne», de» Prinzen Karl, beruht. , Nallenr -eMiamttie fi-kknilngrn. Sin italienische« Notschrei. Wie eS den Italienern jetzt, nach ihren furchtbaren Niederlagen, umS Herz ist, das geht aus dem nachfolgen den Notschrei des Mailänder Blattes „Torriere della Gera" hervor, da» bisher zu den lautesten Kriegshetzern und größten Aufschneidern der italienischen Presse gehörte. Da» Blatt schreibt: „E, sei jetzt unnütz, diejenigen anzuklagen, die dm Krieg gewollt haben, und zu sagen: Hättet ihr auf un» gehört, so befände sich' Italien heut« nicht in dieser schrecklichen Lag«. Jetzt müsse jede, Italiener nur mit der Tatsache rechnen, das, ohne di« Einfuhr au» dm verbündeten Ländern Italien in einen so tiefm ökonomischen Abgrund stürzen würde, wie « sich kein« Phantast« vorstellm könne. Man entgegnet une: In «entgm Tagen Haden «tr all m