Volltext Seite (XML)
Montag, äen 16. Äprit 1917. Auer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge » ,r-> In» Hou, »I.rt.l. F «»«» MWZSSS mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilaser Mer Sonntagsbla«. »DVSN ^ö«r u'"» ^-gab-^'ii'-n?s-w°! Sprechstunüe Ser Neüakllon mit Ausnahme »er Sonntag» nachmittags 4—S Uhr. — Teügramm-fiüresser Tageblatt ^ueerzgeblrge. Zernsprecher SS. "-'^°Än"n.''nü"n Zür unverlangt elngefan-t- Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet wrr-en. «am>srru»t»ich,smtu<su»b« ist. Nr. 86. Montaa< äen 16. Ävrit 1917. ^2. Jahrgang. ileue blutige Verluste -er Englän-er. Eine Jnfanteriesthlacht bei Reims. Erklärungen Veutschlan-s un- Gsterrekch-Ungarns zum russischen Negierungsmanifest. — S30-- Tonnen versenkt. — Veutschlan-s Zliegererfolge. — Wettere rassische Vorbereitungen einer Zrieöenskonferenz. — Graf Tisza über -as Verhältnis za Nußlans uns Amerika. — Neue russische Hetzversuche un- verleumüungen SeS Kaisers. Die Norddeutsch« Allgemein« Zeitung schreibt in ihrer Sonntagsnummer: Die provisorische Regierung in Petersburg hat - nterm 10. April eine Kundgebung erlassen, die in ihren wesentlichsten Punkten mit den mehrfach wiederholten Er- "lärungen Deutschlands und seiner Bundes- enossen übereinktimmt. Darnach erstreben beide Parteien nicht« anders als die Sicherung des Daseins, öer Ehre und -er Entwicklungsfreiheit ihrer Böller. Leder im Wunsche, noch im Interesse der Mittelmächte legt es, daß das russische Volk aus dem Kampfe erniedrigt .-der in seinen Lebensbedingungen erschüttert hervorgeht. ":ie beabsichtigen nicht, Ehre oder Freiheit de» russischen tolles anzutasten und haben keinen anderen Wunsch, al» üt einem zufriedenen Nachbar in Eintracht und Freundschaft u leben. Dabei liegt es Deutschland völlig fern, sich in die Neuordnung der russischen Verhältnisse olnjumischen -der gar in der Stunde, wo die russische Freiheit geboren wurde, Ruhland von neuem bedrohen zu «ollen. Der ussische Heeresbericht vom 11. d. M. irrt, wenn er ein Unternehmen der deutschen Truppen, das von einer unab weisbaren, örtlich begrenzten Notwendigkeit vorgeschrieben war, als eine größere Kriegshandlung von allgemeiner Be deutung aussaßt. W nn da» russische Volk noch länger .-lutet und leidet, statt sich ruhig und ungestört dem inneren 'lusbau seiner Freiheit zu widmen, so ist nicht Deutsch land daran schuld Die Schuld liegt dort, wo Interesse am Fortgang des Krieges besteht. Wo findet der in der Erklärung vom 10. d. M. ausgesprochene Friedenrwunsch -es russischen Dolles den entschiedensten Wider spruch? Bei seinen eigenen Verbündeten! England, Frankreich, Italien und die ihnen angeschlossenen Alliierten haben bei Ablehnung des Friedensangebotes der Mittemächte es ganz unverhiillt ausgesprochen, daß sie nur Frieden schließen würden unter der Bedingung, daß Deutschland weiter ihm rechtsnräßig zugehörender Ländersttiche beraubt, Oesterreich-Ungarn zertrümmert und die Türkei aus Europa verdrängt und in Kleinasien in weitem Umfange aufgeteilt werde. Das russische Volk wird, niemand wird es ander» erwarten, den Verpflichtungen gegenüber seiner Verbündeten treu bleibe». Aber da» russische Voll soll wissen, daß seine Söhne noch ferner kämpfen und hinsterben müssen, weil seine Verbündeten es so wollen, um ihre eigenen Eroberungs« und Annerionsplane Lurchzusetzen. Das ist der Grund, weshalb Rußland hungern und leiden soll, anstatt sich der errungenen Freiheit zu freuen und sich in friedlichem Verkehr mit seinen Nachbarn den Werken des Fortschritts u«S de» Idealen der Menschheit zu widmen. (W.T.B.) Das Wiener k. k. Telegraphen-Korrespondenz- Büro ist zu folgender Verlautbarung ermächtigt: Die Regierung der österreichisch - ungarischen Monarchie hat von der am 11. April I. I. veröffentlichten Erklärung der provisorischen Regierung Rußlands Kenntnis erhalten. Sie hat hieraus entnommen, daß Rußland nicht die Absicht verfolgt, andere Völker zu beherrschen, ihnen ihr nationales Erbe wegzunehmen und gewaltsam fremdes Gebiet zu besetzen,- daß es vielmehr einen dauerhaften Frieden auf Grund des Rechtes der Völker, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, herbei führen will. Die österreichisch-ungarische Negierung hat hieraus ersehen, daß die provisorische russische Negierung ein Ziel zu erreichen wünscht, welches, sich mit jenem deckt, daß der k. u. k. Minister des Aeußern in seinem am 31. März l. 2. gewährten Interview als das Kriegsztel der österreichisch ungarischen Monarchie bezeichnet hat. Es kann dem nach festgestellt werden, daß die österreichisch-ungarische Regie rung und die provisorische russische Regierung in gleicher Weise einen für beide Teile ehrenvollen Frieden anftreben, einen Frieden, welcher, wie es in dem Friedensangebot Oester reich-Ungarns und seiner Verbündeten vom 12. Dezember 1S16 heißt, Dasein, Ehre und Entwickelungsfreihett der kriegführenden Staaten sichert. -Die damals ausgesprochene Ueberzeugung der Verbündeten, daß ihre Rechte und begründeten Ansprüche sich mit jenen der anderen Nationen widerspruchslos vereinigen lassen würden, besteht heute nach der Erklärung der proviso rischen russischen Regierung im verstärktem Maße fort. Da hiermit der ganzen Welt und insbesondere den Völkern Ruß lands klar vor Augen geführt erscheint, daß Rußland nicht mehr gezwungen ist, für seine Verteidigung und fLe die Frei- (Amtlich.) Große- Hauptquartier, 16- April. Westlich»» Kries-fchauplatz. Front vo» CeueralfeMmaeschaM KrouPrinMt Nlchp recht von Bayern. Auf dem Nordufer der Scarpe hielt unser Vernichtungs feuer englische Angriffswellen nieder, sodaß der Sturm nicht zur Durchführung kam. Auch nordöstlich von Crolsilles brachte unser Feuer einen starken Angriff der Engländer verlustreich zum Scheitern. Nördlich der Straße Arras-Tambrai warf ein Vorstoß unserer Truppen den Feind aus Lagnicourt und Boursies zurück. Zu den blutigen Verlusten der dort fechten den Australiern kam dle Einbuße von 475 Gefangenen lund ,12 Maschinengewehren, die eingebracht, sowie von 22 Ge schützen, die genommen und durch Sprengung unbrauchbar gemacht worden sind. Lei St. Quentin nahm das Artillerie - feuer wieder zu. Front des deutsche« Kronprinzen. Zwischen Oise und Aisne sind gestern durch starkes Feuer vorbereitete Angriffe der Franzosen bei Dauraillon und Chiores gescheitert. Don Soissons bis Reims und im Westteil der Eham- pagne hat der Feuerkampf bei stärkstem Einsatz der Artillerie and Minenwerfer angehalten. Nach Scheitern feindlicher Erkundungsvorstöß« am 15. April ist heute morgen in weiteren Abschnitten die Jnfanterieschlacht entbrannt. -ttMützupp- des DttteralselldErWaN- Herzog Sttbrrcht von Württemberg 3n der Lothringer Ebene und der Burgundischen Pforte blieben Unternehmungen französischer Stoßtrupps gegen unsere Stellungen ohne jeden Erfolg. Ein einheitlicher Angriff feind licher Flieger gegen unsere Fesselballons längs der Aisne war ergebnislos. Die Gegner habm zwischen Soissons und Ver dun gestem 11 Flugzeuge verloren, deren Mehrzahl Maschi nen neuester Art (Spads) sind. Oeftlicher Kriegsschauplatz. Im allgemeinen geringe Eefechtstätigkeit. Nur an ter Dahn Kovel-Luck verfeuerte die russische Artillerie etwa 100^0 Schüsse. Gegen unsere Stellung vordringende Streifabteilun gen wurden abgewiesen. Mazedonische Front. Keine wesmtlichen Ereignisse. De» erste <Neneralqua»tl»»meist«i (W. T. v). Ludendorff. httt seiner Völler zu kämpfen, kann es bei dieser Gleichheit der Ziele der Regierungen der Verbündeten und der provi sorischen Regierung Rußlands nicht schwer sein, der, Weg der Verständigung zu finden, dies umso weniger, als Seine Ma jestät der Kaiser von Oesterreich und Apostolischer König von Ungarn in Uebereinstimmung mit dem ihm verbündeten Mo narchen den Wunsch hegt, in Zukunst mit einem in seinen inneren und äußeren Lebensbedingungen gesicherten und zu friedenen russischen Volke in Frieden und Freundschaft zu leben. Die deutschen Sozialdemokraten Oesterreich» an die Sozialdemokraten Rußlands. Der Borstand der deutschen Sozialdemokratie in Oester reich ließ den russischen Sozialisten durch Vermittlung deS Internationalen Bureaus folgendeErkürung zu gehens: Die deutschen Sozialdemokraten in Oesterreich be grüßen mit größter Freude und Genugtuung oaS helden mütige Eingreifen deS sozialistischen Proletariats Ruß lands in die revolutionäre Bewegung, die unsere Genossen mit bewunderungswürdiger Energie und mit hoffentlich stet- wachsendem Erfolge in die Bahnen des Kampfes für Freiheit und Frieden zu lenken bemüht sind. Urver alle Grenzen hinweg reichen wir unseren russischen Ge-' nassen die Hand und wünschen sehnlich, daß ihr Kampf den gequälten Völkern Europas den Frieden bringe, und baß der Sturz deS zarischen Absolutismus die de mokratische Entwicklung Europas, die Ueberwtnduna der Mächte der Reaktion entscheidend fördere. Wir wünschen der Soztaldemokrati Rußlands den Sieg über die krtegschürendene Elemente, die derzeit auch inner- halb der rooolutionären Bewegung mächtigen Einfluß zu haben scheinen. Zugleich spricht der Borstand der deutschen Sozialdemokratie in Oesterreich die ernste Er wartung aus, daß die Regierungen der Zentralmächte ihre wiederholt »ou ihnen betont« Friedensbereit- schäft unter den dem Frieden nunmehr weit günstig« gewordenen Bedingungen offen bekunden und wirksam betätigen werden. Segen Am»«1onenl Der Birshewija Wjedomosti vom 12. April zufolge sprach sich der Moskauer Kongreß der russischen Genossenschaft für die Ablehnung jeglicher Eroberungsztele aus und forderte das russische Volk auf, alle Kräfte cmzusponnen, um die Integrität des Vaterlandes und die neuerkämpfte Freiheft zu schirmen. Aus Petersburg wird ferner telegraphiert: Der gestern in Petersburg abgehaltene Kongreß der lokalen Ar- betterräte beglückwünschte die Regierung zur Aufgabe der Annexionspolitik und versprach ihr die Unterstützung der Arbeiterparteien zur Durchführung ihrer übrigen Programm punkte. Kew« Anfrage Rußlands an die Türkei. Die Agentur Milli ist ermächtigt, zu erklären, daß die Mitteilungen, wonach der russische Minister des Aeußern, Miljukow, unt« der Hand der kaiserlich ottomantschen Regie rung gewisse Vorschläge über die Freiheit der Meerengen und die Zukunft Armeniern, gemacht habe, jeder Begründung ent behren. ernste Lage in Petersburg. Daily Telegraph meldet, die Lage in Petersburg sei der art emst geworden, daß die sofortige Abreise englisch« Bevollmächtigter nach Petersburg erfolgen mußte. He« «nd Revolution. In Twer wurde der sehr populäre General Tschech- owskt ermordet, und zwar infolge Verwechslung mit einem anderen General. In Kiew fahren revolutionäre Sol daten noch immer fort, ihre Offiziere willkürlich zu verhaften, weshalb das Exekutivkomitee den Befehl erließ, daß eine Ver haftung nur auf Emnd einer schriftlichen Aufforderung von den betreffenden Behörden oder vom Exekutivkomitee selbst erfolgen dürfe. Im entgegengesetzten Fall sete eine derartige Verhaftung als eine Gewalttat zu betrachten. Von der kau kasischen Front werden Massendesertionen gemeldet. Der Oberbefehlshaber der kaukasischen Armee versprach allen Soldaten, die spätestens innerhalb eines Monats zu ihren Regimentern zurückkehren, Straflosigkeit. Ein Großfürst verhaftet i Wie Havas aus Petersburg meldet, ist Großfürst Boris Wladimirowitsch auf Befehl des Generals Alexejew im Großen Hauptquartier verhaftet und nach Zarskoje Selo über führt worden. Anklage gegen Großfürst Nikolai. Wie aus Petersburg gemeldet wird, beschloß di« provi sorisch« Regierung, den Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch vor ein Kriegsgericht zu stellen, weil er al« ehemaliger Ober befehlshaber des russischen Heeren die schwere Niederlage btt den Masurischen Seen verschuldet habe. vle Zcbiacbt im Arsten. Der Berl. Lok.-Anz. meldet: Schweizer Blätter geben heute Kommentare von Reuter und Havas zu der Schlacht im Westen wieder, die im Gegensatz zu den ersten Kom mentaren auffallend kleinlaut wirken. Der Havas-Kom- mentar schreibt die Verminderung der Schlacht in Artot hek Kälte und den Schneestürmen zu, hebt aber immer wieder die großen Verluste der Deutschen kervor. Nach Ansicht der Schweiz« Zeitungen müssen oie englischen Verluste in Wirklichkeit ungeheuer gewesen sein, da sie erst wird« ihre Bestände in Ordnung bringen müssen, um die Offensive fortsetzen zu können. Hierbei deutet die Havas-Notebesonders daraufhin, daß man übrigen-nicht erwarten dürfe, daß der britische Bormarsch gleich rasch wi, in den ersten Tagen vor sich gehen werde. Eine Pause in den Operationen sei im Gegenteil sehr wahrscheinlich. Hava- meldet offiziös aus Pari-: Di« englischen Abtei lungen, die östlich von TroiselleS gegen Bulleeourt vorge rückt waren, mußten infolge eines schneidigen Gegenangriffe zahlenmäßig überlegener deutscher Streitkräfte sich zurück ziehen. Auch nördlich von Touey-le-Ehateau sei der Feind zur Gegenoffensive zurückgekehrt. Züricher Blätter geben Meldungen aus Lissabon wieder, nach denen jetzt auch ein Teil deS portugiesischen Expeditionskorps an der Sette der Engländer an den Kämpfen bei Artois teilaenommen habe. Die portugiesischen Streitkräfte kämm hier zum ersten Male in-Feuer. - In der englischen Wochenübersicht wird die Schlacht btt Arras als die erste Phase der großen Gommeroffenstve bezeichnet und gesagt, daß man deshalb in nächster Zukunft keine großen Vorteile erwarten soll».