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Mer Tageblatt SW Mzeiger für -as erzgebirge MM MSWZZ mit -er wöchentlichen Unterhaltuagsbeilase: Huer Sonntagsblaa. 7»? rpnchstlm», »» Nröaktion mit Huenahm» -rr Sonntag« nachmittag» 4-S Uhr. — Telegramm-Mess« r TageLlatt ^neerrgeblrg». -»rnst>r»cher SS. »«'m »'»»« u,hm»u o,st«uun,«n ,nt,«,,n. für naveklangt »tngefan-t« Manuskript» kann Sewühr nicht gelelsset «erSen. Manuskript nicht-«Äu^la.»«Ist. Nr. SS. NNttwock» 15. Npril 1914. 9. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Prinz und Prinzessin Heinrich wurden in Rio de Janeiro vom Präsidenten von Bra- silien, Hermes da Fomseca, und den deut schen Vereinen feierlich begräbt. * DaS deutsche Geschwader hat von Valparaiso die Heimreise nach Europa angetreten. * Der österreichische Thronfolger ist -um Besuch des bayrischen Königspaares in München etngetrofsen. * Der österreichische Minister des Aeußeren, GrafBerch- told, ist in Abbazzia mit dem italienischen Au ßenminister di San Giuliano zusammenge troffen. Die englische Arbeiterpartei beschloß, im Par lament künftighin unabhängig von den Li beralen vorzugehen. * Die Bereinigten Staaten haben ihre gesamte Kriegsflotte nach Mexikko entsandt.*) »> NLHrre« steh, an andrer Still,. Das äeuHche Volksvermögen. Dem Bundesrat liegt augenblicklich eine Vor- läge Über AusMhruwgsLestimmungen gu einer Wchrbeitragsstatistilk zur BofchluUassung vor. Diese Statistik soll lediglich eine zuverlässige Er mittlung des deutschen Volkeoevmögen» ermöglichen. Di« Absicht vteiser Borlags wird auch billigen, wer die Schwierigkeiten der Ausführung nicht verkennt. Nie mals ist in Deutschland der Sinn für Stastik entwickelter, das Interesse fiir die Höhe des Volk-Vermögens allgemeiner gewesen als gerade heute. Wir hatten in der Zeit von sieben Jahren zwei Finanzreformen und den Wchrbeitvag: es lag nahe, daß man zu wissen begehrte, wie breit die Schultern feien, die solche Lasten zu tragen hatten. Im Jahre 1909 veröffentlichte Steinmann-Wucher seine Auf sehen erregende Berechnung, nach der das deutsche Volks vermögen, bis dahin auf etwa 209 Milliarden geschätzt', nicht weniger als 380 Milliarden betrage, womit es nur noch hinter dem amerikanischen Gesamibesitz zurück- gestanden, den englischen und französischen aber weit Über flügelt hätte. Wahrscheinlich war diese Schätzung über trieben: die Frage aber, einmal gestellt, wurde fast leidenschaftlich -erörtert. Praktisch wurde sie durch den Wehrbeitrag. Da der Wehrbeitrag die erst« Steuer ist, die im ganzen Reich und gleichzeitig unmittelbar vom Vermögen gezahlt wird, hängt sein ganzer Erfolg davon ab, Zrühlingsfahrt. Humoristische Skizze von Carl Mallanl. Nachdr <k vrrbotrn Frühling in den bayrischen Vovalpen! Die Natur erwacht unter dem mütterlichen «Kuh der Sonn« und Wolken gelben Blütenstandes schweben gleich Mückenschwärmen in den weichen Lüften. Das fahle Geld der Wiesen, die den Hang hinab zum Tann feiten und den steinigen M,erg- weg säumen, wird wieder grün und in den Zweigen und Büscher läßt sich das erste Piepsen eifriger Nesthauer ver nehmen. Noch ist keine Zeit zum Singifang. Erst heißt es schaffen und den Unterschlupf bereiten. Am Rande sitzt die Krähe und man spütt es ihn an, sie ist mit dem er wachenden Frühling wählerisch geworden, al» noch vor kurzem, da Schnee und Eis die Scholle überdeckte. Ein harte» Knarren wird laut und «in Klappern von Pferde hufen. Der auf dem Kutschersitz hält die Zügel knapp und zieht die Bremse scharf an. Denn der Pfad ist steil; und doch blicken ein Paar scharfer Augen ab und zu hinunter zum blauen See zwischen dem hügeligen Gelände. Und in den Augen ist ein leises Flimmern, dasselbe Elänzen, wie es die Jrühlingslust an sich hat. Wie der hochräderige Mersitze-r um «ine Krümmung biegt — steht dort zur Seite ein junge», anmutige» Weib, halb ländlich, halb städtisch gekleidet, und lacht dem Wagen und seinem Lenker früh- lich entgegen: Grüß dich Gott, Han»! Der macht ein über raschte» Gesicht, pfeift leicht durch die Zähne, lacht dann und zügelt die beiden Füchse mit einem lauten Brr! Ach steh da, sagte er dann, du hier, Maret! Ich Habe dich «nfft unten am See vermutet! Komm, sitz mit auf. Der Wagen geht eh' zu leicht. Da» Mädel setzt den Fuß auf die schmal« Trtttstufe und von seinem kräftigen Arm unterstützt, ist sie ob seine Schöpfer das deutsche Vo'ksvermögen zutreffend geschätzt halben. Auch in Zukunft wird es nicht nur für die Beurteilung der Steuerffähigkeft, sondern für unser wirtschaftliches Selbstvertrauen und unser Ansehen unter den Wikern von Bedeutung sein, wie unser Gchamtbesitz bewertet wird. Unter der Voraussetzung freilich: daß die Berechnung Vertrauen verdient. Darauf kommt es an. Natürlich kann auch das gewissenhafteste Verfahren kein fehlerfreies Ergebnis liefern. Auch die von R«ichs- wegen durchgesührt« Berechnung fußt, wie die Stastiker der Bundesstaaten, auf den Erträgen einer Steuer; unrichtige Angaben und di« unvermeidlichen Irrtümer bei der Schätzung des steuerfreien Besitzes werden immer wieder das Endergebnis unsicher machen. Auch künftig werden wir zugeben müssen, daß ein Irrtum um zehn, ja dreißig Mil liarden möglich ist. . . . Dennoch wird diese amtliche Berechnung allen bis herigen überlegen sein. Nicht weil sie eine unbedingt zu verlässige Zahl ermittelt: sondern weil sie unparteiisch und sachlich ist. Wir haben der wilden Schätzungen schon mehr als zuviel. Das Wort vom reichen Deutschland ist ein Schlagwort geworden, das ungeprüft hingenommen wird. Wer vergleicht etwa das Mr die preußische Er- gänzungssteu«r im Jahre 1911 ermittelte Vermögen mit den Grundlagen des Wehrbeitrages von 1914. Da in den Jahren da» Gesamtvermögen natürlich wächst, so schließt man daraus, noch ehe sichere Zahlen veröffentlicht sind, ein unerwartet reiches Ergebnis de» Wehrbeitrages; und daraus wieder eine ungeahnte Höhe des deutschen Volksbe sitzes. Di« Ehrlichkeit des Steuerzahler» wird in demselben Maße herabgesetzt, in dem die Milliardenschätzungen zu nehmen. Glaubt man, daß diese Art von Zahlenrausch unser Ansehen erhöht? Daß die Milliarden, di« unberufene Steueroptimisisn überschwänglich verschenken, im Ausland Mr bare Münze genommen werden? Mag die Roichsver- mögensstatistik die Wirklichkeit genau oder nur annähernd treffen — die Hauptsache ist, daß sie nichts will als die Wahrheit. Daß sie die Frage, wie groß das deutsche Volks vermögen sei, der Willkür der Zochlenphantasten, den Sonderabsichten der Parteien und der Ruhmredigkeit der Reichtumspropheten ein Mr allemal entrückt. Dann, aber erst dann, werden wir uns aus da» Ergebnis berufen dürfe«. Spionitis. -st Zeiten politischer Spannung pflegen zumeist auch bei einem großen Teil des Volkes eine gewisse nervöse Gereiztheit auszulösen, die dazu führt, selbst MtäMche Ding« in einem besonderen Lichte zu betrachten. Irgend ein kleine» Ereignis wird zur Staatsaktton aufgebauscht und besonders grassiert in einer solchen Periode Vie Ejpionenfurcht. So ist denn nicht weiter verwunderlich, wenn man jetzt in den Staaten de» Dreibundver- band es derartige Erscheinungen wahrnimmt, ständig kommen Nachrichten au» den ihm zugehörenden Ländern über Verhaftungen von Spionen oder Zwischenfälle der ver schiedensten Art. Was hierbei an Erfindungsgabe geleistet wird, spottet jeder Beschreibung. Was soll man sagen, wenn die zur Genüge bekannte Nawoje Wrmja «inen scharfen Hetzartikel gegen Deutschland losläßt, well — im deutschen Gymnasium in Sharkow «ine Vorlesung ge halten wurde mit dem Thema: Die Firma Krupp und di» enorme Entwicklung der deutschen- Geschützindustrie im letzten Jahrzehnt. Das B'att eMickt darin eine offensicht liche Reklame für das Haus Krupp und behauptet, daß dieses den Eindruck verwischen wolle, den di« Putilow-GntHLl- lungen der letzten Wochen verursacht hätten. Aehnllichs Sachen verbricht man inFrankreich, moder Exelsior die wunderbare Mär zu melden weiß, daß eine bekannte deutsche Sektsivma in Reims neue Kellereien errichten wolle, die sich bis zum Schnittpunkt einer strategischen Bahnlinie aus dehnen sollen, so daß das Haus in der Lage wäre, bei einer Mobilisation die gesamte Bahnlinie zu zerstören. Wahr scheinlich wird man demnächst, w.nn in der Kellerei mal «in Pfropfen von einer Flasche abspringt, den Knall Mr das dumpfe Rollen der da unten ausgestellten preußischen Kanonen halten. In Rambouillet hinwiederum hat man ein«n Mann verhaftet, der sich durch irgend etwa» ver dächtig gemacht hatte. Man fand bei seiner Durchsuchung ein äußerst ausführliches Tagebuch, da», wie man ver mutet, in deutscher Sprach« -abgefaßt war. Man vsr» Mutet es aber nur und weih nicht genau, ob es nicht vielleicht auch «ine anders Sprache sein kann. Natürlich wird die Nachricht trotzdem veröffentlicht unter der Über schrift: Ein deutscher ^pion. Es erinnert da» an den Patriarchen im Nathan der Weisse: Tut nichts, der Jude * wird verbrannt. Auch dis Behandlung, di« dem bekannten Sportsmann Berliner im Rußland zuteil geworden ist, der jetzt tatsächlich wegen Spionage vor Gericht gestellt werden soll, spricht Bände. Neuerdings bekommt man e» auch wieder in England mit der Angst zu tun, und fo weiß ein sonst ganz ernsthaftes Blatt zu melden, von Ham burg aus würden in den englischem Häsen Nachforschungen über minderbemittelte Marineoffizier« angestellt, um Per sönlichkeiten zu finden, Vie Mr Spionagedienste eventuell zu haben wären. Es ist nichts so dumm, als daß es nicht ge- iglaubr würde, und so steht es leider außer Frage, daß all» dies« Treibereien ihre Wirkung nicht verfehlen Werden. Auch an solchen kleinen Dingen sieht man, daß wir aller Voraussicht mach recht bewegten Zetten entgegengchen. Politische Tagesschau. Aue 15. April. * Ain« Berschlechternng im Befinde» de» Groß. Herzog» vo« Mecklenburg-Strelitz. Am Hofe zu Neustre litz ist man wegen des Gesundheitszustandes des Groß- Herzogs, der sich kürzlich einer Darmoperation unter ziehen mußte, einigermaßen besorgt. Der offizielle Hofbericht bezeichnet zwar das Allgemeinbefinden de» Kranken als gut, aber in der Umgebung de» Großherzig» Weitz man, daß seine Nächt« schlaflos und sehr unruhig verlaufen. * Bevorstehender Verfonalwechfel in der deutsche« Diplomatie. Die Tägliche Rundschau bringt in sehr ge- mit einem Ruck oben und der Ruck ist iso stark, daß die Marei gleich neben ihrem Hans zu fitzen kommt. Ihrem? Nein, so weit sind die zwei noch nicht. Erst geht es noch drum herum; Magst mi — magst mi met — na, i mag die net — aber vielleicht tat i di mögen. Das alte, qftgespielte, immer neue Epi«! halb versagender, halb gowiährender Liebe ist es, das die Leiden treiben. Daß sie ohne bei ihm aufsaß, das konnte jedweder sehen. Des Landes ists so der Brauch, hat einer einen Wagen, auf dem Platz ist, so geht der Freund oder die — Freundin nicht nebenher. Wo hinaus geht denn di« Fahrt? Und ihre seefarbenen runden Augen lachen zur Seite. Leicht wieder zum Seehofer? So scherzhaft die Frage ist, sie läßt doch ein« gewisse Spannung herausfühlen und «in Hoffen, daß die Antwort kein Ja sein möchte. Zum Seehofer? Hans schnalzt leicht mit der Zung«: Aber freilich, Marei, i» doch der Seehof justament neben der Bahn und der Lenz macht schon mächtig warm und a gut» Bier hat» dort allemal . . . Freili, freili, sagt die Marei, und ihr« Augen schaun grad au» wie der Starnbergersee, wenn der Wind von Seeshaupt kommt, so fuchtig, daß mttn nur ge rade auf die grauen Wellen warten braucht, und die Schaumflocken, die drüber stieben, wenn es stärker weht. Freili, mußt beim Sechdf anhalten, was tät' denn auch die schwarze' Liss' von dir denken, wennst vürbeifahren tätst! Soo —meint der Hans, und fitzt dem Sattelpferd von recht» hinten an die Lenden, daß der Wagen einen Rumpler macht. Bet ihm schäumt der See bereits I Natür lich — a Wunder — hast auch schon gehört von dem Gerrd? Hätte Han» jetzt gesagt Larifari oder i» a rocht dumme» Derod, a saudumme» oder so und ähnlich i— di« schönste Sonn« hätte, wieder über die Wasser geschienen, und am End Hätten di« alten Fichten hernach wo» zu «den ge habt und iim geuuchate« Gleichmaß ihre Wtpsel geschüttelt: S' is immer das gleiche, i» immer das gleiche — sind halt! Menschen — Menschen, ganz junge Leut, und im Wald ge blieben das Geheimnis von zwei Verliebten, die sich am ersten sonnigen Lenztag einen Schwur getan hätten und mit vier roten Siegeln verbrieft. Wer nein, wie «s halt grad /find, so Lisbesleut — was die einfachste Sach pon der Welt ist, wenn nicht harte Väter und eingebildet« Mütter dazwischen sind >— wo der schnurgeradeste Weg hin- führt zum Ziel — da müssens über Gräber und Schroffen klettern (rein bildlich natürlich) und verriegeln sich selber die Tür zur alsbaldigen Glückseligkeit- S' is doch grad, wie dahinten in die Berg, wenn -der Auerhahn balzt und die Henn guckt ihm zu und tut wer weiß wie weit weg. Sie weih akkurrat, daß es ihretwegen ist, wenn der Hahn so kullerr und so tolle Sprung tut. Aber denkst, sie läßt es ihm merken, wo er es doch selber wettz, daß sie nur darauf lauert, wann sein Schuhplattler und sein GSfangl ein End haben? Wo «r e» doch weiß, daß sie darauf wart'! Da» ist alle» nur Leilfpielsmäßig. Was also der -ans waren und die Marei — M haben'» eben auch so getan und sind umeinander herumgegangen, wie die Katz um den stedigen Brei, weil's st« sich gar so gut haben leiden mögen. So hat -also der Han» weder Larifari gesagt, noch hat er'» Mädel beim Kops genommen und ihm den epsten Kuh gegeben, sondern er hat ganz ernst und str-eng ausgesehon und Hat so leichthin gesagt: Menn du mich hält auch auf- zlehm willst mit der ischwarzen Lies, so muß ich doch nach her die Dirn «mal selber fragen, wie sie zu dem Gerch denft. Man könnt'» ordentlich eschen, wie der Maret da» Wort in« Herz gefahren ist. St« hat doch -Mußt, dar Hans hat mich gern — ober trau einer (oder nur gar a Modal!) dem Trift oder dem Mannevolk! E» ist wie beim Tdrock- Mielen: Nicht» Gewisse» weih man nicht. Ihre blauen Seherin Haben sich mit einem Schleier umzogen, wie die