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Donnerstag» üen 12. Oktober 1910. 11. Jahrgang. Muer Tageblatt KWH Mzeiger für -as Erzsebirge LSL«-'DkL mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /wer Sonntagsblatt. M«L-KLL öi."nu^d«'?!- nÄÄ Sprechstunde üer Neüaktion mit Nu-nahme örr e-nntag» nachmtaog« 4-S Uhr. - Telegramm-fiSress,, Lagrblatt ^urrrzgedirg». Zernsprecher SS. 5«!?e°VL rl" unverlangt eingefan».. Manuskript, kann «"währ nicht geleistet wrrörn. *.ntW Nr. 238. Sie knlente verlangt clie Ilmliekrrnng äei- grieMchen flotte Nonvegeu und -er U^-oot-Krieg. — Der U-Soot-Krleg im Atlantischen Ozean: Eine Nie-erlage -es Vierverbanöes in Amerika. — Z-rtgang -er Schlacht auf -er Karsthochfläche: — 74-- Italiener gefangen. — Gesterrelchisch ungarische Zlkezerangriffe auf Monfalcone, Staranzano un- vatona. Der Reichstag über -ie auswärtige Politik. — Vie staatliche Elektrizitätsversorgung von -er sächflschen Zweiten Kammer angenommen.— König Otto von Supern f. -lnsroie sranee über tlen frieäen. I Ein angesehener schweizerischer Univerfläis- Professor hatte vor einiger Zeit eine Unterredung mit Anatole Trance, dessen Ansicht über den kom menden Frieden nnS in nachstehender Zusammen fassung auS Genf übermittelt wird. Anacole Zran.e sagte: Ich habe mich während deS Krieges allen Kund- I gedungen fern gehalten, denn ich stehe auf dem Sland- I punkt, daß der wahr« Kulturmensch erst dann ein Ur- I eil füllen darf, wenn er von den Dingen die er be iurteilen will, den nötigen Abstand gewonnen hat. Wir I stehen zu nahe vor dem grauenhaften Krieg-gemälde, wir sehen darum nicht die grobe unerbittliche Wirkung des Gesamtbildes, sondern nur wüste bizarre Farben- klexe. Bi» jetzt sind auch die Ursachen des Krieges nicht sicher zu erkennen, waS darüber auf der einen oder der anderen! Seite gesagt wird, ist unreif. Wir wer den erst in vielen Jahren und auch dann nur durch flei ßige vorurteilslose Forschung in der Lage sein die Tinge zu erkennen, die züm Krieg« .geführt haben. .Das Ge witter stand La Jahrzehnte am Himtnrel und wir haben es alle aufstetgen sehen. Wir wußten, daß eine Aus einandersetzung der Völker kommen mußte, di« eine klug« Diplomatie vielleicht hinauSschieben, aber nie verhindern konnte. Was kluge Diplomaten aber ! jetzt vorberetten und durchführen können, ist die Ver ständigung für den Frieden. ES Wäre töricht zu leug nen, daß -er Friedenswille in jeder Partei stark entwickelt ist. Wenn auch zugegeben werden imrß, daß der Teutschenhatz im französischen Volke sehr groß ist, die AriedenSsÄhnsucht ist .noch stärker. Wir in Frankreich zweifeln nicht daran, daß wir den enbgA- tigen Sieg erkämpfen werden, einen Steg, der unser moralisches Prestige festigt. Aber «S scheint fast, daß diesem Stege Frankreichs ganze Mannesikraft geopfert werden muß. Ich Weitz nicht, ob nicht ein gescheiter Diplomat dieses letzte Blutopfer unserem gemarterten Lande ersparen kann durch einen diplomatischen Sieg, der di« Strategen entlastet. Der Fried« würde vielleicht nicht mehr so fern sein, wenn Man nur von einer Seite zu erkennen geben würde, daß man gewillt sei, den ander«« ruhig anzuhören. , Wer btS jetzt klingt überall nur Haß und Wut aus jeder offiziellen Kund gebung heraus, und es wird Wetter gemetzelt. Berge von Leichen türmen sich auf und eiserner Hagel zer wühlt die schöne französische Erde. Jede Kundgebung steigert den Eisenregen, jedes ^gehässige Wort der Füh rer der Regierung (nicht tmMer Sprecher der öffent- ichen Meiimng) mordet hunderttausend«. ES wär« rich tiger. vorläufig nur hinter verschlossenen Türen zu sprechen, in Ministerien und Parlamenten. Tie Mensch heit will keine Worte d«S Hasses und der Wut mehr Hüven, ihre Ohren find deS Getfergkschreies müde ge worden. Jeder sehnt sich nach! der.himmlischen Musik des Frieden». Die Sehnsucht ist so groß, daß die Müt- sr, die Frauen und die Kinder wünschen, der Gatte, sr Vater werde wieder !h«inrbchr«n, werde wieder an /rem Tische sitzen, Werd« wieder den Spaten in bi« ^and nehmen und die heimatlich« Scholl« bebauen. enn Ne Männer wieder in die Werkstätten, in die rbrtken, in die Kontor« und in.die Lehrsäle werden nrückgetehrt sein, Werden nicht mehr die Namen der- e.ligen gefeiert werden, di« sie in den Kampf geführt ^aben, sondern der Name desjenigen, der sie aus der Hülle von Feuer und Eisen, von Blut und Mord wie der heimführte. Der Nam« de» Manne», der den Frie- den brachte. Wer wird dieser Mann fein? kilu norwegische NeglerungrellMung rum Li-S-ol-krirg. (Meldung de» Norwegischen Lelegramm-vureauS). Da in letzter Zeit eine Reihe von norwegischen Schiffen von IIII!!^!'!IIIII!IIIIIIIIIIIIIIIIII!IIIIIII!IIIIIIIIIIIIIIII!IIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!IIII!III!II!IIIIIIIIIII»!IIIIIIIIII!!I^ MUWMMMWte (Amtlich). Große» Hauptquartier, 12. Oktober vorm. Westlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Kronprinzen Rupprechi von Bayern. Beiderseits der Somme «ahm die Schlacht ihr«« Fortgang. — An der ganzen Front zwischen Anere und Somme entfaltete die Artilleri« große Kraft. An fanterica ngrifst der Engländer «ordSstlich von Ltziep. dal, sowie aas der Linie Le SarS—Guawseeonrt sind scho« im Sperrfeuer gescheitert- «ege» Abend setzte« a«s d«r Front Morval—BouchaveSweS starke Angriff« ei«, di« NS in die frühe* Morgenstunden fortgesetzt wurden. Gegen die Stellungen de» Anfanterie-Regi- ment» «8 «nd des Rrserde-Jnfantertr-Regtments 76 bet Sailly stürmte der Gegner sechsmal an. Alle An strengung ist ergebnislos. Unsere Stelluuge« sind rest. los behauptet. Südlich der SoMMe King der Kamps -wisch«« Gcnermont und LhaulneS weiter. Mahrfache französische Angriffe wurde» abgeschlagen. Tie Haitz umstrittene Zuckerfabrik von Genernront ist tu nnserem Besitz, gm Torf Ablaincourt entspannen sich erbit. terte Hänserkämpfe, dis «och tM Gange sind. Oestlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentliche« EreigrrisHe. Kriegsschauplatz in Siebenbürgen. Im MaroStal hielt der Feind de« umfassenden Angriff nicht stand. Auch weiter nördlich beginnt er zu weichen. Er wird auf der ganze« Ostfront verfolgt. Die zweite rumänische Armee ist in die Grenzstellun» gen zurückgeworfe». In de» GebtrgSkSmpfen der beiden letzten Tage find 18 Offiziere, 639 Mann, ein Zehnzentt- metergeschütz, fünf Maschinengewehre, viel Munition und Gewehre in unsere Hände gefallen. Feindliche Borstöße beiderseits de» Bulkanpasse» wur- den abgeschlagen. Balkan-Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls von Mackensen. Die Lage ist unverändert. Mazedonische Front. Zahlreiche feindliche Angriffe an der Cerna find ge scheitert. Westlich und östlich deS Wardar machte der Gegner erfolglose Angriffe. Der erste Generalquartier meiste» (W. T. B). Ludendorff. deutschen Unterseebooten im Et-meer versenkt worden ist ließ der Minister de» Aeuß ern der Presse folgende Mit- tetlung -»gehen: Die norwegische Regierung hat bereit» Verhandlungen mit der deutschen Re tz 1 e r u n g etngelettet und wird die» auch künftig tun we- gen aller Fälle, wo nach Erkundigungen der norwegischen Regierung gegen die Pflicht verstoßen wurde, unter allen Umstünden Personen, bte sich an Bord der Schiffe befinden, in Sicherheit zu bringen, bevor da- Schiff versenkt wird. Alle Fülle von Versenkungen norwegischer Schiffe, welch« letzthin stattgefunden haben und wo nicht deutlich hervor geht, daß hinlängliche Rücksicht auf die Sicherheit der Be satzung genommen wurde, werden genau von der Regierung untersucht werden. Die Regierung wird dann in dem Um fange, in welchem sich ein Anlaß da-u herau-stellt, aufs neue hei der deutschen Regierung vorstellig werden wegen der Außerachtlassung d«er Innehaltung der völkerrechtlichen Be stimmungen durch die deutschen Behörden und wird gleich zeitig die Aufmerksamkeit der deutschen Regierung auf die Slimmung beim norwegischen Volke hinlenken, welche schon durch die zahlreich einlaufenden Berichte geschaffen ist, daß Besatzungen norwegischer Schiffe in kleinen Booten sich selbst auf dem Eismeer überlassen worden sind. Die Lon doner Deklaration gibt nur daS Recht, neutrale Schiffe, wel che in Beschlag genommen sind und der Konfiskation unter liegen, in Ausnahmefüllen zu versenken, wo sie nicht in Hä- ftn gebracht werden können ohne Gefahr für die Sicherheit deS KrtegsfahrzeugeS oder ohne das glückliche Ergebnis der Unternehmungen der Kriegsschiffe zu gefährden. Der Regierung, welche sich der Tatsache gegenübergestellt sieht, daß diese Ausnahmen zur Regel geworden zu sein scheinen, fällt e8 doch natürlicherweise schwer, zu prüfen, inwieweit diese Bestimmung der Londoner Deklaration in jedem ein zelnen Fall« erfüllt worden find. Die norwegische Regierung bekam indessen, da in letzter Zett so viele norwegische Schiffe versenkt worden sind, die Versicherung, daß die deutschen Seestreitkräfte nicht gemäß besonderen Instruktionen für die norwegischen Schiffe gehandelt haben, in der Weise, daß diese anders als andere neutrale, Konterbande führende Schiffe behandelt werden sollten. Die norwegische Regie rung bekam ferner die Versicherung, daß die deutschen Unj- terseeboote auf ihrem Wege nach dem Eismeer nicht inner- halb der norwegischen Schären oder überhaupt auf norwe gischem Seegebiet fahren. Die norwegischen Behörden, welche alle möglichen Maßregeln ergriffen, um die Rechte und Pflichten Norwegens als neutraler Staat zu wahren, erfuhren auch nichts, waS dieser Versicherung widersprechen könne. Die Regierung fand jedoch, daß sie diese Frage wegen neuer Bestimmungen zur Einschränkung des Zutrit- teS der Unterseeboote zum norwegischen Seegebtet zur Er örterung aufnehmen müsse. Kein neutrales Schiff kann un ter irgendwelchen Umständen versenkt werden, weil es an dere Waren als Bannwaren transportiert. Bei der Ent scheidung- waS al- Bannware anzusehen ist, hat die nor- wegische Regierung verschiedentlich Ken Kriegführenden gegenüber die Bestimmung der Londoner Deklaration al» Ausdruck deS geltenden Völkerrechts hervorgehoben und hat auch nicht die ausgedehnten Regeln anerkannt, wonach so gut wie alle internationalen WarentranSvorte von den kriegführenden Ländern während deS jetzigen Kriege» als Transport von Konterbande angesehen werden. Norwegens GefamtschiffSverlust. (Meldung des Norwegischen Telegramm-Bureau»). Bis zum Dienstag betrugen die Gesamtverluste Norwegens 171 Schiffe von zusammen 235000 Tonnen und einer Versicherungssumme von 84 Millionen Krotten. 134, möglicherweise 140 Seeleute haben bis zu diesem Zeitpunkt den Tod gefimden. In den Häfen Nord-NorwegenS lie gen zurzeit 6 bis 8 Schiffe, die für neutrale Häfen bestimmt sink, sie sind nun angehalten. Neue Befrachtungen finden nicht statt, pnd die Krieg-Versicherung zeichnet bi» auf wei teres keine Versicherungen für diese Gewässer. Eine schwedische Abordnung «ach England. BerltngSko Ltdende meldet an» Stockholm: Mo mtt Bestimmtheit verlautet, beabsichtig die schwedische Regie- rung «ins Abordnung, bestehend au» drei Vertretern Ker wichtigsten Erwerbszwetge Schwedens, nach England zu senden, um über die Regelung der Handels» schwierirkeiten zu verhandeln, die infolge der eng lischen Blockade ensstanben sind. Der Bruder de- Minister» deS Aeußern, Direktor der EnSkildabank Marku» Wallen- berg, wird al» Mitglied dieser Abordnung genannt. Aston» blabet warnt davor, der Abordnung unumschränkte Voll machten zu geben, da sich hieraus für die schwedische Regie rung leicht neue Schwierigkeiten ergeben könnten. (W.T.B.) * «na -lr Uimrreeb--ttr-ge. Der Rat im Staatsdepartement P-N hat einer Reu- termeldung zufolge mUaeteilt, die Bereinigten Staaten lehnten es ab, da» Verlange« de» Bterverbande» an-