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I»! »—<n» > MchtM MW Mzeiger M -as Erzgebirge DLKLDL mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mrer Sonntagsblatt. « SprechstuaS« «e-aktt»» «nll Mwaahme örr Somrtage aachmttta-s 4—S Uhr. — rrlegramm-fwresst, Lagetlatt fweeezgetdge. äemfpeeche» öS. «Ä,«,«! ßü» «mvrrlaagt »la-rsau-t» Manuskript» kann Vnvöh» nicht grleiste« «rrS««. Nr. 120. Mittwoch» 27. Mai 1914. 9. Jahrgang. Diese Nummer »«saht 10 Setten. Das Wichtigste vom Tage. D-ie Handelskammer Chemnitz sprach sich, ent gegen den Handelskammern Dresden Und Leipzig, Mr die Ausdehnung der öffentlich- rechtlichen Lebensversicherung auf das Königreich Sachsen LU». * Die Oekonomische Gesellschaft im König- reich Sachsen hielt gestern in Dresden zur Feier ihres 1 50jährigen Bestehens eine Fest sitzung ab. * Prinz Oskar von Preußen, der fünfte Sohn des Kaiserpaares, hat sich mit der Gräfii Ina Marte von Bassewitz verlobt.*) * Johann Adolf Bertram in Hildesheim wurde heute zum Fürstbischof von Breslau ge lvählt; Bertram wurde am 14. Mai 1859 geboren. * Siegfried Wagner erklärte, alles, was in Bayreuth Erbe Richard Wagners sei, dem deutschen Volke als Wagner-Stiftung schenken zu wollen.*^ Tie serbische Negierung hat von der Skupsch- ttna für Rüstungs-Wecke 122800000 ge fordert. -> Näht«. s!«h, an and«r«> Mutmaßlich« Witterung am 28. Mal: Nordwest, winde, wol.ig, ktihl, zeitweise N^en. ------ > > ----- . Das Rätsel von Durazzo. Was sich am Sonnabend in Durazzo ereignete, da» ist jetzt dem äußeren Verlauf nach so ziemlich klarge stellt. Es rücken aufständische Bauern aus Durazzo los, nehmen holländische Gendarmen und Rationaltsten-An- Hänger gefangen, man befürchtet schlimme Unruhen, die Fürstin und ihre Kinder sollen darum auf einem italie nischen Kriegsschiff Sicherheit suchen. Schließlich be gibt sich aber auch der Fürst, offenbar auf den Rat der europäischen Diplomaten, namentlich der italienischen Gesandten, an Bord der Misurata. Die Diplomaten un terhandelten mit den Aufständischen und dies« unter- Irihchens Liebestraum. Skizze von B. VNttweger. Nachdruck «rd.tni Fritzchen hatten ihn Vie Eltern genannt und die älteren Geschwister, und Fritzchm hietz er in der (kleinen- tarschule und später auf der Realschule, die er besuchte, um das Einjährige zu erreichen. Aber er brauchte nicht zu d enen bei seinem schwächlichen Körperbau. Nicht be sonders begabt, war er aber doch als lleicht zu lenkender eifriger Schüler, als verträglicher Kamerad bei Lehrern und Mitchiile n wohl gelitten. Fritzchen hieß er.auch noch, als er schon Bankbeamter mit einem netten Einkommen war Die Vorgesetzten schätzten den jungen Rothe als tüch tigen gewissenhaften Arbeiter, und wenn er etwas mehr Sicherheit in seinem Austreten gehabt hätte, würde er am Ende gar Karriere gemacht haben. Doch ging danach sein Ehrgeiz -nicht. Rur soviel verdienen, dich « mit der Lett daran denken konnte, eine Familie zu gründen, das war sein Streben. U!nd eigentlich mar er jetzt soweit. Da» fiel ihm aber erst ein, al» «in Stockwerk unter ihm eine jung.- Lehrerin eingezogen mar, der er ast auf der Treppe begegnete. Al» höflicher junger Mann zag er jedesmal den Hut. Da» erstemal Vanckt« Ist« etwa» erstaunt, denn in Großstädten gehen gemeiniglich Bewohner dmftlben Hause», wenn st« sich nicht vorgchellt sind, gruhlo» anein ander vorüber. Da» zweitem«? lächelte Fräulein Edith Sommer schon ein klein wenig, und jetzt nickte sie bereit» so freundlich, als wären sie alte ««kannte. Und ste wußte doch nicht» weiter von ihm, al» daß er Fritz Rothe hieß und Bankbeamter mar. Diese Kenntnis verdankt« ste der Portierssrau, die ihr die Aufwartung besorgte. Fast den ganzen Herbst über blieb e» bei dem stummen Gruß. Aber Fritz Rothe sah im Wachen und im Traum immer da» liebe seine Gesicht der.jungen Lehrerin vor stH und « war ihm, al» habe er sich so, gerade von jeher sein« künf tige Frau gedacht. Gar zu «em hätte er Fräulein Sommer einmal gesprochen, aber da» wagte er natürlich nicht. Er wartete geduldig darauf, dach da» Schicksal ihm so oder so gnädig di« Bekanntschaft vermitteln mürb«. Und wirb lich, da» Schicksal war so freundlich. breiteten dem Fürsten, der inzwischen wieder in sei nen Konak zunückgekehrt war, einige Forderungen, von denen die wichtigste sein dürfte, daß Fürst Wilhelm ge lobte, den Aufständischen nicht mit Waffen gewalt entgegenzutreten. Alle» andere bleibt vorläufig wenigstens in Dunkel gehüllt. Wir wissen nicht, wes halb der Fürst den immerhin nicht unbedenklichen Ent schluß faßte, in einer sehr kritischen Stunde das Palais zu verlassen r nach dem Bericht des italienischen Gesand ten hätte die Fürstin, als man ihr riet, sich an Bord des italienischen Kriegsschiffes Misurata einzüschiffen, er klärt, sie wolle sich nicht von ihrem Gemahl trennen. Und daraufhin sei, offenbar nur, um die Fürstin außer Gefahr zu bringen, auch dem Fürsten geraten worden, sich auf das Schiff zu begeben. Man wird dem amtlichen Bericht eines Diplomaten nicht ohne Not Glaubwürdig keit und Folgerichtigkeit absprechen dürfen. Und schließ lich mag auch die Sorge der Gattin um den Fürsten mit bestimmend dafür gewesen sein, daß Fürst Wilhelm eben falls den Konak verlassen hat. Aber noch stärker viel leicht siel eine andere Erwägung ins Gewicht, um den Fürsten, wenn auch nur zeitweise, außer Schußweite zu bringen. So wenig klar nämlich auch noch der wahre Charak ter der Aufstandsbewegung in allen Einzelheiten gewor den ist, da» eine scheint jetzt leider festzustehen, daß ge wisse konfessionell« Gegensätze in die Unruhen hineinspielen, die jetzt da» jüngste Fürstentum Europas erschüttern. Die Albanier sind bekanntlich teil» Mo- Hamm«dauer, teil» Christen, meist römisch-katholischer, »um kleinen Teil« auch griechisch-katholischer Konfes sion. Die Mehrheit de» Volke» hängt dem Islam an, und das scheint von den Treibern und Hetzern aus- genutzt worden zu sein. Man warf dem Fürsten vor, er begünstig« die Christen und ver allem die Römisch-Katho lischen. Auch ein großer Teil der italienischen Presse hat sich ja diese Beweisführung zu eigen gemacht und zieht die Nutzanwendung daraus, daß Oesterreich-Un garn, das nun einmal traditionell den Katholizismus begünstige, an allem schuld sei. Die verbündeten Re gierungen von Oesterreich-Ungarn und Italien werden sich sicherlich durch diese Agitation, die in letzter Linie den Serben und Hellenen zugute kommt, nicht von der gemeinschaftlichen Bahn abbringen lassen, aber in Alba nien selbst ist nun einmal der religiöse Hatz in seiner ganzen Stärke entflammt. Die Mohammedaner zogen gegen Durazzo, di« Leibwache de» Fügten aber bildeten römisch-katholisch« Malissoren. Um nun «inen Religions krieg vor den Augen des Fürsten zu vermeiden, so wird au» Wien berichtet, hätten die europäischen Ver tret« sich entschlossen, die Malissvren einzüschiffen, und da diese erklärt hätten, ste würden nicht vom Fürsten weichen, so hätte man auch diesem geraten, wenig stens vorläufig Durazzo zu verlassen. Und auch der Bericht des italienischen Gesandten meldet, daß die katho lischen Malissvren auf Schiff« gebracht wurden, also doch wohl recht freiwillig ihren Posten verließen, während manche italienischen Blätter von ein« feigen Flucht der Malissoren zu «zählen wissen. ES erscheint daher nicht unwahrscheinlich, daß «an nur um die dem Fürst« gefährliche Leibwache loszuwerden, auch den Fürsten selbst für einige Zett auf ein Schiff gehen ließ. Jedenfalls aber dürste das eine schon heute klar sein, daß Fürst Wilhelm nicht aus mangelndem Mut seinen Po- sten verlassen wollte. Er ist inzwischen selbst ins Lager der Aufständischen geritten und hat mit diesen persön lich verhandelt. Ob es ihm gelingen wird, wieder Ruhe und Frieden in seinem jungen Fürstentum zu schaffen, das ist freilich eine andere Frage. Um das auch nur mit eigener Sicherheit Vorhersagen zu können, müßte man klarer sehen in das Getriebe, das den Aufstand verur sacht hat und das ihn jetzt im Gange hält. Vorläufig kann man nur hoffen, daß das Rätsel von Durazzo ein« Lösung ergibt, die dem jungen Fürsten aus deutschem Geblüt erlaubt, sein« hohe Aufgabe durchzuführen. Besoackere Kusbilckung äer Strafrichter. (Bon unserem Berliner -Mitarbeiter). Die moderne Kriminalistik stellt an den Richter do« heut« gewaltig« Anforderungen. Di« Rechtsprechung un serer Lage verlangt von dem Zivilrichter nicht nur eine genaue Kenntnis der Strafrechtspraxis, sondern Ne läßt es auch wünschenswert erscheinen, daß der Zivllrichter Zeugenaussagen nicht nur rein formalistisch, so«, dem auch psychologisch zu würdigen versteht. Seit langer Zett tritt der Berliner Gerichtsassessor Dr. Al- bert Hellwig für ein« Trennung von Zivil- und Strafjustiz ein, weil es noch seiner Ansicht «in Ding der Unmöglichkeit ist, in beiden Sätteln vollkommen gmScht zu sein. Da sein« Ansicht von verschiedenen Seiten be kämpft worden ist, ergreift Dr. Hellwig jetzt in der Monatsschrift für Miminalpsychologie und Strafrechts reform nochmal« da» Wort, um sein« Forderungen In überzeugender Weis« zu begründen. Bon ganz ver- schwindend geringen Ausnahmen abgesehen, wird der jenige, der darnach trachtet, sowohl die für die Straf- rechtspsleg«, al» auch die für die ZivilnchtSpflege er forderlichen Kenntnisse sich anzueignen, nicht dazu ge langen, beide Gebiete zu beherrschen, vielmehr bald Eine» Tages fand Fritzchen in seinem Briefkasten eine Druckfache: Ein durchaus solide» Heiratsbureau Lot ihm seine ganz diskrete Vermittelung an. -And — nein, wenn das Nicht ein Wink de» ^Schicksals war: gerade in diese Drucksache hatte sich eine Postkarte geschoben, die an Fräu lein Edith Sammer, Lehrerin, adressiert war. Natürlich mußte er die Postkarte schort persönlich albliefern, und daß er Fräulein Somme« jetzt trchfen würde, hatte ihm das Helle Fenster gesagt. Natürlich würde er nur bescheiden anklopfen, die Karte überreichen und sich vorstellen. Es kam aber viel schöner. Fräulein Sommer bedankte sich freundlich und lud Fritzchen, nachdem er sich vorgestellt, zum Nähertreten ein. Und er blieb zahn Minuten, und als er ging, hatte man für dm folgenden Sonntag einen Spaziergang verabredet. Fritzchen hatte oorgesthlagen, ste möge «in« Kollegin dazu auffordern, denn er fürchtete, allein würde Ida» junge Mädchen dicht mit ihm gehen «ollen. Doch st« hatte lachend «hgawchrt und gemeint, zu zweien wandere e» sich am schönsten, und mit Kollegen fei ste ost genug zusammen. Auf Spaziergängen mit Kol legen lause »immer di« Schul« mit, die man doch ganz gern mal zu Hause ließe. E» wurde «in herrlicher Spaziergang, und e» blieb nicht Lei diesem einen Mal. An jedem schönen Sonntag -ogm di« zwei jungen Leutezusommen au», mit- unter schon morgen». Bei schlechtem Wetter gingen sie in» Theater, dann besorgt, Fritz die VWetts und Edith Le- wirtet« ihn nachher in Gran netten Zimmer mit Tee und Butterbrot. Alle ihre kleinen Freuden und Leiden ver. traute ist« dem.jungen Mann an. Er «rfführ, daß st« fast ganz mittellos war, keine Eltern mehr hatte, und daß st« gar nicht sehr für ihren Sems schwärm«. Aber was bleibt einem armen MSdel weiter Übrig, seufzte sie manchmal, und dann strahlte Fritz. Oh,, er wüßte schon «ine Hilft, er wollte nur noch den 1. April «Smarten. Wenn ihm dir. in Aussicht gestellte Gehaltserhöhung sicher «ar, würde er um das «siebte Mädchen werben. weGmachtm brachte »in» Lrsmumg: Fritz reM m seiner Mutter, Edith « einer Dante, Und nach Weih nachten gckß mscharftnFroft, und nun ging es Mn Schlitt- schuhstwffm, yritz «ar Sin guter Wger. Edith noch ungeübt, ließ sich «an von ihm führen. Dost ihn ein so fein«, klug«, hübsches Mädchen lieb hatte, war ihm ost wie ein Traum. Wer es konnte doch nicht ander» sein, sonst würde fie natürlich nicht so gern mit ihm zusammen sein. Fritz hatte keine Ahnung, von der Kameradschaft zwischen jungen Männern und MMxhen, wie ste heute üblich ist. Er war in einer Kleinstadt ausgewachsen; dort war eine solche Kameradschaft nicht denkbar. Zu gern erzählte er (Dich van seiner Mutter, und sie hätte geduldig zu. Sinn war der Frühling da, und Pfingsten stand vor der Tür. Der 1. April, oft ein loser Geselle, hatte Fritzchen richtig dreihundert Mark Gehaltserhöhung gebracht. Mich hatte keine Reisqplän« für die Ferien, da die Tante sie nicht gebrauchen konnte. Wir den Sonntag hatte Fritz chen mit ihr ein« größere Touir verabredet. Sie wollten ein paar Stationen mit der Bahn «fahren, dann ein malerisch über dem Fluß gelegenes altes Schloß besuchen und dort bis zum Wend verweilen. Die Sonne lachte freundlich vom Himmel, und strahlend wanderte Fritzchen mit Mich zum Bahnhoff. Di «mal nahm er Fahrkarten für die -weit« Masse, denn der Andrang zu dm Schaltern der dritten war ft groß, Laß aUf einen leidlichen Platz nicht zu rechnen war. In einem Nichtraucherabteil kamen sie gut unter, erur «in Herr faß in der anderen Gift. (MH fth in einem schlichten grauen KosWm geradezu vornehm au», und Fritzchen bemerkt, mit heimlichen Stütz, wie der Herr immer wieder, unauffällig zwar, aber doch sichtbar interessiert nach ihr blickte. Nach kurzer weile erhöh «, sich gar und streckt« Fritzchen div Hand hin mit dm Wor ten: Ja, Fritzchen, bist du es wirklich? Da» ist -u nett, daß wir uns mal Wiedersehen. Willst du mich, bitte, der Dame vorstellen? Ich hofff« doch, du erinnerst dich deines ehemaligen Schulgonosssn? Ja, jetzt, wo ich dich sprech« höre; ft von Ansehen hätte ich Ach nicht erkannt. Herr Albert Münzck, Fräulein Gommer. Lebst du schm länger hier? — Erst ein paar Hag«, Fritzchen, Ich bin seit dem l. April als Lehrer an der Akademie an««stellt. Ja, das war Dusel! wenn ich denke, wftoiel MaWngling, in der Welt beinah« verhungern! Und mir fälu die Stell», die mir noch vetchltch Zeit füv meine PMatarbeiten läßt, durch Gmpfthümg ein« Professors nur ft in dm Schoß. — Da muß man dir also gratulieren, Münzel. Alft List