Volltext Seite (XML)
'«Etz Nr. 108 Sonnabend, den 11. Mai 1S2S 84. Jahrgang ahllokale sind von 8 Llhr ab geöffnet _ Zernsprecher Am« VIschof»werda Nr. 444 und 445. Nm Fall« höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störung d«, Betriebe» der Zeitung oder der »esörderungselnrich- nmgen — ha« der Bezieh« keinen Ansmuch au» Liefern, LrscheinumM^se- Seden verrtaa -ckend» für den folgende Tag. Bezug»pr^ fw di« Z*it «inr» bald«« Monats: Frei in»-au- halbmonatlich Mk. 120, beim »holen in der Ä-schästestelle ruSchenwch i» Pf,. Einzelnummer 10 vfa. (Sonnabend, und Sonntagonummer 1v Psg.) zum Wällen und bei Regen oder Kält« zu schlecht dazu ist. Aber gerade sie sind dann die ersten, die bei einem infolge ihrer Wahlfaulheit für das Bürgertum ungünstigen Wahl ausfall am lautesten nörgeln und über die „Schlappheit" der bürgerlichen Parteien räsonieren. Eine andere Gruppe sind die Aengstlichen und Verantwortungslosen, die nicht zur Wakst gehen, weil sie Furcht vor dem Terror der Linksradikalen haben und die, vielfach Geschäftsleute, meinen, sie könnten sich eben als Geschäftsleute keine parteipolitische Betätigung erlau» den. Das brauchen sie ja auch gar nicht, denn die Wahl ist bekanntlich geheim und schließlich bedeutet Fernhalten von öffentlicher parteipolitischer Betätigung noch lang« keinen Verzicht auf politische Gesinnung. Das sind übrigens die selben, die bei kommunistischen Sammlungen ängstlich ihren Beitrag geben als eine Art vermeintlicher indirekter Schau- frnsteroersicherung und die treu und brav ihre Inseraten gelder den linksradikalen Parteiblättern zufließen lassen und damit ihre Verderber auf Umwegen stäken. Und doch werden sie in einer Art ausgleichenden Gerechtigkeit gewiß die ersten fein, denen bei Straßentumulten Zeignerscher Prägung der Mob die Schaufenster zerschlägt. Die letzte Gruppe endlich ist auch die gefährlichste, weil sie am schwersten zur Einsicht zu bringen ist. Das sind d i e politisch Verrannten, die aus „Ueberzeugung" der Wahl fernbleiben, weil sie das augenblicklich bei uns herr schende parlamentarische System ablehnen. Wie töricht, ja geradezu verantwortungslos eine solche Einstellung ist, er gibt sich schon aus der bloßen Ueberlegung, daß bei konse- AleukirH und Almgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadtund Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte» Sonntagsblatt / Heimatkundliche Beilage / Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage / Iugendpoft. Druck und B«Iag > von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Rr. 54 Der Nerleilungsplan für England unannehmbar. Loudon, S. Mai. Auf die Frag«, ob sich di« Anständig keit des Reparationssachverständigenaurschusses auch auf Abänderungen im Verteilungsschema von Spa erstreckt, und ob di« Regierung ihre Vertreter im Ausschuß über ihre An sichten in dieser Frage unterrichtet habe, erklärte in den heu tigen Unlechaussitzung Churchill: Der SachverflSadigeaau-fchuß, der gegenwärtig in Pa rt, lagt, fehl sich au« unabhängigen Vertreter» der verfchi«- denea beteillgteu Länder zusammen. Ich habe mich natürlich während der ausgedehnten Verhandlungen la Zählung mit den brMschea DetzMoasmitgllÄera schalten. Vir habea jedoch ulemals besmnmle Instruktionen au dies« tzerreu ge schickt «ad wir wolle» da, auch bei dieser Gelegenheit alchl tun. Die Beschlüsse der Sachverständigen binden in keiner weise die ReAernng. di« vollstäudig frei bleibt und ihre eigenen Eatschlleßnagea über die Arbeite« und die Empfeh lungen des Sachverfiäadigeuausfchustes fasten «ick. Ilm Mißverständnisse iu> Auslaad und veaurchiguu- gen im Iulaade zu vermeiden, ist es vielleicht ivüafcheas- wert, daß ich erkläre, daß jene Art von Vorschlägen, die gestern in der press« angcheutet wurde«, «ch unserer Mei- nuag unannehmbar find «ad daß di« Regiervag sie sich unter kelaen Umständen zu eiaea machen wird. ausgesprochen schlechten Willen» in der Abrüstungsfrage «- geben haben. Der Reichsaußenminister konnte nicht umhnn, seiner tiefen Enttäuschung über den Gang der Genfer Ab rüstungsverhandlungen auch in diesem Kreise Ausdruck zu geben. Selbstverständlich bietet es für Deutschland kein« Ausgleich, daß die großen Seemächte jetzt ernstlich daran zu gehen scheinen, sich über die Beschränkung der Seerüstung« zu verständigen. Denn die Zugeständnisse, die man Frank reich und den anderen europäischen Militärmächten in der Frage der Anrechnung der ausgebildeten Reserven und der unbegrenzten Erzeugung von Kriegsmaterial «macht hat, sind geeignet, jede wirkliche Abrüstung zu hintertreiben. So ist die Bilanz der Stresemannschen Rede für Deutschland recht negativ. Eine gewaltige Enttäuschung in der Ab rüstungsfrage, ein« vage Hoffnung in der Reparationsfrage, die von anderen deutschen Kreisen noch nicht einmal als eine Hoffnung gewertet werden kann. Das ist in der Tat «in trübes Fazit der deutschen Außenpolitik. Stresemanns Bilanz. Bersin, 10. Mai. (Eigene Meldung.) Die Rede, die Reichsaußenminister Dr. Stresemann Mittwoch abend im Verein der ausländischen Presse in Berlin gehalten hat, die wegen der Teilnahme des gesamten diplomatischen Korps als ein besonders politisches Ereignis bewertet werden muß, hat in politischen Berliner Kreisen insofern Aufsehen erregt, als der Reichsaußenminister sich diesmal von einer ziemlich pessimistischen Grundeinstellung leiten ließ. Der Vorsit zende des Vereins ausländischer Presse hatte die Person Stresemanns als Gewähr dafür bezeichnet, daß die deutsche Außenpolitik trotz mancher Enttäuschungen das Ziel der Völkerverständigung unbeirrt weiterverfolaen werde. Der Reichsaußenminister Hot in seinen Schlußworten dagegen geltend gemacht, daß die Reihen der Anhänger der Völker verständigung in Deutschland sich um so eher lichten wür den, je unerträglicher die Enttäuschungen werden. Man hätte nur gewünscht, daß Stresemann diesen sehr richtigen Gedanken etwas schärfer herausgearbeitet und etwas mehr in den Mittelpunkt seiner Darlegungen gerückt hätte. Denn nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist man in großen Teilen des Auslandes offenbar immer noch der Meinung, inan könne dem deutschen Volke neue Demütigungen in un- beschränkter Zahl zumuten und alles immer wieder dadurch gutmachen, daß man ihm in Worten, die nichts kosten, seinen Friedenswillen und seine Bravheit bescheinigt. Es war selbstverständlich, daß Stresemann hinsichtlich der nun in ihr entscheidendes Stadium tretenden Pariser Verhandlungen die größte Zurückhaltung sich auferlegte. Stresemann gab aber seiner Hoffnung Ausdruck, daß die Pa- riser Verhandlungen doch mich zu einem günstigen Ende geführt würden und daß dann «in großer Schritt getan wäre, der die Lösung internationaler wirtschaftlicher Auf gabe,« oorbereiten und die Regelung der politisch«, Rest- fragen in die Wege leiten würde. Dies« Anspielung auf di« Rheinlandräumung ist sicherlich in diesem Kreise überall verstanden worden; man muß nur immer wieder seinem Erstaunen darüber Ausdruck geben, daß die in Genf begon nenen Verhandlungen nach dem Vorstoß des Reichskanzlers sofort wieder ins Stocken geraten sind. Auch Stresemann weiß, daß in den französischen Forderungen nach einer Kon- trolle des Rheinlandes über das Jahr 1SSS hinaus die Ge- fahren recht schwerer Verwicklungen liegen. Deutschland hat un, so größeren Anlaß zur Vorsicht, als die Siegermächte des Weltkrieaes soeben in Gent ein Zeichen quenter Durchsetzung diese« Standpunkte« im bürgerlich« Lager der Staat und damit unser aller Schicksal schtchlos der radikalen Willkür ausgeliefert würde. Da« hieße ckirkllch Teufel durch Beelzebub austreiben! Nein, helfen und bell«« kann nur der, der mitarbeitet und nicht der, der schmollend und grollend beiseite steht. Eins haben aber alle diese Gruppen der NichtwMer — bei der letzten Wahl waren es insgesamt eine Million von 3,3 Millionen Wahlberechtigten! — gemeinsam: ste alle wählen, wenn auch nicht direkt, so doch indirekt mit, und zwar wählen sie alle ihre ärgsten Feinde, die Linksradikalen, denen sie durch ihre Dahl«nt» Haltung zu stärkerer Stellung im Landtag verhelfen. Willst du das aber, sächsischer Bürgers Willst du « diesen Bequemen, Lauen, Verantwortungslosen oder poll- tisch Verrannten gehören, willst du, daß wieder aussöstia» Pöbelhaufen plündernd durch die Straßen zichen, soll« an« jüngst am roten 1. Mai in Berlin die Städte widerholl« vom Bürgerkrieg, willst du vollends zu Tode gesteuert und so auf kaltem Wege enteignet werden? — Red,, sicherlich nicht! Wenn du das wirklich und ernstlich n i ch t willst, sächsischer Bürger, dann besinn« dich auf deine vornehmste Pflicht, dann gehe zur Wahl und bewahre so dein Sachsen» land vor roter Willkür und Mißwirtschaft, vor dem barsche« wistischen Chaos. In eure Hand, Nichtwähler, ist das Schick sal Sachsens gegeben, denn ihr verfügt über 30 Mandate. Seid euch der Schwere dieser Verantwortung bewußt und wählt, wählt eine der staatserhaltenden bürgerlich« Par teien! Auzrlgenprel» (in Reichsmark): Li« 44 um» breit« einspaltig« Millimetrrzeil« 10 Pfg, örtlich« Anz«ig«n 8 Psg.« Sm L«MU di« - . . - .. - ° — — W mm brrite M meirrzeil« 80 Pfg. Für bim Erscheinen von « Ä?.— h°i d«r vrziihrr keinen Anspruch auf Lieferung oder Anzeigen in bestimmt«« Nummern und an bestimmte« Plistm Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de» Bezugspreis«. kein« Gewähr. — Erfüllungsort Bischofmoerdcü So Feind in den eigenen Reihen. Mit erfreulicher Entschiedenheit haben die staatsbürger lichen Parteien Sachsens im Wahlkampf die Linie der ge meinsamen Front gegen links, gegen den sozialistisch-kom munistischen Radikalismus gezogen. Für Ruhe und Ord nung, für Weiterverfolgung des bisherigen besonnenen Kur- ses der sächsischen Staatspolitik, für Fortführung der wohl langsamen, aber stetigen Konsolidierung Sachsens und der sächsischen Wirtschaft geht ihr Kampf und damit gegen die umstürzlerische« Klafsenkampfabstchten der Linksradikalen Zeignerscher und Moskauer Färbung. Doch mit dieser Frontziehung ist es allein noch nicht getan, denn der Feind steht nicht nur links, sondern eine weit verhängnisvollere Front zieht sich quer durch die bürgerlichen Reihen. Das ist die Front der politischen und staatsbürgerlichen Dumm- beit und Bequemlichkeit, um nicht zu sagen, Faulheit, die Front der Feigheit, Gewisienlosigkeit und politischen Ver- ranntheit, also mit einem Wort gesagt: die Front der Nichtwählv- Und diese Nichtwähler sind nicht etwa, wie man bei einem angeblich politisch reifen und durch die Schrecken der Zeigner-Aera doch wahrlich empfindlich ge- warnten Bürgertmn wie dem sächsischen annehmen sollte, ein kleines unbedeutendes Häuflein, nein, sie bilden eine der stärksten Grupp« der Wahlberechtigten, oder richtig der Wahlpslichtigen. War doch bei der letzt« Land- iagswahl fast ein Drittel dieser WakLpflichtigen d«r Urne ferngeblieben, und hatte dadurch eine einwandfrei« und feste bürgerliche Mehrheit verhindert. Denn bei der straffen Disziplin der sozialistisch-kommunistischen Wählermassen wird man mindesten» SO v. H. der Wahlsäumig« dem Bür gertum zurechnen müssen. Sehen wir uns nun einmal die verschiedenen Arien an, aus denen sich dies« so unerfreuliche und verderbliche Front der Nichtwähler zusammen etzt. Da sind einmal d i e Dumpfen und Stumpfen, die Bequemen und Faulen, di« nichts aus ihrer Uninteressiertheit heraus reißen kann, denen bei Sonnenschein das Wetter zu schön Tagesschau * Aw tzimmelfahrwtag traten kn Sachse« und in fast allen Teilen Deutschland» schwere Gewitter auf, die teilweise zu Mol- keobruch übergingen. Auch au« der Schwel, und an» Ungarn werde« Unwetter gemeldet. Dr. Herme«, der Führer der deutschen Delegation für die deutsch-polnisch« haudel»vertrag»verhaadlungen gab in der Sitzung de» Wirtschast»rat» in Genf eine Erklärung ab, in der er Deutsch land» aufrichtigen Wunsch betonte, baldigst zu einer Verständigung zu gelangen, die iu dem Augenblick möglich sein wird, wo beide Länder sowohl eiue Regelung de» wareoslronm au» Polen nach Deutschland wie de»jeulgeu au» Polen nach Deutschland vereinbart haben werden. Donner»tag vormittag wurde eine Sitzung de» englischen Ka binett» abgehalten, tu der die Reparationsvorschläge Owen D. Young» erörtert wurden. * 2m englische« Unterhaus« erklärte Lhurchill, die Regierung werde uuler keines Umständen die am Mittwoch angekündigken Leparatlonsvorschläge an nehmen. Da» auf dem Flug von Prag nach Rotterdam befindliche Flug- zeug der Tschechoslowakischen Luftverkehrsgesellschaft wurde bei einer Notlandung in der Nähe von Kassel zerstört. Dabei kamen ein Fluggast, der Führer und der Vordmonteur um» Leben. Schoa sei« einigen Monaten herrscht im wilnaer Land infolge -er voHSHrigeo Mißernte eine Hungersnot, von der über 1Z0 000 Personen ernstlich bedroht find. Da die Regierung»hilse von bis her über zwei Millionen Zloty nicht ausreicht, veröffentlichen die Warschauer Plätter eiaea Aufruf zu privater Hilfe. * Ja der ungarischen Gemeinde Megyaso find durch einen Braud 88 Wohnhäuser mit sämtlichen Nebengebäuden eingeäscherl worden. *) Ausführliche» an anderer Stelle. DerSSMeLrMer TvgeLM firIWoßwerda Aleukirch und Almgegend Einzige Tageszeitung im Amtsgerlchkbeztrk Bischofswerda und de» angrenzenden Gebieten S« Sächsische Erzähtzr tst da, zmDeröffentlichung der amtlich« Bekannt machungen der Amtshaupstuannfchast. de» Arbeitsgericht» und de» Haupt- zollamts zuBautzeu, des AMigericht», de» Finanzamts, der Schulinspektion und de» Stadtrat» -u Bischofswerda behördlichersett» bestimmte Blatt Ltm S Llhr nachmittags ist am kommenden Sonntag Schluß -er La«--1 tagswahl. Leder wähle daher so frühzeitig als möglich, am Vesten in-en ersten Vormittagsstunden. Oie