Volltext Seite (XML)
/luer Tageblatt Mzeiger fir das Erzgebirge ^U«"p°st-nst?li"°un» «'ri°.'ftka"» Spnchstuu-, »tt ttt-aktlon mit -»«»nahm, Stt Sonata-, nachmlüag» 4—s Uhr. — L,l«-ramm.-»»r,ff«, Tagttlatt stuttrz-rbtr-,. «. »d^nR»k«ELf^»»'2 oA.V^».'n'.''L.u^.M ' 4« pfa. 0«I »«r »,»»st,st«U, ad» -«holt maaatuqiopf,.«. »Ich»at» k?LÄtz-«L Ski«,»,-«, ft»I la» -au» »I«r««l» WWW mtt -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: -wer Sonntagsblatt. ^,, Sprichst»«-« »tt «,»arn»n mtt-»«»nahm,Stt Sonata-, aachmlttas» 4—s Uhr. — «,l,-ramm»-»»r,ff,I Tagtblatt-ltwmkMbtr-*. Zmm^nch« «. »««41»n°f-»k« ».. s-fc.-^. «Hm.a 0«st«lluu,«a »ut,«,iu. Mr unvttlan-t «In-,stm-t, Manuskript« kann SnvShr nicht -»leistet wer»»«. Nr. ^02. Dienstag» S. Mai 1914. 9. Jahrgang. Diese Nummer umfahr 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Das Kaiserpaar ist von Korfu am Montag um 1 Uhr abgereist. Die Reise geht zunächst nach Portofino und Genua.*) * Die in Köln zwischen der Hamburg.Amerika. Linie und dem Norddeutschen Lloyd geführ ten Verhandlungen haben zu einer Eintgungge. führt. O Die in Perm verurteilten deutschen Luftschisfer werden gegen das Urteil durch ihre Verteidiger Be rufung einlegen. * In Arabien hat sich der Emir von Mekka gegen den türkischen Gouverneur erhoben.*) * Nach einer Meldung der Tribuna aus Washington wird der Rücktritt Huertas von seinem Amte als höchstwahrscheinlich erachtet.*) * Ter Aufstand im Epirus, wo völlige Anar. chie herrscht, hat wieoer größere Ausdeh nung angenommen, doch dringen die Albanier jetzt siegreich vor.*) »> ^<ih?re. liehe an anderer Stelle Unsere auswärtige Politik. Demnächst wird die auswärtige Politik im P'enum des Reichstages bet der Etatsberatung zur Erörterung gelangen und man wird da Gelegenheit haben, den lei tenden Stellen manches zu sagen, was man aus dem Herzen hat. Sehr viel Lob wird die Regierung kaum zu hören bekommen, denn es läßt sich nicht leugnen, daß die Leitung unserer auswärtigen Politik im allgemeinen recht wenig glücklich und erfolgreich arbeitet. Gewiß kann man uns nicht vollständig bet Sette schieben, aber wenn man die Tätigkeit der Entente-Diploma tie beobachtet, so kann man die Wahrnehmung machen, daß diese stets als die erste zur Hand ist und sich keines wegs scheut, mit der erforderlichen Energie vorzugehen. Bei uns liebt man aber oft in Fällen, wo es -keines wegs am Platze ist, eine bedauerliche Leisetreteret, die nicht selten falsch verstanden und begreiflicherweise als Schwäche ausgelegt wird. Niemand in Deutschland wird frivoler Weise einen Krieg wollen, und die gesamte Nation ist sicherlich dem Kaiser dafür dankbar, daß er es verstanden hat, bisher noch immer den Weltfrieden zu wahren und in kritischen Zetten vermittelnd einzu- greifen. Aber sich immer und immer zurückhalten, nur um in der Welt als der friedliche Michel zu gelten, das muß unserer Macht und unserem Einfluß unbedingt Abbruch tun. Sehen wir doch einmal unser Verhältnis zu Ruß ladnd an. Dort glaubt man neuerdings sich alles herausnehmen zu dürfen und ein krasses Beispiel hierfür ist das Urteil gegen die deutschen Luftschiffer, das ungemein hart ausgefallen ist, zweifellos als Revanche für den polizeilichen Mißgriff, dem ein russischer Inge nieur zum Opfer gefallen ist. Allgemein weiß man, daß es sich hier lediglich um eine Sportfahrt handelt, gleich, wohl wurden von dem russischen Gericht, wahrscheinlich in vollster Ueberetnstimmung mtt den übergeordneten Behörden, Delikte angenommen, die an Gpionageversuch grenzen. An «aller Erinnerung ist auch noch da- Borgten Rußland» wegen der deutschen Militärmtssion in Kon- stantinopel, in welcher Frage Deutschland glatt nachge- geben hat. E» war nicht uninteressant, in der Kommis, sion zu beobachten, wie sich Herr von Jagow drehte und wandte, um da» Zurückweichen Deutschland» zu motivieren und die Sach« so darzustellen, al» wenn e» sich um etwa» ganz Selbstverständliche» dabei, gehandelt hätte. Ueberhaupt sind wir in den letzten Monaten in den Fragen de» Balkan» und de» Orient»« nicht son derlich glücklich gewesen und man gewinnt den Ein« druck, al» ob »vir dort von den anderen Mächten im mer Wetter in den Hintergrund gedrängt würden. ES sei nur darauf hingewiesen, daß Frankreich sich in Syrien und Kleinasien ganz bedeutende Konzessionen Mr di« Gewährung einer Anleihe an di« Türket .hat -»spre chen lassen, während wir in Deutschland mtt den Ver handlungen noch immer nicht fertig sind. Bei einer der artigen Zauderpolitik wird e» sich noch ost ereignen, daß wir zuschen müssen, wenn andere die besten Happen wegschnappen. Die Bezwingung äes Rheines. (Von unserem Berliner cS-Mitarbeiter.) Die sogenannte Pfaffen st raße des alten römi schen Reiches deutscher Nation, der vielbesungene Va ter Rhein, hat dem Verkehr, dem er seit Jahrhunderten dient, auch seit Jahrhunderten schon seine trotzigen Hin dernisse entgegengesetzt. So schön und glatt sich sein Laus von den Alpen zur Nordsee hin auf der Karte als natürliche Verbindung zwischen der Schweiz und Hol- land darstellt, so schwierig u^d tückisch sind doch die Launen der »nächtigen Wasserader in Wirklichkeit. Der wechselnde Wasserstand, Felsenklippen und Strudel, Was serstürze und Sandbänke, an allem, was ein Fluß an solchen Erschwerungen für die Schiffahrt nur bieten kann, ist der Rhein besonders reich. Und als sollte bei ihm gerade das Maß rocht voll werden, kamen dann auch politische Schwierigkeiten noch hinzu. Zwar der Kampf um sein linkes User, der jahrhundertelange Kamps, ob es französisch oder deutsch sein sollte, ist nun wohl endgültig entschieden. Aber was Deutschland hier gewonnen hat, das hat es an anderen Stellen unwieder bringlich verloren. Die Quellen des Rheins und seine Mündung, sie sind politisch vom Reiche abgeschnitten. Alte gute deutsche Stämme, noch vor wenigen Jahr hunderten in die Kreiseinteilung und Verfassung des Reiches mit einbezogen, sie haben sich losgerissen und aus eigene Füße gestellt. So gehen uns Millionen jähr lich verloren, die in den holländischen Seehäfen von der Rhetnschiffahrt bezahlt werden. Und ebenso was der Bo densee und der Oberlauf des Rheines an Leben und Ver kehr mit sich bringt, kommt einem fremden Staatswesen zugute. Aber der Mensch gibt sich mtt vorhandenen Schwie rigketten nicht einfach zufrieden. Auch das Unüberwind liche sucht er zu überwinden. Und so lange der Rhein als Verkehrsader im Großen diente, solange hat auH menschliche Arbeit versucht, seine Wogen für ihre Zwecke gefügiger zu machen. Von dem Augenblicke an, wo Cäsar bei Mainz die erste feste Brücke schlug, bis auf den heu tigen Tag, hat die Technik je nach dem Stande ihrer Entwickelung auch am Rheinstrom ihre Kräfte erprobt. Die letzten Jahre haben die gewaltigsten Eingriffe gezei tigt. Mit modernen Sprengmitteln konnte man auch die gefährlichsten Klippen im Binger Loch unschädlich ma chen; mtt modernen Baggermaschinen läßt inan Sand undGeröll an keiner Stelle mehr Herr werden über die Fahrtiefe; mtt modernen Dämmen und Deichen weiß man sich hier vor Ueberschwemmung zu sichern, dort doÄ Wasser zu stauen, wie an den Lauffenburger Strom schnellen und seine Riesenkräfte unserer Industrie dienst bar zu machen. So schreitet die Bezwingung unaufhalt sam vor. Glatt gehen die Schiffe von Rotterdam bis Straßburg. Und nun kommt die letzte Ausgabe, von Straßburg bis Basel und von Basel bis Konstanz den Schiffen gleichfalls die Wasserbahn zu ebnen. Seit das glückhafte Schiff von Zürich mtt dem heißen Reißbrei aus Schweizer Landan in der Hauptstadt des Elsaß etntraf, ist der Gedanke nicht wieder aus den Köpfen der Anwohner verschwunden, diesen Wasserverkehr zu ei nem dauernden zu machen. Aber die technischen Schwie rigkeiten häuften sich gerade auf dieser letzten Strecke. Wird unsere Zeit reif sein, sie zu lösen? Es scheint so. Man würde sonst nicht immer wieder so ernsthaft von dem Projekt reden. In der ersten badischen Kammer, im elsaß-lothringischen Landtag hat man schon die Kosten ausgerechnet, die Rentabilität festgestellt, die einzelnen technischen Notwendigkeiten beraten. Um den großen Rheinfall bet Schaffhausen »nutz man durch eine Kanal und Wehranlage herumkommen. Die ganze Schweiz und mtt Hilfe der Alpenbahnen noch einen großen Teil von Oberttalien würde man durch die Schiffbar machung de» Oberrheins wirtschaftspolitisch an Deutsch land angliedern. Die GchiffahrtSabgaben sollen die Mit- t« Liefern. Nur, daß hier freilich die Politik sich zum Wort meldet. Sie hat ihre besonderen Klippen. Holland Will die Schiffahrtsabgaben nicht anerkennen. Und ohne Verständigung mtt Holland M Besitzerin der Rheinmün dung ist ihre Einführung unmöglich. Soll daran Pa- Projekt dauernd scheitern? vielleicht, daß e» der Diploma tie versteht, Holland zum Nachgeben zu bewegen. Die Diplomatie ist ja auch «ine Technik. Nur freilich kann man im Zweifel sein, ob sie ähnlich große Fort schritte gemacht hat, wie die Technik auf dem Gebiet« der Naturwissenschaft, vor idealen Klippen, die Menschen den Menschen schaffen, stehen wir ost ratloser al» vor den andern. Und so konnte der Gedanke austauchen, um un» von Holland unabhängig zu machen, eine eigene deutsche Rheinmündung, eine Ableitung de» Rheine» nach der Nordsee hin zu schaffen. Der Verein, der sich zu diese« Werk gebildet hckt, wird in diesem Gommer zu sei ner zweiten Hauptversammlung etnberufen. Ob wirk lich so di« Naturwissenschaftttche Technik über di« poli tische triumphieren wird, auch wo es sich um diese letzten Etappen der Beringung de» Rheins im Dienste un- serer Kultur und Wirtschaft handelt? General von Limans Reise nach Berlin. * Don diplomatischer Seite wird un» ge schrieben; Aus Konstantinopel kommt di« knappe Nachricht, General Liman von Sanders geh« mit Urlaub nach Berlin. Weiter nichts. Ob er zum Bericht gerufen ist, ob er selbst das Bedürfnis der Aussprache Wer s.-ine ^ewist schwierige Aufgabe empfindet, darüber verlautet nichts In einer so heiklen Angelegenheit, wie es die Militärmission nun «inmal ist, sollte man solche Nachrichten nicht ohne Erläuterung in die Wett hinausflattern lassen, d nn un zweifelhaft werden auch unsere Gegner Schlußfolgerungen daraus ziehen, die wiederum zu schtzveren, neuen Verstim mungen Anlaß bieten können. Es gibt ja auch in Deutsch, land viele, darunter auch sehr ernsthafte Leu'«, die d'e Tätigkeit der deutschen Milli ärmistion in der Mvkei durch aus nicht f r eu ndli ch betrachten. Nicht etwa aus dem Grunde, daß sie ihre Pflicht nicht erfüllen würde. Davon kann keine Rede sein. Dafür bürgt auch das ausenoählte Offiziersmaterial. Aber weil man an die Möglichkeit einer Reorganisation des osmanischen Reiches überhaupt nicht mehr glaubt. Weil man die Beobachtung machen muß, daß die Türkei die Bewältigung der riesigen wirtschaftlichen Aufgaben namentlich in Kleinasien nicht mohr, wie früher, deutschen, sondern französischen Händen anzuvertrauen sich anschickt. Man sagt, wer den lohnenden Teil de» Reform werke» übernimmt, der mag auch dem beschwerllchen und so vielfach angefeindeten sich unterziehen. Von der an deren Seit« wird dagegen geltend gemacht, wenn Deutsch land seine Instruktoren abberuft und Frankreich sogleich die scinigen an deren Stlle setzen wü'de, so müßt« das al« eine erhebliche Einbuße deutschen Ansehens beurteilt werden. Wir meinen, diese Polemik trifft nicht den "Kern der Sachs. Aeußerlichkeiten dürfen nicht den Ausschlag in wich tigen politischen Fragen igeben. Di« Frage ist: vermag die Tüchtigkeit der deutschen Offiziere di« Indolenz und den Scklendrien der Türken zu überwind«»? Be steht sichere Aussicht, aus dem osmanischen Heere eine Macht zu schaffen, die ihren zukünftigen schwierigen Aufgaben ge wachsen ist? General Liman von Sander» ist jetzt lange genug unten und im Brennpunkte der Sache gewesen, um diese Fragen beantworten zu können. Bejaht er sie, dann mag er di> schwierige und politisch immerhin nicht unbedenk liche Reformarbeit fovtfetzen. Verneint er sie, dann sollte man möglichst bald und, gerade um des Ansehen» willen, aus eigener Anregung damit Schluß machen. Wenn der Mißerfolg sicher ist, dann braucht es uns auch nicht weiter zu beunruhigen, daß die Franzosen es sein werden, die sich am Schluß blamieren. Wenn wir auf das Reformwerk ver zichten sollten, so darf di« Türkei uns dies wahrlich nicht verdenken. Seit Jahrzehnten ist Deutschland diejenige Macht, die am meisten und schließlich auch am selbstlosesten für das osmanische Reich sich eingesetzt Hat. Gewiß wollen wir, wie die andem auch, bei unseren wirtschaftlichen Unternehmungen in Kleinasien verdienen. Wer das Bahn netz. das dort ausgeführt wird, ist von enormen Nutzen iir das Reich. Und, was die Hauptsache ist, Deutschland ist die einzige dort tätige Macht, dir keinerlei Eroberungs absichten hegt. Vergleicht man zum Beispiel mit den deuschen Konzessionen die französischen in Syrien sowohl wie im nördlichen Anatolien und nach der persischen Grenze zu, so spingt es in die Augen, daß erstere teil« französische, teils russische Etnfallswege darstellen. Sie bedrohen am letzten Ende das, was die deutsche Politik zu erhalten strebt, nämlich di« Selbständigkeit des Reiches. Und zu diese, Selbftbedrohung gibt die Pforte dir Hand her. Da müssen wir der ernsten Erwägung näher treten, ob «» sich für Deutschland lohnt, die Schaltung und den Schutz der Türkei weiterhin als einen Programmpunkt der deutschen Poli tik zu behandeln. Denn diese Politik hat auch für vn« ihre großen Schattenseiten. Sie stcht einer freundlicheren Ausgestaltung unserer Beziehungen zu Rußland hemmend 'm Wege. Sie bedeutet eine gewisse Hineinbeziehung Deutschlands in die Jnteressenkreis« dos Mtttelnwere«, von denen lern zu bleiben, sie unseren Verbündeten zu über lasten. eine vorsichtige Staatskunst anrät. Die Politik ist nach Bismarcks bekanntem Worte nicht nur die "Kunst de« Möglichen, sie ist auch ein Rechenexempel. Ergibt sich -ei sorgfältiger Kalkulation nicht die Wahrscheinlichkeit eine« Gewinne«, ist die Aussicht solchen Gewinne» mit zu großem Risiko verbunden, dann soll man vom Geschäft di« Hände lieber weglasten. Unter dem Eindruck de» va gdad-ah n- Laue« hat di« deutsch« öffentliche Meinung sich in di« 2dee hinetngelebt, -aß tatsächlich ein poltt'sche» Band Deutschland mit der Türket verknüpfe. Da» kst aber nur in sehr beschränktem Maße der Fall. Was davon vor- Händen ist, wollen mir auch nicht lockern. Wenn wir aber di« Erfahrung machen, daß Mrkischersett» kein --sondere«