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16. J«U. IiRßmt 4000 »ilnli lisimtzL Rr. 16S Fünfter Jahrgang. und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. »»LTWöme» Für di» Inserat« verantwortlich: . m. v. ff. ' ' W»IM itteur. Sprach stund« der rUdaVae». mit Ausnahme der Sonntag« nachmittag» von 4—» Uhr. — Lelrgramm-Adreff«: Tageblatt Au«. — Fernsprecher in Aue i. Lrzgeb. Beide in Au« i. Lrzgeb. Für unverlangt rtngesandt« Manuskripte kann Gewähr nicht gcketstet werde«. Vezugrprei,: Durch unsere Bote» frei in, ffan, monatlich so psg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich « pfg. und wöchentlich ,o psg. - Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ,.ro Mk. - Durch >«r Briefträger frei ins Sau, vierteljährlich i.zr Mk. — Einzeln« Nummer >o pfg. — Deutscher postzettung* katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausmchm« von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bi» spätesten» 4'/, Uhr vormittag». Mc Aufnahme von grdkeren Anzeigen an bestimmt« Stellen kann nur dann gebürgt «erden, nxnn st, am Tag« vorher bet un, eingehen. Inserttoniprei»: Di« fiebengespalten« Aorpuszeil» »der deren Raum to pfg., Reklamen rr pfg. Bei größeren Aufträge« entsprechender Rabatt. viele Nn»»rr »»raß» ir Zett«, Außerdem liegt das achtseitige illustrierte SonntagSblatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Bethmann Hollweg hatte gestern mit dem Fürsten Blllow eine mehrstün d ige Unterredung. Die Unterhalt«g war sehr lebhaft. * Da» offizielle Organ der Na t io nal li b er a le n Partei, die Ratl. Korrefp., w e i st in schärfter Form alle Großblock gedanken zurück. a In B« r lin ist die Gründung einer Zentralsten e zur Be kämpfung der Miß h a n d l un g e n in der Armee und Marine beabsichtigt. * Die Borromäuc-Enzyklika ist in lateinischer Sprache gestern im Amtsblatt der Erzdiözöse Prag, zu der auch diedeutsche Grafschaft Glatz gehört erschienen. Die Kämpfe zwischen Portugiesen undChinesenauf der Insel Colowan sind mit der Besetzung des Forts Colowan durch die Portugiesen beendet. UM- Mutmaßliche Witterung am 17. Juli: Rordweftwind, ueoMg, kiilter, zeitmeisc Riederschlag. -MT Politische Wochenschaa. >0^ I mutz a Hatz haben, sonst macht's Leben ka Freud — sagt de „irer. Eine ähnliche Stimmung beobachtet man zeit weise bei englischen Blättern, nur daß in solchen Fällen die Hatz keinen Io liebenswürdigen Anstrich trägt, wie die des lebens frohen Wieners. Es gibt an der Themse Blätter, die nicht leben können, wenn sie nicht von Zeit zu Zeit eine Hetze inszenieren und e» ist kein Spiel des Zufalls, daß sich diese immer gegen Deutschland richten. Denn wir bilden nun einmal das Schreckgespenst für unsere lieben Vettern jenseits des Kanals. Jugendliebe. ' ' Humoreske von Reinhold Ortmaua. (Nachdruck verbolm.) Ganz in träumerisches Sinnen verloren, schritt Mia Eotzler über den weißen Sand des Strandes dahin. Auch ein kritisches Luge würde ihr kaum ihre siebenundzwanzig Jahre angesehen haben, so jugendschlank war noch immer ihre biegsam« Gestalt, so frisch und rosig die Favbe ihrer Wangen. Dies feine, an mutige Gesicht, das selbst mit dem Ausdruck beinahe schwermüti gen Ernstes so reizvoll schien, mutzte ohne Zweifel bezaubernd liebenswürdig sein, wenn der Sonnenschein der Heiterkeit es ver klärte. Um sie her war all das bunte Gewimmel des Strand lübens, das sich zu später Nachmittagsstunde in einem Seebadeort zu entwickeln pflegt. Aber Ma Gotzler schenkte dem nicht die geringste Beachtung, bis sie sich plötzlich im Tone freudiger Ueber« raschung angerufen hörte. Eie blickte auf, und auch ihre Miene wuü>e Heller, als sie die hübsche, rundliche junge Frau erkannt«, die da aus einem Strandkorbe heraus auf sie zustrebte. „Elli! Bist du es denn wirklich? Welch ein unvermutetes Wieder sehen!" „Nach einer Trennung von zehn Jahren!" lachte da? blankäugige Frauchen, ihr einen herzhaften Kutz auf die Wange drückend. „Denn schon vor einigen Wochen sind es volle zehn Jahr: gewesen, daß ich au« Neustadt fortgtng." Gin lockiges Neines Mädel von vier oder fünf Lenzen hatte sich an ihre Seite geschmiegt, und indem sie dem Kind« liebkosend durch das seidenweiche Haar fuhr, fragte Ma: „Du bist also längst verheiratet? Wie merkwürdig, datz ich gar nichts davon gehört habe!" „Ich hatte eben seinerzeit keine Ursache, viel Aufhebens davon zu machen, Liebst«! — Geh' zu deinem Brüder chen, Else! Ich komme bald, um weiter mit euch zu spielen. — Du wirst dich ja noch erinnern, Ma, wie hoch hinaus wir dum men Backfische immer mit unseren Zukunftshoffnungen wollten. Da habe ich mich, offen gestanden, anfangs ein bißchen geniert, meine Nsustädter Freundinnen wissen zu lassen, daß ich mich mit simplen Geschäftsreisenden begnügt hatte." — „Einem ^ >? Ach nein, Elli, das ist nicht dein Ernst." 's schäme ich mich dessen nicht mehr im minde. Eine offizielle Staatsnote gelegentlich des Amtsantritts des Prä sidenten von Nicaragua hat dazu dienen müssen, zu einem hochpolitischen Akte gestempelt zu werden, indem man es so dar stellte, als ob Deutschland sich auch in die Angelegenheiten Amerikas einmischen wollte. Das ganze Treiben bezweckte natür lich nur, Mißtrauen gegen Deutschland zu säen und so dem verhaßten Rivalen einen Knüppen zwischen die Beine zu wer fen. Zum Glück wurde das Märchen sehr schnell zerpflückt und der harmlose Tatbestand aller Welt mitgeteilt. Trotz alle dem ist auch in diesem Falle, wie immer bei allen Ausstreuungen, etwas hängen geblieben. Man hebt jetzt hervor, datz Deutsch land den durch eine Revolution emporgekommenen Präsi denten anerkannte, ohne sich vorher mit den Vereinigten Staaten in Verbindung gesetzt zu haben, wie Lies von englischer Seite geschehen ist. Nun hat aber die von den Amerikanern will kürlich ausgestellte ivonroe äodtriu bisher keinerlei völkerrecht liche Anerkennung gefunden und die deutsche Reichsregierung hatte daher keinerlei Veranlassung, bei ihrer Behandlung anderer amerikanischer Staaten von Washington aus Vorschriften machen zu lassen. Das schließt aber nicht aus, datz antideutsche Kreise trotz der harmlosen Auffassung des Vorganges durch die Unions regierung selber Len Vorfall weitlich auszuschlachten suchen, um Lie auf w irts ch af 1 lichem Gebiete eingetretene Besserung der beiderseitigen Beziehungen wieder zu beeinträchtigen. Es wäre nicht ganz unmöglich, Latz man damit Erfolg hat und damit würden bedauerlicherweise die englischen Jingos eben Las er reich t hab en, was sie mit ihrem ganzen Betreiben bezweckten. Jedenfalls bedeutet der Vorgang ein Symptom und er zeigt wie der einmal, wessen wir uns von unseren lieben englischen Freun den zu versehen haben. Jin Übrigen hat die auswärtige Lage wieder ein etwas freundlicheres Gesicht angenommen. Im besonderen sind die Gefahren der orientalischen Frage geringer gewor den. Die Kreter haben vorläufig eingelenkt. Unter allerlei Verklausulierungen, Wer die man ruhig hinweggehen kann, hat man sich bereit erklärt, Lie muselmanischen Abgeordneten auch ohne Treueid für den König von Griechenland zur Nationalver- sammlung zuzulassen Gleichzeitig hat man allerdings den Zu sammentritt des Parlaments um vier Monate verschoben, um keine unliebsamen Zwischenfalle herbeizuMhren. Die Krisis ist also damit in der Hauptsache nur vertagt worden, viel leicht steht aber doch erwarten, Latz sich in der Zwischenzeit die Gemüter endlich beruhigen werden. Im besonderen ist das Ein lenken der Kreter auf Las Erscheinen der fremden Kriegsschiffe sten. Natürlich hat sich mein Auserkorener dann mit Hilfe mei ner Mtgift selWLndig gemacht und handelt höchst erfolgreich mit Strumpfwaren und Trikotagen en gros. Ich kann dich ver sichern, Schatz, daß man auch in einem Milieu von Strumpfwaren außerordentlich glücklich sein kann. Vorausgesetzt natürlich, daß man nicht so sensibel und romantisch veranlagt ist, wie du. Darf ich fragen, zu welchen Höhen das Schicksal inzwischen dich empor getragen hat?" „Zu der stolzefl Höhe einer alten Jungfer, Elli!" ,.OH! Du willst Komplimente hören. Mit dem Alt- jungferntum hat es bei dir, wahrlich noch gute Weile. Ein biß chen erstaunt bin ich freilich. Du bist also noch immer so wähle risch, datz der Rechte sich durchaus nicht findet?" Mia seufzte schwermütig. Und nach einem kleinen inneren Kampfe sagte sie: „Ach Elli, eben jetzt hätte sich der Rechte viel leicht gefunden. Ein klüger und vortrefflicher Mann, zu dem ich mich von ganzem Herzen hingezogpn fühle, hat mir vor wenig Stunden seine Hand angetragen. Und ich «bin tieftraurig, daß ich ihn ebenso werde abweisen müssen, wie alle anderen." „Du mußt ihn abweisen, obwohl du ihn gern hast? Das verstehe ich nicht. Du bist doch Lie freie Herrin deiner Entschlüsse." Sie hatte die Jugendfreundin mit sich zu dem zweisitzigen Strand korb gezogen, und Fräulein Ma war ersichtlich froh, einem teil nehmenden Wesen ihr Herz ausschütten zu können. Mit einem wehmütigen Kopsschütteln erwiderte sie: „Gerade das ist cs ja, daß ich nicht mehr die freie Herrin meiner Entschlüsse bin, liebste Elli! Ich habe vor zehn Jahren einem Manne ewige Treue ge schworen. Und ich fühle mich moralisch verpflichtet, auf ihn zu warten." „Was? — Noch nach zehn Jahren? Du — der Braut stand ist nach meinem Empfinden ein bißchen zu lang!" Mia seufzte wieder ,Ach. wenn man es noch einen Brautstand nennen könnte! Aber ich habe den Mann, dem ich meine erste Liebe weihte, nach einem einzigen glückseligen Tage überhaupt nicht wiedergesehen. Und ich weiß nicht einmal, ob er noch unter den Lebenden weilt." „Die Geschichte wird ja immer romanhafter. Die mutzt du mir ganz ausführlich erzählen, Schatz! Je we niger ich selbst zu einer Romanheldin tauge, desto mehr Interesse habe ich für alle subtiler veranlagten weiblichen Wesen." „Es ist nicht viel zu erzählen. „Ich weiß nicht, ob du dich noch des großen Sommerfestes erinnerst, dqs die Harmonie in Neustadt zurückzuführen, wodurch man erkannte, Latz die Mächte nunmehr nicht länger mit sich spatzen lassen würden. Dieses energische Ein schreiten ist sehr erfreulich, es hat unzweifelhaft der Erhaltung des Frieden in jenen Gegenden gedient und eventuellen weiteren folgenschweren Verwickelungen vorgebeugt. Auch in andren Staaten scheint nun endlich die politisch« Schmerzruhe einzuziehen. So ist der Konflikt zwischen dem Va tikan und Spanien zwar noch lang« nicht Leigelegt, aber dir Verhandlungen sind infolge diplomatischer Erkrankung,eines Gesandten vertagt, Somitist anzunehmen, Laß man auch Ist die sem Falle nicht so heiß die Mahlzeit essen wird, wie sie gekochj ist. Diz Richtigkeit dieses Satzes Hat sich auch in Fr ankr erch er wiesen, wo die parlamentarische Kampagne in der ÄngelHestheit der Affäre R oche ttc aüsgegangen ist, wie das HoriMrger Schießen. Ein anderer Ausgang war auch nicht zu erwarten, das Kabinett hat eine gewaltig« Mehrheit auf sich vereinigt" stich' Herr Fallieres wie Heer Briand mit seinen Hllleaen können Wien Mutes nach jetzt erfolgter Vertagung des Parlaments In die Ferien gehen. BolMchr Tagesschau «ne, 16. Mi. West Bülow in «er«,. D«S- Ä WM-LkÄLNM au? Wiesbaden um 7 Uhr 47 Minuten in Berlin, eingetroffen und haben für einige Tage im Hotel ALlöN Wohnung geNoinmen. Im Laufe des Bormittags empfing Fürst Bülow den Besuch de» gleichzeitig mit ihm aus dem Amte geschiedenen Unterftäats- sekretär und Chefs der Reichskanzlei W ahn schaffe, des Gene rals von Loebell, des bekannten konservativen Politikers und ei nes Beamten des Auswärtigen Amtes. Ein Mitarbeiter der B. Z. hatte Gelegenheit, heute morgen mit dem Fürsten zu sprechen. Auf die Bemerkung des Inter viewers, datz er sich freue, den Fürsten in jugendlicher Frisch«, voll heiterer Laune und von der Reise so gar nicht ermüdet zu sehen, meinte der Fürst lächelnd? Ja, ich fühle mich in der Tat sehr wohl und frisch. Kein Wunder! denn ich bin ja jetzt et« freierMann. Ich pendele zwischen Rom und Norderney hin und her und gedenke Has auch künftig so zu tun. Nach vierzig jähriger Dienstzeit darf man schon ausspannen und di« MW genießen. — Er gedenke, so erklärte der Fürst weiter, drei öder aus Anlaß ihres fünfzigjährigen Bestehens veranstaltete." „Ja, vom Hörensagen. Denn ich selber konnte damals wegen einer dicken Backe nicht daran teilnehmen. Wer ich entsinne mich recht gut, daß es wenig« Wochen vor meinem Weggange von Neustadt stattfand, und ein paar Tage, bevor ich meinen nachherigen Gat ten kennen lernte. Auf diesem Feste also hast du dich verplem pert?" Mia Eoßler nickte. „Mein Schicksal wollte, datz ich während des Tanzes einen jungen Mann kennen lernte, wie ich herrlicher vorher und nachher keinen gesehen. Es war ein Fremder, der sich nur vorübergehend in Neustadt aufhielt, ein schlanker, dun kellockiger Adonis mit Feueraugen und einem Feuergeist. Beim ersten Walzer schon flogen sich unsere Herzen zu, wie wenn wir von allem Anbeginn für einander bestimmt gewesen wären. And die Schüchternheit meiner siebzehn Jahre schmolz vor der Glut seiner Leidenschaft dahin wie Schnee in der Sonne. Noch eh« diese unvergetzliche Festnacht zu Ende ging, hatten wir un» ge lobt, nie mehr von einander zu lassen" „Na — und weiter? —. Warum hat der Monis bei deinen Eltern, die doch damals noch am Leben waren, nicht einfach um dich angehalten?" ,S«in Stolz ließ es nicht zu, Elli! Denn er war mittellos, und er stand eben im Begriff, nach Australien oder Südamerika auszu-, wandern, um sich dort unermeßliche Reichtümer zu erwerben" „Hm! Und das hat er dann auch wirklich getan?" „Ich zweifle nicht, datz er es getan hat. Geschrieben hat er mir nie. hster, das hatten wir von vornherein so verabredet. Sein Stolz und fein feine» Ehrgefühl sträubten sich gegen eine heimliche Korre- spondenz. Eines Tages — so gelobte er mir — würde er kom men, mich zu holen — als ein reicher, angesehener, berühmt«; Mann." „Und daraus wartest du Schaf noch immer? Dq» ist wahrhaftig das Tollste, wos ich je in meinem Leben gehört habe"; „Du solltest mich nicht verspotten, Elli! Wenn du ihn gesehen, hättest, so wie ich ein herrliche» Bild noch immer unverwischbar im Herzen trage — nenn du gleich mir einen Hauch seines wett-, bezwingenden Geistes rerspürt hättest —" „Das Vergnügen, habe ich ja freilich nicht gehabt. Aber was nützen di, seine Schönheit und sein Geist, wenn du dich nur in der Erinnerung daran vergnügen darfst? Ta kann ich dir nur auf das drin, gendste raten, den andern zu nehmen, zu dem dein Herz dich jetzt