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5. SvMabmd, den 29. Januar. 8 7 6 Aekketrißische Aeil'age zum süchsischeii Lrzähsei. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Besondere Kennzeichen. Erzählung von Ludwig Habicht. (Fortsetzung.) .Sind Ihnen keine besondere Kennzeichen an Herrn Pasko ausgefallen?" fragte Hartenberg immer hastiger. „Daß ich nicht wüßte", war die Antwort des Andern. „Hatte der junge Mann nicht am Daumen der rechten Hand ein dunkles Zeichen, das wie ein Stern aussah?' „Nein, aber das konnte ich auch nicht bemerken, denn er trug beständig Handschuhe." „Nicht wahr, die Finger seiner Hand waren ungewöhnlich lang?" „Ja, es war eine ächte Aristokratenhand, der ich meine Bewunderung nicht versagen konnte." „Und sein Nacken war blendend weiß und so rund und voll wie der eines Mädchens. Jst's nicht so?" „Wahrhaftig!" rief Monsieur Picard. „Sie kennen also Herrn Pasko?" „Ich glaube ihn einmal flüchtig gesehen zu haben", antwortete der Banquier ausweichend, „trotzdem interessirt mich Ihr Herr Pasko, und ich möchte gern Näheres von ihm hören. Was er hier trieb? Welchen Stand er hatte?" Monsieur Picard war viel zu sehr Franzose und Gastwirth, um über die vielen Fragen nur irgendwie die Geduld zu verlieren. Mit unerschütter licher Höflichkeit, obwohl ihm sonst seine Zeit sehr kostbar war, gab er auch ferner Auskunft: „Das kann ich wirklich nicht sagen, er hat nur seinen Namen in das Fremdenbuch geschrieben, nichts weiter, aber daß er ein sebr reicher, ja ein sehr vornehmer Herr war, das ist kein Zweifel." „Wahrhaftig, sind Sie dessen so sicher?" Die Frage klang zu ironisch , um nicht Monsieur Picard etwas zu verletzen. „Wenn man wie ich, viele Jahre in den größten Hotels Europa's servirt hat, lernt man wohl die Menschen auf den ersten Blick richtig schätzen; das ist ja ganz nothwendig, wie wollen wir sonst einem Fremden gleich das ihm gebührende Stockwerk an weisen. Mein Oberkellner hat Herrn PaSko in die besten Zimmer geführt und natürlich war es kein kanx xg.8. Dieser Herr hatte eine so entschieden vornehme Haltung, daß wir ihm alle geglaubt hätten, wenn dieser stolze Ungar sich in'S Fremden buch als Graf eingeschrieben hätte." „Ein bloßer Herr PaSko?" — Monsieur Picaw lächelte. Vielleicht konnte er den französischen Republikaner nicht verleugnen, der auf alte Stammbäume wenig oder gar nichts giebt. „Was wollen Sie, mein Herr?" sagte er, leicht die Achseln zuckend: „Wir sitzen hier vor der Thür, die nach Italien führt und die verschiedenartigsten Leute passiren sie. Wie mancher Graf mit uraltem Stammbaum ist bei mir eingekehrt, der am andern Morgen kaum die Zeche bezahlen konnte, oder er sah aus und benahm sich wie ein Bauernbursche; aber dieser Monsieur Pasko hatte ein so feines, sicheres Auftreten, das ihn sogleich als Mann von Distinction kennzeichnete." „Woher kam Herr Pasko und wohin wollte er reisen?' „Aus Preßburg und er ist von hier nach Italien gegangen." „War denn sein Paß in Ordnung und lautete der auf den Namen PaSko?" „Ich habe nicht darnach gefragt. Warum sollte ich es auch? Ich wußte zu genau, daß ich es mit einem vornehmen und noblen Manne zu thun hatte", antwortete der Wirth des blauen Engels rasch und eifrig. „Sie irren sich diesmal sehr, Monsieur Picard!' sagte der Banquier scharf und entschieden, „und Sie hätten sehr wohl daran gethan, wenn Sie dem schlimmen Vogel den Paß abverlangt, denn Ihr nobler Pasko ist ein gemeiner Straßenräuber." Der Wirth des blauen Engels blickte Harten berg mehr forschend als verwundert in's Gesicht, als wolle er sich Gewißheit verschaffen, ob nicht der beim Frühstück genossene Wein dem Fremden zu Kopfe gestiegen sei. „Sie belieben zu scherzen", sagte er artig, dann aber wollte er mit einer höf lichen Verbeugung davon schlüpfen, denn die Unter haltung mit dem angetrunkenen Fremden schien eine unangenehme Wendung zu nehmen. „Nein, nein, es ist durchaus kein Scherz," ver sicherte Hartenberg, „diese Banknote wurde mir mit all meiner Baarschaft auf meiner Reise durch den Bakonhwald von demselben vornehmen jungen Herrn abgcnommen, der sich bei Ihnen Paul PaSko ge nannt hat. - Sie zweifeln noch und sehen mich ganz versteinert an," fuhr Hartenberg mit großer Entschiedenheit fort, „aber wie Sie mir den Herrn Pasko beschrieben haben, giebt es für mich gar keinen Zweifel, daß er der freche Bandit ist, der mich vor etwa 6 Monaten ausgcplündert hat und ich wäre Ihnen sehr dankbar gewesen, wenn Sie ihm damals den Paß abgefordert hätten, ich könnte