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Mer Tageblatt MW Mzeiger für öas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: -wer Sonntagsblatt. «ev Sprechstuo»» S»r «Datils« mit Mu»nahm, »e, Lonntag» nachmittags 4—» Uhr. — «etegramm-storeff» r Lag,blatt ftuewz-etie-e. semsprechw K. NÄe-st-wm,,» -ttt nnserlangt elngefaaöt» Maaustrlpt» kann chemtthr nicht geleistet werbe«. Nr. 125. Mittwoch» 3. Juni 1914. 9. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Der deutsche Botschafter in Washington hat gegen die mexikanischen Uebergrisfe gegen über den deutschen Schiffen in Mexiko Pro test eingelegt. » In der GedächtniSkirche zu Speyer wurden ge stern die von deutschen Fürsten gestifteten Standbilder der protestierenden Für sten feierlich enthüllt. * Die Pforte beabsichtigt, ein Memorandum an Italien zu senden, um die Räumung der von Italien besetzten Aegätschen Inseln zu ver langen. * Tas Kabinett Doumergue hat gestern dem Prä sidenten Poineare die Demission über reich t.*) * Der Dampfer Storstad wurde mit Beschlag be legt, da die Canadian-Pacifie-Gesell- schaft gegen seine Reeder «ine Schadenersatz klage aus acht Millionen Mark angestrengt hat. * Nach Lelgrader Meldungen hat der Ministerprä- sident Paschitsch die Demission de» ser- bischen Kabinett» überreicht. VILHire« steh» an ander«» Gtiste n > »">' -U.. »'7L-ASWSL-SSS-SS-SSMWISMSWS-SSSIEMIASSSSMSGGMMMI«— HW- Mutmaßliche Witterung am s. Juni:) Nordwest» wind, wechselnde Bewölkung, Temperatur wenig geändert, kein erheblicher Niederschlag, schwach« SewitternNgung. Ariegsschiffe gefällig? Mgolegte Kriegsschiff« au verkaufen! Wie neu! Anfragen erbeten an die Admiralität.... So ähn lich wird man in naher Zukunft Wohl im Anzeigenteil der führenden Blätter der verschiedenen Länder lesen können, wenn di« Chef» der Marineverwaltungen der großen Seestaaten dem Beispiele ihre» amerikani schen Kollegen Daniel» folgen und sich an dem ver kauf des ausrangierten SchisfSmaterial» an kleinere Staa ten machen. Früher verkauften die Martnebehärden alte Kriegsschiffe nur auf Abbruch. Herr Daniel», der Ma rinesekretär der Bereinigten Staaten, hat al» smarter Danke« herausgefunden, daß e» einen lohnendere« Weg Kbt, die alten Schifft loSguschlagen. Vr erhält sogar den Selbstkostenpreis nach einer zehnjährigen Dienst« Otto Erich. Zum Sü. Geburtstag Otto Erich Hartleb««» am 3. Aunt 1V1S. Nachdruck Al» am 11. Februar 190V «im« erlesene Gesellschaft an der Totenurne Otto Erich Hartleben» in Dreptow «in« er- greifend« F«t«r abhtelt, kannten dm Dichter mehr Manischen in Deutschland und darüber hinauf al« er selbst in dm ernsthaftesten und am wenigsten, in SeOWrontt LeAchttl- ten Stunden gehofft hätte, Hartleben war sozusagen po- pulär, nicht freilich im.dem Sinns, wie «twa ein viel schreibender mittelguter Romanschriftsteller populär zu sein pflegt. Aber trotzdem -—> wenn zunächst «ur «in Leiner, mit ihm zechender und diskutierender Freundeeirei» ihn «Meg Otto Erich nannte, so nannte ihn bald «ine ganz« st '>*i imetnde so, di« ihn nicht kannte, di« -nur dm Schrift, steiler, dm Dichter in -ihm lieht«. Die Vertraulichkeit in der Bekehrung, di« eia Woher Kvei» von Gebildeten Hart leben «ntgqgmbrächte, erklärt sich Wr mich au» diesem: Kaum je war di« Kritik, da» Protest!,rische gegen Zett und Menschen, da» seit.dm achtziger Jahren wieder ein Charakteristische» fast aller bedeutenden literarischen Schöpfungen iin Deutschland ist, dem Publikum intimer so liebenswürdigen, aber auch so iftdn und künsstlerisch ge- seilten Form mtgegengetreten, ab» durch den Verfasser de» gastfreien Pastor, d«r Angel« und der Erziehung zur.«he. So liebenswürdig, so mm einem gedämpften, aber befreien den Gelächter getragen waren diese Geschichten und Dramen, daß sich «in« Zeitlang «ine vollkommen Mißverstandene Auf- ^fassting von Hartlebm» Weisen und Art ftstsetzen kannte. Du lieber Gatt, was sollst man denn auch von einem , au» dem schönen ruhigen Aurtstmsdaatedienst fortgelanfmm i Referendar denken, der «noch dazu gleich im seinen echten s - schrifchellerischen Arbeitm sich in einer höchst anstößigen zeit, da» heißt zu «inemZeitpunkte, wo normaler weift SO bi» 60 Prozent de» Wert«» bereit» abgeschrieben sein müßten. S» ist eben Hochkonjunktur, und die nutzt er au». Die kleineren Seemächte, die ihre Rüstung zu Wasser vervollständigen wollen, sind nicht immer in der Lage, di« «normen Summen aufzuwenden, die ganz mo derne Kriegsschiffe erfordern, andererseits sind die Lie fertermin« für Mächte, di« nicht über eigen« StaatSwerf- ten verfügen, derartig langfristig, daß vor Jahre« gar nicht daran zu denken ist, da» Land in «inen effektiven Verteidigungszustand zur See zu setzen. Bei der allgemeinen Spannung, die auf dem ge samten Welttheater herrscht, ist eS daher nicht verwun derlich, wenn selbst kleine Raubstaaten daran gehen, ihre Kriegsrüstung zu vervollständigen. War früher bei den Marinebehörden bei dem »erkauf alter Kriegsschiffe ständig die Bedingung vorgesehen, daß di« Schifft nur zum Abbruch dienen durften, um nicht einem even tuellen Gegner noch brauchbare» Kriegsmaterial in di« Hand zu spielen, so braucht jetzt diese Vorsichtsmaßregel nicht mehr im gleichen Umfange angewandt zu werd«. Abgesehen von dem größeren Handelswert, kommen noch technische Gesichtspunkt« in Frage. Der Lotts- satt rasch« Fortschritt in der Umwälzung der Typen mo derner Kriegsschiff« bringt e» schon mit sich, daß ein Kriegsschiff heut« nach zchWjähriger Dienstzeit nicht mehr entfernt densetten Geftchttwert besitzt, wie ein Schiff vor dreißig Fahren noch nach llöjähriger Dienstzeit hatte. S» ist daher kein« Gefahr MttHr beim verkauf dieser Gefechtseinheiten zu befürchten. Gin ebenbürtiger Geg ner wird nie daran gchen sich derartige Antiquitäten von Kriegsmaschinen zuzuttgen, und im Besitz der schwä cheren Seemächte können die alten Kühn« nicht mehr viel Schaden einem mit modernen Gefechtseinheiten ausge rüsteten Gegner ziKügen. Aber nicht nur Kriegsschiffe sind «in begehrt« Artikel auf dem Weltmarkt? auch an dere» Waffenmaterial aller Art steht hoch im Kurse. Der internationale Waffenhandel ist Sin mächtiger Faktor in der Weltpolitik geworden, in dem die fähig, sten Köpfe alttr Länder tätig sind. Mit List und Ver schlagenheit, die an die Piratenfiüächen der Kosaren von Anno dazumal heranreicht, werden Bestellungen auf Waffenmaterial unter den schwierigsten Verhältnissen zur Ausführung gebracht. Die Amerikaner haben da zu ihrem Schaden «st in den letzten Logen «fahren müs sen, al» dtt Dptranga und die Bavaria unter den Kano nen der amerikanischen Kriegsschiffe mit alttr Seelen ruhe den Waffenstillstand benutzend, ihr« kostbar« Ladung an Patronen, Maufevgewchren, Maximgeschützen und Schnellfeuerkanonen in Mexiko landeten. Der deutsche Waffenhandel scheint überhaupt bet der Hochkonjunktur auf dem internationalen Wafftmnarkt nicht schlecht abzu schneiden, da dtt großen deutschen Fabriken, wie in Fachkreisen verlautet, derartig mit Aufträgen besetzt sind, daß sie bereit» eine Reihe von Wafftnfabrittn im Aus lande mit teilweiser Ausführung ihrer Aufträge be trauen mutzten. Weis« über sein« verflosstnea Mitbürger mm Stollberg im Harz lustig machte? Ein Schlingel! Bestenfalls «in be gabter Schlingel —' aber sonst *-.? Man Hörte dann auch später, daß er nicht ungern erfrischende Getränke zu sich nahm, dtt sich von Selstrswasstr und dünnem .Tee generell unterscheiden. Man hörte de» wetteren, daß er nicht einmal richtig «wrhetratet sei, — er, ehrlich«! Heute Sohn au» dem biederen Klausthal im Har». Man hört« — wie überhaupt kaum über «inen mode mm Schriftsteller allenthalben so viele intim« Gefchichtchen und Erlebnisse kolpiert worden fink al» üb« .Otto Erich Hartleben — daß er gern lang« schlief, hie.und da kein Geld hatte, an den Freundeskreis witzig« Gelegenhettttkarten schrieb und ist« zuweilen uzte. Und dann la» man diese Skizzm, sah diese Stücke, in denen da» Keine Mädchen meist ein« her vorragende Rvltt spielt — da» Urteil war ifertig: An Humor, voller UWruder, ein geistreicher, aber Leider «twa» ver bummelter ewig« Student. Selten ist melancholisch ironische Ueberlegencheit, scharDMeiHe Psychologie und gestÄtenbildend«. Lebene-rkenntNi» törichter verkannt wor den. Richtig ist, daß. in Hartleben da» allen Regeln, allen Ordnungen, allen sittlichen Forderungen Widerstrebende sehr stank war. Aber wer nicht zu begreifen vermag, daß dies«» Unbürgerliche — von dem noch nicht sestskcht, üb e» nicht vielleicht da» allein Menschlich» ist — ein Gemein gut aller bleibenden Künstle", von Shakespeare bi» zu Goethe, von Molttre bi» zu Wedekind, ist, dem wird man es auch nicht beweisen können. Otto Erich Hartleben« dichttrische Persönlichkeit macht wieder einmal deutlich daß die wirksamsten Spötter «igentltch immer di« Idealisten^ daß di« bedeutenden. Humoristen 4m «stunde immer dtt Melancholiker find. Wer e» man Otto Erich noch nicht nutzt«, der weiß es jetzt,«» den Briefen, dtt er am seine Frau, an Sein Moppch«, schrieb, au» dem Erinnerung«, werkchen, do» diese Ottens Frau nach stinem Lade h«au» Politische Tagesschau. Are 3. Juni. Deutscher Lehrertag. * Der deutsche LeHrevtag, der während der Pfingsttage in Kiel seine Beratungen ahhiölt, gestalteto-stch zu einer großartigem Kundgebung Wr die Forderungen der Lehrer nach einer Ertüchtigung ihre» ganzen Stande» und nach einer Fortentwicklung des BoWfchulweissnv. Tuch ausländische Lehrervereine hatten zu der Tagung ihre Vertreter ent sandt, die auf dem BegvLhuingsabsnd zu Worte kamen. Di« Verhandlungen hatten -um Mittelpunkt das Problem der national en Einheit »schule. In feiner Begrüßungs ansprache hatte im Namen-des Vorbereitenden Ausschusses do' Lehrer Denkert darauf hinyeiwiesen, daß Vie natio nale Einheitsschule zur Voraussetzung einem «ÜNheiMchen Lohrerstand hüben müsse. Obevsludiemrat v. Kerschenstsinor, der bekannte Münchner Pädagoge, forderte, Ähnlich.wie das auch im Verlause der Kultusetatsberatungem im preußischen Abgeordnetenhaus geschehen ist, dah Mischen den qknzellNem Schularten ein organischer Zusammenhang geschaffen «erde. An den Kaiser wurde von der ungewöhnlich starb.besuchten Tagung — es waren über 8000 Lehrer-versammelt — «in Huldigungstelegramm entsandt. Dtt nächsten Tagungen des Lehrerverein» sollen 1S16 in Breslau irnd 1S18 in Essen (Ruhr) stattfinden. Kabinett»»«chsel Sn Frankreich. * Da» Kabinett Doumergue, das vor wenigen Monaten unter großem Geräusch im» Leben» getreten ist, hat allzubald unter den Zeichen der Altersschwäche den politHchem Schauplatz verlassen. .Die hinter ihm stehende radikale Par tei hat eine Schwenkung in der Frage der dreijährigen Dienstzeit gemocht. Präsident PoiNaarö hat Sn seiner viel erörterten, vo, einigem Lagen zu Renne» gehaltenem Rede vor den französischen.Turmern keinen Zwevfel darüber ge lassen, daß «in Zusammenarbeiten mit dem Kabinett unter Berücksichtigung der durch die Neuwahlen geschaffenen Per- änderung der Lag« ihm Nicht sonderlich leicht fallen würde, und so konnte denn da» Kabinett seine Ausgaben Wr erfüllt ansthen, um einem neuen Platz zu machen. E» wurde sogar die Möglichkeit erwogen, ob PoinoarS wegen seiner Rede zu Renne» nicht auch ein« Präsidemtschaftskrisi» durchmachen werd«, weis seine Betonung der Notwendigkeit einer starken Wehrmacht sich «twa» gar -n stark im WGer- spruch mit der Auffassung einflußreicher radikaler pokttWer Kreis« befindet. Man rechnet damit, dah R«nö Viviani, der bisherige UnterrichtsMtnister, 'Ministerpräsident wird. Dieser Mann ist in der französischen Politik nicht unbekannt. Zum ersten Mal wurde er in der Aera Maldeck Rousseau ins Ministerium berufen. Er ist «im freilich sehr vorsichtig sich verschanzender — Gegner der dreijährigen Dienstzeit. Sollt« ihm der Pröstdenttnstuhl im Kabinett übertragen werden, was heute sehr wahrscheinlich ist, so würde wohl auch DelvassS wieder ins Ministerium einrücken, und -zwar wohl wieder al» Minister de» Auswärtigen. Wttder-PrW- denr mit dem dann radikal gefärbten MiMstrium-wird Zu sammenarbeiten können, insbesondere, wie sich dann W« gegeben hat, und au, der Zartheit etwa, mit der er Mit den Aufzeichnungen.seiner Mutter über seine Kindheit um ging. Daß er im Gebaren äußerer Lebensgewohnhsistn und Betätigungen aft «ine mchr al» derb, anmutende Naivität zeigte, ist dabei gänzlich belanglos. Gr «ar «in Mensch mit allen Triebm, allem Widersprüchen^ der.jeder Zeil«, die er schrieb, jeder Handlung, die er- tat, den Stempel eigenster Persönlichkeit aufprägttm. Mr seben dieses Leben, da- mit Wtenschreiben begann uftb im der italienischen KUnstlevoilla Hallyome vom Salü ungezügelt, jäh und vorzeitig abbrach, durch da» schmale Büchlein.Hurst lebemscher Lyrik: Mein« Vers«. Es führt vo» jugendlichen Kampfrufen durch Liebe», uck» Lebenszwelftl und -fragen -tt zu. den letztem italienischen Gedichten, im dimm Hart leben. gleich italienischem Wein in funkelnder Schale, Verse «mporhebt, wie: Doch schaff dir auch ein Herz voll stolzer Lreu^ ein» -in fich selbst und stimm tiefsten Kemel Der Freie traut durch Mollen seinem Sterne da» Brandmal aller Sklaven ist dtt Nene.. Mm Mensch in seinem Widerspruch. Mr vom den vielem, dtt immer alle» au» einem und «ine» aus allem erklären wollen, und der von Otto Erich etwa nur wüßte, daß er in Rom einmal, auf «ine Anstchttkarst kritzelt». « sei Leim Papst gewestn, aber leider, später beim Knobeln schlief er «in — wer «an Viesen vielen «Erde von dem selben Menschen die zart«, einfache Strophe erwart«»: Ich dachte, wtt so «eit und schön di» Welt, so tausendfach vom Licht und Glück erhellt. Ich dachte, wie du einzig List und klein — und wie ich doch bei dir nur Möchte sein. -» Man hat mir erzählt.— ich weiß nicht, ob e» wahr ist -- de» toten Otto Erich Schädel sei durch einen banalen, aber vechänqnivvollen Zufall einig« Lage unerkannt, eine Zi«Llch«'A, «Mer Scherze, durch die Schenk« von Seckü gp.