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W. Sonnabend, dm 81. Aygust. 18^8 Aettetrißische Anlage zum sächsische» Erzähler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. In« 2. Septem-er 1878. k Heut' schmückt ei» Jeder sich zum frohen Tage, Bon allen Seiten lauter Jubel schallt, Selbst in der ärmsten Hütte schweigt die Klage Bor aller Freude, die rings widerhallt. E- sreut ein Jever sich der frohen Stunde Und danket Gott aus tiefstem Herzensgrund — Geheilet ist ja Deutschlands schwerste Wunde: Denn unser Heldenkaisrr ist gesund! — AS vor acht Jahren Deutschlands Truppen standen Bei Stdan, wo erkämpft der große Sieg, Durch d«i». wir später Ruh' und Frieden fanden, — Der eine Wendung gab dem blutgen Krieg, — Blieb unser großer Kaiser fest im Kampfe; * Richt scheute er den tausendfachen Tod, Der ihn im Schlachtgewühl und Pulverdampfe An« feindlichen Geschossen rings bedroht. Als endlich Hann gekommen war der Frieden, Und nach dem Vaterlande kehrt zurück Die Kriegerschaar ; — als Ruhe war hienieden Und alle« schwelgte in des Friedens Glück; — ES herrschte stille Ruh' im deutschen Reiche, Man gab sich frei von Sorge und Verdruß, — Fest, unerschütterlich stand Deutschlands Eiche, — Da — — Schmach und Schande! fällt ein Mörderschuß! Traf dieser Schuß auch nicht des Kaisers Leben, Mit Schmerz erfüllt ward doch der HeldengreiS Und unser Vaterland, als man mit Beben Die Kund' empfing, daß in verruchter Weis' Gleich drauf ein zweiter Mörder sich erhoben; Der in fanatisch finstrer Niedertracht — Vergessend, daß ein strenger Richter droben — Dem Kaiser schwere Wunden beigebracht. Ganz Deutschland zitterte mit bangem Zagen Ob seines vielgeliebten Kaisers Schmerz, ES regte sich in jenen schweren Tagen Da« tiefste Mitgefühl in jedem Herz; — Doch klärten bald sich auf die Aagstgefichter: Jetzt ist vorbei des Leiden« schwere Zeit, Dena Gott im Himmel, der gerechte Richter, Hat schnell gebessert unsre« Kaiser« Leid. Der Kaiser ist gesund! — Mit lautem Schalle Tönt heut' der Ruf durch« weite Vaterland. Zum Schutz de« Kaiser- bieten heut' sich alle Im deutschen Reich die treue Bruderhand. Manch Dankgebet geht nach dem Himmel droben, Voll Einigkeit ist alle« heut' sich gleich, Mit deutscher Treue alle sich geloben: Stets einzusteh'n für Kaiser und für Reich! E 1 t r i e - e. Ein Sittenroman von O Bach. (Fortsetzung). In den letzten, Worten des jungen Grafen lag eine tiefe Bitterkeit, und Pater Antonius war klug genug, um einzulenkcn. Wie von einem plötzlichen Sonnenstrahle erhellt, lichteten sich die Gewitter wolke», die auf seiner hohen, breiten Stirn gelagert und die Augen, die vor wenig Momenten zornig ge- geglüht, hasteten schwermüthig an dem erregten Antlitz seines Zöglings. „Vielleicht irre ich," sagte er weich, „vielleicht habe ich Ihnen, mein Sohn, gegenüber gefehlt, — indem ich das heilige Feuer, welches in Ihren Adern für die heilige Sache unseres Glaubens glühte, mehr und mehr anzufachen suchte und dadurch vergaß, welche Anforderungen die Welt a» Sie stellt — und Sie an die Welt. Ich kann mich nicht an Ihre Stelle denken, — nicht den Gedanken fassen daß ein Mensch wie Sie, der mir besser erschien als die Mehrzahl seines Gleichen, in den faden Vergnügungen, in den alltäglichen Zer streuungen der Welt Befriedigung finden könne. Sie wissen, Graf ÄlfonS, wie theuer Sie wir find, wie sehr mir Ihr Wohl am Herzen liegt und wie ich, als Ihr Erzieher und geistlicher Beistand, doppelt die Verpflichtung fühle, über Ihr Seelenheil zu wachen. Da Sie jedoch in meiner Sorge um Sie, wie es scheint, etwas Anderes finden wollen, so gebe ich Ihnen, kraft meines Amtes, Ihr mir freiwillig gegebenes Versprechen zurück und ertheile Ihnen meinen geistlichen Segen auch für den Wiedereintritt in da« geräuschvolle, üppige Leben der Residenz; aber ich beschwöre Sie im Namen der heiligen Kirche, im Namen unserer heiligen Gemeinschaft und im Namen der gebenedeinn Jungfrau Maria, Ihrer Schutzpatronin (er betonte da« Wort scharf), sich frei zu halten von den verderblichen Einflüssen, welche